Read Ebook: Gedichte by Maeterlinck Maurice Ammer K L Translator Oppeln Bronikowski Friedrich Von Translator
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Ebook has 1887 lines and 36325 words, and 38 pages
O meine Seele! Wie traurig ist das alles, meine Seele! Wie traurig alles!
M?DIGKEIT
So starr sind ihre Augen und erblindet, Dass ihre Lippe nicht die Stelle findet. Nur noch versenkt in ihren stolzen Traum Schaun sie wie Hunde, die am Wiesensaum Vertr?umt die weissen L?mmer schreiten sehen, Wie sie des Mondes Silber auf der Au Abweiden, ?berdeckt vom Himmelsgrau, -- Grau wie ihr Leben; stumpf und ohne j?hen Wunsch nach dem Rosenflor in ihren Spuren Und achtlos dieser tiefen stillen Fluren.
M?DES JAGEN
O meine Seele f?hlt so krank sich heut'! Sie krankt an allem, was nicht ward, Am Schweigen, das nichts offenbart, Und meine Augen kl?ren sie mit Leid.
Ich seh' ein regungsloses Jagen, Seh' der geheimen S?chte Meute Auf m?den Spuren folgen ihrer Beute, Und der Erinn'rung Geisseln schlagen.
Die Hunde meiner Tr?ume irren Durch schw?len Wald in langen Z?gen Und nach dem weissen Hirsch der L?gen Der Reue gelbe Pfeile schwirren.
O Gott, mein atemlos Verlangen, Der Augen schw?les W?nschen h?lt In allzublauem Dunst gefangen Den Mond, der meine Seel' erhellt.
M?DE RAUBTIERE
O die verrauschten Leidenschaften! Der Tr?nen Flut, des Lachens Klang! Unter dem welken Laub erschlafften Mit halbgeschlossnen Lidern, krank,
Die gelben Hunde meiner S?nden Und meines Hasses schielende Hy?nen, Und auf verdrossnen bleichen Wiesengr?nden Seh' ich die L?wen sich der Liebe dehnen!
In ihres Traumes Ohnmacht hingekauert Und m?de unter schlaffem Himmel, Der tr?b und farblos niedertrauert, So seh' ich ihren Blick auf dem Gewimmel
Der L?mmer der Versuchung haften, Die langsam, eines nach dem andern, Im stillen Mondschein weiterwandern -- Und stille ruhn sie, meine Leidenschaften ...
GEBET
Wie ein Weib verzagt ist meine Seele! Gott, sieh gn?dig nieder auf das Tun Meiner H?nde, Lilien der Seele, Meiner Augen, drin des Herzens Himmel ruhn!
Herr, erbarm dich meiner N?te! Ring und Palmenzweig hab' ich verloren. Herr, erbarm dich meiner Angstgebete; Schwache Blumen sind sie, die im Glas verdorren.
Mitleid, Herr, wenn arg die Lippen sprechen, Mitleid, Herr, mit meiner Reue! Lilien auf meine Fieber streue, S?e Rosen auf die S?mpfe der Gebrechen!
Gott, den Himmel meiner Augen f?llt Tr?bend alter Stunden Taubenflug. Hab' Erbarmen mit dem Lendentuch, Das mit seinen blauen Falten mich umh?llt.
TR?BE STUNDEN
O sieh die alten W?nsche ziehen, Und wieder m?de Tr?umerei, Und wieder Tr?ume, die entfliehen: O sieh, der Hoffnung Tage sind vorbei!
Zu welchen soll ich nun entrinnen? Kein Stern mehr an des Himmels Weiten! Eis liegt auf allen Traurigkeiten Und unterm Mond schwimmt blaues Linnen.
Und wieder Tr?nen, die ich ?berrasche! O sieh die L?mmer, die den Schnee abweiden, Sieh Kranke frieren bei verglomm'ner Asche! O Gott, erbarm dich aller ihrer Leiden!
Lass mich nicht l?nger des Erwachens harren, Nicht l?nger harren auf des Schlummers Ende! Der Sonne harren meine H?nde, Die in dem kalten Mond erstarren.
TR?BSAL
Die tr?gen Pfau'n, die weissen Pfau'n entwichen, Die weissen Pfau'n flohn des Erwachens Leid. Ich seh' die weissen Pfau'n, die Pfau'n von heut', Die Pfauen, die im Schlaf sich fortgeschlichen. Die tr?gen Pfau'n, die weissen Pfauen schreiten L?ssig zum sonnenlosen Teich im Garten. Ich h?r' die weissen Pfau'n der Traurigkeiten L?ssig die sonnenlose Zeit erwarten.
KRANKENHAUS
Krankenhaus am Ufer des Kanals! Krankenhaus im Juli! Und dennoch macht man Feuer an im Saal, Und grosse Dampfer pfeifen schrill auf dem Kanal!
Auswandrer gehn durch einen Prunkpalast! Ich sehe eine Yacht im Sturm! Ich seh auf allen Schiffen Herden!
Man meint, ein Treibhaus liegt im Schnee, Man meint, dass eine W?chnerin Den ersten Kirchgang tut bei st?rmischem Wetter. Man sieht auf eine wollne Decke Blumen ausgestreut. Ein Brand brach aus an einem Sonntag Und einen Wald betret' ich voll Verwundeter! O, endlich kommt der Mond!
Ein Wasserstrahl steigt mitten auf im Saal! Ein Schwarm von kleinen M?dchen ?ffnet die T?r! Ich seh' auf einer gr?nen Insel Schafe weiden Und sch?ne Blumen bl?hn auf einem Gletscher! Lilien in einer Marmorhalle! Ein Fest, das man im Urwald feiert! Und eine morgenl?ndische Flora bl?ht in einer Eisgrotte!
Horch, die Schleusen tun sich auf! Die grossen Dampfer schlagen Wellen im Kanal!
O die barmherzige Schwester sch?rt das Feuer!
Das sch?ne gr?ne Schilf am Ufer brennt! Ein Schiff voller Verwundeter k?mpft mit der Flut im Mondenschein! Die K?nigst?chter alle sind in einem Boot im Sturm! Und die Prinzessinnen sterben in einem Schierlingsfeld! O lasst die Fenster zu! Hoch, horch, noch pfeifen fern die grossen Dampfer! Im Garten wird jemand vergiftet! Und bei den Feinden feiert man ein Fest! Es rennen Hirsche durch eine belagerte Stadt! Eine Tierbude mitten in Lilien! Eine Tropenflora im Schoss eines Kohlenschachtes! Eine Schafherde zieht ?ber eine eiserne Br?cke! Und die L?mmer der Herde betreten traurig den Saal!
Jetzt z?ndet die Schwester die Lampen an; Sie bringt den Kranken das Essen. Sie schliesst die Fenster auf den Kanal Und alle T?ren vor dem Mondenschein.
NACHTGEBET
Mein n?chtliches Gebet ist m?d' In Sehnsuchtstr?umerei'n erschlafft. Ich f?hl's, wie j?he Leidenschaft Und schlimme Wollust mich durchgl?ht!
Ich seh' des Mondes helles Flirren Im n?cht'gen Kummer meiner Tr?ume; Ich sehe ?ber giftige R?ume Die Fleischeslust verloren irren.
Ich f?hle, wie nach gr?nen Fernen Die Gier in meiner Brust erwacht, Und in der wolkendunklen Nacht Lechz' ich verd?rstend nach den Sternen.
Ich f?hle, wie mein Geist sich f?llt Mit b?sen, schwarzen Z?rtlichkeiten, Und ?ber sumpfbedeckten Weiten Verfinstert sich des Mondes Bild.
Dein Groll, o Herr, macht mich zunichte! O hab Erbarmen, Herr, und beue Dem Kranken, Schweissgebadeten aufs neue Das Gr?n, das er erblickt im Mondenlicht!
Und all den Schierling, Herr, es eilt, es eilt, Der ringsum wuchert, heiss' ihn niederm?hen! Durch meiner Hoffnung Dunkel muss ich sehen, Wie gr?n der Mond auf Schlangenleibern weilt!
Und all die schlimmen Tr?ume dringen In meinen Blick mit ihren S?ndenqualen; Ich h?re blaue Wasserstrahlen Empor zum kalten Monde springen!
SEHNEN IM WINTER
Ich weine ?ber Lippen ohne Farben, Auf denen keine K?sse je geboren, Und ?ber W?nsche wein' ich, die verloren In hingem?hten Traurigkeiten starben.
Und immer ist der Himmel regenblass, Und immer deckt der Schnee die Meeress?ume. Und W?lfe sind gelagert in das Gras Vor der geschlossnen Schwelle meiner Tr?ume.
In meine matte Seele, ganz verschwommen Von fernen Tagen, ist ihr Blick gesenkt; Sie sehn sie von der L?mmer Blut getr?nkt, Die eines Tags im Eise umgekommen.
Und endlich tritt der Mond hervor Und starrt mit seinem Strahl, dem tr?bsalschweren, Darin des Herbstes welkes Laub gefror, Auf all mein krankes, hungerndes Begehren.
REIGEN DES UNMUTS
Ich stimme bleiche Lieder an Von K?ssen, die nicht wiederkehren; Ich sehe Sieche Liebe sich gew?hren Auf dem verstreuten Wiesenplan.
In meinen Schlummer eingesponnen, Auftauchen h?r' ich Stimmen so gelassen! Und Lilien ?ffnen sich auf dunkle Gassen, Die Sterne nie geschaut noch Sonnen.
Und dieses Streben mit noch zagem Herzen, Und diese W?nsche, die ich nur gefasst, Sind Bettlern gleich in einem Prunkpalast, Im Morgenrot gleich matten Kerzen.
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