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Read Ebook: Mensch und Erde: Skizzen von den Wechselbeziehungen zwischen beiden by Kirchhoff Alfred

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Ebook has 214 lines and 38190 words, and 5 pages

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Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der 1901 erschienenen Buchausgabe so weit wie m?glich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungew?hnliche und altert?mliche Schreibweisen bleiben gegen?ber dem Original unver?ndert; fremdsprachliche Zitate wurden nicht korrigiert.

Im Original finden sich Teile der Buchwerbung f?r die Reihe ,Aus Natur und Geisteswelt' sowohl am Anfang als auch am Ende des Buches. In der vorliegenden Fassung wurden vom Bearbeiter beide Teile vereinigt und an das Ende des Texts gestellt.

Besondere Schriftschnitte wurden mit Hilfe der folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet:

~ ####################################################################

Aus Natur und Geisteswelt.

Sammlung

wissenschaftlich-gemeinverst?ndlicher Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens.

Mensch und Erde.

Skizzen von den Wechselbeziehungen zwischen beiden.

Von

Alfred Kirchhoff.

Leipzig,

Druck und Verlag von B. G. Teubner.

Alle Rechte, einschliesslich des ?bersetzungsrechts, vorbehalten.

Otto Jonassohn

in treuer Freundschaft gewidmet.

Vorwort.

Vorliegende Skizzen waren urspr?nglich gar nicht f?r den Druck bestimmt. Ich hatte sie vielmehr als Unterlagen zu Vortr?gen vor einem weiteren H?rerkreis ausgearbeitet. Einer der Vortr?ge, gehalten im M?rz d. J. am Institut f?r Meereskunde zu Berlin, ist bereits in Hettners Geographischer Zeitschrift ver?ffentlicht worden; alle ?brigen wurden im Auftrag des Hamburger Senats im Oktober 1899 vor der Hamburger B?rgerschaft gehalten und erscheinen hier zum erstenmal im Druck.

Indem ich nun, um mehrseitigen W?nschen nachzukommen, diese anspruchslosen Skizzen der ?ffentlichkeit ?bergebe, kann ich ihnen nur den einen Wunsch mit auf den Weg geben, dass sie ebenso freundlich teilnehmende Leser finden m?gen wie sie sich aufmerksamer H?rer zu erfreuen hatten.

+Halle a. S.+, im Juli 1901.

Inhalt.

Seite

Das Antlitz der Erde in seinem Einfluss auf die Kulturverbreitung und die tellurische Auslese seitens der einzelnen L?nder.

Schon aus dem griechischen Altertum erklingt der Streit ?ber die Vormacht zwischen Erde und Menschheit. Die neuere Erdkunde hat ihn unparteiisch geschlichtet. Plato, zufolge der idealistischen Richtung seiner gesamten Weltanschauung in dieser Streitsache entschieden Parteimann, f?llt das Urteil: Nicht das Land hat sein Volk zu eigen, sondern das Volk sein Land. Gr?ndlichere Betrachtung enth?llt uns jedoch ?berall ein stetes Wechselverh?ltnis von Land und Volk, Menschheit und Erde. So gewiss die Menschheit zu keiner Zeit in allen ihren Zust?nden, in allen ihren Thaten unmittelbar abh?ngig war von der Mutter Erde, so vermag sie sich doch nie und nimmermehr aus deren Banden zu l?sen.

Und wer k?nnte heutzutage bezweifeln, dass die Gewalt unseres Planeten ?ber unser Geschlecht gr?sser sei als diejenige des letzteren ?ber jenen? Wohl trifft gegenw?rtig mehr denn je der Sophokleische Triumphgesang zu: ,,Nichts ist gewaltiger als der Mensch", indessen doch nur im Vergleich mit den ?brigen Gesch?pfen, unter denen er sich kraft seiner Geistesentfaltung die Oberhand gewann. Mit den niedersten Organismen des Tier- wie Pflanzenreiches teilt der Mensch so zu sagen die Rangliste im Weltall: er ist ein Gesch?pf, eine Geburt des Erdplaneten. Er bleibt wie alle die anderen Lebewesen dieses kleinen Weltk?rpers an bestimmte Oberfl?chenteile desselben gekettet; schon in m?ssiger Tiefe unter unseren Sohlen l?sst uns die Gluthitze des Erdinneren nicht leben, und selbst vor?bergehend als Luftschiffer vermag der Mensch nur wenige Kilometer ins Luftmeer sich zu erheben, weil ihn furchtbare K?lte nebst Sauerstoffmangel aus den ?therischen H?hen zur?ckscheucht. Ja, dies r?umlich so eingeschr?nkte Dasein der Menschen auf Erden ist nicht einmal von Ewigkeit zu Ewigkeit; nein, es f?gt sich auch zeitlich in enge Schranken, wie sie von der Erdnatur bestimmt werden. Wie gern tr?umen wir davon, die Erde sei nur f?r uns erschaffen! Aber wir wissen doch jetzt, dass der Erdball einstmals Millionen von Jahren durch den Weltenraum in kreis?hnlichen Bahnen dahinsauste, ohne irgend welches organische Leben zu beherbergen; endlich, nachdem sich seine Lavaschmelzglut durch Ausstrahlung gek?hlt, der Ozean aus der Atmosph?re auf die nun erstarrte Steinkugel des Erdpanzers niedergeregnet war, tauchten Gesch?pfe auf, als Sp?tling auch der Mensch. Indessen er wird gleich allen Mitgesch?pfen sein Leben nur so lange fristen, als die unentbehrlichsten Lebensbedingungen nicht versiegen, vor allem das n?tige Mass von W?rme und das Wasser. Seit kurzem erst kennen wir die g?nzliche Unbest?ndigkeit jeglicher Ortstemperatur; wir wissen, dass in gr?sseren Zeitr?umen Eiszeiten mit w?rmeren Perioden wechseln und das polare Eis schon einmal z. B. den nordamerikanischen Boden bis in s?ditalienische Breiten g?nzlich ?berzog. Wie, wenn diese W?rmeschwankungen dereinst das Eis des Nord- und S?dpols im ?quatorialen G?rtel sich zur Vernichtung alles Lebens zusammenschliessen lassen? Oder wie, wenn schon vorher die Erkaltung des Erdinneren das Wasser, jetzt noch untief im Untergrund durch Dampfspannung gehalten, dass es Quellen bilden, Meeresbecken f?llen kann, in den Abgrund des Erdinneren versinkt, wie auf solche Weise offenbar der Mond, als kleinere Kugel rascher erkaltet, das Wasser von seiner Oberfl?che verloren hat? In dem einen Fall ist eisige Polarlandschaft, im anderen fahle W?ste der Schauplatz des Hinsterbens der letzten unseres Geschlechts. Aber, als sei gar nichts ver?ndert, wird dann die Erde gleichwie vormals weiterrollen in ihrer Bahn ohne Leben, ohne Menschenherzen.

In dieser fl?chtigen Phase des Menschendaseins auf Erden nun spendet uns der irdische Wohnraum Nahrung, Wohnung, Kleidung und giebt unserem Thun die Richtung. Schon darum, weil alle jene Darbietungen nicht ins Ungemessene wachsen k?nnen, ist das Grundmass aller Menschenleistung, die Gesamtzahl der Menschheit, an die Fl?chengr?sse des Landraums der Erdaussenseite notwendig gebunden. Und wie viel der Menschheitsschicksale l?sst sich aus der Verteilung, aus der Bauweise der Landmasse herauslesen, was man mit Eduard Suess' gefl?geltem Wort ,,das Antlitz der Erde" zu nennen pflegt! In drei grossen Weltinseln ragt das Festland aus dem alles umspannenden Ozean, als Ostfeste, Westfeste und Australkontinent. Auf darwinistischer Grundlage beruht die gesicherte Einsicht, dass die weitaus gr?sste der drei Weltinseln, die unsrige, als Ursprungsst?tte des Menschen betrachtet werden muss. In so entlegener Urzeit jedoch, allem Anschein nach vor Ausbildung der artikulierten Sprache, ist der Mensch nach den beiden anderen Erdfesten hin?bergezogen, dass im Lauf ungez?hlter Jahrtausende nach dem Gesetz des Variierens organischer Formen zumal beim Ausschluss der Vermischung mit der unver?nderten Form drei Hauptgruppen von V?lkern und von Sprachen sich herausbildeten nach Massgabe des K?stenzugs der drei Weltinseln. Was man auch beibringen mag von vermeintlichen Z?gen n?herer Verwandtschaft zwischen den Mongolen Asiens und den Indianern, zwischen den Negern Afrikas und den Australiern, jedenfalls befasste Amerika bis 1492, Australien bis 1788 eine k?rperlich, noch weit mehr sprachlich und sittenkundlich geschlossene Sondergruppe der Menschheit im Gegensatz zur Ostfeste, deren Gr?sse und vielfache Trennung durch Meere, W?sten, gewaltige Bodenerhebungen zwar gleichfalls zur Dissoziierung der urspr?nglich v?llig gleichartigen Menschheit in V?lker, ja in Rassen f?hrte, nur ohne diese hermetisch voneinander abzusondern.

Vornehmlich kulturell ist die Trennung in die drei Erdfesten aufs sch?rfste umgepr?gt worden auf die Menschheit. Einzig unsere Ostfeste erfand die Kunst der Tierz?chtung behufs Melkerei und entdeckte das Geheimnis, das n?tzlichste aller Metalle, das Eisen, aus seinen Erzen darzustellen. Dermassen wirkungsreich erwies sich der Verschluss der Festen durch das Meer, bis der Wagemut europ?ischer Schiffahrt die fliegenden Br?cken ?ber alle Ozeane schlug, dass nicht einmal ?ber die Beringsenge Eisenverh?ttung oder Z?chten von Melktieren aus Nordasien in die neue Welt eindrang. So hoch die Gesittung der Altamerikaner in Mejiko und Peru gediehen, nie hat man dort Stahl und Eisen gekannt vor Hinkunft der Spanier; und dasselbe Renntier, das von Lappland bis nach Ostsibirien seit alters gemolken wurde, haben Eskimo wie Indianer immer nur gejagt.

Der n?rdlichen Halbkugel geh?rt das meiste Land, darum war sie von jeher die haupts?chlichste Heimst?tte der Menschheit. Besonders umfangreich ist ihr Anteil an dem gem?ssigten Erdg?rtel, dieser gl?cklichen Zone, in der des Menschen Leibes- und Willenskraft gest?hlt wird, ohne wie im arktischen Raum aufzugehen im Kampf gegen die Unbilden der polaren Natur; nach S?den pflegen die Erdteile in zipfelf?rmige Halbinseln oder in kompakte Keilgestalten auszulaufen, so dass nur verschm?lerte Teile von S?dafrika und S?damerika in die s?dliche gem?ssigte Zone tiefer hineinragen. Somit kann sich unsere Erdh?lfte des Doppelvorzugs r?hmen, zugleich die meisten und die thatkr?ftigsten Bewohner zu besitzen. Auch in S?damerika rafft sich zur Zeit der an Chile und Argentinien aufgeteilte aussertropische S?den zu kraftvollerer Haltung auf. Wie viel gewaltiger jedoch stehen in wirtschaftlicher, staatlicher, geistiger Gr?sse innerhalb des Nordg?rtels menschlicher Schaffungskraft Europa, China, Japan, die Vereinigten Staaten!

W?sten und Polarlande werden ihre Bewohner nie zu h?heren Verdichtungsgraden gelangen lassen. Zwischengelagert zwischen Landen fruchtbareren Klimas bilden w?sten- oder steppenhafte Trockenr?ume dauernde Schranken f?r Kulturausbreitung und V?lkermischung, weil sie den Verkehr nur von Oase zu Oase, im g?nstigsten Fall l?ngs eines Flusslaufs, immer also bloss auf beschr?nkten Linien zulassen. So hielt die Sahara durch die Jahrtausende unsere Rasse von der Negerrasse getrennt, bildete mit der arabischen W?ste zusammen die nie ?berschrittene ?quatorialgrenze des R?merreichs. Der centralasiatische Trockenraum, dessen Unwegsamkeit durch den massigen Hochlandcharakter, durch die h?chsten Gebirge noch wesentlich gesteigert wird, sperrte von jeher die indische Welt ab von der sibirischen, die chinesische von der des Abendlandes. Umgekehrt begr?ssen wir in schiffbaren Str?men wertvolle Leitlinien der Erschliessung und Gesittung der L?nder. In wenigen Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts drangen die Europ?er auf dem Orinoko, dem Amazonenstrom, dem Parana ins Herz von S?damerika ein; Jahrtausende hingegen w?hrte es, bis man in Afrika mit seinen von Stromschnellen verriegelten Flussstrassen ebenso weit kam. Nicht voll vierzig Jahre brauchte die kleine Kosakenschar, Sibirien f?r den Zaren zu erobern, indem sie die feine wurzelartige Stromverflechtung im S?den des Landes benutzte, um die unermesslichen Nadelholzw?lder bis zum ochotskischen Busen zu durchmessen; und genau l?ngs diesen Str?men hat danach die russische Kolonisation sich ostw?rts vorgeschoben, den nur von zwei Meeresl?cken unterbrochenen Ring der Europ?isierung des Nordens unserer Erde bei Wladiwostok schliessend.

Das Gesicht der Erde zeigt weit gr?ssere Verschiedenartigkeit als das des Mondes. Neben den eint?nigen Fl?chen Afrikas, vollends Australiens erblicken wir scharfe L?ndergliederung, vor allem im breiten Norden der Ostfeste; gr?bere auf weiterem Raum in Asien, feinere, gleichsam in Miniatur gearbeitet, in Europa. Daher stammen die grossen Gegens?tze von asiatischen V?lkerindividualit?ten, zu denen die beiden Riesenv?lker der Erde, das Vorderindiens und das Chinas geh?ren, neben der reizvollen Vielheit europ?ischer Nationen in so viel engeren Grenzen. Dem Umriss nach nichts als eine gr?ssere, vom Uralgebirge aus westw?rts vorgestreckte Halbinsel Asiens, bekam dies Europa eben dadurch das Gepr?ge eines selbst?ndigen Erdteils, dass es in seiner unvergleichlich zierlichen Ausgliederung, seiner F?lle von Meerbusen und Sunden, seiner teilweisen Aufl?sung zu Halbinseln sowie Inseln, seiner Durchzogenheit mit Gebirgen, die den Halbinseln st?rkeren Abschluss gegen?ber dem Rumpf verleihen und auch diesen wieder in sich zergliedern, ein ganzes System von L?ndern vorstellt. Dieses System europ?ischer L?nder deckt sich mit dem der Hauptv?lker Europas. Auch das bestimmt einen gleichartigen Charakterzug zwischen beiden, dass die Einheit in der Mannigfaltigkeit k?nstlerisch gewahrt blieb. So viel gleichm?ssiger Bodennatur, Klima, Pflanzen- und Tierwelt das kleine Europa einigen im Gegensatz zu Asien, so viel winzigere Meeresspiegel sich in seine Zackengestalt einf?gen, so viel leichter ?berschreitbare Gebirge die Lande scheiden, so giebt es auch eine gesamteurop?ische Kultur, keine gesamtasiatische.

Dass so oft Wohnfl?chen von V?lkern mit nat?rlich geschlossenen Landr?umen zusammenfallen, ist ein wissenschaftlich noch wenig untersuchtes Problem. Nur Stumpfsinn kann es f?r selbstverst?ndlich erachten, in Portugal lauter Portugiesen zu finden, aber auch nur dort echte Portugiesen, in der Apenninenhalbinsel bloss Italiener, in Frankreich bloss Franzosen, auf den britischen Inseln wesentlich nur Briten. Das alles sind doch nicht von Urbeginn her gegebene, sondern geschichtlich gewordene Thatsachen. Rein geschichtliche Zuf?lligkeiten sind es indessen auch nicht gewesen, die in Gestalt von V?lkerwanderungen, Eroberungen, Staatssch?pfungen jene L?nder mit ihrem Volk erf?llten. Dazu half die L?ndernatur selbst mit, teils durch die Bestimmtheit ihrer Grenzumhegung, teils durch gewisse Beeinflussung der in diesem Grenzgehege dauernd Angesiedelten. Es giebt Wahlverwandtschaften zwischen dem Volk und seiner Heimat. Sie k?nnen sich nat?rlich erst an Ort und Stelle entfaltet haben, und gleichwohl greifen sie so tief ins Wesen der Volkst?mlichkeit ein, dass wir sie gar nicht mehr vom Volksgenius zu trennen verm?gen. Das Russenvolk w?re uns z. B. undenkbar auf englischem Boden, das britische auf russischem. Der russische Bauer, der seit unvordenklichen Zeiten sich an das in Sommerhitze und Winterk?lte schwankende Klima Osteuropas, ohne es zu wissen, immer von neuem angepasst, indem er sich in seinem Dampfbad krebsrot erhitzt und danach unbekleidet in arg durchk?ltetem Schnee w?lzt, ist ein natursinniges Kind der centralrussischen Waldung; bei lange Jahrhunderte hindurch einsamem Weilen in kleinen Waldd?rfern wurde er Zimmermann, Wagner, Kunstschnitzer in einer Person, gewann Geschicklichkeit auch f?r allerlei anderes Handwerk, da er meist f?r allen Bedarf allein zu sorgen hatte, und ward im endlos erscheinenden Raum abenteuerlustiger Wanderer; im Winter nutzte er Frost und Schnee, selbst pfadlose Mor?ste zu Fuss oder im Schlitten weithin zu durchziehen, im Sommer war er wagehalsiger Fl?sser und Flussschiffer, nur das Meer kannte er von Haus aus gar nicht. So wurde er der rechte Festlandkolonist, dessen praktischer Sinn sich nach Massgabe der Ausdehnung des Zarenreichs bis ans japanische Meer an immer gr?sseren Aufgaben erfolgreich beth?tigte. Wie anders der Brite, dem auf seiner f?r Weltschiffahrt wie geschaffenen Insel der Seemannsberuf nun im Blut steckt und der jene von diesem Beruf grossgezogenen Charaktervorz?ge scharfen Aussp?hens, z?her Ausdauer, mutigen Unternehmungsgeistes einsetzte zur Begr?ndung seiner Seemacht, seiner durch alle Erdteile verzweigten Handels- und Kolonialstellung!

In einigen F?llen l?sst sich schon heute der Nachweis erbringen, wie die Landesnatur eine f?rmliche Musterung unter den Einz?glern h?lt, um nur den f?r sie Geeigneten das B?rgerrecht zu erteilen. Eine solche ,,tellurische Auslese", wie ich es nennen m?chte, scheint mir vorzuliegen in der h?chst merkw?rdigen Beobachtung, dass der gr?sste Brustumfang, also die umfangreichste Ausbildung der Lunge, allein diejenigen V?lker auszeichnet, die die drei h?chsten Hochl?nder bewohnen: Tibet, Mejiko und Hochperu. Beim Verweilen in gr?sseren Seeh?hen muss der Mensch naturgem?ss mehr Luft einatmen, weil dort die d?nnere Atmosph?re in gleichen Raumteilen weniger Sauerstoff enth?lt als auf niedrigeren H?henstufen. Selbst auf deutschen Mittelgebirgen ist daher das Atmen der Bewohner tiefer als bei denjenigen am Gebirgsfuss, wie die betreffenden Messungen der Stellungspflichtigen ergeben. Der Mensch vermag sich auch bei pl?tzlichem Versetztwerden auf Bergesh?hen ausser durch tiefere durch h?ufigere Atemz?ge, als Begleiterscheinungen rascheren Blutumtriebes, unbewusst dem H?henklima anzuschmiegen; so bemerkte der franz?sische Naturforscher Vallot, als er sein Montblanc-Observatorium bezogen hatte, bereits nach wenigen Tagen an sich eine gr?ssere Zahl von Pulsschl?gen in der Minute als er vorher in Genf gez?hlt. Dass es sich nun aber bei den in Rede stehenden drei Hochlandv?lkern nicht um eine durch blosse Atmungsgymnastik erzielte Lungenvergr?sserung handelt, das lehrt der anatomische Befund: ihre Lungenfl?gel bestehen aus einer gr?sseren Anzahl von obendrein umf?nglicheren Lungenbl?schen. Welche andere Deutung also w?re f?r diesen anziehenden Kongruenzfall von Hochlage des Wohnraums und abnormer Brustweite zu ersinnen als ,,tellurische Auslese"? Verscheucht durch Bedr?nger oder etwa als streifende J?ger auf jene tibetanischen, bez?glich amerikanischen H?hen gelangt, waren die Vorfahren von deren heutigen Bewohnern nur dann ohne Beschwerde zum Fortleben in der sauerstoffarmen Luft bef?higt, wenn der gl?ckliche Zufall es f?gte, dass ihnen der erw?hnte reichere Ausbau der Lunge eigen war. Solchen allein mochte Gesundheit und l?ngeres Leben beschieden sein; von ihnen werden die Nachkommen den Vorzug geerbt haben, und von Geschlecht zu Geschlecht wird sodann fortgesetzt nat?rliche Auslese die entscheidend bedeutungsvolle Eigenart der Lunge stetig erhalten haben. Diese Erkl?rungsweise hat neuerdings eine gewissermassen experimentelle Best?tigung erfahren. Als n?mlich im Osten von Hochperu, wo der Amazonas bereits im Tiefland str?mt, Goldw?schen am Stromufer er?ffnet wurden, lockte der gute Verdienst auch die breitbr?stigen Aimara, Nachkommen der alten Inkaperuaner, von ihren alpinen H?hen dorthin. Bald jedoch erlagen sie dem Klima: die Niederungsluft war ihnen zu dicht. Nur einige wenige Aimarafamilien erhielten sich am Leben, ja sie arbeiteten schon in der zweiten Generation auf den Goldw?schen, als der englische Arzt ~Dr.~ Forbes sie besuchte. Und was fand er? Aimaras von durchweg schmalerem Brustbau, deren Lungen mithin kein ?bermass von Sauerstoff zur Verarbeitung aufgeb?rdet bekamen! Man sieht demnach: tellurische Auslese hatte sich sofort ans Werk gemacht, die nicht in den neuen Wohnraum Passenden unerbittlich ausgemerzt, hingegen die zuf?llig von der Stammart Abweichenden, f?r diese ?rtlichkeit Lebensf?higen in z?chterische Pflege genommen.

Westindien liefert uns ein anderes Beispiel solcher von der Landesnatur ge?bten Auslese. Dem auf dieser herrlichen Inselflur best?ndig umschleichenden gelben Fieber erliegen die Eingebornen viel weniger als Neuank?mmlinge. Wie haben nun jene ihre gr?ssere Widerstandskraft gegen das schlimme Krankheitsgift erworben, da sie doch alle, Weisse wie Neger, von Voreltern stammen, die gar nicht hier zu Hause, sondern im Lauf der letztvergangenen 400 Jahre eingewandert waren? Das Geheimnis entschleiert sich, sobald wir den unter unseren Augen noch gleichm?ssig andauernden Auslesevorgang beobachten. Die Erfahrung n?mlich lehrt, dass Zuwanderer aus Klimaten mit strengerer Winterk?lte dem Gelbfiebermiasma Westindiens schlechter widerstehen; es w?hlt sich somit dieser Archipel einen gr?sseren Prozentsatz von afrikanischen Negern aus dem Einz?glerangebot als von Europ?ern, innerhalb letzterer wieder einen gr?sseren von S?deurop?ern als von Franzosen, einen gr?sseren von Franzosen als von Deutschen oder gar Osteurop?ern; die ?brigen werden den Friedh?fen ?berlassen. Gem?ss der auch unter Angeh?rigen derselben Nation vorhandenen individuell verschieden hohen Immunit?t gegen das gef?hrliche Fieber werden z. B. selbst Andalusier in Kuba oder Portoriko von ihm befallen, jedoch sie kommen leichter durch als solche aus Gegenden mit Schneewinter, und bei allen Neulingen auf westindischem Boden best?tigt es sich, dass jede Periode einer heftigeren Gelbfieberepidemie den Organismus gegen das Miasma immer besser feit, selbst wenn er vom innerlichen Kampf seiner S?fte gegen dieses nichts versp?rte, also gar nicht aufs Krankenlager gestreckt wurde. Ganz analog stehen ja auch in den Burenstaaten S?dafrikas diejenigen Pferde, die ausnahmsweise das j?hrlich wiederkehrende ,,Pferdesterben" ?berstanden haben, als sogenannte ,,gesalzene" d. h. nun immun gewordene viel h?her im Preis, obwohl sie gleichzeitig mit dem sieghaften Kampf gegen jenes t?ckische Leiden ein eigent?mlich bl?des Wesen annehmen. Auch von uns pflegt ja gegen Masern- und Scharlachinfektion sich widerstandskr?ftiger zu bew?hren, wer die Masern- oder Scharlachansteckung schon einmal siegreich ?berstand. Die Europ?er haben indessen ihre st?rkere Festigkeit gegen diese unter Naturv?lkern bei der leisesten Ansteckung so gr?sslich verheerend auftretenden Krankheitsgifte gleichfalls erst errungen und behaupten sie nur durch unerbittliche Ausmerzung der Unt?chtigen. Bei uns, den Hartgesottenen, merkt man diesen fort und fort anhaltenden Ausleseakt bloss an etwas erh?hter Kindersterblichkeit w?hrend einer Scharlach- oder Masernepidemie; grausig dagegen offenbart sich der n?mliche Vorgang, wenn er ein erstes Mal einsetzt in einem vorher von dem Miasma noch unber?hrt gewesenen Volk. So raffte unmittelbar nach Besitzergreifung der Fidschi-Inseln seitens der Engl?nder 1874 Ansteckung durch ein so m?ssiges Maserngift, dass es die ?bertragenden Briten an sich selbst gar nicht merkten, nicht weniger als 60000 der braunen Insulaner dahin, Alt und Jung.

Der hohe Norden Amerikas hat in den Eskimo ein wahres Idealvolk von Anpassung an die harten Lebensbedingungen der Arktis gross gezogen. Kein Schw?chling wurde an den k?rglich mit Speise beschickten Tisch der Eskimolande zugelassen. In Kleidungs- und Wohnweise erkl?gelte sekulare Erfahrung ein un?bertreffliches System von Gegenwehr gegen eine so h?ufig bis unter den Quecksilberfrostpunkt erniedrigte Temperatur; die D?nen, die sich an Gr?nlands Westk?ste h?uslich niedergelassen haben, k?nnen dort ihr Dasein nur fristen, indem sie sich genau so wie die Eingebornen in eng anschliessende Pelzkleidung h?llen mit der ruhenden Luftschicht zwischen Pelz und Oberhaut als trefflichem Warmhalter nach dem Prinzip der Doppelfenster. Ausschliesslich an der Seek?ste zu wohnen gestattet dem Eskimo seine Heimat, weil nur hier auch im Winter Seehunde zu erlegen sind. Robbenschlag, weiss der Eskimo, ist f?r ihn das alleinige Mittel, durch alle Jahreszeiten hindurch sich zu bek?stigen. Wie bei uns der junge Jurist zumeist erst sein Assessorexamen bestanden haben muss, ehe er die Verlobungskarten drucken lassen darf, so ist es darum dem Eskimoj?ngling durchaus erst nach dem Fang seines ersten Seehundes gestattet, seiner etwas thranigen Geliebten die Hand zum Ehebund zu reichen.

Doch welch scheinbar unbegreiflicher Gegensatz! Unter diesem Gorgonengesicht eisiger Polarnatur mit ihrem grauenhaften Winter, der auf Monate den belebenden Sonnenstrahl der Erde missg?nnt, -- da erfreuen sich die Eskimo habituellen Frohsinns! Eben hierin offenbart sich uns eine psychische Naturauslese. Besonders der andauernde Lichtmangel stimmt die Lebensgeister der Menschen herab und untergr?bt bei dem tief innerlichen Zusammenhang zwischen Leib und Seele gar bald auch die k?rperliche Gesundheit. Das veranlasste ja Julius Payer nur aus den lustigsten Quarneroli die Mannschaft seines Tegetthoff zu w?hlen, und wie viel Kurzweil musste er trotzdem aufbieten, letztere vor stumpfer Verzweiflung zu retten, als das Schiff, vom Eis gepackt, ziel- und willenlos in die anscheinend ewige Polarnacht hinaustrieb! So geht denn unser Schluss kurz dahin: nur ganz besonders mit Gem?tsheiterkeit begnadete Menschen blieben bei gelegentlichem Eindringen in jene n?rdlichsten Breiten, wie sie allein die Westfeste erreicht, am Leben; gem?ss der bekannten Erblichkeit gerade auch der Temperamentsstimmung vererbten sie diese durch nichts zu beugende Fr?hlichkeit auf fernere Geschlechter, denen dies kostbare Gut, obschon bloss in wenigen Tausenden von Herzen, dadurch beh?tet bleibt, dass jedem zuf?llig zu Tr?bsinn Ausartenden von der Natur das Todesurteil gesprochen wird.

Eine andere beneidenswerte Charaktertugend dieser ,,Letzten Menschen" gen Norden, ihre Friedfertigkeit, wurde erst recht ersichtlich tellurisch gez?chtet. Denn ohne Feuerungsstoff zu besitzen mussten sich die Eskimo durch Abgabe der eigenen K?rperw?rme vor dem Erfrieren unter ihrem Obdach wechselseitig bewahren. Der wenn auch deshalb eng und niedrig gehaltene Innenraum ihrer H?tte liess sich aber doch nur auf den erforderlichen W?rmegrad bringen, wenn er durch Halbverschl?ge zum Wohnen einer Vielzahl von Familien verwendet wurde. Da hiess es denn: Vertragt euch h?bsch oder erfriert! Die Eskimo zogen verst?ndig genug das erstere vor und wurden somit trotz ihres vielmehr cholerischen als phlegmatischen Wesens eine so vertr?gliche Menschenvariet?t, dass sie selbst Rechts- und Ehrenh?ndel satirisch-lyrisch ausfechten, indem beide Parteien vor versammelter Gemeinde mit den unblutigen Waffen recitativer Spottlieder aufeinander eindringen und derjenige als Sieger aus dem Streit hervorgeht, der den lachenden Beifall der Genossen schliesslich auf seiner Seite hat.

So erkennen wir beim unbefangenen Verfolgen urs?chlicher Zusammenh?nge ?berall den Menschen, ob unmittelbar oder in weiterer Vermittlung, bis zu seines Herzens Tiefen als echtes Kind seiner Heimat.

Das Meer im Leben der V?lker.

Die einzige absolute Grossmacht auf Erden ist das Meer. Aus dem Meeresschoss erst ist das Land geboren worden, das noch heute in insularer Zerst?ckelung bloss hie und da den allumfassenden Ozean unterbricht. Nur das Meer bildet zwischen der Lufth?lle und dem Gesteinspanzer der Erde ein Ganzes, und der Hauptsache nach ist die Erde immer noch ein vom Ozean umwogter Planet. Auch den geheimnisreichen Ursprung des organischen Lebens werden wir uns als ein folgenschweres Begebnis innerhalb der Meeresflut aus jener Zeit zu denken haben, da es noch kein Land gab und unzertrennt ein einziger Ozean den Erdball umgab als koncentrische Hohlkugel gleich der ihn selbst einschliessenden der Atmosph?re. Ist aber die Weiterentfaltung des irdischen Lebens einheitlich erfolgt, so entstammen selbst die landbewohnenden Gew?chs- und Tierformen bis hinan zum Menschen marinen Verfahren.

Durch ?onenlange Anpassung an die Daseinsbedingungen ausserhalb des Meeres hat sich indessen eine tiefe Kluft herausgebildet zwischen land- und meerbewohnenden Gesch?pfen. Zwar Fl?sse und Seen, durch ihre Wassernatur dem Meer wahlverwandte Elemente des Landes, verwischen in Ausnahmef?llen die sonst so streng eingehaltene Grenze des ozeanischen Faunareichs; manche Fische sind wie Aale und Lachse geradezu Doppelwohner in Salz- wie S?sswasser, andere Seefische gew?hnen sich allm?hlich an das minder salzige Gew?sser der Flussm?ndungen, bis ihre Nachkommen, die Stromadern hinaufschwimmend, schliesslich f?r die Dauer im S?sswasser verbleiben, gleichwie der kleine Keulenpolyp in j?ngster Zeit erst aus der Nordsee durch das Brackwasser der Elbm?ndung in die Elbe und Saale, ja bis in den S?ssen See bei Eisleben eindrang. Wale geb?ren am Land, flugkr?ftige Fischr?uber, so der Fregattvogel, der Albatros bewegen sich mit ihren m?chtigen Schwingen tagelang ?ber hoher See, Tausende von Kilometern entfernt von der K?ste. Trotzdem bleibt der K?stenzug die durchgreifendste Scheidelinie in der Verbreitung der Lebewesen auf Erden. Und der Mensch, dessen ganze Organisation darauf hinweist, dass seine Ahnen im Terti?ralter fr?chteverzehrende Waldinsassen gewesen, war selbstverst?ndlich von Anfang an ausschliesslicher Landbewohner. Der K?stenring der Ostfeste darf als weitgesteckte Aussenmauer des Heimatshauses der Urmenschheit gelten.

Das Meer kann auf den Menschen, als er es zuerst erblickte, nur abschreckend gewirkt haben mit seiner Ungastlichkeit, mit den j?hen Gefahren, durch die es den n?hrenden Mutterboden des Festlandes bedrohte in der Gestalt von hoch aufspringender Brandung, ?berschwemmenden Fluten, furchtbarem Sturmwetter. Dem weit ?berlegenen, mit elementarer Gewalt andr?ngenden Feind gegen?ber sah sich der wehrlose Mensch zuv?rderst in die Verteidigungsstellung gedr?ngt, zumal an Flachk?sten, wo das Steigen und Fallen des Meeresspiegels bei Flut und Ebbe Gezeitenstr?mungen erzeugt, die weit ?ber die K?stenniederung daherfegen. Plinius hat uns ein dramatisches Bild dieses an Urzeiten gemahnenden Kampfes mit dem Ozean vom deutschen Nordseegestade ?berliefert, als dieses zur r?mischen Kaiserzeit des schirmenden Deichbaus noch entbehrte. Allt?glich, berichtet Plinius, setzte der Flutstrom dies Land der germanischen Chauken unter Wasser, dass die Bewohner, in ihre H?tten gefl?chtet, Seefahrern glichen, bis dann der Ebbestrom einsetzte und die Leute wie Schiffbr?chige aus ihren engen Behausungen lockte, um Fische aus dem zur?ckweichenden Meerwasser zu fangen oder ausgeworfenen Seetorf vom feuchten Wattengrund aufzulesen. Wir sehen hier den Daseinsstreit des Menschen mit dem Meer schon mit vervollkommneten Hilfsmitteln gef?hrt; die Chauken hatten sich bereits auf selbst aufgef?hrten H?geln, auf ,,Wurten", einen festen Baugrund f?r ihre H?tten geschaffen, wie noch heute die Halligleute auf den kleinen, darum uneingedeichten Marschlandinseln vor Schleswigs Westk?ste solche benutzen. Es brauchte nur noch der ,,goldene Reif" des Deichwalles l?ngs der K?ste gezogen zu werden, um den amphibischen G?rtel des Wechselspiels der Gezeiten als weide- und weizenreichen schweren Marschboden dauernd dem deutschen Festland zu gewinnen. Man weiss es aus der Geschichte, wie viel Segen dieser Triumph unseren und den niederl?ndischen K?stenbewohnern eingetragen hat, seitdem der Friese nach dem letzten Spatenstich stolz dem in feste Schranken zur?ckgewiesenen ,,blanken Hans" d. h. dem Meer das Siegeswort zurief: ,,Trutz nun, blank Hans!" und es heissen durfte: ~Deus mare, Batavus litora fecit.~ Der ?ber den sonst so allm?chtigen Gegner erzielte Erfolg steifte den freiheitsstolzen Nacken und je unabl?ssiger der Deichbau gemeinsame Arbeit forderte f?r seine fernere Instandhaltung, wie er nur zu gr?nden gewesen durch thatkr?ftiges, entsagungsvolles Zusammenwirken vieler, desto z?hlebiger entfaltete sich hinter dieser Festungsmauer gegen den Tyrannen Okeanos der den selbsts?chtigen Einzelwillen b?ndigende ehrenfeste Gemeinschaftsgeist, der alle staatliche Ordnung tr?gt, ganz ?hnlich wie Jahrtausende fr?her hinter den Damm- und Kanalbauten am unteren Huangho, in Babylonien oder am ?gyptischen Nil.

Ungleich wichtiger jedoch erscheint jener entscheidungsvolle Schritt, den der Mensch in entlegener Vorzeit that, als er, das Grauen vor dem Unbekannten bezwingend, sich k?hn dem feindlichen Element selbst anvertraute, um die wogende, endlos vor ihm liegende See zu befahren auf gebrechlichem Floss, im ausgeh?hlten Baumstamm oder im roh aus H?lzern gezimmerten Boot. Mehr als einmal mag unser Geschlecht, durch ausgedehnte Wanderungen l?ngst zerspalten in variierte Horden, die einander nicht kannten, angelangt an der K?ste des Meeres, diesen gewichtigen Fortschritt vollzogen haben, der den Keim zur Herrschaft des Menschen ?ber die Erde in sich barg. Wo Str?me ins Meer m?ndeten, konnte man den Versuch wagen, auf Flussbooten die hohe See zu erreichen, anderw?rts erzeugte der Trieb, auf dem R?cken des Meeres sich dauernder als bloss schwimmend zu bewegen, unmittelbar jene nachmals so staunenswert hoch entwickelte Kunst des Baues wie der F?hrung mariner Fahrzeuge, durch die der Mensch, unter allen Gesch?pfen allein, die Schranke der K?stenlinie nach allen Seiten und in die weitesten Fernen zu durchbrechen vermochte.

Was in aller Welt trieb ihn denn aber zu dem tollk?hnen ozeanischen Wagnis? Recht oft wohl der Hunger, dieser finstre, allgewaltige Erzieher der Menschheit, wie uns schon die nach Fischbeute im Ebbestrom aussp?henden Chauken ahnen lassen; oft auch mag die Flucht von einem ?berlegenen feindlichen Stamm in Todesangst erfinderisch gemacht haben, um die tr?gerische See als zeitweiligen Zufluchtsraum dem sicheren Ende vorzuziehen. Schlug dann aber ein Volksstamm seinen Wohnsitz f?r die Dauer am Meeresstrand auf, so vermochte zweierlei ihn zu allm?hlicher Vertrautheit mit dem anfangs gef?rchteten Element zu erziehen: der Schatz des K?stenmeeres an verwertbaren Seetieren und winkende Gegenk?sten oder beides zusammen. Der Nahrungsmangel der Polarlande h?tte die Eskimo wohl nie bis gegen und ?ber den 80. Parallelkreis vordringen lassen; das erwirkte vielmehr allein die Nahrungsspende des tierreichen arktischen Meeres; wesentlich der Seehundsfang war es, der diese beherzten Polarmenschen ?ber die eisigen Sunde Amerikas bis in den h?chsten jemals von Menschen bewohnten Norden geleitete und sie zu so un?bertrefflichen Meistern im Kajakfahren heranbildete, dass ein geschickter, ausdauernder Eskimo die Strecke von R?gen nach Kopenhagen im Einmannsboot an einem Tage zur?cklegen k?nnte. Die Kolonisation der Hellenen r?ckte, den Thunfischz?gen entgegengehend, vom ?g?ischen Meer l?ngs dem pontischen Strand Kleinasiens vor, wie diejenige ihrer nautischen Lehrmeister, der Ph?nizier, durch das Vorkommen der f?r ihre F?rberei unentbehrlichen Purpurschnecke an den verschiedensten Uferstrecken des Mittelmeers beeinflusst worden war. Wo auch ausserhalb der Polarwelt das Binnenland durch Felsenwildnis, Moor und Walddickicht den Menschen zur?ckscheucht, das Meer dagegen durch Fische, Muscheltiere und Krebse eine gut beschickte Tafel ihm aufthut, da begegnen wir V?lkern, die gleich Seev?geln sogar fast ausschliesslich von Seekost leben, am Land nur wohnen; so am ?ussersten S?dende der bewohnten Erde den Feuerl?ndern, in dem ganz skandinavisch von Fjorden zerschnittenen, zu K?steninseln zerrissenen S?dosten Alaskas den Tlinkit-Indianern, die dermassen mit ihren trefflich gebauten schlanken Fahrzeugen verwachsen sind, dass sie nur ungern und ungeschickt zu Fuss sich bewegen. Bei uns in Europa hat sich gleichfalls ein ganz ?berwiegend der K?ste angeh?riges Schiffervolk aus den D?nen herausgebildet, seitdem ein Teil derselben an Norwegens Strand unter dem treffenden Namen der Wikinger d. h. der Fjordenleute Siedelungen gr?ndete zwischen einem ?beraus fischreichen Meer und den ?den Fjelden. Die Normannengeschichte entrollt uns dazu ein eindrucksvolles Bild, wie k?hne Seefahrer immerdar auch leicht Seer?uber wurden; als solche verlegten die Normannen ihre Raubz?ge bald vom heimischen Strand in ferne Lande, wozu die freie Weite des Meeres den Mutigen einlud, fuhren die ostenglischen Fl?sse, die Seine, die Elbe, den Rhein hinauf, um K?ln zu brandschatzen, betraten erobernd den Boden Siziliens. Gleichwie in den W?sten gilt auf dem Meer der Satz, dass verf?hrerisch reiche Beute den Wagehals zum ?berfall lockt, zumal wenn Ortskunde und ein sicherer Bergeplatz des Raubes Erfolg verheisst. Die dalmatinische K?ste, die in der ganzen Flanke der adriatischen Schiffskurse eine solche F?lle g?nstiger Ausfallsthore wie Schlupfwinkel durch ihre versteckten Felsbuchten und engen Seegassen darbietet, war deshalb schon im Altertum ein st?ndiger Sitz der Piraterie; und wenn die illyrische K?nigin Teuta den Sendboten Roms auf deren Forderung, das Raubhandwerk einzustellen, stolz erwiderte, das gehe Rom nichts an, es sei einmal bei ihrem Volk so Brauch, hatte das eine gewisse geographische Berechtigung. Gelegenheit macht nicht nur Diebe, sondern erzieht auch R?uberv?lker.

Dass Buchten- und Inself?lle der K?stenmeere die Bewohner nautisch anregt, ist neuerdings etwas ?berkritisch angezweifelt worden. Hinter den glatt verlaufenden, inselleeren K?sten des australischen und afrikanischen Festlandes wohnten die Eingeborenen seit Alters ohne jede F?hlung mit dem Meer. Man sage doch nicht, der Neger zeige keine Anlage zum Seemannsberuf! Wie mancher schwarze Afrikaner hat schon wackre Matrosendienste am Bord unserer Schiffe geleistet! Der ganze K?stenstamm der Kruneger bei Kap Palmas ist sogar dadurch weltbekannt, dass aus ihm die besten Schiffsknechte der westafrikanischen Kauffahrtei stammen, allerdings erst seit diese ,,Kruboys" in neuerer Zeit von vor?berfahrenden Schiffen der Europ?er zu solcher Arbeit gedungen wurden. Bedeutsam jedoch d?nkt es, dass die Papelneger Portugiesisch-Westafrikas s?dlich von Senegambien, dieses einzige selbst?ndig Schiffahrt treibende Negervolk, eben dort sich entwickelt hat, wo der Bissagos-Archipel der Schlauchm?ndung des Rio Geba dicht vorlagert. Am insel- wie halbinselarmen K?stensaum S?damerikas trafen die europ?ischen Entdecker nichts als Flossfahrt, abgesehen von den Rindenk?hnen der Feuerl?nder; wo dagegen unfern der Orinokom?ndung die westindische Inselreihe an das Festland ansetzt, hatten die Kariben bereits seet?chtige Schiffe, die sie mit Steuerruder lenkten und unter Baumwollsegeln dahingleiten liessen; sie waren gef?rchtete Seer?uber und hatten die Eroberung der Antillen begonnen. An der Westseite Nordamerikas grenzte wiederum Seeunkunde der Indianerst?mme und hochgesteigerte Seet?chtigkeit genau da aneinander, wo mit der de Fuca-Strasse der Fjordencharakter der K?ste anhebt. Asien wie Europa zeigen uns erst recht die Hauptgebiete ihrer nautischen Entfaltung an ihren am reichsten gegliederten Aussenseiten. Unter den asiatischen Seefahrerv?lkern von Arabien bis Japan stehen diejenigen des umfangreichsten Tropenarchipels in der Mitte dieses L?nderzugs schon fr?hzeitig den ?brigen insofern voran, als wir hier bei den Malaien den Ursprung zu suchen haben f?r einen ausgezeichneten Bootsbau und den Ausgangspunkt f?r die ungeheure Verbreitung der Malaienrasse ?ber die zahllosen Inseln der S?dsee. Seit vorchristlichen Zeitfernen hat diese allm?hlich vollzogene V?lkerwanderung ?ber den gr?ssten aller Ozeane den n?mlichen Typus des schlanken, oft mit Ausleger gegen das Kentern gesch?tzten Bootes mit dem scharfen Kiel verbreitet, dessen Ruderkraft durch Mattensegel verst?rkt wird und das die plumpe Walzenform des Einbaums hier nirgends hat aufkommen lassen. Erstanden aber ist dabei die polynesische Abart der lichtbraunen Rasse, die von allen Zweigen unseres Geschlechts am allseitigsten und tiefsten verkn?pft ist mit dem Weltmeer, im materiellen wie im geistigen Leben bis hinan zu Dichtung und Mythus; ewig die balsamische Seeluft atmend, fr?her schwimmen lernend als gehen, indem sie als S?uglinge schon auf dem Mutterarm durch den Gischt der Brandung gef?hrt werden, leben diese Menschen auf ihren schmalen Koralleneilanden ein ganz amphibisches Dasein, fast wie auf festgeankerten Schiffen in hoher See. Blicken wir auf den indisch-arabischen S?dwesten Asiens, so offenbart uns das ewige Wechselspiel der Monsune die grossartige F?rderung des Schiffsverkehrs ?ber den indischen Ozean; weil immer zur Winterzeit der n?rdlichen Erdh?lfte die Segler so st?ndig vom Monsun nach Afrikas Ostk?ste getrieben wurden, wie dann im Sommerhalbjahr wieder heimw?rts nach dem indischen oder arabischen Hafen, vollzog sich in diesem Raum fr?her als irgendwo sonst ein befruchtender V?lkerverkehr zwischen zwei Erdteilen und ganz verschiedenen Rassen ?ber landferne See. Von ihm stammt der Armschmuck der indischen Braut aus afrikanischem Elfenbein, die Ausdehnung des indischen Reisbaus durch arabische Sklavenh?ndler bis zum Kongo, das Kisuaheli als arabisch durchsetzte Bantunegersprache, der noch heute regen Handelsverkehr zwischen Deutsch-Ostafrika und Bombay, das st?ndige Wohnen kapitalkr?ftiger indischer H?ndler an unserer Schutzk?ste. Endlich welch eine gl?nzende Reihe nautischer Thaten tritt uns im Wandel der Zeiten vor die Seele, wenn wir hin?berblicken nach Griechenland, Italien, der iberischen Halbinsel und nach den atlantischen Gestadel?ndern Westeuropas! Die Mittelmeerschiffahrt ward fr?her erweckt, indessen die atlantische wuchs schon im Altertum h?her, denn sie hatte zu ringen mit einem ungleich gef?hrlicheren Meer. Mit den soliden Keltenschiffen der Veneter in der heutigen Bretagne aus dicken Eichenplanken mit eisernen Ankerketten und Ledersegeln konnten griechische oder r?mische Kauffahrer nicht wetteifern. Die Jahrhunderte hindurch fortgesetzten ?berfahrten der Normannen in ihren grossen Ruderk?hnen, den schwarz geteerten ,,Seerappen", von Norwegen nach Gr?nland und zur?ck sind mannhaftere Leistungen gewesen als die freilich geschichtlich folgenreichere Fahrt der Kolumbus-Karavelen im ruhigeren S?dmeer mit dem Kompass als Leiter. Den grossen Vorzug der Lage am verkehrsreichsten aller Ozeane nutzten indessen erst in der Neuzeit f?r Welthandel und Gr?ndung ?berseeischen Besitzes die vier mittelst?ndigen Lande voll aus: Frankreich, die Niederlande, England, Deutschland. F?r diesen gewaltigsten Aufschwung des Seewesens musste vor allem erst Amerika als weckendes Ziel den Blicken Europas entschleiert werden. Und wenn sich sodann auch innerhalb der neuen Welt die moderne Gr?sse von Schiffsbau und Seeverkehr dort entfaltete, wo unendliche Waldungen pr?chtiges Schiffsbauholz lieferten, namentlich aber eine feine K?stengliederung Buchten und Sunde, bergende Flussm?ndungsh?fen nebst weit ins Land hinein f?r m?ssige Seeschiffe befahrbaren Str?men darbot, also in Kanada und im Nordosten der Vereinigten Staaten, so wird man hier ebenfalls der urs?chlichen Verkn?pfung inne, die zumeist besteht zwischen Naturbegabung der K?stenlande und seem?nnischer Beth?tigung ihrer Bewohner.

Allerdings w?re es geistlos pseudogeographischer Fanatismus, wollte man dieses Verh?ltnis wie einen naturgesetzlichen Zwang deuten. Der Mensch ist kein willenloser Automat; er verh?lt sich zu Naturanregungen seiner Heimat bald wie ein gelehriger, bald wie ein teilnahmloser Sch?ler. Das Wasser des heutigen Welthafens von New-York diente einst den Indianern bloss zum Sammeln essbarer Muscheln; an derselben Sch?renk?ste, die die Norweger zu so k?hnen Schiffern erzog, leben die Lappen weiter als armselige Fischer. Die Angelsachsen vertieften sich nach der Landung in Britannien so ganz in die K?mpfe mit den dortigen Kelten, danach in Landbau und Viehzucht, dass sie der See v?llig den R?cken zukehrten, Alfred der Grosse seine Schiffe auf deutschen Werften bauen lassen musste. Die meisten Insulaner auf den Kykladen denken heutzutage nicht an Seefahrt, sondern bauen Weizen, pflegen die Rebe oder weiden ihre Ziegen. Seit die Holl?nder wohlhabend wurden, vernachl?ssigten sie die von ihren Vorfahren im h?rteren Daseinskampf so viel energischer betriebene Schiffahrt, ja in den belgischen Nachbarprovinzen Brabant und Flandern ?berliess der Niederl?nder den auch dort recht betr?chtlichen Seeverkehr seit Alters vorzugsweise Ausl?ndern, da ihn auf seinem fruchtbaren Boden Ackerbau, Gewerbe, Landhandel weit bequemer n?hrte.

Wagt es aber der Mensch, seine Kraft zu messen mit der elementaren ?bergewalt des Meeres, erw?hlt er als Seemann dieses Ringen mit Sturm und Wogenschwall sogar zu seinem Beruf, dann gilt von ihm vollauf das Dichterwort: ,,Es w?chst der Mensch mit seinen h?hern Zielen." Das Seemannshandwerk st?hlt Muskel und Nerv, ?bt Sinnessch?rfe, Geistesgegenwart, steigert mit jedem neuen Triumph menschlicher Klugheit ?ber rohe Naturkraft den Mut ?berlegten, furchtlosen Handelns. Wie scharf beobachtend sp?ht ganz habituell das verwetterte Antlitz unserer Matrosen unter dem S?dwester in die Ferne, wie wortkarg, aber t?chtig und thatbereit ist ihr ganzes Wesen; dem scheinbaren Phlegma im Ruhezustand entspricht vom Augenblick der Ausl?sung der bisher latent zusammengehaltenen Kraft die Energie und die erstaunliche Ausdauer der Leistung. Wenn der Seemannsberuf wie in Norwegen oder Grossbritannien sehr weite Bev?lkerungskreise umschliesst, wenn er dazu als ein Grundpfeiler der gesamten Volkswirtschaft hohe Achtung geniesst und bei geringem Abstand der K?ste selbst vom innersten Binnenlandkern allen Leuten in seiner klar ausgepr?gten Eigenart vorschwebt, so z?nden die Charaktervorz?ge des Seemanns auch innerhalb der nicht seem?nnischen Bev?lkerung durch Nachahmung. Ergreift dann, wie bei gr?sseren Kulturnationen so oft, im Gefolge wachsender Vertrautheit mit dem Ozean, mit dem Erdganzen ?berhaupt, Seehandel, ?berseeische Kolonisation immer ausgedehntere Kreise, so teilt sich gar viel von dem frischen Unternehmungsgeist, dem Wagemut, dem durch Ber?hrung mit Fremden erweiterten geistigen Horizont dem gesamten Volk mit. Typisch hierf?r leuchtet uns aus dem Altertum der Gegensatz auf zwischen dem braven, jedoch engherzigen Spartaner, der, durch sein im Ausland nicht kursf?higes Geld der Eisenstifte vom ?berseeverkehr auch k?nstlich abgeschrankt, zwischen den Gebirgsmauern seines Eurotasthals konservativ fortlebte, und andrerseits dem ionischen, fortschrittlichen Schifferstamm, den in ?g?ischer Seeluft gebadeten Athenern voll fr?hlichster, in schrankenlose Weite strebender Thatenlust.

Der Urmensch wird das Weltmeer kaum gekannt haben; sp?teren Geschlechtern war es ein Gegenstand von Furcht und Schrecken. Als man jedoch nachmals f?r die Dauer an seinem Ufer wohnte, seine Sch?tze aussch?pfte, seinen breiten R?cken sich dienstbar machte, um nach Herzenslust die fernsten K?sten anzufahren, da trat man ihm n?her und n?her, freilich ohne ihm jemals Sklavenfesseln anlegen zu k?nnen. Als sch?pferische Gottheit begann man es zu verehren. Die bezaubernde Sch?nheit des Meeres, wenn es bei stiller Luft friedlich die Segler dahin gleiten l?sst ?ber seinen Spiegel, aus dem des Tages freundlich der Sonnenglanz, nachts der Sternenhimmel silbern widerscheint, oder wenn im Gewittersturm die Wogen aufgepeitscht werden, flammende Blitze das D?ster von Seegew?lk und Wasser durchzucken, -- der Anprall der Wogen gegen die Steilk?ste, der Kampf des Schiffes mit dem Sturm, dann die verkl?rte Natur, nachdem das rasende Wetter sich verzogen, das stets wechselnde Farbenspiel in einer Harmonie von Himmel und Wasser, wie sie dem Land in solcher Vollkommenheit mangelt, -- das alles hat die dichterische Naturschilderung nicht bloss in Homers und Ossians Ges?ngen begeistert, nein, selbst aus schlichten Stegreifliedern von Naturv?lkern des Strandes klingt das naturfrisch uns entgegen, und die Maler aller in der Kunst h?her gestiegenen Seefahrernationen haben uns in herrlichen Bildern die Andacht des Menschen im Anblick ozeanischer Gr?sse verewigt.

Wissen und technisches K?nnen wurde schon dadurch beim Umgang mit dem Meer m?chtig angeregt, weil dieser zum Bau des n?tigen Fahrzeugs sowie zu dessen immer h?herer Vollendung hintrieb. Und wie vielseitig wurde Wissenschaft und Technik f?r den Schiffsbau vollends in Anspruch genommen, seitdem das 19. Jahrhundert die Dampfer schuf, um selbst gegen Wind und Str?mung die Ozeane zu durchkreuzen! Mittelbar hat ferner die Sicherung der Schiffsf?hrung eine Mehrzahl von Wissensgebieten segensvoll beeinflusst. Noch leben auf karolinischen Eilanden einige greise Glieder jener merkw?rdigen Gilde, in der sich genaue Kenntnis der Fixsternlage zum Sommer- und Winterhorizont f?r Verwertung bei der Bootssteuerung vererbt und zugleich eine so genaue Bekanntschaft mit der Ortslage der Inseln in weitestem Umkreis, wie sie die zeitgen?ssische Geographie der Kulturv?lker lange noch nicht besass.

Italienischen Nautikern danken wir die Einf?hrung des Kompasses in unseren Schiffsdienst auf grund der zuerst in China erkannten Richtungskraft der Magnetnadel. Er hat nicht bloss zahllosen Tausenden von Schiffen, denen in Nacht und Nebel kein Gestirn schimmerte, den rechten Weg gewiesen, sondern ohne die am Kompass durch alle Zonen von den Schiffern gemachten Massenbeobachtungen h?tte auch kein Gauss erfolgreich am Problem des Erdmagnetismus zu arbeiten vermocht. Und wenn schon vor Jahrhunderten die Markscheider im Klausthaler Bergwerk ihre unterirdischen G?nge zielsicher ausbauten, beim Grubenlicht den Kompass befragend, so klingt selbst in diese wahrlich seeferne Arbeit ein verhallendes kulturgeschichtliches Echo vom Wogenget?mmel.

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