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Read Ebook: Krawall: Lustige Geschichten by Thoma Ludwig

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Ebook has 1373 lines and 41715 words, and 28 pages

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Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe so weit wie m?glich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Einige Textstellen in hochdeutscher Standardsprache sind stark regional gef?rbt; diese wurden nicht ver?ndert, sofern der Sinn des Textes allgemein verst?ndlich bleibt. Gleiches gilt f?r die Passagen in bayerischem Dialekt.

Umlaute in Grossbuchstaben werden als deren Umschreibungen dargestellt. Das Inhaltsverzeichnis wurde vom Bearbeiter an den Anfang des Texts verschoben.

Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt. Besondere Schriftschnitte wurden in der vorliegenden Fassung mit den folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet:

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Krawall

Lustige Geschichten

Inhalt

Seite

Krawall 5

Kaspar Asam 33

Kabale und Liebe 59

Die Fahnenweihe 83

Die Richter 129

Der Bader 151

Der Kindlein 167

Besserung 189

Tante Frieda 207

Die Indianerin 243

Mucki 265

Der L?mmergeier 279

Der Einser 295

Der Vertrag 305

Aus: Kleinstadtgeschichten. Verlag Albert Langen, M?nchen

Jawohl, auch wir D?rnbucher haben unsere Revolution gehabt, oder einen Krawall, und es war damals, wo der Buchdrucker Schmitt, Gott hab ihn selig, als Major von der alten Landwehr vom Messerschmied Simon unter den Tisch geschlagen worden ist und sozusagen bet?ubt war... aber ich will die Geschichte der Reihe nach erz?hlen.

Ihr k?nnt Euch denken, dass wir D?rnbucher Anno 66 einen grossen Hass auf diese Preussen gehabt haben, und wenn der Feind damals bis zu uns gedrungen w?re, dann h?tte es geraucht. Ich weiss noch gut, wie die privilegierte Sch?tzengesellschaft zum Ausr?cken bereit war; und der alte B?chsenmacher Weinzierl ist jeden Tag auf den Kapellenberg gegangen, wo er das Terrain studiert hat. Die B?rgergarde oder Landwehr ?lterer Ordnung, wie man auch sagt, ist zweimal in der Woche ausger?ckt und hat im Buchwald exerziert, und der Major, was der Buchdrucker Schmitt war, Gott hab ihn selig, ist zum Messerschmied Simon gegangen und hat sich ?ffentlich, dass es jeder gesehen hat, den S?bel schleifen lassen.

Ueberhaupt herrschte eine furchtbare Aufregung, und der Provisor von der Marienapotheke hat f?r den Ernstfall ein Sanit?tskorps gebildet, wo er der Vorstand war, und die Frau Landrichter Hefele hat sich auf der Stelle zur Krankenpflege gemeldet, und dann haben sich die meisten Frauen einschreiben lassen.

Alles war bereit, und jeden Tag h?tte es losgehen k?nnen. Einmal hat man geglaubt, es ist schon so weit.

Mitten bei der Nacht hat es auf dem Marktplatz geschossen, zweimal hintereinander. -- --

Beim Spanninger sitzt alles k?sweiss in der Gaststube und still, eine Maus h?tte man laufen h?ren, und der Hausknecht hat die Geistesgegenwart und riegelt das Tor zu, und am Kirchturm schl?gt die Glocke an, weil der Messner Benno die Sch?sse auch vernommen hat, aber es war bloss der alte B?chsenmacher Weinzierl.

Der ist immer mit dem Doppell?ufer ins Wirtshaus gegangen, damit er die Waffe bei der Hand hatte, und auf dem Heimweg hat er sich lebhaft vorgestellt, wie es jetzt w?re, wenn beim Glaser Spannagl ums Eck die Preussen k?men, und er ist aufgefahren und hat geschossen.

Zwei w?ren es gewesen, hat er oft gesagt, und dann Adieu Weib und Kind, denn zum Laden w?re er nicht mehr gekommen. Aber zwei w?ren es gewesen. Das war das einzige Mal, wo auch bei uns so eine Art Kriegsl?rm war; sp?ter hat man nichts mehr geh?rt, und die Preussen sind nicht gekommen.

Uebrigens, dass ich es recht sage, einer war schon anwesend in D?rnbuch. Ein windiger Buchbindergeselle, und der hat das Maul so preussisch spitzen k?nnen, dass es einem siedig heiss geworden ist. Wie die Nachricht von der Schlacht bei Kissingen gekommen ist, da waren viele B?rger im Kollergarten beim Bier und haben ?ber das Ungl?ck geredet.

Auf einmal steht der Schmied Kasenbacher auf und schaut ?ber ein paar B?nke hin?ber, wo der preussische Buchbinder war. Man hat nicht gewusst, lacht er h?hnisch oder lacht er nicht, denn er hat das Maul immer so hinaufgezogen.

,,Himmelkreuzdonnerwetter!" hat der Kasenbacher geflucht, ,,jetzt wenn ich es aber wissen t?te!"

Die B?rger sind aufgesprungen und haben den Preussen umringt, und ein paar Br?uknechte haben schon die Hemd?rmel aufgekrempelt. Aber der Buchbinder ist gegangen, und das war sein Gl?ck, denn wir D?rnbucher haben damals keinen Spass verstanden.

Also ich habe erz?hlen wollen von der Revolution, wie der Messerschmied Simon den Buchdrucker Schmitt, Gott hab ihn selig, unter den Tisch geschlagen hat.

Das war ein Jahr sp?ter, aber es h?ngt mit diesem furchtbaren Hass gegen die Preussen zusammen.

N?mlich Anno 1867 haben wir schon das neue Milit?rgesetz gehabt, und es war die erste Kontrollversammlung angesagt.

Das hat besonders draussen auf dem Land b?ses Blut gemacht.

In D?rnbuch waren die Leute ja vern?nftiger, denn man hat doch eine andere Schulbildung, und man hat seine Zeitung, aber unter den Bauernburschen ist die Rede gegangen, dass jetzt alle preussische Soldaten werden m?ssen.

In Stockach hat es der Pfarrer auf der Kanzel gesagt. Er hat die Arme zum Himmel gehoben, und hat gerufen, dass es wenigstens von dort oben noch weiss und blau herunterschaut, wenn es gleich auf der Welt nicht mehr altbayrisch sein soll.

,,Werdet nicht lutherisch!" hat der geistliche Rat in Sassau gepredigt. ,,Buben, werdet nur ja nicht lutherisch und behaltet Euren heiligen Glauben!"

Und das hat man ?berall geh?rt; in der ganzen Umgegend ist das gleiche gesagt worden, und die einen waren voll Angst, und die andern waren voll Wut. Dass es unter den Bauern nicht mehr richtig war, hat man schon ein paar Wochen vor der Kontrollversammlung gemerkt.

Wenn sie nach D?rnbuch auf die Schranne gekommen sind, haben sie in den Wirtsh?usern Spektakel gemacht und drohende Reden gef?hrt.

Und der Respekt vor der Obrigkeit war ?berhaupt vollst?ndig weg.

In der Post ist ein Bauer zum Beamtentisch hingegangen, wo die Herren ihren Tarock gespielt haben, und er schaut dem Bezirksamtmann in die Karten und klopft ihm auf die Schulter.

,,Du glaubst schon, Du hast alle Tr?mpf in der Hand," sagt er, ,,aber pass auf, ob nicht am End wir das Spiel gewinnen."

,,Sie sind ein Flegel," sagt der Bezirksamtmann, ,,?berhaupt, was wollen Sie?"

,,Manderl!" sagt der Bauer, ,,?berleg Dir die Sach noch, ob ich ein Flegel bin."

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