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Read Ebook: Der Tod des Tizian. Idylle. Zwei Dichtungen by Hofmannsthal Hugo Von

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Ebook has 152 lines and 9353 words, and 4 pages

Und dass wir eures Haares Duft und Schein Und eurer Formen mattes Elfenbein Und goldne G?rtel, die euch weich umwinden, So wie Musik und wie ein Gl?ck empfinden -- Das macht: Er lehrte uns die Dinge sehen ...

bitter

Und das wird man da drunten nie verstehen!

GIANINO

zu den M?dchen

Ist er allein? Soll niemand zu ihm gehen?

LAVINIA

Bleibt alle hier. Er will jetzt niemand sehen.

DESIDERIO

Vom Schaffen beben ihm der Seele Saiten, Und jeder Laut beleidigt die geweihten!

TIZIANELLO

O, k?m ihm jetzt der Tod, mit sanftem Neigen, In dieser sch?nen Trunkenheit, im Schweigen!

PARIS

Allein das Bild? Vollendet er das Bild?

ANTONIO

Was wird es werden?

BATISTA

Kann man es erkennen?

LAVINIA

Wir werden ihnen unsre Haltung nennen. Ich bin die G?ttin Venus, diese war So sch?n, dass ihre Sch?nheit trunken machte.

CASSANDRA

Mich malte er, wie ich verstohlen lachte, Von vielen K?ssen feucht das offne Haar.

LISA

Ich halte eine Puppe in den H?nden, Die ganz verh?llt ist und verschleiert ganz, Und sehe sie mir scheu verlangend an: Denn diese Puppe ist der grosse Pan, Ein Gott, Der das Geheimnis ist von allem Leben. Den halt ich in den Armen wie ein Kind. Doch ringsum f?hl ich r?tselhaftes Weben, Und mich verwirrt der laue Abendwind.

LAVINIA

Mich spiegelt still und wonnevoll der Teich.

CASSANDRA

Mir k?sst den Fuss der Rasen k?hl und weich.

LISA

Schwergolden gl?ht die Sonne, die sich wendet: Das ist das Bild, und morgen ists vollendet.

LAVINIA

Indes er so dem Leben Leben gab, Sprach er mit Ruhe viel von seinem Grab. Im bl?ulich bebenden schwarzgr?nen Hain Am weissen Strand will er begraben sein: Wo dichtverschlungen viele Pflanzen stehen, Gedankenlos im Werden und Vergehen, Und alle Dinge ihrer selbst vergessen, Und wo am Meere, das sich tr?umend regt, Der leise Puls des stummen Lebens schl?gt.

PARIS

Er will im Unbewussten untersinken, Und wir, wir sollen seine Seele trinken In des lebendgen Lebens lichtem Wein, Und wo wir Sch?nheit sehen, wird Er sein!

DESIDERIO

Er aber hat die Sch?nheit stets gesehen, Und jeder Augenblick war ihm Erf?llung, Indessen wir zu schaffen nicht verstehen Und hilflos harren m?ssen der Enth?llung ... Und unsre Gegenwart ist tr?b und leer, Kommt uns die Weihe nicht von aussen her. Ja, h?tte der nicht seine Liebessorgen, Die ihm mit Rot und Schwarz das Heute f?rben. Und h?tte jener nicht den Traum von morgen Mit leuchtender Erwartung, Gl?ck zu werben, Und h?tte jeder nicht ein heimlich Bangen Von irgend etwas und ein still Verlangen Nach irgend etwas und Erregung viel Mit innrer Lichter buntem Farbenspiel Und irgend etwas, das zu kommen s?umt, Wovon die Seele ihm phantastisch tr?umt, Und irgend etwas, das zu Ende geht, Wovon ein Schmerz verkl?rend ihn durchweht --: So lebten wir in D?mmerung dahin, Und unser Leben h?tte keinen Sinn ...

Die aber wie der Meister sind, die gehen, Und Sch?nheit wird und Sinn, wohin sie sehen.

Idylle

Nach einem antiken Vasenbild: Zentaur mit verwundeter Frau am Rand eines Flusses.

Der Schauplatz im B?cklinschen Stil. Eine offene Dorfschmiede. Dahinter das Haus, im Hintergrunde ein Fluss. Der Schmied an der Arbeit, sein Weib m?ssig an die T?re gelehnt, die von der Schmiede ins Haus f?hrt. Auf dem Boden spielt ein blondes kleines Kind mit einer zahmen Krabbe. In einer Nische ein Weinschlauch, ein paar frische Feigen und Melonenschalen.

DER SCHMIED

Wohin verlieren dir die sinnenden Gedanken sich, Indes du schweigend mir das Werk, feindselig fast, Mit solchen Lippen, leise zuckenden, beschaust?

DIE FRAU

Im bl?tenweissen, kleinen Garten sass ich oft, Den Blick aufs v?terliche Handwerk hingewandt, Das nette Werk des T?pfers: wie der Scheibe da, Der surrenden im Kreis, die edle Form entstieg, Im stillen Werden einer zarten Blume gleich, Mit k?hlem Glanz des Elfenbeins. Darauf erschuf Der Vater Henkel, mit Akanthusblatt geziert, Und ein Akanthus-, ein Olivenkranz wohl auch Umlief als dunkelroter Schmuck des Kruges Rand. Den sch?nen K?rper dann belebte er mit Reigenkranz Der Horen, der vor?berschwebend lebenspendenden. Er schuf, gestreckt auf k?nigliche Ruhebank, Der Ph?dra wundervollen Leib, von Sehnsucht matt, Und dr?ber flatternd Eros, der mit s?sser Qual die Glieder f?llt. Gewaltgen Kr?gen liebte er ein Bacchusfest Zum Schmuck zu geben, wo der Purpurtraubensaft Aufspr?hte unter der M?nade nacktem Fuss Und fliegend Haar und Thyrsusschwung die Luft erf?llt. Auf Totenurnen war Persephoneias hohes Bild, Die mit den seelenlosen, roten Augen schaut Und, Blumen des Vergessens, Mohn, im heiligen Haar, Das lebenfremde, asphodelische Gefilde tritt. Des Redens w?r kein Ende, z?hlt ich alle auf, Die g?ttlichen, an deren sch?nem Leben ich -- Zum zweiten Male lebend, was gebildet war --, An deren Gram und Hass und Liebeslust Und wechselndem Erlebnis jeder Art Ich also Anteil hatte, ich, ein Kind, Die mir mit halbverstandener Gef?hle Hauch Anr?hrten meiner Seele tiefstes Saitenspiel, Dass mir zuweilen war, als h?tte ich im Schlaf Die stets verborgenen Mysterien durchirrt Von Lust und Leid, Erkennende mit wachem Aug, Davon, an dieses Sonnenlicht zur?ckgekehrt, Mir mahnendes Gedenken andern Lebens bleibt Und eine Fremde, Ausgeschlossne aus mir macht In dieser n?hrenden, lebendgen Luft der Welt.

DER SCHMIED

Den Sinn des Seins verwirrte allzu vieler M?ssiggang Dem sch?n gesinnten, gern vertr?umten Kind, mich d?nkt. Und jene Ehrfurcht fehlte, die zu trennen weiss, Was G?ttern ziemt, was Menschen! Wie Semele dies, Die t?richt fordernde, vergehend erst begriff. Des Gatten Handwerk lerne heilig halten du, Das aus des m?tterlichen Grundes Eingeweiden stammt Und, sich die hundertarmig Ungeb?ndigte, Die Flamme, unterwerfend, klug und kraftvoll wirkt.

DIE FRAU

Die Flamme anzusehen, lockts mich immer neu, Die wechselnde, mit heissem Hauch berauschende.

DER SCHMIED

Vielmehr erfreue Anblick dich des Werks! Die Waffen sieh, der Pflugschar heilige H?rte auch, Und dieses Beil, das wilde B?ume uns zur H?tte f?gt. So schafft der Schmied, was alles andre schaffen soll. Wo duftig aufgeworfne Scholle Samen trinkt Und gelbes Korn der Sichel dann entgegenquillt, Wo zwischen stillen St?mmen nach dem scheuen Wild Der Pfeil hinschwirrt und t?dlich in den Nacken schl?gt, Wo harter Huf von Rossen staubaufwirbelnd dr?hnt Und rasche R?der rollen zwischen Stadt und Stadt, Wo der gewaltig klirrende, der M?nnerstreit Die hohe liederwerte M?nnlichkeit enth?llt: Da wirk ich fort und halt umwunden so die Welt Mit starken Spuren meines Tuens, weil es t?chtig ist.

Pause.

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