bell notificationshomepageloginedit profileclubsdmBox

Read Ebook: Psychologische Typen by Jung C G Carl Gustav

More about this book

Font size:

Background color:

Text color:

Add to tbrJar First Page Next Page

Ebook has 608 lines and 178294 words, and 13 pages

####################################################################

Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der 1921 erschienenen Buchausgabe so weit wie m?glich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungew?hnliche und heute nicht mehr gebr?uchliche Schreibweisen sowie Schreibvarianten bleiben gegen?ber dem Original unver?ndert, sofern der Sinn des Texts dadurch nicht beeintr?chtigt wird.

Das Inhaltsverzeichnis wurde vom Bearbeiter an den Anfang des Texts verschoben.

Auf S. 297 wurde im Original eine Listennummer doppelt vergeben. In der vorliegenden Ausgabe wurde im Unterpunkt 7. ,Damit stimmt folgende Stelle trefflich ?berein: ...' die Nummerierung entfernt, wodurch die korrekte Abfolge der Listenpunkte wiederhergestellt wurde. Das Inhaltsverzeichnis wurde vom Bearbeiter an den Anfang des Texts verschoben.

Besondere Schriftschnitte wurden mit Hilfe der folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet:

Das Caret-Symbol steht f?r nachfolgende, hochgestellte Zeichen, welche in geschweifte Klammern eingeschlossen wurden.

####################################################################

Psychologische Typen

Von

C. G. Jung

Dr. med. et jur., vorm. Dozent der Psychiatrie an der Universit?t Z?rich

Rascher & Cie., Verlag, Z?rich, 1921

Erstes und zweites Tausend.

Nachdruck verboten. Alle Rechte, insbesondere das der ?bersetzung, vorbehalten. Copyright 1921 by Rascher & Cie., Verlag, Z?rich.

Inhalt.

Die zwei Mechanismen der Extra- und der Introversion. Die vier psychologischen Grundfunktionen: Denken, F?hlen, Empfinden und Intuieren 7

a) Das Universalienproblem in der Antike.

b) Das Universalienproblem in der Scholastik.

c) Der Einigungsversuch des Abaelard.

a) ?ber die wertvolle und die minderwertige Funktion. b) ?ber die Grundtriebe.

a) Die naive Einstellung. b) Die sentimentalische Einstellung. c) Der Idealist und der Realist.

a) Die introvertierte Frau. b) Die extravertierte Frau. c) Der extravertierte Mann. d) Der introvertierte Mann.

a) Die brahmanistische Auffassung des Gegensatzproblems.

b) ?ber die brahmanistische Auffassung des vereinigenden Symbols.

c) Das vereinigende Symbol als dynamische Gesetzm?ssigkeit.

d) Das vereinigende Symbol in der chinesischen Philosophie.

a) Frauendienst und Seelendienst.

b) Die Relativit?t des Gottesbegriffes bei Meister Eckehart.

Begriffliche Umschreibung von 58 psychologischen Ausdr?cken: 1. Abstraktion. 2. Affektivit?t. 3. Affekt. 4. Apperception. 5. Archa?smus. 6. Assimilation. 7. Bewusstsein. 8. Bild. 9. Collektiv. 10. Compensation. 11. Concretismus. 12. Construktiv. 13. Denken. 14. Differenzierung. 15. Dissimilation. 16. Einf?hlung. 17. Einstellung. 18. Enantiodromie. 19. Emotion. 20. Empfindung. 21. Extraversion. 22. F?hlen. 23. Funktion. 24. Gedanke. 25. Gef?hl. 26. Ich. 27. Idee. 28. Identifikation. 29. Identit?t. 30. Individualit?t. 31. Individuation. 32. Individuum. 33. Intellekt. 34. Introjektion. 35. Introversion. 36. Intuition. 37. Irrational. 38. Libido. 39. Machtcomplex. 40. Minderwertige Funktion. 41. Objektstufe. 42. Orientierung. 43. ,,Participation mystique". 44. Phantasie. 45. Projektion. 46. Rational. 47. Reduktiv. 48. Seele. 49. Seelenbild. 50. Selbst. 51. Subjektstufe. 52. Symbol. 53. Synthetisch. 54. Transscendente Funktion. 55. Trieb. 56. Typus. 57. Unbewusst. 58. Wille.

Vorrede.

Dr. C. G. Jung.

Einleitung.

Plato und Aristoteles! Das sind nicht bloss die zwei Systeme, sondern auch die Typen zweier verschiedener Menschennaturen, die sich seit undenklicher Zeit, unter allen Kost?men, mehr oder minder feindselig entgegenstehen. Vorz?glich das ganze Mittelalter hindurch, bis auf den heutigen Tag, wurde solchermassen gek?mpft, und dieser Kampf ist der wesentlichste Inhalt der christlichen Kirchengeschichte. Von Plato und Aristoteles ist immer die Rede, wenn auch unter anderm Namen. Schw?rmerische, mystische, platonische Naturen offenbaren aus den Abgr?nden ihres Gem?tes die christlichen Ideen und die entsprechenden Symbole. Praktische, ordnende, aristotelische Naturen bauen aus diesen Ideen und Symbolen ein festes System, eine Dogmatik und einen Kultus. Die Kirche umschliesst endlich beide Naturen, wovon die einen sich meistens im Klerus und die andern im M?nchstum verschanzen, aber sich unabl?ssig befehden.

Wenn wir einen menschlichen Lebensverlauf betrachten, so sehen wir, wie die Schicksale des einen mehr bedingt sind durch die Objekte seiner Interessen, w?hrend die Schicksale eines andern mehr durch sein eigenes Inneres, durch sein Subjekt bedingt sind. Da wir nun alle etwas mehr nach dieser oder jener Seite abweichen, so sind wir nat?rlicherweise geneigt, alles jeweils im Sinne unseres eigenen Typus zu verstehen.

Es ist nicht leicht, dieses gegens?tzliche Verhalten zum Objekt in einer leicht fasslichen und klaren Weise zu charakterisieren, und die Gefahr ist gross, zu ganz paradoxen Formulierungen zu gelangen, welche mehr Verwirrung als Klarheit stiften. Ganz allgemein k?nnte man den introvertierten Standpunkt als denjenigen bezeichnen, der unter allen Umst?nden das Ich und den subjektiven psychologischen Vorgang dem Objekt und dem objektiven Vorgang ?berzuordnen oder doch wenigstens dem Objekt gegen?ber zu behaupten sucht. Diese Einstellung gibt daher dem Subjekt einen h?hern Wert als dem Objekt. Dementsprechend steht das Objekt immer auf einem tiefern Wertniveau, es hat sekund?re Bedeutung, ja, es steht gelegentlich nur als das ?ussere, objektive Zeichen eines subjektiven Inhaltes, etwa als Verk?rperung einer Idee, wobei aber die Idee das Wesentliche ist; oder es ist der Gegenstand eines Gef?hls, wobei aber das Gef?hlserlebnis die Hauptsache ist und nicht das Objekt in seiner realen Individualit?t. Der extravertierte Standpunkt dagegen ordnet das Subjekt dem Objekt unter, wobei dem Objekt der ?berragende Wert zukommt. Das Subjekt hat stets sekund?re Bedeutung; der subjektive Vorgang erscheint bisweilen bloss als st?rendes oder ?berfl?ssiges Anh?ngsel objektiver Geschehnisse. Es ist klar, dass die Psychologie, die aus diesen gegens?tzlichen Standpunkten hervorgeht, in zwei total verschiedene Orientierungen zerfallen muss. Der eine sieht alles unter dem Gesichtswinkel seiner Auffassung, der andere unter dem des objektiven Geschehens.

Das Typenproblem in der antiken und mittelalterlichen Geistesgeschichte.

Das Typenproblem in der antiken und mittelalterlichen Geistesgeschichte.

Je weiter wir in der Geschichte zur?ckgehen, desto mehr sehen wir, dass die Pers?nlichkeit unter der Decke der Collektivit?t verschwindet. Und wenn wir gar zur primitiven Psychologie hinuntergehen, so finden wir, dass dort vom Begriffe des Individuums ?berhaupt nicht zu reden ist. Statt der Individualit?t finden wir nur collektive Bezogenheit oder ,,participation mystique" . Die Collektiveinstellung verhindert aber die Erkenntnis und die W?rdigung einer vom Subjekt verschiedenen Psychologie, indem der collektiv eingestellte Geist eben unf?hig ist, anders als projizierend zu denken und zu f?hlen. Das, was wir unter dem Begriff ,,Individuum" verstehen, ist eine verh?ltnism?ssig junge Errungenschaft der menschlichen Geistes- und Kulturgeschichte. Es ist darum kein Wunder, dass die fr?her allm?chtige Collektiveinstellung eine objektive psychologische W?rdigung der Individualdifferenzen sozusagen g?nzlich verhindert hat, wie ?berhaupt jede wissenschaftliche Objektivierung individualpsychologischer Vorg?nge. Gerade wegen dieses Mangels an psychologischem Denken war die Erkenntnis ,,psychologisiert", d. h. angef?llt mit projizierter Psychologie. Daf?r bieten die Anf?nge philosophischer Welterkl?rung treffende Beispiele. Hand in Hand mit der Entwicklung der Individualit?t und der dadurch bedingten psychologischen Differenzierung der Menschen geht die Entpsychologisierung der objektiven Wissenschaft. Diese Er?rterungen d?rften erkl?ren, warum die Quellen objektiver Psychologie in den uns aus dem Altertum ?berlieferten Stoffen ?usserst sp?rlich fliessen. Die Unterscheidung der vier Temperamente, die wir vom Altertum ?bernommen haben, ist eine kaum noch psychologische Typisierung, indem die Temperamente beinahe nichts anderes als psycho-physiologische Komplexionen sind. Der Mangel an Nachricht will nun aber nicht sagen, dass wir von der Wirksamkeit der in Frage stehenden psychologischen Gegens?tze keine Spuren in der antiken Geistesgeschichte bes?ssen.

Tertullian wurde etwa um 160 in Karthago geboren. Er war ein Heide, dem l?sternen Leben seiner Stadt ergeben bis etwa zu seinem 35. Lebensjahre, wo er ein Christ wurde. Er wurde der Verfasser zahlreicher Schriften, aus denen sein Charakter, der uns besonders interessiert, unverkennbar hervortritt. Vor allem deutlich ist sein beispielloser edler Eifer, sein Feuer, sein leidenschaftliches Temperament und die tiefe Innerlichkeit seiner religi?sen Auffassung. Er ist fanatisch und genial einseitig um einer erkannten Wahrheit willen, unduldsam, eine Kampfnatur ohnegleichen, ein erbarmungsloser Streiter, der seinen Sieg nur in der totalen Vernichtung seines Gegners sieht, seine Sprache ist wie eine funkelnde Klinge, von grausamer Meisterschaft gef?hrt. Er ist der Sch?pfer des auf mehr als 1000 Jahre hinaus g?ltigen Kirchenlateins. Er pr?gt die Terminologie der jungen Kirche. ,,Hatte er einen Gesichtspunkt aufgegriffen, so musste er ihn, gleichwie gepeitscht von einem Heere der H?lle, in alle seine Konsequenzen hinein auch durchf?hren, selbst wenn das Recht schon lange nicht mehr auf seiner Seite stand und alle vern?nftige Ordnung zerfetzt vor ihm lag." Die Leidenschaftlichkeit seines Denkens war so unerbittlich, dass er sich immer und immer wieder gerade davon entfremdete, wof?r er eigentlich sein Herzblut hergegeben hatte. Dementsprechend ist auch seine Ethik von herber Strenge. Er gebot, das Martyrium aufzusuchen, statt es zu fliehen, er erlaubte keine zweite Ehe und verlangte die stete Verschleierung der Personen weiblichen Geschlechts. Die Gnosis, die eben eine Leidenschaft des Denkens und Erkennens ist, bek?mpfte er mit fanatischer Unnachsichtigkeit, und mit ihr die von ihr eigentlich wenig verschiedene Philosophie und Wissenschaft. Ihm wird das grossartige Bekenntnis zugeschrieben: Credo quia absurdum est . Dies d?rfte historisch allerdings nicht ganz stimmen, er sagte bloss: : ,,Et mortuus est dei filius, prorsus credibile est, quia ineptum est. Et sepultus resurrexit; certum est, quia impossibile est."

Verm?ge der Sch?rfe seines Geistes durchschaute er die Kl?glichkeit philosophischen und gnostischen Wissens und wies es ver?chtlich von sich. Er berief sich dagegen auf das Zeugnis seiner eigenen innern Welt, auf seine eigenen innern Tatsachen, welche eins waren mit seinem Glauben. Sie gestaltete er aus und wurde so zum Sch?pfer der begrifflichen Zusammenh?nge, welche noch heute dem katholischen System zu Grunde liegen. Die irrationale innere Tatsache, die ihm wesentlich dynamischer Natur ist, war das Prinzip und die Grundlegung gegen?ber der Welt und der collektiv g?ltigen oder rationalen Wissenschaft und Philosophie. Ich zitiere seine Worte:

,,Ich rufe ein neues Zeugnis an, oder vielmehr ein Zeugnis, welches bekannter ist als irgend ein Schriftdenkmal, mehr verhandelt als irgend ein Lebenssystem, weiter verbreitet als irgend eine Ver?ffentlichung, gr?sser als der ganze Mensch, n?mlich das, was den ganzen Menschen ausmacht. So tritt denn herzu, o du Seele, magst du nun etwas G?ttliches und Ewiges sein, wie manche Philosophen glauben -- du wirst dann umso weniger l?gen -- oder durchaus nicht g?ttlich, weil n?mlich sterblich, wie freilich Epikuros allein meint -- du wirst dann umso weniger l?gen d?rfen -- magst du vom Himmel gekommen oder aus der Erde geboren, magst du aus Zahlen oder Atomen gef?gt sein, magst du zugleich mit dem Leibe dein Dasein beginnen oder nachtr?glich in ihn eingef?gt werden, gleichviel woher immer du auch stammst und wie immer du auch den Menschen zu dem machst, was er ist, n?mlich ein vern?nftiges Wesen, der Wahrnehmung f?hig und auch der Erkenntnis. Aber nicht dich rufe ich, du Seele, die du in Schulen abgerichtet, in Bibliotheken bewandert, in Akademien und attischen S?ulenhallen gespeist und ges?ttigt, Weisheit verk?ndest, nein, dich will ich sprechen, du Seele, die du schlicht und ungebildet, unbeholfen und unerfahren bist, sowie du bei denen bist, die nichts weiteres haben als dich, ganz wie du da eben von der Gasse, von der Strassenecke, von der Werkstatt kommst. Ich bedarf gerade deiner Unwissenheit."

In meinem Buch ?ber ,,Wandlungen und Symbole der Libido" liess ich die Frage offen, woher die eigent?mliche Libidorichtung im christlichen Prozesse stamme. Ich sprach damals von einer Zerspaltung der Libidorichtung in zwei gegeneinander gerichtete H?lften. Die Erkl?rung hief?r ergibt sich aus der Einseitigkeit der psychologischen Einstellung, die so einseitig geworden war, dass die Compensation aus dem Unbewussten herauf sich aufdr?ngte. Es ist gerade die gnostische Bewegung in den ersten christlichen Jahrhunderten, welche das Hervorbrechen unbewusster Inhalte im Momente der Compensierung aufs klarste dartut. Das Christentum selber bedeutete die Zertr?mmerung und Opferung antiker Kulturwerte, d. h. der antiken Einstellung. In gegenw?rtiger Zeit ist beinahe ?berfl?ssig zu bemerken, dass es gleichg?ltig ist, ob wir von heute oder von der Zeit vor 2000 Jahren reden.

Mit den grossen politischen Umw?lzungen, dem Zusammenbruch des r?mischen Reiches und dem Untergang der antiken Zivilisation fanden auch diese Streitigkeiten ein Ende. Als aber nach mehreren Jahrhunderten wieder eine gewisse Stabilit?t erreicht war, traten auch die psychologischen Differenzen wieder in ihrer charakteristischen Weise hervor, zuerst zaghaft, aber mit steigender Kultur intensiver werdend. Zwar waren es nicht mehr die Probleme, welche die alte Kirche in Aufruhr gebracht hatten, sondern neue Formen waren gefunden worden, aber die darunter versteckte Psychologie war dieselbe.

Mit diesen Ausf?hrungen soll, wie ich ausdr?cklich hervorheben will, keineswegs etwas ausgemacht sein ?ber die individuelle Psychologie der beiden Autoren. Was wir von Scotus Eriugena pers?nlich wissen -- es ist wenig genug -- gen?gt nicht, um eine sichere Diagnose seines Typus zu machen. Das, was wir wissen, spricht zu Gunsten des Introversionstypus. Von Radbertus wissen wir so gut wie nichts. Wir wissen nur, dass er etwas dem allgemeinen menschlichen Denken Widerstreitendes sagte, aber mit sicherer Gef?hlslogik das erschloss, was jene Zeit als das Passende anzunehmen bereit war. Diese Tatsache w?rde zu Gunsten des Extraversionstypus sprechen. Aus ungen?gender Kenntnis beider Pers?nlichkeiten m?ssen wir aber unser Urteil suspendieren, denn besonders bei Radbertus k?nnte die Sache auch ganz anders liegen. Er k?nnte ebenso gut ein Introvertierter gewesen sein, der bei beschr?nktem Verstande in keiner Weise ?ber die Auffassungen seiner Umgebung hinausragte, und dessen Logik bei g?nzlicher Unoriginalit?t gerade soweit reichte, einen n?chstliegenden Schluss aus den in den Schriften der V?ter bereitgelegten Pr?missen zu ziehen. Und umgekehrt k?nnte Scotus Eriugena auch ein Extravertierter gewesen sein, wenn nachgewiesen w?re, dass er von einem Milieu getragen war, das sich sowieso durch common sense auszeichnete und auch eine dementsprechende ?usserung als das Passende und W?nschenswerte empfand. Letzteres ist nun gerade f?r Scotus Eriugena keineswegs nachgewiesen. Auf der andern Seite aber wissen wir auch, wie gross die Sehnsucht jener Zeit nach der Realit?t des religi?sen Wunders war. Diesem Charakter des Zeitgeistes musste die Ansicht des Scotus Eriugena als kalt und ert?tend erscheinen, w?hrend des Radbertus Behauptung als lebenf?rdernd musste empfunden werden, denn sie concretisierte das, was jedermann w?nschte.

Umgekehrt behauptete der Realismus die Existenz der Universalia ante rem, n?mlich, dass die Allgemeinbegriffe ihre Existenz f?r sich nach Art der platonischen Ideen h?tten. Trotz seiner Kirchlichkeit ist der Nominalismus eine skeptische Str?mung, welche die dem Abstrakten eigent?mliche Sonderexistenz bestreiten will. Es ist eine Art von wissenschaftlichem Skeptizismus innerhalb der starrsten Dogmatik. Sein Realit?tsbegriff f?llt notwendigerweise zusammen mit der sinnenf?lligen Realit?t der Dinge, deren Individualit?t das Reale darstellt gegen?ber der abstrakten Idee. Der strikte Realismus dagegen verlegt den Wirklichkeitsakzent auf das Abstrakte, die Idee, das Universale, das er ante rem setzt.

Wir sind so ausf?hrlich auf das Problem der Inh?renz und der Pr?dikation eingegangen, weil dieses Problem nicht nur im scholastischen Nominalismus und Realismus wieder aufgetaucht ist, sondern auch, weil es immer noch nicht zur Ruhe und Ausgleichung gelangt ist und wohl nie dazu gelangen wird. Denn es handelt sich hier wiederum um den typischen Gegensatz zwischen dem abstrakten Standpunkt, wo der ausschlaggebende Wert im Denkprozess selber liegt, und dem Denken und F?hlen, das der Orientierung durch das sinnliche Objekt unterliegt. In letzterm Fall ist der geistige Prozess Mittel zum Zweck der Heraushebung der Pers?nlichkeit. Es ist kein Wunder, dass es gerade die Proletarierphilosophie war, welche das Inh?renzprinzip adoptierte. Wo immer gen?gend Gr?nde vorhanden sind, das Schwergewicht auf das Individualf?hlen zu verlegen, wird das Denken und F?hlen notwendigerweise durch Armut an positiv-schaffender Energie negativ-kritisch, es analysiert und reduziert auf concrete Einzelheit. Der daraus entstehenden Anh?ufung ungeordneter Einzeldinge wird bestenfalls eine vage All-Einheit ?bergeordnet, deren Wunschcharakter mehr oder weniger durchsichtig ist. Wo das Schwergewicht aber auf dem geistigen Prozesse liegt, da wird das Resultat des geistigen Schaffens der Vielheit als Idee ?bergeordnet. Die Idee ist m?glichst depersonalisiert; das pers?nliche Empfinden aber geht soweit als m?glich in den geistigen Prozess ?ber, den es hypostasiert.

Der platonischen Form gegen?ber stand, wie wir sahen, die kritische Annahme, dass Gattungsbegriffe blosse W?rter seien. In diesem Falle ist das Reale prius, das Ideale posterius. Man bezeichnete diese Ansicht mit dem Schlagwort: universalia post rem.

,,Die unbedingte Notwendigkeit der Urteile aber ist nicht eine absolute Notwendigkeit der Sachen. Denn die absolute Notwendigkeit des Urteils ist nur eine bedingte Notwendigkeit der Sache oder des Pr?dikates im Urteile."

,,Sein ist offenbar kein reales Pr?dikat, d. i. ein Begriff von irgend etwas, was zu dem Begriffe eines Dinges hinzukommen k?nne. Es ist bloss die Position eines Dinges oder gewisser Bestimmungen an sich selbst. Im logischen Gebrauche ist es lediglich die Copula eines Urteiles. Der Satz: Gott ist allm?chtig, enth?lt zwei Begriffe, die ihn zum Objekte haben: Gott und Allmacht. Das W?rtchen: ist, ist nicht noch ein Pr?dikat oben ein, sondern nur das, was das Pr?dikat beziehungsweise aufs Subjekt setzt. Nehme ich nun das Subjekt mit allen seinen Pr?dikaten zusammen und sage: Gott ist, oder: es ist ein Gott, so setze ich kein neues Pr?dikat zum Begriffe von Gott, sondern nur das Subjekt an sich selbst, mit allen seinen Pr?dikaten und zwar den Gegenstand in Beziehung auf meinen Begriff. Beide m?ssen genau einerlei enthalten, und es kann daher zu dem Begriffe, der bloss die M?glichkeit ausdr?ckt, darum, dass ich dessen Gegenstand als schlechthin gegeben denke, nichts weiter hinzukommen. Und so enth?lt das Wirkliche nichts mehr als das bloss M?gliche. Hundert wirkliche Taler enthalten nicht das mindeste mehr, als hundert m?gliche."

,,Aber in meinem Verm?genszustande ist mehr bei hundert wirklichen Talern, als bei dem blossen Begriffe derselben ."

Add to tbrJar First Page Next Page

 

Back to top