Read Ebook: Meine erste Weltreise by Cook James Fischer Wilhelm Editor
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towiert werden sollte. Das bei dieser Operation gebrauchte Instrument hatte dreissig Z?hne. Auf jeden Schlag auf das Instrument, deren in einer Minute wenigstens hundert getan wurden, kam eine w?sserige Feuchtigkeit, die mit Blut gef?rbt war, auf der Haut zum Vorschein. Das M?dchen hielt die Qualen mit stoischer Tapferkeit ungef?hr eine Viertelstunde aus, dann aber ?berw?ltigten sie die Schmerzen. Sie begann sich zu str?uben, weinte und flehte ihre Peiniger um Erbarmen an. Zwei Weiber hielten die ?rmste fest, liebkosten, schalten und schlugen sie, um sie willf?hrig zu machen. Banks wartete eine Stunde; als er sich entfernte, war die T?towierung nicht einmal in ihrem schmerzlichsten Teil vollendet.
Es ber?hrte uns sehr eigent?mlich, dass dieses gesellige, ?ppige V?lkchen bei seinen Mahlzeiten die Geschlechter scheidet. Stets speisen die M?nner und die Frauen gesondert, auch in der Familie. >>Wir essen allein, weil es sich so schickt!<< sagten sie, wenn wir nach dem Grunde fragten, und sie gaben ihrem Ekel dar?ber Ausdruck, dass wir mit unsern Frauen zusammen speisen w?rden. Wenn einer von uns mit einem M?dchen allein war und sie einlud mit ihm zu speisen, dann tat sie uns zwar den Gefallen, wir mussten ihr aber schw?ren, nichts dar?ber verlauten zu lassen, denn wenn dieser Verstoss gegen die gute Sitte ruchbar w?rde, w?re es um ihren Ruf geschehen. Wenn wir zuf?llig einmal in einem Hause den Korb anr?hrten, worin sich die f?r die Frauen des Hauses bestimmten Speisen befanden, so konnten wir sicher sein, dass von den ?ltern Weibern die Speisen mit dem Korbe weggeworfen wurden.
Ich kann den Bericht ?ber das h?usliche Leben dieses V?lkchens nicht schliessen, ohne seiner pers?nlichen Reinlichkeit r?hmend zu gedenken. M?nner, Frauen, Knaben und M?dchen baden tagt?glich dreimal in fliessendem Wasser: einmal am Morgen, dann zu Mittag und schliesslich am Abend, bevor sie zur Ruhe gehen, einerlei ob der Fluss und die See in der N?he sind oder ob sie meilenweit zu gehen haben. Auch waschen sie Mund und H?nde fast nach jedem Bissen, ebenso reinlich halten sie ihre Kleidung. Ich glaube, dass man dieses Lob nicht einmal den vornehmsten Gesellschaftsklassen in Europa erteilen kann.
?ber die Religion unserer braunen Freunde konnten wir nur wenig erfahren. Was wir sahen, war in mystische Gebr?uche geh?llt und durch handgreifliche Widerspr?che verwirrt, wie in andern Religionen ja auch. Der Umstand, dass auf Otahiti wie in China die gottesdienstliche Sprache von der Landessprache abweicht, erschwerte uns das Eindringen in dieses Mysterium ganz bedeutend. Tupia gab sich zwar viele M?he uns zu unterrichten, weil er dies aber in seiner Priestersprache tat, von der wir nichts verstanden, so erfuhren wir nur sehr wenig. Wie alle Menschen von primitiven Religionsbegriffen glauben auch die Eingeborenen von Otahiti, dass die Welt auf dem Wege der Zeugung -- von der die Existenz zweier Personen von verschiedenem Geschlecht unzertrennlich ist -- erschaffen worden sei. Die h?chste Gottheit nennen sie Taroathaihetumuh; die zweite, die weibliche, die ihrem Wahne nach ein Felsen gewesen ist, Tepapa. Eine Tochter beider war Tettowmatayo oder das Jahr, denn so pflegen sie auch die dreizehn Monde ihres Jahres zu benennen. Diese Tochter zeugte mit ihrem Vater die Monate, und die Monate paarten sich und zeugten die Tage. Die Sterne sind teils unmittelbare Abk?mmlinge des ersten Paares, teils haben sie sich untereinander selbst fortgepflanzt. Eine ?hnliche Anschauung haben sie von der Entstehung der verschiedenen Gattungen der Pflanzen. Zu den Abk?mmlingen Taroathaihetumuhs und der Tepapa z?hlen sie auch das zahlreiche Geschlecht ihrer Unterg?tter, die Eatuas. Zwei von diesen waren die Eltern des ersten Menschen, der in Kugelform geboren wurde und den seine Mutter zu seiner jetzigen Gestalt reckte und streckte und Eothe, d. i. >>Vollendet<< nannte. Eothe zeugte mit seiner eigenen Mutter eine Tochter und mit dieser einen Sohn und mehrere T?chter, mit denen Eothes Sohn die Welt bev?lkerte. Taroathaihetumuh zeugte mit der Tepapa auch einen Sohn, den Tane, zu dem die Insulaner, die den obersten Gott >>den Urheber der Erdbeben<< nennen, am liebsten beten, weil sie glauben, dass Tane der hervorragendste Sachwalter der Menschen im Himmel sei.
Die Unterg?tter, die Eatuas, sind sehr zahlreich und m?nnlichen und weiblichen Geschlechts. Die m?nnlichen Eatuas werden von den M?nnern des Volkes, die weiblichen von den Frauen verehrt. M?nner und Frauen haben an den Morais ihre besondern Alt?re f?r ihre speziellen G?tter. Es gibt nur m?nnliche Priester, doch hat jedes Geschlecht seine eigenen, denn die, die das Amt speziell zur Anbetung der Geschlechtseatuas f?r das eine Geschlecht versehen, d?rfen es f?r das andere nicht verwalten.
Man glaubt in Otahiti an die Unsterblichkeit der Seele, an ein ewiges Leben nach dem Tode und daran, dass es zwei Orte und verschiedene Abstufungen der Gl?ckseligkeit gibt, was sich mit unsern Begriffen von Himmel und H?lle in etwas deckt. Den obersten Himmel heissen sie Tavirua l'erai; er ist f?r ihre Herrscher und ihre Vornehmen, der zweite Himmel, der Tiahobuh, ist f?r das gew?hnliche Volk bestimmt. Sie glauben indes nicht im entferntesten, dass ihre Handlungen in diesem Leben nach dem Tode von ihren G?ttern >>gewogen und zu leicht befunden w?rden<<, sie sind vielmehr der Meinung, dass ihre G?tter mehr zu tun h?tten, als sich um die irdischen Handlungen jedes einzelnen von ihnen zu bek?mmern. Ihre Religion hat demgem?ss keinen Einfluss auf ihre Sitten, aber sie ist daf?r auch frei von jedem Eigennutz. Sie beten nicht, auf dass es ihnen auf Erden wohl ergehe, sondern ihre Ehrfurcht vor dem H?chsten entsteht aus dem Bewusstsein ihrer eigenen Niedrigkeit im Vergleich mit der unaussprechlichen und unfassbaren Erhabenheit der g?ttlichen Vollkommenheit. G?tzen hatten sie nicht; auch der Fetischdienst war ihnen fremd.
Die priesterliche oder Tahowa-W?rde ist erblich. Es gibt viele und verschiedenartige Priester, doch ist der Oberpriester gew?hnlich der j?ngere Sohn einer sehr vornehmen Familie und dem Range nach die n?chste Person nach dem K?nige. Der gr?sste Teil der Gebildeten besteht aus den Priestern. Aber die Bildung beschr?nkt sich auf das Wissen und die Kenntnis der zahlreichen Eatuas und ihres Kultes, sowie der m?ndlichen Traditionen des Priestertums, die in Weisheitsspr?chen festgehalten und in unglaublicher Menge vorhanden sind. Die vornehmeren Priester sind zugleich ?rzte, Astronomen und Schiffahrtskundige. In der Tat bedeutet der Name Tahowa eigentlich nur einen Mann von Wissen und Einsicht. Da nun jeder Stand seine Priester hat, so verwenden die Vornehmen niemals einen Tahowa von der Klasse des gemeinen Volkes, und umgekehrt wird ein Priester der h?heren St?nde niemals f?r andere als f?r seine Standesgenossen zu haben sein.
Mit der Arzneikunst der Priester ist es allerdings nicht weit her; sie besteht haupts?chlich in Beten. Wenn der Priester seine Kranken besucht, so sagt er gewisse f?r diese Zwecke verfasste Gebete her, wickelt die Finger und Zehen des Kranken mit Kokosnussfasern ein, gibt ihm den heilbringenden Zweig irgendeines Strauches in die Hand und kommt und betet so lange, bis der Kranke entweder genesen oder gestorben ist. Ist er gesund geworden, dann hat die >>Arznei<< geholfen; ist er gestorben, dann ist die Krankheit eben unheilbar gewesen. Was meinen die Leser: ist in dieser Hinsicht das V?lkchen von Otahiti wirklich von den europ?ischen V?lkern so sehr verschieden?
F?nftes Kapitel.
Reise nach Huaheine und Ulietea. -- Ein Weib als Gastgeschenk. -- Eine dramatische Unterhaltung. -- Der >>furchtbare K?nig<<. -- Ein ?berfall.
Nachdem wir von unsern Freunden Abschied genommen hatten, segelten wir bei gelindem Winde und heiterm Wetter frohgesinnt nach Westen. Wie uns Tupia sagte, waren die Nebeninseln von Otahiti, die er Huaheine, Ulietea, Otaha und Bolabola nannte, bequem in zwei Tagesreisen zu erreichen. Auch seien diese Inseln ausserordentlich bev?lkert und mit Nahrungsmitteln reich versehen. Wir hatten jedoch bei nebligem Wetter Windstille, so dass wir nur langsam weiterkamen. Tupia betete zu seinem Gotte Tane um Wind, aber er fing erst zu beten an, wenn er aus allen Anzeichen schliessen konnte, dass der Wind die Segel bl?hen w?rde, bevor er noch mit seinem Gebete zu Ende w?re.
Am 16. Juli erhob sich ein leichter Wind, der uns bald nach Huaheine brachte. Als wir des Morgens um 8 Uhr dem nordwestlichen Teil dieser Insel sehr nahe waren, sondierten wir, konnten aber mit achtzig Klaftern keinen Boden erreichen. Es dauerte nicht lange, so stiessen einige K?hne vom Land ab; allein die Insassen kamen erst n?her, als ihnen Tupia winkte. In einem der K?hne befand sich der K?nig der Insel mit seiner Gemahlin, die dann in Begleitung ihrer W?rdentr?ger an Bord kamen. Anfangs erstaunten sie und verwunderten sich ?ber alles, was ihnen an Bord gezeigt wurde, allein sie beobachteten eine w?rdevolle Zur?ckhaltung; erst nach l?ngerem Aufenthalt tauten sie auf. Der K?nig hiess Orih, und zum Zeichen seiner h?chsten Gunst machte er mir den Tausch unsrer Namen zum Vorschlag. Solange wir beisammen waren, nannte er sich K?nig Cookih, denn so sprach er meinen Namen aus, und ich hiess Orih. Diese Insulaner waren gr?sser und st?rker als die von Otahiti, die Frauen weisser und sch?ner, sonst aber waren sie den Bewohnern von Otahiti in Tracht, Sprache, Sitte sehr ?hnlich, nur dass sie nicht diebisch waren.
Nach 12 Uhr kamen wir in einem kleinen, aber sehr guten Hafen vor Anker. Ich ging sogleich in Begleitung von Banks, Dr. Solander, Monkhouse, Tupia, K?nig Cookih und den andern Eingeborenen ans Land. Kaum hatten wir einen Fuss auf den Strand gesetzt, so entbl?sste Tupia seinen Oberk?rper und hielt eine Ansprache an den K?nig, der ihm gegen?berstand und ihm von Zeit zu Zeit antwortete, dann tauschten sie Geschenke aus. Nach Abschluss dieser Zeremonie, die wir f?r einen Freundschaftsvertrag hielten, durften wir uns ?berall frei und unbel?stigt bewegen und konnten gehen, wohin wir wollten. Tupia verf?gte sich nach dem Hauptmorai, um dort zu opfern.
Am n?chsten Morgen erstiegen wir die Berge, die von der gleichen Beschaffenheit wie die in Otahiti waren, nur schienen Gestein und Ton noch mehr verbrannt zu sein. Wir hatten einen Tauschhandel mit den Eingeborenen etabliert. Das Gesch?ft ging sehr flau, denn wenn wir etwas ausboten, so kaufte keiner fr?her, als bis er sich mit seiner Sippschaft eingehend ?ber die Chancen beraten hatte, wor?ber zwecklos viele Zeit vergeudet wurde, so dass wir am ersten Tag nur elf Ferkel eintauschen konnten. Am n?chsten Morgen boten wir Beile aus, f?r die wir die gr?ssten Schweine bekamen. Am Nachmittag, als bekannt wurde, dass wir unsre Abfahrt vorbereiteten, machte der K?nig seine Abschiedsvisite. Ich gab ihm u. a. einen Zinnteller, worauf mein Name und das Datum: >>16. Juli 1769 Huaheine<< gestempelt waren. Dieses Geschenk konnte als dauernder Beweis daf?r gelten, dass wir die ersten europ?ischen Entdecker dieser Insel waren.
Wir segelten hierauf nach der Insel Ulietea, die 7-8 Seemeilen s?dwestlich von Huaheine liegt, und um halb 7 Uhr des Abends waren wir an der ?stlichen Seite der Insel etwa 3 Seemeilen von der K?ste. Die ganze Nacht ?ber lavierten wir hin und her. Sobald der Tag anbrach, steuerten wir gegen die K?ste hin. Bald darauf erblickten wir eine Einfahrt im Riffe, das vor der K?ste liegt. Tupias Aussage nach sollte sich dahinter ein guter Hafen befinden, weil ich mich aber nicht blindlings auf sein Wort verlassen wollte, so schickte ich den Steuermann in der Pinasse aus, um genaue Untersuchungen anstellen zu lassen. Tupia hatte uns recht berichtet, denn der Steuermann signalisierte uns, dass wir ihm folgen sollten. Wir steuerten daher in die Einfahrt hinein und kamen in 22 Klaftern auf weichem Grund vor Anker. Es dauerte nicht lange, so fuhren zwei K?hne der Eingeborenen an uns heran; in jedem Kahne befanden sich ein sch?nes Weib und ein junges Schwein, die f?r uns bestimmt waren. Dass sie uns Weiber zuf?hrten, hielten wir f?r einen Beweis ihres Vertrauens. Die Schweine waren Geschenke. Wir nahmen beides mit pflichtschuldigem Danke an und beschenkten die Damen je mit einem grossen Nagel und mit Glaskorallen, wor?ber sie hoch erfreut waren. Tupia, der die M?nner von Bolabola sehr zu f?rchten schien, machte uns darauf aufmerksam, dass sie Ulietea erobert h?tten, und dass sie, sobald sie von unserer Anwesenheit erf?hren, herabk?men, um uns zu bekriegen. Wir beschlossen daher, sofort an Land zu gehen. Banks, Solander, ich und Tupia liessen uns sofort ans Ufer setzen, wo Tupia angesichts der Eingeborenen dieselben Zeremonien wie in Huaheine vornahm, eine englische Flagge hisste und im Namen des K?nigs von England Ulietea, Huaheine, Otaha und Bolabola -- die drei letztgenannten Inseln konnten wir von unserm Standorte aus ?bersehen -- in Besitz nahm. Wir fuhren die n?chsten Tage nach Otaha und Bolabola, hatten aber ung?nstigen Wind. Am Nachmittag des 29. Juli befanden wir uns in der L?nge des s?dlichen Endes von Ulietea und windw?rts von einigen H?fen, die auf der westlichen Seite dieser Insel liegen. Nun hatten wir zwar diese Insel schon besucht und waren k?rzlich auf ihrer andern Seite vor Anker gelegen. Weil wir aber inzwischen in der Pulverkammer ein Leck erhalten hatten, entschloss ich mich, in einem dieser H?fen vor Anker zu gehen. Als das Schiff gesichert war, ging ich an Land, um einen Platz zu suchen, wo wir Ballast und Wasser einholen k?nnten. Die Herren Banks und Dr. Solander ergingen sich den ganzen Tag ?ber in der sch?nen Gegend. Die Eingeborenen begegneten ihnen ?berall mit grosser H?flichkeit und Ehrerbietung. M?nner, Frauen und Kinder sammelten sich in grosser Menge um sie, ohne ihnen im geringsten l?stig zu fallen. Im Gegenteil, jeder war bestrebt, ihnen in jeder Weise behilflich zu sein. Man trug sie ?ber Pf?tzen und Lachen. Man geleitete sie wie Halbg?tter in die Wohnungen der Vornehmen und bildete dabei Spalier. Als sie in das Haus eines der F?rsten traten, fanden sie alles in feierlicher Ordnung. Auf dem Boden war eine Matte ausgebreitet, an deren Ende die Familie sass, w?hrend das Volk an beiden Seiten aufgestellt war. In einem andern vornehmen Hause wurden sie von einigen reichgekleideten Kindern erwartet. Das eine war ein sechsj?hriges M?dchen, das sich auf den Arm seiner sch?nen Amme st?tzte und die Geschenke der Herren mit so liebreizender W?rde wie nur irgendeine europ?ische Prinzessin empfing. Das Volk war ?ber die Geschenke, die diesem Kinde gemacht wurden, so entz?ckt, dass irgendein Vornehmer den Gebern zu Ehren einen Tanz tanzen liess, der sie h?chlichst interessierte.
Am 3. begegneten wir einer Gesellschaft reisender T?nzer, die aus zwei T?nzerinnen und sechs M?nnern mit drei Trommeln bestand. Tupia berichtete uns, dass diese Gesellschaft den vornehmsten Kreisen zugeh?rig sei, zu ihrem Privatvergn?gen umherziehe und keine Geschenke f?r ihre Darbietungen beanspruche. Die T?nzerinnen hatten denn auch eine betr?chtliche Menge Tamous oder geflochtenen Haares um ihre K?pfe gewickelt und mit Kapjasmin verziert. Den Hals, die Schultern, die Arme und die Brust bis unter die Achselh?hlen hatten sie entbl?sst, die enganliegende Taille war von feinstem, schwarzem Tuch, an jeder Seite der Brust war ein kleiner Busch schwarzer Federn. W?hrend der braun und weiss gestreifte H?ftenteil des Kleides malerisch gefaltet war, hing der weisse Rockteil glatt hinab und bedeckte die F?sse, die sie mit grosser Virtuosit?t und ebenso kunstfertig und grazi?s wie irgendeine Ballett?nzerin bei uns zu wirbeln wussten.
Zu Beginn des leidenschaftlichen Tanzes schritten sie rhythmisch und im genauen Takte mit den Trommeln in zierlichen Schritten seitw?rts. Dann bewegten sie die H?ften in immer heftigeren Bewegungen, was sie in allen Stellungen und Situationen dieses ?ppigen Tanzes, im Stehen, im Knien, im Sitzen und selbst dann beibehielten, als sie sich liegend auf die Ellenbogen st?tzten. In allen diesen Phasen bewegten sie zugleich die Finger mit einer fast unbeschreiblichen Geschwindigkeit. Ausserdem entz?ckte die Zuschauer die K?hnheit der Geb?rden und Stellungen, die in der Tat unsagbar frech waren.
Eine der T?nzerinnen trug drei Perlen als Ohrgeh?nge; eine der Perlen war sehr gross, aber so tr?be, dass sie wenig wert war, die beiden andern waren erbsengross, von sch?nstem Wasser und pr?chtiger Form, aber durch das Bohren verdorben. Herr Banks h?tte diese Perlen um jeden Preis eingehandelt, aber ihre Besitzerin vermochte sich nicht von ihnen zu trennen.
Zwischen den T?nzen f?hrten die M?nner eine Art theatralischer Vorstellung auf, die aus Sprechrollen und T?nzen bestand; wir waren aber leider nicht in der Lage, den Inhalt ihrer Darbietung zu verstehen.
Tupia hatte uns fr?her schon erz?hlt, dass er auf Ulietea vor einiger Zeit noch reich beg?tert gewesen, aber durch die Eroberung der Insel seitens der Krieger von Bolabola um seine Besitzungen gekommen w?re. Er zeigte uns jetzt seine ehemaligen L?ndereien. Als wir ans Land gingen, erfuhren wir von den Eingeborenen, dass dem also sei. Sie zeigten uns die verschiedenen G?ter, die unserm Freunde, wie sie sagten, von Rechts wegen zugeh?rten. Am 5. August ?bersandte mir Opuhui, >>der furchtbare K?nig<< von Bolabola, der Arrih r?hie, ein Geschenk von drei Schweinen, einigem Federvieh und vielen Fr?chten, nebst verschiedenen St?cken 150 Fuss langen Tuches. Seine Majest?t tat mir zugleich kund und zu wissen, dass sie sich auf der Insel befinde und die Gewogenheit haben werde, mich am folgenden Tage mit einem Besuche zu beehren. Wir blieben am 6. also allesamt an Bord und erwarteten feierlichst das Erscheinen des >>grossen K?nigs<<, fanden uns aber bald angenehm entt?uscht. Denn er sandte drei sch?ne M?dchen als Botschafterinnen an uns ab und liess sich durch diese ein Gegengeschenk f?r das seinige ausbitten. Vielleicht wagte er sich Tupias wegen nicht an Bord, oder vielleicht glaubte er durch seine sch?nen Botschafterinnen f?r sich ein h?heres Gegengeschenk herauszuschlagen, als ihm pers?nlich gelungen w?re. Auf alle F?lle waren wir ?ber sein Fernbleiben sowenig betr?bt, wie es die drei Grazien ?ber ihren Besuch an Bord waren.
Kommt der Berg nicht zu Mohammed, so geht Mohammed zum Berge, dachten wir und brachen am Nachmittag auf, um unter dem Geleite unsrer sch?nen Freundinnen den >>furchtbaren K?nig<< zu besuchen, unter dem wir uns einen gewaltigen Kriegshelden, einen tatkr?ftigen Eroberer vorstellten, weil er der Schrecken aller war, die wir auf Ulietea kennengelernt hatten. Und an Stelle unseres Idealhelden fanden wir einen abgelebten, armseligen, schwachen Greis, der vor Alter halb blind, tr?ge und fast kindisch war. Er empfing uns ohne jede besondere Feierlichkeit und ohne jedes Gepr?nge. Wir ?berreichten ihm unser Geschenk, wor?ber er so zufrieden war, dass er noch ein Schwein dreingab. Wir wussten, dass er sich am liebsten auf Otaha aufhielt. Daher teilten wir ihm mit, dass wir beabsichtigten, am n?chsten Tage dieser Insel einen Besuch abzustatten, und luden ihn ein, mit von der Partie zu sein, was er auch zusagte.
Am n?chsten Morgen brachen wir mit der Pinasse und dem langen Boote auf. Unterwegs stiess der K?nig zu uns. Als wir in Otaha landeten, machte ich ihm eine Axt zum Geschenk, in der vergeblichen Hoffnung, dass er dann unsern Tauschhandel protegieren w?rde. Um die Mittagszeit nahmen wir Abschied von ihm. Wir aber trennten uns, um die K?ste nach verschiedenen Seiten zu befahren. Bei dieser Gelegenheit machte ich sehr gute Gesch?fte. Inzwischen war das Leck ausgebessert worden, und als wir Ostwind bekamen, segelten wir ab. Tupia bat mich, eine Kugel gegen Bolabola abzufeuern. Ich tat dem braven Mann, der seinen Feinden zeigen wollte, mit welchen M?chten er befreundet war, den Gefallen und liess eine Kanone abfeuern. Ich taufte die Inselgruppe: >>Die Gesellschaftsinseln<<, behielt aber f?r die einzelnen Inseln die alten Namen bei.
Wir setzten unsern Lauf gegen S?den fort. Zur Mittagsstunde des 13. Augusts erblickten wir im S?dosten Land. Tupia sagte uns, dass wir die Insel Oheteroa vor uns h?tten. Um 6 Uhr befanden wir uns kaum drei Seemeilen von ihr entfernt; ich liess daher die Segel k?rzen und lavierte die ganze Nacht ?ber hin und her. Am n?chsten Morgen steuerte ich auf die Insel zu. Wir liefen unter dem Wind und hielten uns hart an der K?ste, an der wir eine Anzahl Eingeborener beisammen erblickten. Um neun Uhr schickte ich meinen Leutnant Gore mit der Pinasse ab und beauftragte ihn, eine Landung zu versuchen und wenn m?glich von den Eingeborenen zu erfahren, ob die Bai vor uns Ankergrund habe und was f?r Land weiter s?dw?rts liege. Herr Banks und Dr. Solander schlossen sich Herrn Gore an und nahmen Tupia als Dolmetscher mit. Als sie sich dem Lande n?herten, sahen sie, dass die Indianer mit langen Lanzen bewaffnet waren. Um eine Landspitze zu umschiffen, steuerte Herr Gore l?ngs der K?ste hin, was ihm die Indianer als Feigheit auslegten. Der Trupp war etwa sechzig Mann stark. Sie setzten sich in den Sand, doch folgten einige Krieger dem Boote und versuchten, es durch Schwimmen zu erreichen und zu entern. Das Boot steuerte indes um die Landspitze und kam in eine grosse Bai, an deren K?ste sich sofort ein Haufe bewaffneter Insulaner zeigte. Unsre Leute beschlossen hier zu landen und n?herten sich der K?ste, von der ein Kahn voll Bewaffneter abstiess. Sobald er in der N?he war, liess Herr Gore den Eingeborenen durch Tupia sagen, dass wir in friedlicher Absicht k?men und ihnen N?gel schenken wollten, die man ihnen zeigte. Nach kurzer Beratung kamen sie n?her und nahmen einige N?gel an, allein sie ben?tzten diese Gelegenheit zu einem verr?terischen ?berfall. Drei von ihnen sprangen in unser Boot. Der erste sprang neben Banks und suchte ihm das Pulverhorn zu entreissen. Banks entwand es ihm und suchte ihn ?ber Bord zu dr?ngen, allein der Indianer behauptete seinen Platz. Herr Gore wollte seine Kugelb?chse abfeuern -- der Schuss versagte. Die Mannschaft feuerte nun ?ber die K?pfe der Indianer weg, was diese vor Schrecken Hals ?ber Kopf ins Wasser trieb. Als die braunen Gesellen wegschwammen, sandte ihnen einer von unsern Leuten eine Kugel nach, wodurch ein Indianer einen Streifschuss an der Stirn erhielt. Die Wunde war so leicht, dass sie ihn nicht hinderte, eilig in den Kahn zu springen und stark nach dem Ufer zu rudern, wo sich inzwischen mehr als zweihundert Krieger versammelt hatten. Unser Boot steuerte ebenfalls nach dem Land, konnte aber wegen einer Sandbank nicht anlegen. Gore hielt es daher f?r gut, der K?ste entlang zu rudern und einen g?nstigen Landungsplatz zu suchen. Unsre Leute beobachteten, wie die Indianer sich um die Krieger dr?ngten und eifrig gestikulierten. Bald darauf lief ein einzelner Krieger mit der Lanze in der Hand uns nach. Als er uns eingeholt hatte, fing er an wild zu tanzen, seine Lanze zu schwingen und grelle Schreie auszustossen. Wie Tupia erkl?rte, bedeutete dieser Hokuspokus die Kriegserkl?rung der Insulaner. Das Boot ruderte immer weiter; der Kriegsbote folgte uns und wiederholte seinen Kriegstanz. Da Leutnant Gore keine passende Landungsstelle fand, so kehrte er um und steuerte direkt auf die Landungsstelle der Eingeborenen, um diese zu einem Palaver zu veranlassen und zu einem Friedensvertrage zu bewegen.
In diesem Augenblicke kam ein andrer Kriegsbote, der eine aus den schillernden Schwanzfedern der sch?nsten Tropenv?gel zusammengesetzte M?tze und Kleider aus Tuchen von allen Farben trug und das Tanzen noch besser verstand als sein Vorg?nger. Der Matrosenwitz unsrer Leute taufte den Gecken: Hanswurst. Da seine Bockspr?nge unser Boot nicht zum Stillhalten brachten, n?herte sich ein ?lterer H?uptling und fragte unsre Leute, wer sie w?ren und woher sie k?men. >>Von Otahiti!<< antwortete ihm Tupia in dessen eigener Sprache. Die Indianer beratschlagten aufs neue. Tupia stand ihnen tapfer Rede und Antwort, fl?sterte aber Herrn Gore fortw?hrend zu, auf seiner Hut zu sein, denn die Indianer w?ren immer noch sehr kriegerisch gesinnt. Endlich wollten sie uns Lebensmittel verkaufen, machten aber zur Bedingung, dass wir ohne Waffen an Land kommen sollten, worauf Gore sich nicht einliess. Vielmehr kehrte er sofort zum Schiff zur?ck.
Die Waffen dieser kriegerischen Eingeborenen bestanden aus langen Lanzen und k?rzeren Piken, die auch als Keulen dienten. Lanzen und Keulenpiken waren aus dem sehr harten Holze des Etoabaumes verfertigt und mit vieler Sorgfalt poliert. Wir sahen Lanzen von 20 Fuss L?nge, die trotzdem nicht ?ber drei Finger dick waren. Die Waffe, die als Keule und als Pike diente, war etwa 7 Fuss lang und war an einem Ende mit einer Beilspitze versehen. Gegen diese Waffen sch?tzten sie sich durch eine Mattenr?stung, mit der sie unter ihren Kleidern den Leib bedeckten. Ob diese primitive R?stung aber Schutz gew?hrt gegen die Lanzen mit dem Stachel des Rochens als Spitze, die wir in dieser Gegend sahen, ist mehr als zweifelhaft.
Tupia sagte uns, dass in verschiedenen Entfernungen und Lagen zwischen S?den und Nordosten von Oheteroah ausserordentlich fruchtbare Inseln l?gen. Allein da ich mir vorgenommen hatte s?dw?rts zu steuern, um wom?glich festes Land zu entdecken, so ging ich auf die dringenden Vorstellungen Tupias nicht ein.
Sechstes Kapitel.
Neue Entdeckungen. -- Kriegerischer Empfang. -- Drei Gefangene. -- Verhandlungen.
Wir segelten am 15. August von Oheteroah ab. Am 25. August feierten wir mit einem grossen Fass Starkbier, das sich vortrefflich gehalten hatte, und mit einem grossen Chesterk?se den Jahrestag unsrer Abreise von England. Am 30. sahen wir einen Kometen. Am 1. September waren wir in der s?dlichen Breite von 40 Graden 22 Minuten und in der westlichen L?nge von 174 Graden 29 Minuten. Da wir aber in dieser Gegend kein Anzeichen von Land sahen, und da von Westen her Sturmwogen anrollten, so wich ich, in der Besorgnis, an Segeln und Tauwerk schwer gesch?digt zu werden, dem Sturme aus und segelte nach Norden.
Am 1. Oktober sahen wir eine grosse Menge V?gel, einen Seehund und Seetang. Am 6. Oktober sichteten wir vom Mastkorb aus Land; es lag in Nordwest, und wir steuerten gerade in derselben Richtung. Dem Ansehen nach musste es von betr?chtlicher Gr?sse sein. Am n?chsten Tage war Windstille; wir n?herten uns daher dem Lande nur sehr langsam. Als am Nachmittag eine Brise einsetzte, waren wir noch 7-8 Seemeilen davon entfernt. Je n?her wir kamen, desto gr?sser schien es zu sein. Wir konnten vier bis f?nf Reihen von Bergen erkennen, die sich ?bereinander erhoben, und ganz im Hintergrunde erblickten wir eine Kette von Gebirgen, die ?ber alles ragte und erstaunlich hoch zu sein schien. Die meisten unter uns meinten, dass es die ~Terra australis incognita~ sei, die wir jetzt gl?cklich entdeckt h?tten.
Um 5 Uhr entdeckten wir die Einfahrt einer Bai, die ziemlich weit ins Land zu greifen schien. Wir hielten uns hierauf n?her an den Wind und steuerten gegen die Bai an. Gleichzeitig sahen wir an verschiedenen Stellen landeinw?rts Rauch aufsteigen. Da indessen die Nacht einbrach, so lavierten wir hin und her. Bei Tagesanbruch fanden wir uns unter dem Winde der Bai, der aus Norden blies. Wir konnten jetzt schon unterscheiden, dass die Berge mit W?ldern bedeckt und dass unter den B?umen in den T?lern einige von ungeheurer Gr?sse waren. Um die Mittagszeit gelangten wir bis an die s?dwestliche Spitze hin; da es uns aber des Windes wegen nicht gelingen wollte sie zu umsegeln, so wendeten wir und entfernten wir uns wieder. Um diese Zeit sahen wir verschiedene K?hne quer ?ber die Bai laufen, ohne dass sie uns bemerkt h?tten.
Wir erblickten gleichzeitig einige kleine, aber geschmackvolle H?user. An einem davon versammelte sich eine betr?chtliche Menschenmenge, die sich nach einer Beratung, bei der wir die Hauptrolle spielen mochten, nach dem Strande begab und sich dort niedersetzte. Wir konnten ferner ganz deutlich erkennen, dass der Gipfel eines Berges des nord?stlichen Vorgebirges mit Palisaden umz?unt war.
Um 4 Uhr des Nachmittags kamen wir an der nordwestlichen Seite der Bai vor der M?ndung eines kleinen Flusses auf feinsandigem Boden etwa eine halbe Seemeile von der K?ste entfernt vor Anker. Die Seiten der Bai bestehen aus hohen, weissen Klippen; der mittlere Teil ist niedriges Land, hinter dem sich mehrere Reihen von Bergen stufenweise eine ?ber die andre erheben und sich endlich in die Gebirgskette verlieren, die weit innen im Lande zu lagern schien. Gegen Abend ging ich in Begleitung der Herren Banks und Dr. Solander mit der Pinasse und der Jolle ans Land und nahm auch eine Abteilung meiner Leute mit. Wir landeten dem Schiffe gegen?ber auf der Ostseite des Flusses, der hier etwa 120 Fuss breit war. Da ich aber einige Eingeborene an dem andern Ufer erblickte, mit denen ich zu verhandeln w?nschte, und da ich keine Furt im Flusse fand, so liess ich die Jolle kommen, um uns hin?berzuf?hren. Als wir uns den Eingeborenen n?herten, liefen sie davon. Wir landeten trotzdem, liessen vier Jungmatrosen an der Jolle und gingen nach den H?tten, die etwa 700 Fuss weit vom Ufer ablagen. Sobald wir uns vom Boot entfernt hatten, rannten vier mit langen Lanzen bewaffnete M?nner aus dem Walde nach dem Boote, um sich seiner zu bem?chtigen. Die Leute in der Pinasse aber entdeckten sie und riefen den Jungmatrosen zu, den Fluss hinabzufahren. Die Matrosen liessen sich dies nicht zweimal sagen, indessen setzten ihnen die Indianer doch so scharf nach, dass der Bootsmann in der Pinasse f?r n?tig fand, eine Kugel ?ber die K?pfe der Indianer zu feuern. Der Schuss erschreckte sie ein wenig, sie blieben stehen und sahen sich um, doch kurz darauf setzten sie der Jolle wieder nach, wobei sie drohend ihre Lanzen schwangen. Man feuerte hierauf einen zweiten Schreckschuss ab, aber sie kehrten sich nicht daran, und einer von ihnen machte Miene, seine Lanze nach der Jolle zu werfen. Der Bootsmann schoss jetzt zum dritten Mal, und der Angreifer blieb tot liegen. Die andern Indianer blieben vor Erstaunen und Furcht wie versteinert stehen, dann aber zogen sie sich zur?ck, indem sie den Leichnam des Gefallenen hinter sich herzogen. Doch liessen sie ihn bald liegen, um sich durch eilige Flucht in Sicherheit zu bringen. Auf den Knall des ersten Schusses sammelten wir uns, liefen so schnell als m?glich nach dem Boote zur?ck und fanden, als wir ?ber den Fluss setzten, den Indianer auf dem Boden liegen. Er war mitten durchs Herz getroffen. Er war ein Mann von mittlerer Gr?sse und brauner, nicht sehr dunkler Farbe. Die eine Seite seines Gesichtes war mit regelm?ssigen, schneckenf?rmigen Linien t?towiert. Gekleidet war er in Tuch von feinstem Gewebe. Nach dieser Untersuchung kehrten wir sofort nach dem Schiffe zur?ck.
Am n?chsten Morgen sahen wir wiederum eine grosse Anzahl Eingeborener an ihrer Beratungsstelle; einige unter ihnen untersuchten eifrig unsre Landungsstelle. Da es mir darum zu tun war, mit ihnen in freundlichen Verkehr zu treten, so liess ich drei Boote mit Seesoldaten und Matrosen bemannen und fuhr mit Banks, Dr. Solander, den andern Herren und Tupia ans Land. Ungef?hr f?nfzig Eingeborene taten so, als warteten sie auf uns. Im Glauben, dass sie sich vor uns f?rchteten, ging ich ihnen mit Herrn Banks, Dr. Solander und Tupia entgegen. Wir waren nur einige Schritte weit, als sie alle miteinander aufsprangen und der eine seine Lanze, der andre ein Kriegsbeil hervorzog. Diese Waffe war einen Fuss lang, aber 4-5 Pfund schwer und aus ungemein kunstvoll gegl?ttetem, gr?nem Talkstein geformt. Tupia rief sie in ihrer Sprache an und bot ihnen Frieden. Statt jeder Antwort schwenkten sie drohend ihre Waffen und machten uns Zeichen, uns zur?ckzuziehen. Wir feuerten eine Muskete ab, jedoch weit von ihnen, denn wir hatten noch den Fluss zwischen uns, so dass die Kugel ?ber den Wasserspiegel strich. Als sie die Bewegungen und die Wirkung der Kugel sahen, liessen sie von ihren Drohungen ab. Trotzdem hielten wir es f?r das kl?gste, uns zur?ckzuziehen und die Seesoldaten landen zu lassen. Wir liessen die kleine Truppe mit ihrer Fahne eine Anh?he besetzen. Hier wurde sie in Schlachtordnung aufgestellt. Ich r?ckte alsdann mit Herrn Banks, Dr. Solander, Green, Monkhouse und Tupia wieder vor. Tupia er?ffnete das Palaver, und wir bemerkten mit grossem Vergn?gen, dass ihn die Eingeborenen verstanden. Er sagte ihnen, dass wir ihnen gegen Eisen und andre Tauschwaren Lebensmittel abkaufen wollten. Wir fanden sie zu diesem Handel scheinbar geneigt; sie verlangten aber, dass wir zu ihnen hin?berkommen sollten, was wir ablehnten, da uns Tupia dringend riet, auf unsrer Hut zu sein, und sie sich nicht verpflichten wollten, die Waffen abzulegen. Wir stellten ihnen dagegen anheim zu uns her?berzukommen. Endlich entkleidete sich einer und schwamm ohne seine Waffe zu uns her?ber, zwei andre folgten seinem Beispiel, bald nachher kamen dreissig bewaffnet ?ber den Fluss. Wir machten ihnen Geschenke von Glaskorallen und N?geln, wogegen sie uns, da sie deren Gebrauch nicht kannten, nur einige Federn verehrten. Auf ihren dringenden, listigen Vorschlag, mit ihnen zum Zeichen der Freundschaft die Waffen zu tauschen, konnten wir nat?rlich nicht eingehen. Die Wilden versuchten alsdann mit Gewalt zu ihrem Ziele zu kommen. Wir waren aber darauf vorbereitet und liessen ihnen durch Tupia androhen, dass wir sie im Falle weiterer Gewaltt?tigkeiten unweigerlich t?ten w?rden. Trotzdem stahl wenige Augenblicke sp?ter ein kecker Wilder den Hirschf?nger des Herrn Green und fl?chtete, indem er triumphierend seinen Raub ?ber dem Kopfe schwang. Das war f?r die ?brigen das Signal zu bedrohlichen Unversch?mtheiten. Wir mussten sie deshalb in ihre Schranken zur?ckweisen. Herr Banks feuerte sofort mit Schrot in einer Entfernung von 45 Fuss auf den Dieb und traf ihn. Trotzdem schwenkte dieser uns zum Hohn seinen Raub und suchte ihn auf dem Felsen, der in der Mitte des Flusses lag und wohin sich die Wilden nach dem Schusse gefl?chtet hatten, in Sicherheit zu bringen. Herr Monkhouse kam dem mit einer gut gezielten Kugel zuvor. Als jener tot zu Boden st?rzte, kamen die andern sofort herbei; zwei von ihnen rannten zu dem Toten hin, der eine ergriff sein Kriegsbeil und fl?chtete damit, der andre versuchte den Hirschf?nger zu erobern. Monkhouse war ihm aber zuvorgekommen. Jetzt r?ckten die Wilden zum Angriff gegen uns vor. Wir schossen drei mit Schrot geladene B?chsen gegen sie ab und schlugen sie dadurch g?nzlich in die Flucht. Wir hatten drei von ihnen getroffen. Die Wilden zogen sich allm?hlich ins Land zur?ck; wir aber bestiegen unsre Boote.
Um wenigstens frisches Wasser zu erhalten und wom?glich einige Eingeborene an Bord zu nehmen und sie durch gute Behandlung und Geschenke zu Freunden zu gewinnen, ruderte ich um die Spitze der Bai herum. Die Brandung war jedoch ?berall so stark, dass ich keinen Landungsversuch wagte. Ich erblickte aber zwei K?hne von der See hereinkommen, wovon der eine unter Segel war und der andere gerudert wurde. Das war eine g?nstige Gelegenheit, einige von den Eingeborenen aufzuheben und sie f?r unsre Zwecke zu verwenden. Ich verteilte daher meine Boote, um die beiden K?hne abzufangen. Der eine Kahn bemerkte uns, und es gelang ihm zu entwischen, der andre aber segelte in die ihm gestellte Falle. Sobald uns jedoch seine Besatzung erblickte, reffte sie das Segel ein und ruderte mit solcher Kraft, dass sie unsre Boote hinter sich liess. Tupia schrie den Wilden aus vollem Halse zu, zu halten: wir seien Freunde. Aber die braunen Burschen verliessen sich mehr auf ihre Ruder als auf unsre Freundschaft und versuchten zu entkommen. Ich liess hierauf eine Muskete ?ber ihre K?pfe abfeuern in der Hoffnung, das w?rde sie veranlassen, sich zu ergeben. Sie hielten auch mit Rudern ein und fingen an, sieben an der Zahl, sich zu entkleiden. Wir glaubten, sie t?ten das, um ?ber Bord zu springen; die Sache war aber anders gemeint. Denn als wir nahe an sie herankamen, warfen sie ihre Lanzen, Beile, Steine gegen uns, so dass wir gezwungen waren, eine Salve auf sie abzufeuern, wodurch vier Mann fielen. Die andern drei, Knaben und J?nglinge von 11, 15 und 19 Jahren, sprangen sofort ?ber Bord und suchten sich durch Schwimmen zu retten. Mit vieler M?he gelang es uns, die drei jungen Leute, die wie Enten schwammen, ins Boot zu ziehen, wo sie zusammenkauerten. Da die Ungl?cklichen ohne Zweifel erwarteten, kurzweg hingerichtet zu werden, so liessen wir sie durch Tupia beruhigen, versorgten sie mit Kleidern und gaben uns die erdenklichste M?he, sie von unserm Wohlwollen zu ?berzeugen. Die jungen Wilden, die bef?rchtet hatten, irgendeinem D?mon geopfert zu werden, tauten f?rmlich auf; sie waren mit ihrem Schicksal vers?hnt und guter Dinge. An Bord des Schiffes entwickelten sie einen guten Appetit, auch gaben sie Tupia Auskunft auf seine Fragen und nahmen an allem, was sie sahen und was um sie herum vorging, den gr?ssten Anteil. Wir best?rkten sie in ihrer Frohlaune, so dass sie tanzten und einige ihrer Lieder zum besten gaben, deren Rhythmus und Wohlklang uns ebensosehr in Erstaunen setzte, wie der hohe Grad von Kunstfertigkeit der drei S?nger, von denen die zwei ?ltesten Br?der waren. Nach dem Fr?hst?ck, bei dem sie wie alle Wilden einen fabelhaften Appetit entwickelten, liess ich sie von Kopf bis Fuss neu kleiden und stattete sie mit Armb?ndern und Fussringen sowie mit buntfarbigen Halst?chern aus. In dieser Kleiderpracht wollte ich sie ans Land setzen, in der Hoffnung, dass die Wilden, wenn sie auf diese Weise erf?hren, wie g?tig wir unsre Gefangenen behandelten, ihr Misstrauen gegen uns fallen lassen und in die dargebotene Freundeshand einschlagen w?rden. Ich liess dann das Boot aussetzen und meinen Gefangenen sagen, dass wir sie ans Land bringen und ihnen die Freiheit schenken wollten. Diese Nachricht brachte sie vor Freude so ausser sich, dass sie tanzten. Als sie aber bemerkten, dass wir nach unsrer ersten Landungsstelle am Flusse hinruderten, da baten sie flehentlich, man m?ge sie nicht an diesem Orte aussetzen, denn hier wohnten ihre Feinde, die sie t?ten und fressen w?rden. Auf diese Weise war es wieder nichts mit meiner Diplomatie. Weil ich aber schon die Seesoldaten unter dem Befehl eines Offiziers an Land geschickt hatte, so beschloss ich ebenfalls dort zu landen; den jungen Wilden liess ich durch Tupia versichern, dass wir sie am Abend nach dem Teil der K?ste bringen w?rden, den sie als ihre Heimat bezeichneten. Herr Banks und Dr. Solander waren bei mir. Als wir mit den jungen Wilden landeten und ?ber den Fluss gingen, schienen sie sich die Sache anders ?berlegt zu haben, denn sie nahmen, wenn auch nicht ohne innern Kampf und Tr?nen, pl?tzlich Abschied von uns. Wir gingen dann nach einem Sumpfe hin, der ausserordentlich reich an Enten war, um dort zu jagen, w?hrend uns vier Seesoldaten auf einer Anh?he flankierten, von der aus man die ganze Gegend ?bersehen konnte. Wir waren etwa eine Meile weit vorgedrungen, als uns die Soldaten meldeten, dass ein starker Trupp Wilder zum Vorschein komme und eilfertig heranr?cke. Auf diese Meldung hin zogen wir uns zusammen und eilten nach den Booten zur?ck. Kaum hatten wir den R?ckmarsch angetreten, so kamen unsre jungen Wilden aus einem Busch, in dem sie sich verkrochen hatten, hervor und baten uns sie mitzunehmen. Wir eilten mit ihnen dem Strande zu. Die Wilden r?ckten indessen ?ber die Anh?he -- die die Seesoldaten verlassen hatten, um zu uns zu stossen -- und um den Sumpf herum, aber in einem so ?ngstlichen, vorsichtigen Tempo heran, dass wir bequem in dem kleinen Boote zu den Seesoldaten, die mit Holzf?llen besch?ftigt waren, ?bersetzen und die Schlachtordnung bilden konnten. Die Wilden kamen nicht, wie wir erwartet hatten, in Trupps, sondern paarweise herab, jedoch wuchs ihre Anzahl in kurzem bis auf 200 Mann. Wir beschlossen einem zwecklosen Kampfe vorzubeugen und an Bord zur?ckzukehren. Als wir in die Pinasse einsteigen wollten, erkannte einer unsrer jungen Wilden unter den Indianern seinen Oheim, mit dem er sofort ein Gespr?ch ankn?pfte, in das sich auch Tupia mischte. Der Mann kam denn auch zu uns her?ber geschwommen und brachte einen gr?nen Zweig mit, den er uns durch Tupia ?berreichen liess. Wir machten ihm einige Geschenke und luden ihn ein, mit uns an Bord des Schiffes zu gehen, was er ablehnte. Wir verabschiedeten uns von ihm und nahmen als selbstverst?ndlich an, dass sein Neffe und dessen Kameraden bei ihm bleiben w?rden, allein zu unsrer gr?ssten Verwunderung wollten sie lieber mit uns gehen. Sobald wir weggerudert waren, pfl?ckte der Wilde einen Zweig und legte ihn unter allerhand Zeremonien auf den Leichnam des von uns erschossenen Indianers, dann kehrte er, um zu berichten, zu seinen Gef?hrten zur?ck, die sich sofort um ihn gruppierten und, wie wir von Bord des Schiffes aus durch unsre Ferngl?ser beobachteten, fast eine Stunde lang berieten. Sp?ter holten sie die Leiche auf einem Flosse ab und trugen sie dann auf einer Art von Bahre ins Innere des Landes; den zweiten Leichnam dagegen liessen sie an dem Orte liegen, wo er von Anfang an gelassen worden war.
Nach dem Mittagessen liess ich meine drei jungen Wilden durch Tupia fragen, ob sie an dem Orte, wo wir mit ihrem Oheim zusammengewesen w?ren, nicht an Land gehen wollten, da ja der Friede durch die Wegnahme des Leichnams wiederhergestellt sei. Sie erkl?rten sich dazu bereit, sprangen munter ins Boot und ebenso munter ans Land, doch kaum stiess das Boot wieder ab, so wateten sie ins Wasser und baten, wieder an Bord genommen zu werden. Ich hatte aber zuvor streng verboten, sie wieder aufzunehmen. Wir konstatierten dann sp?ter durch unsre Ferngl?ser, dass ein Indianer die drei jungen Wilden auf einem Floss nach einer Stelle verbrachte, wo etwa 40 bis 50 Wilde weilten, die nach Untergang der Sonne nach jenem K?stenstrich hinzogen, den unsre Gefangenen vordem als ihre Heimat bezeichnet hatten. Wir waren daher ?ber ihr Schicksal beruhigt. Nach Eintritt der Finsternis h?rten wir wie gew?hnlich laute Stimmen vom Lande her, ?ber deren Bedeutung wir uns aber nicht klar wurden.
Am folgenden Morgen um 6 Uhr lichteten wir die Anker und steuerten aus dieser unwirtlichen Ungl?cksgegend, die von den Eingeborenen Taoneroa oder >>langer Sand<< genannt wird. Das feste Land erstreckte sich von Nord-Ost-Nord gegen S?den hin, und ich nahm mir vor, der K?ste entlang bis zum 40. oder 41. Breitegrad zu fahren und dann eventuell nach Norden umzukehren. Nachmittags trat Windstille ein. Als die Eingeborenen bemerkten, dass das Schiff stilllag, stiessen verschiedene K?hne von der K?ste ab, die sich uns bis auf eine Viertelmeile n?herten. Tupia gab sich zwar alle M?he, die Indianer zutraulicher zu machen, allein er verschwendete nur die Kraft seiner Lunge und seine Beredsamkeit, die in solchen F?llen von klassischer Unersch?pflichkeit war. Unterdessen sahen wir einen Kahn von Taoneroa mit vier Leuten an Bord herankommen. Als sie n?her kamen, erkannten wir einen unter ihnen als den Mann, mit dem wir auf dem Felsen unterhandelt hatten. Die vier ruderten direkt auf uns zu und legten, ohne sich im geringsten um die andern zu k?mmern, hart an das Schiff; es dauerte nicht lange, so kamen sie auf unsre Einladung hin an Bord. Die ?brigen Wilden folgten dem ihnen gegebenen Beispiele nach, und bald hatten wir etwa 50 Mann an Bord und 7 K?hne um uns herum. Wir bedachten sie freigebig mit Geschenken; sie waren ?berdies so handelseifrig, dass sie sogar die Kleider vom Leibe und die Ruder aus den Booten an uns vertauschen wollten. Von der ganzen Gesellschaft waren nur zwei mit Waffen versehen, dem P?tuh-P?tuh, einem Kriegsbeil aus gr?nem Talkstein, mit dem sie wohl imstande waren den h?rtesten Sch?del zu spalten.
Wir erkundigten uns sofort nach unsern jungen Wilden und erfuhren, dass sie daheim in Sicherheit w?ren. Der Erz?hler f?gte hinzu, dass er und seine Freunde sich nur deshalb an Bord gewagt h?tten, weil die drei jungen Indianer unsre Gastfreundschaft so sehr ger?hmt h?tten. Die Zeit ?ber, wo sie bei uns an Bord weilten, versicherten sie uns ihrer Ergebenheit; auch luden sie uns dringend ein, in die verlassene Bai zur?ckzukehren. Ich wollte aber lieber meine Entdeckungen fortsetzen; auch hoffte ich nicht ohne Grund, bald einen guten Hafen zu finden. Kurz vor Sonnenuntergang ruderten unsre G?ste weg, wobei sie im Durcheinander drei der Ihrigen im Schiffe zur?ckliessen. Wir machten sie zwar sofort aufmerksam, aber es fiel niemand ein, umzukehren; noch mehr wunderten wir uns ?ber die Verlassenen selbst, die uns ihre T?nze vorf?hrten und ihre Reigen sangen und so ruhig zu Bette gingen, als geh?rten sie zum Schiff. Bald nach Einbruch der Nacht begann eine leichte Brise zu wehen. Wir steuerten l?ngs der K?ste hin und legten bei, als neue Windstille eintrat. Trotzdem waren wir einige Seemeilen weitergekommen. Als am n?chsten Morgen die Indianer dies bemerkten, jammerten sie gottserb?rmlich ?ber ihr Schicksal. Tupia beruhigte sie mit M?he. Um 7 Uhr kamen zwei K?hne von Land in Sicht, und es gelang Tupia und den drei Wilden, den F?hrer eines der K?hne, einen alten H?uptling, zu bewegen, an Bord zu kommen und die drei aus ihrer fatalen Lage zu befreien. Was den alten Herrn zu diesem Abenteuer bewog, war die eidesstattliche Versicherung seiner Landsleute, dass wir keine Menschenfresser w?ren, was uns ein indirekter Beweis daf?r war, dass auf der Insel der Kannibalismus herrschen m?sse, worauf ja auch die wiederholte ?usserung der jungen Wilden schliessen liess.
Wir befanden uns, als wir absegelten, einer Landspitze gegen?ber, die ich wegen ihrer Gestalt das Tafelvorgebirge nannte; sie ist ziemlich hoch, bildet einen scharfen Winkel und ist eben. Um die Mittagszeit stiessen wir ungef?hr vier Seemeilen weiter auf ein kleines Eiland, das Teahorvray der Wilden, das ich wegen seiner grossen ?hnlichkeit mit dem Portland der Themse die Insel Portland nannte. W?hrend wir unsern Lauf l?ngs der K?ste nahmen, versammelte sich hier und auf der Insel eine grosse Menge Eingeborener, denen unser Erscheinen gewiss viel zu denken gab. Mittags liess sich ein Kahn blicken mit vier Insassen; einer von ihnen schien durch seine Geb?rden bald Frieden bald Krieg zu k?nden, tanzte mitunter und gr?lte ein heiseres Lied. Tupia redete lang auf ihn ein, konnte ihn aber nicht bewegen, an Bord zu kommen. Wir segelten weiter, gerieten aber in seichtes Wasser. Doch vermochten wir uns wiederloszuwinden und legten dann bei. Als wir vor Anker lagen, kamen zwei K?hne so nahe an uns heran, dass Tupia mit den Insassen sprechen und wir ihnen Geschenke zuwerfen konnten, mit denen sie sich dann seelenvergn?gt trollten.
Siebtes Kapitel.
Neue Feindseligkeiten. -- Das Kap der Kinderdiebe. -- Gastfreundliche Wilde. -- Abenteuer in der Tegaduhbai.
Am folgenden Morgen, den 13. September, erhob sich um 5 Uhr ein Nordwind. Wir lichteten sofort die Anker und steuerten gegen das Land hin. Gegen Abend versuchten wir in eine Einfahrt hineinzufahren, machten aber wieder kehrt, als wir entdeckten, dass es sich nicht um die Einfahrt eines Hafens handelte. Dabei verfolgte uns ein grosses Kriegskanu. Es war mit ungef?hr zwanzig Bewaffneten besetzt, die uns mit h?hnischen Worten zum Kampf herausforderten. Wir liessen die M?pse ruhig den Mond anbellen. Am n?chsten Tage bekamen wir das im Lande liegende Gebirge zu sehen, dessen h?chste Gipfel mit Schnee und Eis bedeckt waren. An der K?ste war das Land niedrig und unfruchtbar. In einer kleinen Entfernung sahen wir Haine von B?umen, die hochst?mmig und oben spitzig waren. Ich liess die Pinasse und das lange Boot aussetzen, um frisches Wasser aufzusuchen. In diesem Augenblick bemerkten wir verschiedene stark bemannte K?hne aus dem Land herauskommen. Um 10 Uhr wurden f?nf von diesen K?hnen zusammengezogen. Sie hielten eine Art von Kriegsrat, der f?r den Krieg ausgefallen sein musste, denn sie r?ckten gegen das Schiff vor. Diese f?nf K?hne hatten 80-90 Mann an Bord; in einer kurzen Entfernung folgten ihnen noch vier Boote nach, jedenfalls als Reserve. Kaum hatten sie sich uns auf dreihundert Schritte gen?hert, als die Wilden ihren Kriegsgesang anstimmten, ihre Lanzen schwenkten und sich zum Angriff formierten. Tupia rief ihnen zu, dass wir den Donner in der Gewalt h?tten und sie alle vernichten w?rden, wenn sie uns nicht in Ruhe liessen. Zur Bekr?ftigung dieser Worte liess ich eine Kanone abfeuern. Der Knall, der Blitz und die Kugeln des Traubenschusses, die sich f?cherartig im Wasser ausbreiteten, erschreckten die Indianer in solchem Masse, dass sie sich eiligst zur?ckzogen. Tupia aber rief ihnen nach, dass wir sie, wenn sie ohne Waffen kommen wollten, als Freunde aufnehmen w?rden. Die Besatzung eines der Boote liess sich wirklich dazu bewegen, unbewaffnet zu uns ans Hinterteil des Schiffes zu kommen. Wir machten ihnen verschiedene Geschenke und w?rden sie auch bewogen haben an Bord zu kommen, w?ren nicht die ?brigen K?hne in feindlicher Absicht herangekommen, wor?ber die andern sehr emp?rt waren. Nach kurzer Auseinandersetzung ruderten sie alle ans Land.
Am n?chsten Tage fr?h 8 Uhr befanden wir uns endlich der Landspitze gegen?ber. Hier kamen einige Fischer zu uns, die uns einige sehr verd?chtig riechende Fische verkauften, aber bereit waren, uns in jeder Weise zu unterst?tzen. Leider wurden sie durch die Besatzung eines Kriegskahns verscheucht, der sich frech an uns heranmachte. Obgleich die Bewaffneten nichts zu verkaufen hatten, so schenkte ich ihnen doch einige St?cke Tuch. Einer von ihnen vertauschte mir sein B?renfell f?r ein St?ck rotes Tuch, nahm dieses in Empfang, gab aber das Fell nicht heraus. Bei dem sich deshalb entspinnenden Streit bem?chtigten sich die Fischer des Dieners Tupias, Tayeto, der an die Seite des Schiffes gestellt worden war, um die eingetauschten Sachen heraufzureichen. Zwei hielten ihn im Vorderteil des Kahnes fest, w?hrend die andern eiligst wegruderten, welchem Beispiel die ?brigen K?hne folgten. Hierauf gab ich den Seesoldaten, die auf Verdeck unter Gewehr standen, Befehl zu feuern. Ein Mann fiel. Tayeto ben?tzte die Verwirrung, um sich loszureissen und ins Wasser zu springen. Der grosse Kahn wendete, um ihn zu verfolgen; ich vertrieb ihm die Lust dazu durch ein paar gutgezielte Gewehr- und Kanonensch?sse. Wir konnten den armen Burschen unverletzt auffangen, aber er war so erschrocken, dass er lange nicht zu sich kam. Die Herren Banks und Solander konstatierten durch das Fernrohr, dass die Wilden drei M?nner tot oder doch schwerverletzt den Strand hinaufgetragen h?tten. Als Tayeto sich von seinem Schrecken erholt hatte, brachte er seinem Herrn einen Fisch, um ihn seinem Eatua, seinem Gotte, zu opfern. Tupia lobte den frommen Sinn des Knaben und befahl ihm, den Fisch als Dankopfer ins Meer zu werfen. Das Vorgebirge, an dem dieser freche Raub stattfand, nannte ich Kap Kidnappers, das Kap der Kinderdiebe.
Wir fuhren noch einige Zeitlang s?dw?rts. Da ich aber nirgends einen guten Hafen fand, so machte ich an einem Vorgebirge mit gelben Steinklippen in einer s?dlichen Breite von 40 Graden, 34 Minuten, 18 Seemeilen S?d-S?d-West von Kap Kidnappers, kehrt. Am 18. des Morgens um 4 Uhr lag Kap Kidnappers 2 Seemeilen weit nordw?rts und 3 westw?rts. Die Nacht ?ber legte ich am Tafelvorgebirge bei, am Morgen segelte ich gegen Land, um in einer Bai 2 Seemeilen weit vom Kap vor Anker zu gehen. Die Eingeborenen, die uns mit ihren K?hnen best?ndig umschwirrten, hatten uns auf diesen Ankerplatz aufmerksam gemacht und dabei best?ndig auf eine Gegend hingewiesen, wo es ?berfluss an frischem Wasser gab. In der Bai selbst fand ich nicht so viel Schutz vor der See, wie ich erwartet hatte. Da uns aber die Eingeborenen freundlich gesinnt schienen, so wollten wir l?nger hier verweilen. In einem der K?hne, die uns besuchten, kamen auch zwei H?uptlinge. Ich lud sie ein an Bord zu kommen und schenkte jedem von ihnen 12 Fuss Leinwand und einen grossen Nagel, den sie nicht sehr wertsch?tzten. Wir h?rten von ihnen, dass sie ?ber die Vorf?lle in der Taoneroabai unterrichtet waren, und liessen ihnen daher durch Tupia sagen, dass wir freundschaftliche Absichten hegten und uns nur wehrten, wenn man uns angriffe. Unterdessen trieben die Indianer im Kahne einen regen Tauschhandel mit unsern Leuten. Ich lud die H?uptlinge zu Tisch. Nachher begleiteten sie mich in meinen eigenen Booten, um mir eine g?nstige Wasserstelle zu zeigen. Da es jedoch st?rmisch und regnerisch war und die Brandung hoch lief, so dass wir keine Landungsstelle finden konnten, so liessen sie sich in ihren eigenen K?hnen an Land bringen, versprachen aber wiederzukommen und Lebensmittel mitzubringen. Gegen Abend heiterte sich das Wetter wieder auf. Ich ging mit den Herren Banks und Dr. Solander ans Land. Die Eingeborenen empfingen uns ?berall mit den Zeichen der Ergebenheit und vermieden es sogar, uns durch unm?ssige Neugierde und Ansammlung grosser Menschenmengen l?stig zu fallen. Auch in den H?usern, die wir besuchten, kamen h?chstens die Nachbarn zusammen, so dass wir nie mehr als zwanzig Personen, die Weiber und Kinder inbegriffen, antrafen. Wir machten ihnen kleine Geschenke. Der Umstand, dass wir auf unserm Spaziergange zwei kleine B?che mit gutem S?sswasser fanden, bewog mich, dort einen Tag zu verweilen, um Herrn Banks Gelegenheit f?r seine Untersuchungen zu geben und gleichzeitig unsern Wasservorrat zu erneuern.
Ich schickte am n?chsten Tag den Leutnant Gore mit seiner Mannschaft ans Land, um Wasser einzuholen. Die Herren Banks, Dr. Solander und Monkhouse folgten mit Tupia und Tayeto nach. Die Eingeborenen setzten sich zu unsern Leuten und schauten ihnen interessiert zu. Auch etablierten sie einen kleinen Tauschhandel. Die Herren Banks und Dr. Solander erforschten ohne Vorsichtsmassregeln die Pflanzenwelt der Bai und erlegten einige hervorragend sch?ne V?gel. Unterwegs sprachen sie in verschiedenen H?tten der Eingeborenen ein und informierten sich ?ber deren h?usliches Leben. Man zeigte und erkl?rte ihnen alles, was sie wollten. Von Haustieren fanden sie den Hund in einer kleinen, h?sslichen Abart vertreten. Die Felder waren wohlgepflegt und kunstgerecht angebaut. Gepflanzt wurden Kartoffeln, K?rbisse und Eddas. Merkw?rdigerweise waren die Felder der einzelnen Besitzer mit Palisaden eingez?unt, deren einzelne Rohre so dicht beieinander standen, dass kaum eine Maus dazwischen durchkriechen konnte. Die Weiber waren eben nicht sch?n, aber sie machten sich dadurch noch h?sslicher, dass sie ihr Gesicht mit rotem Ocker oder Bergrot und ?l schminkten. Diese Schminke war stets frisch und feucht auf ihren Wangen und pflegte die Nase desjenigen zu kennzeichnen, der sich zum Kuss dahin verirrt hatte. Es gab nat?rlich ein Hallo, als einige unsrer Schweren?ter mit diesem Steckbrief ihrer S?nde ahnungslos sich zeigten, denn sowenig sch?n diese Weiber auch waren, umso buhlerischer f?hrten sie sich auf; und die M?dchen waren so ?ppig wie junge F?llen. Sie trugen einen kurzen Rock und unter diesem einen aus parf?mierten Bl?ttern geflochtenen G?rtel, an dem als intimster Schutz ein kleiner B?schel von Bl?ttern einer starkriechenden Pflanze befestigt war. Die M?nner pflegten sich weniger zu schminken. Doch sahen wir einen Gecken, der sich den ganzen Leib und sogar die Kleider mit Bergrot gef?rbt hatte und fortw?hrend damit besch?ftigt war, die schadhaften Stellen seines geschminkten ?ussern zu reparieren. An Reinlichkeit kamen sie unsern Freunden in Otahiti nicht gleich, zum regelm?ssigen Baden im Freien war der Himmelsstrich doch zu kalt. Hingegen hatte fast jedes Geh?ft seinen Abort. Was das anbetrifft, so waren sie kultivierter als die Spanier, denn ich weiss, dass es bis zum Jahre 1760 in Madrid keine Aborte gab und dass bis dahin alles, was man sonst in die Aborte sch?ttet, dort einfach auf die Strassen gesch?ttet und dann von den Strassenreinigern auf Haufen zusammengeschaufelt wurde. Die Madrider ?rzte waren auch einmal der Meinung, dass Kothaufen die hygienische Eigenschaft h?tten, alle sch?dlichen Luftk?rper an sich zu ziehen.
Am Abend waren unsre Boote mit Wassereinholen besch?ftigt. Die Herren Banks und seine Gesellschaft, etwa acht Europ?er, versuchten es nun, um nicht zu st?ren, sich in einem Indianerkahn zum Schiff rudern zu lassen. Aber da es sich in einem solchen Kahn so schwer sitzen l?sst wie in einem sogenannten Gr?nl?nder, so schlug das leichte Ding in der Brandung um. Man kam mit dem Schrecken davon, liess sich dann aber in zwei Partien an Bord rudern.
Um 2 Uhr erblickten wir eine grosse Einfahrt; um 7 Uhr des Abends kamen wir im s?dlichen Eingang der Bai, die ich Merkuriusbai nannte, in 7 Klaftern vor Anker. Bis hierher wurden wir von K?hnen begleitet, ziemlich primitiv ausgeh?hlten Baumst?mmen, deren Insassen sich anfangs sehr bescheiden und friedlich zeigten, bald nachher jedoch unsern Ankerboy zu kapern versuchten. Wir feuerten darauf einige Schrecksch?sse ab, worauf sie in h?chster Wut erkl?rten, morgen wiederzukommen und uns alle zu ermorden. Tats?chlich versuchten sie in der Nacht ihr Heil, fanden uns aber immer auf dem Posten, so dass sie vorzogen, sich ebenso leise zu entfernen, wie sie gekommen waren. Am Morgen erschienen zw?lf K?hne mit 150 Kriegern, die mit Lanzen, Keulen und Steinen bewaffnet waren. Tupia gelang es, ihnen das Unsinnige ihres Vorhabens begreiflich zu machen und sie zu einem Tauschhandel mit uns zu bewegen. Wir erboten uns, ihnen ihre Waffen abzukaufen. Bei den ersten Gesch?ften ging es ehrlich zu, nachher betrogen sie uns auf das frechste. Weil ich mir aber vorgenommen hatte, f?nf bis sechs Tage hierzubleiben, um den Durchgang des Merkurs zu beobachten, so zog ich, um ihren Unversch?mtheiten ein f?r allemal die Spitze abzubrechen, sch?rfere Saiten auf. Ein Dieb erhielt einige Schrotsch?sse und sein Boot eine Kugel als Denkzettel, worauf er sich davonmachte. Obwohl er stark blutete, so k?mmerte sich doch niemand von den andern um sein Schicksal. Einem Tuchdieb zerschoss ich seinen Kahn, und zum Schluss liess ich eine Kanonenkugel abfeuern, die uns von der Gesellschaft befreite. Um 3 Uhr lichtete ich den Anker und lief n?her an die K?ste heran, wo ich das Schiff in g?nstigerer Lage sicherte. In dieser Lage hatten wir die s?dliche Spitze der Bai eine Meile weit ostw?rts und einen Fluss, in den die Boote bei niedrigem Wasser einlaufen konnten, anderthalb Meilen weit in S?d-S?d-Osten. Am n?chsten Morgen kamen die Eingeborenen wieder, aber wir bemerkten zu unserm Vergn?gen, dass sie sich sehr bescheiden auff?hrten. Unter ihnen war ein alter H?uptling Toiava, dessen Klugheit und Ehrlichkeit uns schon letzthin imponiert hatte. Wir forderten ihn auf an Bord zu kommen, was er auch in Begleitung eines andern tat. In der Kaj?te machte ich jedem von ihnen ein St?ck Tuch und einige grosse N?gel zum Geschenk. Die beiden erz?hlten uns, dass ihre Landsleute in grosser Furcht vor uns lebten, worauf wir ihnen durch Tupia verst?ndlich machten, dass wir nur denen Schaden zuzuf?gen pflegten, die uns feindlich gegen?bertreten oder uns bestehlen. Nachdem uns die Indianer verlassen hatten, fuhren wir mit den Booten den Fluss hinauf, um dort zu fischen, waren aber nicht besonders gl?cklich. Indessen konnten wir einige V?gel schiessen. Am Morgen wurde das lange Boot wiederum ausgeschickt, um mit dem Strichnetz in der Bai zu fischen; gleichzeitig wurde Mannschaft unter dem Kommando eines Offiziers zum Holzf?llen ans Land gesandt. Am 7. war schlechtes Wetter. Am 8. gingen die Herren Banks und Dr. Solander ans Land, um Pflanzen zu sammeln. Da sie erst sp?t am Abend zur?ckkehrten, so hatten sie Gelegenheit, sich das Nachtlager der Eingeborenen anzusehen. Ihre Decke bestand aus Strauchwerk. Die Weiber und Kinder legten sich am weitesten vom Meer landeinw?rts auf den Boden nieder; die M?nner aber lagerten sich im Halbkreise um sie, wobei sie ihre Waffen an die n?chsten B?ume so angelehnt hatten, dass sie sie jederzeit zur Hand hatten. Man erfuhr auch, dass sie weder dem Oberk?nig Teratu noch sonst jemand untertan waren, und wir nahmen deshalb an, dass sie eine nomadisierende Bande rechtlos gewordener Ge?chteter seien. Kurz nach Anbruch des folgenden Tages kam eine grosse Menge K?hne mit ausgezeichneten Makrelen ans Schiff, die wir sofort einhandelten. Um 8 Uhr hatten wir bereits Fische f?r Tage und Wochen an Bord. Wir fr?hst?ckten sofort von den delikaten Fischen. Alsdann begab ich mich mit den Herren Green, Banks und Dr. Solander in der besten Laune ans Land, um den Durchgang des Merkur bei klarem Himmel zu beobachten. Der Eintritt des Merkur in die Sonnenscheibe ereignete sich um 7 Uhr 20 Min. 58 Sek., die innere Ber?hrung um 12 Uhr 8 Min. 58 Sek., die ?ussere um 12 Uhr 9 Min. 55 Sek. Kurz darauf wurden wir durch einen Schuss vom Schiffe aus erschreckt. Leutnant Gore war im Tauschhandel von einem Eingeborenen bestohlen und insultiert worden und hatte in seiner Aufregung den Mann, statt ihm eine Ladung Schrot aufzubrennen, erschossen, worauf er den ?brigen Schwarm der Wilden mit einem Kanonenschuss verscheuchte. Als die Nachricht von diesem Vorfall ans Land gelangte, erschraken die Indianer, die sich in unserer N?he befanden; sie vereinigten sich sofort und zogen sich zur Beratung zur?ck. Als wir ihnen aber genauen Bericht erstatten liessen, kamen sie zur?ck und billigten das Geschehene, da der Erschossene seine Strafe verdient h?tte. Kurz vor Sonnenuntergang brachen unsre Indianer auf, um ihre Abendmahlzeit zu bereiten. Weil uns dies interessierte, begleiteten wir sie. Ihre Gerichte bestanden aus Fischen, Krebsen und V?geln, die sie teils gebraten teils gebacken verspeisten. Das Backen geschah mit heissen Steinen auf dieselbe Weise wie in Otahiti, das Braten dadurch, dass sie die Fische oder V?gel an Stecken banden und ?ber Feuer hielten. In der Gesellschaft der Indianer sahen wir eine Frau in Trauer. Sie sass einsam, die Tr?nen liefen ihr best?ndig die Wangen herab, dabei wiederholte sie in leisem, klagendem Ton gewisse Worte, deren Sinn selbst Tupia nicht entr?tseln konnte. Am Schluss eines jeden Satzes zerfetzte sie sich mit einer Muschelschale Gesicht, Brust und Arme so sehr, dass sie ganz mit Blut bedeckt war. Doch schienen die Verletzungen, die sie sich beibrachte, nicht so schwer zu sein wie nach den Narben zu urteilen die, die sich einige ihrer Leidensgef?hrtinnen beigebracht hatten.
Am Morgen darauf ging ich mit Herrn Banks und den andern Forschern in beiden Booten nach dem Lande hin, um einen grossen Fluss zu erforschen, der sich in den obern Teil der Bai ergiesst. Wir ruderten ungef?hr 4-5 Meilen weit; hier war der Fluss breiter als an der M?ndung und durch angeschwemmte Inseln gespalten, auf denen die Mangroven, harzreiche B?ume, wuchsen. Auf einer der Inseln schossen wir uns ein Gericht V?gel, die wir auf dem Roste brieten und zu Mittag verspeisten. An der M?ndung des Stromes entdeckten wir ein kleines indianisches Dorf, wo wir sehr gastfreundlich aufgenommen und mit Schaltieren von ausgezeichnetem Geschmack bewirtet wurden; wir assen sie so heiss wie sie vom Feuer kamen. In der N?he dieses Dorfes befanden sich auf einer Landspitze die ?berreste einer Festung, die von den Eingeborenen Ipp?h oder Hipp?h genannt wurde. Der beste Festungsbauk?nstler h?tte keine vorteilhaftere Lage f?r diesen Zweck w?hlen k?nnen als der indianische Erbauer dieser Festung, die, auf drei Seiten von Wasser und steilen Klippen umgeben, von hierher unzug?nglich gemacht war. Die Landseite war durch Schanzen, einen 22 Fuss breiten, 14 Fuss tiefen Graben und durch Palisaden gesch?tzt. Das Ganze k?nnte mit leichter M?he so befestigt werden, dass die Mannschaft eines europ?ischen Schiffes sich gegen den Angriff des ganzen Volkes verteidigen k?nnte.
Am 11. war das Wetter so windig und regnerisch, dass sich kein Kahn vom Lande in See wagte. Da wir aber tags zuvor mehrere reichbesetzte Austernb?nke entdeckt hatten, so sandten wir das lange Boot ab, um die delikate Ernte einzuheimsen. Es kam nach einer Weile vollbeladen zur?ck, und nun begann an Bord ein Wettausternessen bis in die sinkende Nacht. Wir konnten uns das leisten, denn unsre Austernb?nke waren unersch?pflich und die Austern so gut wie die besten Colchesteraustern, weshalb ich dem Strome den Namen Austernstrom gab.
Achtes Kapitel.
Forschungen. -- Eine Naturfestung. -- Kunstvolle Bauten. -- Ein diebischer Geselle. -- Seltsame T?towierungen. -- Eine Lektion und ihre Folgen. -- Kannibalismus.
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