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Read Ebook: Landesverein Sächsischer Heimatschutz — Mitteilungen Band X Heft 1-3 by Landesverein S Chsischer Heimatschutz Editor

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Ebook has 193 lines and 27080 words, and 4 pages

Editor: Landesverein S?chsischer Heimatschutz

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Landesverein S?chsischer Heimatschutz

Dresden

Mitteilungen Heft 1 bis 3

Monatsschrift f?r Heimatschutz und Denkmalpflege

Band X

Einzelpreis dieses Heftes M. 5.--, Bezugspreis f?r einen Band M. 15.--, f?r Beh?rden und B?chereien M. 10.--. Mitglieder erhalten die Mitteilungen kostenlos, Mindestjahresbeitrag M. 10.--

Gesch?ftsstelle: Dresden-A., Schiessgasse 24

Dresden 1921

Heimatschutzvortr?ge mit Lichtbildern

abends punkt 1/2 8 Uhr im grossen Gewerbehaussaale

Karten, g?ltig f?r alle sieben Vortr?ge, f?r Mitglieder des Landesvereins S?chs. Heimatschutz M. 7,--

Karten-Hauptverkaufsstelle: Heimatschutz, Dresden-A., Schiessgasse 24

abends punkt 1/2 8 Uhr im grossen Festsaale des Zentraltheaters

Vortragsfolge:

Karten, g?ltig f?r alle sieben Vortr?ge, f?r Mitglieder des Landesvereins S?chs. Heimatschutz M. 7,--

Karten-Hauptverkaufsstelle Zementbau Rud. Wolle, Leipzig, Gottschedstrasse 17

Band X, Heft 1/3 1921

Die Mitteilungen des Vereins werden in B?nden zu 12 Nummern durch den Vorstand herausgegeben

Abgeschlossen am 1. Februar 1921

Der Rochlitzer Berg

Im Rochlitzer Berg besitzt unser Sachsenland ein h?chst bemerkenswertes Naturdenkmal, dessen Sch?nheit Sommer und Winter Tausende von schaulustigen Wandersleuten anlockt. Fruchtbare Felder und gr?nende Wiesen ?berziehen zum grossen Teil die leichtgeneigten Abh?nge; die waldgekr?nte Kuppe hingegen ist durch m?chtige Steinbr?che mit glatten, senkrecht aufsteigenden, im Laufe von Jahrhunderten bis ?ber dreissig Meter aus dem Felsenboden m?hsam herausgeschrotenen W?nden, in deren N?he sich gewaltige, oft unter Holzbestand oder unter Moos- und Grasdecken verborgene Schutthalden auft?rmen, zerrissen und zerkl?ftet. Hier an diesen einsamen Arbeitsst?tten gewinnt man seit undenklichen Zeiten einen aus vulkanischer Asche entstandenen Porphyrtuff, dessen rote, von zahllosen Adern durchzogene Grundf?rbung mitunter in Gelb, Violett, Bronzebraun ausklingt; es gew?hrt einen ungemein malerischen Anblick, wenn grelle Sonnenstrahlen bei blauem Himmel jene mit frischem Gr?n oder mit leuchtenden, weissen Schneeleisten belebten roten Felsgebilde feurig ergl?hen lassen. In seinem Farbengepr?ge steht der >>Rochlitzer Sandstein<< zum mindesten f?r ganz Mitteldeutschland einzig da; als ebenso eigenartig erscheint die Geschichte des zugeh?rigen Berges und seines Steinmetzentums.

Wann an dieser Stelle der erste Stein gesucht und verarbeitet wurde, werden wir nie genau anzugeben verm?gen; sicher geschah es zu einer Zeit, als sich dort noch Meister Petz beh?big herumtrollte, als das R?hren des grimmen Schelches, das Heulen gieriger Wolfsrudel, das Gebr?ll des ungeschlachten Urs schauerlich durch den dichten Forst schallte, als der t?ckische Luchs in dem knorrigen Ge?st vielhundertj?hriger Eichen nach Raub ?ugte und der reckenhafte Ureinwohner mit Keule und Steinaxt den offenen Kampf mit den angestammten Herren der Jagdgr?nde aufnahm oder aus sicherem Hinterhalt auf das fl?chtige Wild den todbringenden, mit Feuersteinspitze bewehrten Pfeil abschnellte. Nach Ausweis neuerdings gemachter einschl?giger Funde war der Rochlitzer Berg bereits in urgeschichtlicher Zeit, lange bevor die Welt etwas vom Christentum wusste, ein vielbesuchter Ort. Beile, Pfeilspitzen aus Stein, geschlagene Steinsp?ne und dazugeh?rige Kernst?cke, Urnenscherben u. a. wurden wiederholt auf dem Berg, zumal auf den Feldern in der N?he der Waldess?ume nachgewiesen. In der Bronzezeit, etwa ein Jahrtausend vor des Erl?sers Geburt, verarbeiteten unsere heidnischen Vorfahren den dortigen >>Porphyr<< bereits zu sch?nen Getreidemahlsteinen, die in der weiteren Umgebung Absatz fanden. Ein reger Verkehr wegen verschiedenen gesuchten Steinmaterials muss sich schon damals in diesem Muldenstrich entwickelt haben. Man holte auch Garbenschiefer, der ebenfalls am Rochlitzer Berg vorkommt, zu Steinsetzungen zu entlegeneren Gr?bern, und der sogenannte Gnandsteiner Bandjaspis, welcher nur in der Kohrener Gegend ansteht, l?sst sich auf pr?historischen Fundstellen ?ber Rochlitz, Wechselburg hinaus bis in die Pflegen von Colditz, Waldheim, Ringethal als Artefakt ziemlich oft feststellen. Auch die Wenden trieben ihr Wesen auf dem Rochlitzer Berg; darauf deuten nicht nur die eigenartigen, wellenverzierten Urnenscherben, die am Wald gefunden werden, sondern auch ?berkommene, ihm anhaftende Flurnamen wie Morellenbruch, Bile, W?lsche usw. Die am Wald gelegenen D?rfer tragen s?mtlich wendische Namen.

Bei dieser Sachlage ist es nicht zu verwundern, dass die Deutschen seit der Kolonisation den roten Stein st?ndig und eifrig abbauten, in ergiebigster Weise benutzten und schliesslich immer weiter verhandelten. Die Wenden kannten den Kalk noch nicht, waren deshalb unf?hig, im steineren Hochbau etwas Besonderes zu leisten. Den Rochlitzer Porphyr gebrauchten sie wohl vorwiegend oder ausschliesslich zu Mahlsteinen; Beile, H?mmer und andere Gebrauchsgegenst?nde aus dem Material sind bisher noch nicht nachgewiesen worden. Der Name des am Berg gelegenen Dorfes S?rnzig wird von manchen Slawisten als >>Ort der Steinhauer<< gedeutet. Im Anschluss an die vorgefundene Industrie stellten die eingewanderten Steinmetzen nun vor allen Dingen M?hlsteine her, die weit ins Land versandt wurden. Ein Rochlitzer Bruch heisst von altersher >>M?hlsteinbruch<<. Zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts wurden sechs, sp?ter zehn Br?che bewirtschaftet. Durch die Deutschen erlangte der Steinbruchbetrieb auf dem Berg bald eine ausserordentliche Bedeutung, zumal f?r das Bauwesen. Von romanischer Zeit ab ist im Rochlitzer Porphyr eine Unmenge von Hochbauten Mittelwestsachsens und anliegender Gebiete entstanden, hat man ihn zu unendlich vielen Architekturteilen und beweglichen Gegenst?nden wie Kanzeln, Altartischen, Grabplatten, Taufsteinen, Weihwasserbecken, Posts?ulen, Gemeindesteinen, Gartens?ulen, Brunnen, Br?stungen, Stufen, B?nken, Einfassungen, Grenzsteinen, Wegweisern, Mordkreuzen, Erinnerungstafeln, Gewichten, Normalscheffeln, Gesch?tzkugeln, Schandflaschen, Prangers?ulen, Tr?gen, Krippen, Ofent?ren u. v. a. m. verarbeitet. Nicht wenige dieser Altert?mer sind tadellos auf uns gekommen; viele Kirchen und manche Schl?sser ?berliefern uns romanischen oder gotischen Baubestand in Rochlitzer Stein in vorz?glicher Erhaltung. Der ?lteste Zweig des deutschen Steinbetriebes, die Herstellung von M?hlsteinen, ist seit etwa achtzig Jahren ganz eingegangen; an den Schutthalden des M?hlsteinbruches liegen aber heutzutage noch viele angefangene oder halbfertige Erzeugnisse dieser Art, die, zum Teil in das Erdreich eingesunken, zum Teil vom Abraum ?bersch?ttet, unter Farren und Gestr?pp von jenen vergangenen Zeiten, die an den Gewerbefleiss jetzt vergessene Anforderungen stellten, tr?umen.

?ber die mittelalterlichen Meister, die ihre Werke in Rochlitzer Stein schufen, wissen wir ?usserst wenig; wir kennen h?chstens ihre Zeichen, die sie aufschlugen. Die ?ltesten Marken dieser Art, wohl die fr?hesten in ganz Sachsen, kommen im romanischen Bestand des Rochlitzer Schlosses und an gleichaltrigen, j?ngst aufgefundenen Werkst?cken in Geithain vor. Nach den Ergebnissen der Zeichenforschung, zum Teil auch nach der Ortsbezeichnung, welche die ?ltesten Steinmetzen regelm?ssig ihren Namen zusetzten, ist eine grosse Freiz?gigkeit unter den Werkleuten fr?herer Jahrhunderte anzunehmen. Sie zogen der Baugelegenheit nach, und deshalb kamen viele Ausw?rtige in die Rochlitzer Pflege. Die Br?che bildeten urspr?nglich den Besitz von mindergebildeten Steinhauern, Steinbrechern. Auch der vielgenannte Arnold von Westfalen hat zweifellos innige Beziehungen zum Rochlitzer Steinmetzentum unterhalten, wenn er auch schwerlich die ihm f?r diese Gegend zugeschriebenen Werke ausgef?hrt haben kann; wahrscheinlich entstammte er der vor?bergehend um 1415, d. h. zur Zeit, als der Chor der Kunigundenkirche geschaffen wurde, f?r Rochlitz nachweisbaren Familie Westfahl, von welcher zwei Glieder in Leipzig studierten. Nach seiner Anstellungsurkunde von 1471 wurde Arnold Westfal in kurs?chsische Dienste als >>Baumeister<<, d. h. Bauschreiber im Sinne des sechzehnten, siebzehnten Jahrhunderts, nicht aber als Werkmeister, d. h. ausf?hrender Architekt, aufgenommen. In der Renaissancezeit war besonders der ber?hmte Leipziger Werkmeister H. Lotter ein warmer Freund des Rochlitzer Porphyrs, den er vor allem an seinen Hauptwerken, der Pleissenburg und dem Rathaus seiner Vaterstadt, sowie dem Bau auf dem Schellenberg, der Augustusburg, in ausgiebigster Weise verwendete. Damals z?hlten zu den Rochlitzer Steinmetzen verschiedene Meister, die kurz vorher in Erfurt nachweisbar sind.

Die ungemein vielseitige Verwertung des >>Rochlitzer Sandsteins<< und sein Versand seit ?ltester deutscher Zeit w?re in romanischen Tagen ohne geeignete Fahrwege auf dem Rochlitzer Berg kaum denkbar gewesen, denn sehr oft mussten Steinst?cke von zwanzig bis dreissig Zentner weit verschickt werden. Sicher hat sich ein guter Teil der dortigen Fahrstrassen, die jetzt einen so sauberen, angenehmen Anblick gew?hren, schon in vordeutscher Zeit vorgezeichnet, wennschon von einem durchgreifenden Wegbau erst seit 1703 in den Akten die Rede ist; er wurde von den Steinmetzen ausgef?hrt.

Was dem Rochlitzer Steinmetzentum einen besonderen Platz in der Geschichte der deutschen Baukunst, des Bauh?ttenwesens verschafft und gesichert hat, ist der Umstand, dass die jetzt im Museum des Rochlitzer Geschichtsvereins in der Schlosskapelle verwahrte Lade der Innung die >>Rochlitzer H?ttenordnung<< rettete. Dieses Schriftst?ck berichtet die Abmachungen, welche mitteldeutsche Steinmetzen 1462 auf einem Torgauer Tag zugunsten ihres Handwerks f?r ihr Gebiet getroffen hatten. Das ?berlieferte B?chlein ist f?r die Zwickauer H?tte 1486 geschrieben und befand sich zur Zeit des Dreissigj?hrigen Krieges im Besitz des bekannten kurs?chsischen Baumeisters Hans Stecher, der 1637 in Torgau starb, vermutlich aber aus einer Werkmeisterfamilie der Rochlitzer Pflege hervorgegangen war, wo z. B. ein Maurermeister Thomas Stecher bereits um 1600 nachweisbar ist. Der Sohn des Landbaumeisters H. Stecher, Christian, schenkte das Schriftst?ck f?nfzehn Jahr nach des Vaters Tod, also 1652, einem Rochlitzer Steinmetzen, der es dann in die Innungslade legte, die von der Urkunde auch noch eine allerdings ziemlich fehlerhafte Abschrift, welche 1653 der Steinmetz Hans von Rhein besorgt hatte, enth?lt. Die Rochlitzer H?ttenordnung stellt jetzt die einzige schriftlich erhaltene mittelalterliche H?ttenordnung Deutschlands dar, wenn man darunter ein Schriftst?ck, das ausschliesslich das Gewerbe der Steinmetzen, nicht aber auch dasjenige von Mischz?nften behandelt, versteht; besonders wichtig ist sie durch den Umstand, dass sie allein Bestimmungen ?ber Steinmetzzeichen bringt. ?ber die Eigenart des Schriftst?ckes herrschten lange ganz falsche, romantische Vorstellungen, die haupts?chlich durch Stieglitz und Heideloff, welche es -- freilich h?chst nachl?ssig und ziemlich verst?ndnislos -- herausgaben und besprachen, erzeugt worden waren; es sollte die Verfassung einer eigenen >>Rochlitzer H?tte<<, welche aber jedenfalls im Mittelalter ?berhaupt nicht bestand und bei den Bruch- und Bauverh?ltnissen, die sich erst sp?ter v?llig ?nderten, schwerlich bestehen konnte, bilden.

Heutzutage verwendet man den Rochlitzer Stein nicht nur in seiner Heimat; vielmehr wird er weit ?ber die s?chsischen Grenzen hinaus verschickt. Man trifft Werke aus ihm, besonders im Luxusbau, in Hamburg und Berlin ebensogut wie in Dresden oder Leipzig. Mindestens sechs Jahrhunderte lang hat er den Bauten Mittelwestsachsens und anliegender Striche seinen Stempel aufgedr?ckt und herrscht hier bis zu einem gewissen Grade noch jetzt vor, wodurch das hiesige Bauwesen ein ganz besonderes Gepr?ge erhalten hat. Wenn unsere Heimatpflege das gediegene Bodenst?ndige vor dem Untergang bewahren und in seinem angestammten Recht sch?tzen will, so d?rfte sie sich wohl auch kaum der Pflicht entziehen k?nnen, auf den Wert des Rochlitzer Steins besonders f?r dessen Heimat in baulichen Dingen mit Nachdruck hinzuweisen. Der s?chsische Verein f?r kirchliche Kunst schl?gt den Stein dankenswerterweise mit f?r Grabdenkm?ler vor. Welche stimmungsvolle Ruhe m?ssen fr?her die Friedh?fe der Rochlitzer Gegend geatmet haben, als unter den gr?nen Totenb?umen fast nur die einfach w?rdigen Grabplatten aus dem roten Porphyr mit ihren monumentalen Schriften und Bildern lagerten! Die Herstellung dieser Denkm?ler spielt in der Innungsgeschichte der Rochlitzer Steinmetzerei eine wichtige Rolle. In welchen Mengen sie ehemals vorhanden waren, l?sst sich schon an dem alten Rochlitzer Kirchhof ablesen, der nicht nur zahlreiche gut erhaltene Werke dieser Art noch erh?lt, sondern auch unendlich viele Bruchst?cke derselben bewahrt, mit denen z. B. die langen Umfassungsmauern des geweihten Gel?ndes belegt sind. Der Rochlitzer Grabstein bildet in nicht wenig anderen Ortschaften Sachsens ein h?ufig vorkommendes Altertum. Wie zerfahren, unruhig, jeder einheitlichen Stimmung bar wirken heutzutage leider so viele Friedh?fe der genannten Pflege, wo sich eine Unzahl erb?rmlich schablonenhafter Denkm?ler mit ihrem gleissenden, glitzernden, schreienden Wesen, in ihrem fremden, nicht selten unechten Material, in ihrer Protzenhaftigkeit auf der Ruhest?tte heimgegangener Erdenpilger aufdringlich breitmachen, den feierlichen Frieden des Gottesackers schm?hlich st?ren, bannen und letzteren zu einer Art Musterlager bildhauerischer Geschmacklosigkeiten und Ungef?hls entweihen! Welche Hoheit, welch k?nstlerischer Adel pr?gt sich hingegen z. B. auf dem Wechselburger in Rochlitzer Stein gehaltenen, aus dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts stammenden Grabdenkmal f?r Graf Dedo und seine Familie aus! Wie ruhig, edel wirkt die fr?heste erhaltene Grabplatte des Rochlitzer Friedhofs, die aus der Zeit um 1280 herr?hrt und ehedem die Gebeine eines Herrn von Heldrungen, dessen Wappen in ungemein wirkungsvollen Formen der Stein vorf?hrt, deckte!

Nach dem kunstfeindlichen Dreissigj?hrigen Kriege offenbarte sich auch auf dem Gebiet der Rochlitzer Grabplatten ein allm?hlich f?hlbarer Verfall; die Arbeiten wurden zuweilen noch weniger als handwerksm?ssig, fast roh. 1642 gab es nur noch zwei Steinmetzen in Rochlitz; ihre Zahl wuchs erst langsam wieder. An Stelle der ehemaligen inneren T?chtigkeit dieser Werkleute ?usserte sich bald immer mehr eine Vorliebe f?r unwichtige Nebens?chlichkeiten und ?usserlichkeiten, obschon die Rochlitzer Steinmetzen damals manchen Versuch machten, sich ?ber den gew?hnlichen Tiefstand st?dtischer Z?nfte, auf die sie stolz herabblickten, zu erheben. So unterhielten sie zun?chst Beziehungen zur Dresdner Haupth?tte, welche aber von der Strassburger, die vormals als alleinige Herrscherin f?r Deutschland galt, nicht anerkannt wurde, weshalb sich die Rochlitzer 1725 unmittelbar unter Strassburg stellten und nun von dort das Haupth?ttengesetz, das sogenannte Bruderbuch von 1563, und die kaiserliche, auf Pergament geschriebene Best?tigung von 1621 ausgefertigt erhielten. Ihre Verpflichtungen gegen?ber der alten Reichsstadt haben sie freilich offensichtlich nie erf?llt, wenngleich sie ?berkommene H?ttenbr?uche hinsichtlich des Zeichengebens, Ausweises, Gerichts usf. lange liebevoll weiter pflegten; seit etwa 1680 bildeten sie f?r sich eine Innung, deren innere Geschichte kaum wesentlich von derjenigen anderer Z?nfte abweicht.

Um den Rochlitzer Berg erwarben sich dessen Werkleute in neuerer Zeit ein ganz besonderes Verdienst dadurch, dass sie ihn dem Fremdenverkehr erschlossen; in dieser Beziehung hat sich vor allem ein schlichter Mann hervorgetan, der Steinmetz Christian Gottlob Seidel, der 1807 als Spross einer seit 1704 in Rochlitz nachweisbaren Steinmetzfamilie Meister ward. Ein eigenes Geschick wollte es, dass der f?r Sachsen so ungl?ckliche Napoleonsche Krieg vor hundert Jahren Seidel den Anlass zu seinen gemeinn?tzigen Bestrebungen gab. Bis zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts h?rt man gar nichts, dass die Sch?nheit des Rochlitzer Berges irgendwie gew?rdigt worden w?re, dass sie Wandrer angezogen h?tte. Da errichtete Seidel zur Erinnerung an die 1815 erfolgte R?ckkehr K?nigs Friedrich August aus der Gefangenschaft ein schlichtes Denkmal auf einer Erh?hung des Rochlitzer Berges, der K?nigsh?he, und daneben eine Unterkunftsh?tte f?r Fremde, deren Er?ffnung im Juni 1817 stattfand. Der Verkehr, der sich nun auf dem Rochlitzer Berg entwickelte, gestaltete sich zweifellos bald als ganz bedeutend, wie sich aus den Einzeichnungen des Fremdenbuchs der H?tte, der sogenannten >>Einsiedelei<<, ergibt. An eine Verpflegung der Reisenden war damals auf dem Berg noch nicht zu denken; die einzige Erfrischung, die man unter g?nstigen Umst?nden erlangen konnte, bestand in k?rglichem Butterbrot und Schnaps, welche Labung gutherzige Steinmetzen im Notfall von ihrem Imbiss abliessen. Die Wandrer waren sehr bescheiden, begn?gten sich mit dem, was sie suchten, pr?chtige Natursch?nheit und lohnende Fernsicht, und waren des Lobes voll f?r Seidel, dessen Unterkunftsh?tte ihnen Schutz und Schirm gegen alle Unbill des Wetters gew?hrte. Dies sprachen sie oft genug im Fremdenbuch aus, dessen in den verschiedensten Sprachen bewirkte Eintr?ge die eigenartigen Vorz?ge des Rochlitzer Waldes nicht selten mit r?hrenden, mitunter geradezu in ?berschw?nglichen Worten verherrlichen.

Das nach Ausweis einer Inschrift auf dem etwa einen halben Meter hohen Sockel mit Hilfe von >>F?nf Sammlern aus Plauen<< zustande gekommene, jetzt hundertj?hrige Denkmal besteht durchweg aus Porphyrtuff und ist im antikisierenden Stil gehalten. Einen h?chst anziehenden, malerischen Anblick gew?hrt die in der N?he befindliche >>Einsiedelei<<, die zu den ?ltesten erhaltenen Schutzh?tten des Landes z?hlt, wenn sie nicht gar die ?lteste ist. Bei Errichtung derselben verband Seidel zwei von Tannen bestandene, abgeschrotene Felsw?nde durch Mauerwerk, welchem er durch eingesetzte gotisierende Fenster, durch Gesimse, durch Bekr?nung mit zwei einer Kirche entstammenden Figuren usw. ein etwas phantastisches, an eine Kapelle erinnerndes Ansehen verlieh, und schuf somit die noch jetzt ziemlich gut erhaltene Vorderseite des Anwesens, an welche er den teilweise in einen alten Schutthaufen eingebetteten, mit zwei Gem?chern versehenen Hinterbau anlehnte. Die W?nde bestanden in der Hauptsache aus gewachsenem Felsen, aber auch aus Mauerwerk. Um gesteigerten Reiseanforderungen zu gen?gen, legte der Meister schliesslich der H?tte gegen?ber einen Pferdeschuppen an.

Ausser diesen beiden landesgeschichtlichen Denkm?lern weist der Rochlitzer Berg noch verschiedene Denksteine auf, darunter ein Mordkreuz. Die bedeutendsten Denkm?ler sind aber die sehenswerten Steinbr?che, die in ihrer Eigenart wohl einzig in Deutschland dastehen und vielleicht noch eine gesteigertere Beachtung verdienen, als sie bisher gefunden haben.

Der Einfluss der Gesteinsindustrie auf das Naturleben des Rochlitzer Berges

Mit Abbildungen nach Aufnahmen des Verfassers

Nur selten wohl wird sich der Verfechter des Heimatschutzgedankens mit einem Steinbruchsbetrieb in einer landschaftlich sch?nen Gegend abfinden k?nnen. Denn allzu h?ufig nur -- ich erinnere bloss an die Zerst?rungen des Siebengebirges durch die Steinbruchsindustrie und die ganz ?hnlichen Erscheinungen auch in unserem sch?nen Elbsandsteingebirge -- werden durch ihn unersetzliche Sch?nheitswerte vernichtet, hervorragende Landschaftsbilder f?r ewige Zeiten zerst?rt. Ganz anders dagegen liegen die Verh?ltnisse in bezug auf die Gesteinsindustrie des vielbesuchten Rochlitzer Berges, die zwar auch stark ver?ndernd auf dessen Bild eingewirkt und zweifellos gleichfalls manche Sch?nheitswerte zerst?rt, aber in noch gr?sserem Masse solche auch wieder geschaffen hat. Der Besucher des Rochlitzer Berges, der auf schattigen Waldwegen von Rochlitz oder Wechselburg kommend und aus dem Waldesdunkel tretend, pl?tzlich vor den m?chtigen, gipfelums?umenden Tuffbr?chen steht, wird von dem Bild, das sich ihm darbietet, ganz eigen ber?hrt sein. Und der tiefe Eindruck, den die Steinbr?che auf ihn machen werden und den er auch mit sich fort nehmen wird, wenn er seine Schritte wieder talw?rts lenkt, wird ein noch gr?sserer sein, wenn er gar noch von der Zinne des Friedrich-August-Turmes, durch den treue Sachsenliebe einst das Ged?chtnis eines seiner naturliebendsten und naturverst?ndigsten F?rsten ehrte, die Blicke ?ber den weiten Bergwald, zu dessen wechselvoll abget?ntem Gr?n das helle Rot der in den Wald gebetteten Steinbr?che eine so eigenartige Gegenwirkung bildet, zu den blauumdunsteten H?hen in der Ferne schweifen l?sst.

Die Geschlossenheit des den Rochlitzer Berg bedeckenden Waldes, dessen einst so sch?ne Misch- und alten Buchenbest?nde heute allerdings zum gr?ssten Teil nur noch der Vergangenheit angeh?ren, hat durch den Steinbruchsbetrieb eine nicht wegzuleugnende Einbusse erlitten, und das Urteil des Forstmannes, der die Verh?ltnisse vielleicht nur einseitig vom rein forstwirtschaftlichen Standpunkt aus werten wollte, w?rde sich daher auch nicht immer mit dem unseren decken. Dem rein forstlichen Verlust aber steht ein ungleich h?herer Gewinn in dem Wechsel entgegen, den die Steinbr?che in ein zwar an sich schon hervorragend sch?nes, durch diesen Wechsel aber noch wesentlich gewinnendes Landschaftsbild tragen. Die Steinbr?che des Rochlitzer Berges sind nicht, wie das so vielfach der Fall ist, an den H?ngen des Berges angelegt, um diese zu entbl?ssen und sie ihres belebenden Pflanzenschmuckes zu berauben, sondern sie gruppieren sich gr?sstenteils wie ein Kranz um den Gipfel des Berges und sind von hier aus in die Tiefe getrieben. Die dabei entstandenen senkrechten, oft zu ganz betr?chtlichen H?hen emporragenden W?nde, deren lichtes Rot durch angesiedelte Algen von gelben und grauen Farbflecken ?bertupft erscheint und in dessen pr?chtige Farbenwirkungen oft auch noch auf schmalen Felsleisten angesiedelte gr?n-goldene Moose und andere Pflanzen weitere wechselnde T?ne tragen, sind von einer ganz eigenen Wirkung. Wo dazu noch an abgebauten Stellen der Boden sich mit einer neuen Pflanzendecke ?berkleidet hat und auf raumengen Felsvorspr?ngen niedrige, aber derbe Kiefern sich angesiedelt haben, entstehen Bilder von ganz besonderer Sch?nheit und seltenen Reizen.

Die Wiederbesiedelung der abgebauten Stellen durch die Pflanzenwelt erfolgt meistens ungew?hnlich rasch. Wo der kahle, rote Fels zutage liegt und kaum einer Pflanze die Bedingungen zu einem gedeihlichen Leben zu bieten scheint, entwickelt sich innerhalb weniger Jahre bereits wieder eine Vegetation, die zwar keine besonders artenreiche, daf?r aber meistens eine um so interessantere ist, weil sie neben ihrer Urspr?nglichkeit uns vielfach in hervorragendem Masse Blicke in den Kampf tun l?sst, den auch die Pflanze um ihr Dasein f?hrt, und uns die Z?higkeit zeigt, mit der sie dabei um ihr Leben ringt. Wo die Winde in kaum zentimetertiefen Unebenheiten des Felsens nur eine Spur von Erdreich angeweht haben, siedeln sich bescheidene Moose und Flechten an, oder es keimen aus windangewehtem Samen Gr?ser und andere Bl?tenpflanzen. So das in seiner Schlichtheit so sch?ne G?nsebl?mchen , Habichtskr?uter u. a. m., die ja in der Rosettenbildung ihrer dem Boden sich eng anschmiegenden, dachziegelartig ?bereinanderliegenden Bl?tter eine ebenso einfache, wie ?berzeugend wirkende Einrichtung gegen jede ?berm?ssige Wasserabgabe besitzen und durch sie ausserdem noch der raschen Austrocknung des k?rglichen Bodens entgegenarbeiten. Das bed?rfnislose Heidekraut ergreift gleichfalls Besitz vom neuentstandenen Boden und mit ihm stellen sich hier und da auch einige bescheidene Heidelbeerpfl?nzchen ein. Von B?umen sind es neben Aspen und Salweiden die mit den d?rftigsten Verh?ltnissen vorliebnehmenden Kiefern und Birken, denen das wenige lockere Erdreich schon Nahrung gibt und die ihre Wurzeln zun?chst ganz flach, aber weit an der Oberfl?che des Felsens entlang senden, bis sie auf Risse und Spalten im Gestein stossen, in die sie sich dann tief hinabsenken und den heranwachsenden Baum oft fester verankern als auf tiefgr?ndigerem Waldboden. Dort, wo bereits w?hrend des Abbaues sich Schutt angesammelt hat, ist das Pflanzenleben ein reicheres. Unter anderen Arten finden wir hier die w?rzige Walderdbeere, w?hrend Brombeere und Himbeere oft dichte, der Kleinvogelwelt Unterschlupf und Nistgelegenheiten bietende Hecken bilden. Das Weidenr?schen l?sst im August weithin seine Bl?ten leuchten und in ihr Rot mischen sich die gelben Farben von Habichtskr?utern und Johanniskraut, bis dann nach einigen Jahren die im Fr?hjahr von einer reichen Insektenwelt besuchten k?tzchentragenden Str?ucher der Salweide und inzwischen h?her herangewachsene B?ume -- den Kiefern und Birken gesellen sich hier h?here Anspr?che stellende L?rchen und Fichten, die Eberesche und von anderen Laubb?umen einzelne Buchen und Eichen zu -- die niedrigeren kraut- und strauchartigen Pflanzen mehr und mehr verdr?ngen. Auf diese Weise erhalten sich auf dem Rochlitzer Berge abwechselungsreiche Pflanzengemeinschaften, die in ihrer Urspr?nglichkeit ?beraus anziehend wirken und vor allem auch in die oft gr?ssere Gleichf?rmigkeit des unter Kultur stehenden Forstes einen diesen wieder zugute kommenden Wechsel tragen.

Es wird ohne weiteres auch als ganz selbstverst?ndlich erscheinen, dass die Steinbr?che, die bei ihrer r?umlichen Ausdehnung inmitten des geschlossenen Waldes eine Welt f?r sich bilden, in der bis zu einem gewissen Grade die Natur allein regiert, auch von einem nach Lage der Verh?ltnisse nur g?nstigem Einflusse auch auf die Tierwelt des Rochlitzer Berges sein m?ssen. Eine Menge Tiere findet in den Spalten und Kl?ften der Felsw?nde, in den an dunklen Verstecken reichen Haufen beiseite gefahrenen, unverwendbaren Gesteinsmaterials willkommene Schlupfwinkel, andere wieder werden angezogen von der nat?rlichen, von Menschen wenig besuchten Wildnis der abgebauten Teile. Der Siebenschl?fer, dessen Vorkommen auf dem Rochlitzer Berge zun?chst allerdings wohl eine Folge des einstigen Reichtums an Laubholz mit den ausgedehnten Rotbuchenbest?nden ist, findet sich heute doch vorzugsweise in dem Bereiche der Steinbr?che und auch auf den Bestand der kleineren Raubs?ugetiere, von denen ich Wiesel und Hermelin oft in den Steinbr?chen begegnet bin, und denen sich auch der Iltis, der Edel- und sogar der in den geschlossenen Wald sonst nur seltener eindringende Hausmarder zugesellen, sind sie nicht ohne Wirkung geblieben. Unvergesslich wird mir der milde Sommersonntagabend bleiben, an dem ich unseren Edelmarder in einem aufl?ssigen Teile des M?hlsteinbruches zum ersten Male l?ngere Zeit hindurch in seinem Leben und Treiben beobachten konnte. Aalgleich wandte er sich durch die Steinwildnis hindurch, schn?ffelnd untersuchte er jeden Spalt im Felsen, sp?rte jede H?hle ab, die die reichlich umher- und ?bereinanderliegenden Gesteinstr?mmer bildeten. Eine Maus, die der Abend aus ihrem Versteck hervorgelockt hatte, wurde seine Beute, eine Goldammer, die ihr: >>Wie, wie hab' ich dich so lieb!<< eben abgebrochen und sich in einem niederen Strauch zur Ruhe niedergetan hatte, entging seinen r?uberischen Gel?sten noch im letzten Augenblick, so dass er ihr verdutzt von einem vorspringenden Gesteinsblock aus nachschaute.

Weit mehr noch als wie auf die verborgener lebenden S?ugetiere sp?ren wir den Einfluss der Steinbr?che auf die der direkten Beobachtung ja weit zug?nglichere Vogelwelt. Einige Arten, denen wir im geschlossenen Walde nicht oder doch nur vereinzelt begegnen w?rden, sind im Gebiet der Steinbr?che nicht selten, andere, den Wald zwar nicht meidende, erreichen in ihnen eine gr?ssere H?ufigkeit. Ich denke da vor allem an unsere beiden Rotschwanzarten, die auf dem Rochlitzer Berge ganz besonders h?ufig sind und ausschliesslich oder doch fast ausschliesslich die Steinbr?che bewohnen, in denen sie auch wieder zu der ihnen ureigensten Nistweise zur?ckgekehrt sind. Nach den ?bereinstimmenden Versicherungen alter Steinbruchsarbeiter, die sich in jeder Weise auch mit meinen eigenen Erfahrungen decken, hat die Zahl dieser beiden V?gel in den letzten Jahrzehnten auffallend zugenommen. Namentlich beim h?ufigeren Gartenrotschwanz f?llt diese Zunahme recht in die Augen. In einem Steinbruche traf ich im Fr?hjahre 1914 nicht weniger als f?nf Brutpaare desselben -- zwei davon nisteten an Arbeiterh?usern, drei aber in Gesteinsspalten -- neben zwei vom Hausrotschwanz an, in einem anderen im Jahre vorher sogar sechs Paare des ersteren, die mit Ausnahme eines an einem Geb?ude nistenden s?mtlich in Felsspalten ihre Nester errichtet hatten, neben zwei Paaren des ebenfalls in Felsspalten nistenden Hausr?tels. Auch die weisse Bachstelze bewohnt in ?hnlich grosser Zahl die Steinbr?che und nistet hier bald an Arbeiterh?usern, bald aber auch in gesch?tzten Hohlr?umen der Felsw?nde. In diesem letzteren Fall teilt sie dann die Nistst?tten mit ihrer gelben Schwester, der Gebirgsstelze, deren Zunahme auf dem Rochlitzer Berge eine ganz besonders in die Augen fallende ist. Ich entsinne mich heute noch deutlich des Tages anfangs der neunziger Jahre, an dem ich die Art hier ?berhaupt zum ersten Male sah und ?ber die Beobachtung der mir damals noch neuen daheim in jugendlicher Freude erz?hlte. Seit jener ersten Begegnung wurde sie zu einem meiner erkl?rten Lieblingsv?gel und jede neue Beobachtung der damals noch seltenen bildete ein heute noch nicht vergessenes Ereignis. Jetzt ist sie schon eine ganz gew?hnliche Erscheinung und br?tet allj?hrlich in wenigstens einem, h?ufig aber auch in mehreren Paaren in fast jedem der Steinbr?che. Aber auch andere H?hlenbr?ter finden in den Felskl?ften willkommene Nistgelegenheiten. Von Meisen sind es besonders die Kohl-, die Tannen- und die Blaumeise, ausnahmsweise auch die Sumpf- und die Haubenmeise, die regelm?ssig in Gesteinsspalten oder in den Hohlr?umen der ?berall gegen hereinbrechenden Abraum aufgef?hrten Schutzmauern nisten und denen sich auch gern der Kleiber zugesellt. 1916 w?hrend eines Urlaubes konnte ich in solchen Schutzmauern zum ersten Male auch den Mauersegler, der allsommerlich ?ber den Gipfel des Berges seine Flugk?nste treibt und den ich -- Freund Heyder hatte ihn schon fr?her als Brutvogel des Rochlitzer Berges in Baumh?hlen des Waldes festgestellt -- seit langem bereits im Verdacht hatte, auch >>Steinbruchsvogel<< zu sein, br?tend nachweisen.

Dass ferner bei dem grossen Reichtum der Steinbr?che an Hecken, die in den aufl?ssigen Teilen oft so ?ppig wuchern, auch die Zahl der Buschbr?ter eine ziemlich reiche ist, bedarf wohl kaum eines besonderen Hinweises. Namentlich die Grasm?cken in s?mtlichen vier, der Rochlitzer Vogelfauna angeh?renden Arten: der Dorn-, der Zaun-, der Garten- und der M?nchsgrasm?cke, sind regelm?ssige Bewohner derartiger Stellen.

Reich ist in den Steinbr?chen auch das seit meiner Jugendzeit sonst im Bereiche des Rochlitzer Berges aber stark zur?ckgegangene Kriechtier- und Lurchleben entwickelt. Die flinke Zauneidechse zun?chst ist eine der auf dem Rochlitzer Berge abgenommenen Arten, die auch die Steinbr?che nicht mehr in den Mengen bev?lkert, als wie ich sie noch als Knabe sah; der rotb?uchige Bergmolch, der einst geradezu in Massen die zahlreichen Steinbruchst?mpel bev?lkerte, ist weniger h?ufig geworden, und der in Schwarz und leuchtend Gelb gekleidete Feuersalamander, dessen ganze Sch?nheit nur der voll empfinden wird, der ihn einmal nach einem warmen Gewitterregen aus einem dunklen Spalt des von gr?nem Moos ?berkleideten roten Gesteins hat hervorkommen sehen, ist heute auch nicht ann?hernd mehr in den Mengen vorhanden, wie vor wenigen Jahrzehnten noch. Ein sinnloses Sammeln, bald -- wie beim Bergmolch -- von einer zwar naturfreudigen, aber in falschen Bahnen sich bet?tigenden Jugend, bald -- wie beim Feuersalamander -- von gewerbsm?ssigen F?ngern, denen ja nichts in der Natur heilig ist, tr?gt wohl die Hauptschuld an dem bedauerlichen R?ckgange. Vielleicht w?re es aber wohl noch schlimmer um das heutige Vorkommen dieser Arten bestellt, wenn nicht die Steinbr?che ihnen und noch anderen ihrer Sippe: der goldgekr?nten Ringel- und der sp?rlicheren glatten Natter, dem lebhaften Grasfrosch und der vielgeschm?hten, dabei aber doch so n?tzlichen Erdkr?te Schlupfwinkel in so reichem Masse darbieten w?rden, dass immer noch ein grosser Teil von ihnen sich allen Verfolgungen zu entziehen vermag.

Der g?nstige Einfluss der Steinbr?che auf das Tierleben des Rochlitzer Berges, der aus den hier mitgeteilten F?llen zweifellos hervorgeht, w?rde noch augenf?lliger werden, wenn wir unsere Betrachtungen auch auf die niedere Tierwelt ausdehnen und insbesondere die Insektenwelt in sie einbeziehen w?rden. Einer unserer gr?ssten und pr?chtigsten Tagschmetterlinge beispielsweise, der Eisvogel, verdankt sein Vorkommen der heute im Rochlitzer Bergwalde vorzugsweise auf das Steinbruchsgebiet beschr?nkten Aspe, und wie f?r ihn, liegen die Verh?ltnisse ?hnlich auch noch f?r eine weitere Anzahl leichtbeschwingter Falter und andere niedere Tierarten. -- -- --

Aber es scheint auch, als ob der Steinbruchsbetrieb des Rochlitzer Berges neben diesen g?nstigen Einfl?ssen auf das Naturleben noch einen solchen entgegengesetzter Richtung aus?bt.

Unter den Waldb?umen des Rochlitzer Berges nahm einst die Weisstanne einen breiten Raum ein. Heute hat sie aufgeh?rt, bestandsbildender Waldbaum zu sein; die wenigen, hier und da noch in den Mischbest?nden stehenden, fast immer kr?nkelnden St?cke sind stumme Zeugen vergangener Zeiten. Forstlich ist der Baum nicht mehr hoch zu bringen. Es ist das eine Erscheinung, die man in unserem Vaterlande nun zwar auch an anderen Orten beobachtet und die man meines Wissens in erster Linie auf die Verunreinigung der Luft durch die Rauchgase unserer hochentwickelten s?chsischen Industrie zur?ckf?hrt. Ob immer und in welchem Masse dies zu Recht geschieht, vermag ich nicht zu entscheiden. Meines Erachtens wirken an ihrem R?ckgange hier und da aber auch noch andere als die eben angef?hrten Ursachen mit. Die Tanne stellt ziemlich hohe Anforderungen auch an den Feuchtigkeitsgehalt der Luft und des Bodens und ist gegen eine Abnahme desselben empfindlicher als andere Waldb?ume. Eine Abnahme der Bodenfeuchtigkeit scheint aber auf dem Rochlitzer Berge stattgefunden zu haben. Darauf deuten nicht nur eine ganze Anzahl heute trockener Quell?ufe an den H?ngen des Berges hin, sondern sie geht auch hervor aus dem Umstand, dass heute noch fliessende Quellen zum Teil wasser?rmer geworden sind, als sie es in meiner auf dem Rochlitzer Berge verlebten Jugendzeit waren. Diese Abnahme der Bodenfeuchtigkeit aber d?rfte im wesentlichen ihre Ursachen in dem Steinbruchsbetriebe haben. Infolge seiner r?umlich grossen Ausdehnung kommt ein betr?chtlicher Teil der atmosph?rischen Niederschl?ge dem Walde nicht mehr zugute; ein Teil verdunstet ?ber den freien Fl?chen der Steinbr?che sofort, ein anderer Teil aber sammelt sich in ihren tiefergelegenen Stellen in Form kleinerer oder gr?sserer T?mpel an und wird von hier gleichfalls, wenn auch allm?hlicher, der Verdunstung zugef?hrt. Aber auch nicht unbetr?chtliche Mengen der ?ber dem Walde selbst niedergehenden Niederschl?ge verbleiben nicht mehr in dem Waldboden, sondern str?men in Gesteinsspalten und Rissen jenen Wasseransammlungen in den tieferen Teilen der Steinbr?che zu und verdunsten hier ebenfalls wie jene direkt.

Es d?rfte nicht ausgeschlossen sein, dass dieser Einfluss der Steinbr?che auf die Abnahme der Bodenfeuchtigkeit des Waldes, der zwar nicht f?r sich allein, sondern wohl mit der schon erw?hnten Verunreinigung der Luft durch Rauchgase an dem R?ckgang der Tanne auf dem Rochlitzer Berge beteiligt sein mag, sich in seinen Wirkungen auch auf andere feuchtigkeitsliebende Pflanzen ?ussert.

Die Vogelwelt unserer Obstalleen

Mit Abbildungen nach Naturaufnahmen des Verfassers

Beobachtungen, die ich vor dem Kriege an der von Rochlitz nach dem Rochlitzer Berge f?hrenden, mir von meiner Kindheit an vertrauten und von mir regelm?ssig begangenen, in dem hier in Frage kommenden Teile von Obstb?umen bestandenen Staatsstrasse ?ber die daselbst nistenden h?hlenbr?tenden Kleinv?gel machte und die dabei einen vorher kaum geahnten Reichtum an solchen ergaben, wurden die Ursache, dass ich in der Folge nicht nur noch sch?rfer auf die Vogelwelt der genannten Strasse achtete, sondern meine Beobachtungen auch auf andere Gegenden ausdehnte und dabei vor allem auch Material zur Frage der Bedeutung unserer Vogelwelt f?r die Obstalleen zu erlangen versuchte. Im nachfolgenden nun soll ?ber diese Beobachtungen, die in vielfacher Hinsicht recht interessante sind, etwas eingehender berichtet und dieser Bericht zun?chst mit einer Schilderung der Verh?ltnisse an der oben genannten Strasse begonnen werden.

Die Staatsstrasse Rochlitz--Rochlitzer Berg, in Rochlitz kurzweg die Bergstrasse genannt, wird in ihrem ersten, hier nur in Frage kommenden Teil von Feldern begrenzt, w?hrend auf eine Strecke von etwa 500 Meter L?nge an der einen Seite auch der Wald an sie herantritt, der ihr auch sonst nicht fern bleibt und an den weitesten Stellen kaum viel ?ber 500 Meter von ihr weg liegt. Der regelm?ssigen Beobachtung unterstanden in den Jahren 1913 und 1914 eine Strecke von etwa 500 Meter, 1919 und 1920 aber von gegen 1500 Meter L?nge, von der ein kleiner, etwa 200 Meter langer Teil von Kirschb?umen ges?umt, der gr?ssere aber beiderseits von Apfelb?umen bestanden ist.

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