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Read Ebook: Heidis Lehr- und Wanderjahre by Spyri Johanna

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Ebook has 849 lines and 54590 words, and 17 pages

"Es muss eben bei Euch bleiben, ?hi", gab die Dete auf seine Frage zur?ck. "Ich habe, denk ich, das Meinige an ihm getan die vier Jahre durch, es wird jetzt wohl an Euch sein, das Eurige auch einmal zu tun."

"So", sagte der Alte und warf einen blitzenden Blick auf die Dete. "Und wenn nun das Kind anf?ngt, dir nachzuflennen und zu winseln, wie kleine Unvern?nftige tun, was muss ich dann mit ihm anfangen?"

"Das ist dann Eure Sache", warf die Dete zur?ck, "ich meine fast, es habe mir auch kein Mensch gesagt, wie ich es mit dem Kleinen anzufangen habe, als es mir auf den H?nden lag, ein einziges J?hrchen alt, und ich schon f?r mich und die Mutter genug zu tun hatte. Jetzt muss ich meinem Verdienst nach, und Ihr seid der N?chste am Kind; wenn Ihr's nicht haben k?nnt, so macht mit ihm, was Ihr wollt, dann habt Ihr's zu verantworten, wenn's verdirbt, und Ihr werdet wohl nicht n?tig haben, noch etwas aufzuladen."

Die Dete hatte kein recht gutes Gewissen bei der Sache, darum war sie so hitzig geworden und hatte mehr gesagt, als sie im Sinn gehabt hatte. Bei ihren letzten Worten war der ?hi aufgestanden; er schaute sie so an, dass sie einige Schritte zur?ckwich; dann streckte er den Arm aus und sagte befehlend: "Mach, dass du hinunterkommst, wo du heraufgekommen bist, und zeig dich nicht so bald wieder!" Das liess sich die Dete nicht zweimal sagen. "So lebt wohl, und du auch, Heidi", sagte sie schnell und lief den Berg hinunter in einem Trab bis ins D?rfli hinab, denn die innere Aufregung trieb sie vorw?rts wie eine wirksame Dampfkraft. Im D?rfli wurde sie diesmal noch viel mehr angerufen, denn es wunderte die Leute, wo das Kind sei; sie kannten ja alle die Dete genau und wussten, wem das Kind geh?rte und alles, was mit ihm vorgegangen war. Als es nun aus allen T?ren und Fenstern t?nte: "Wo ist das Kind? Dete, wo hast du das Kind gelassen?", rief sie immer unwilliger zur?ck: "Droben beim Alm-?hi! Nun, beim Alm-?hi, ihr h?rt's ja!"

Sie wurde aber so massleidig, weil die Frauen von allen Seiten ihr zuriefen: "Wie kannst du so etwas tun!", und: "Das arme Tr?pfli!", und: "So ein kleines Hilfloses da droben lassen!", und dann wieder und wieder: "Das arme Tr?pfli!" Die Dete lief, so schnell sie konnte, weiter und war froh, als sie nichts mehr h?rte, denn es war ihr nicht wohl bei der Sache; ihre Mutter hatte ihr beim Sterben das Kind noch ?bergeben. Aber sie sagte sich zur Beruhigung, sie k?nne dann ja eher wieder etwas f?r das Kind tun, wenn sie nun viel Geld verdiene, und so war sie sehr froh, dass sie bald weit von allen Leuten, die ihr dreinredeten, weg- und zu einem sch?nen Verdienst kommen konnte.

Beim Grossvater

Nachdem die Dete verschwunden war, hatte der ?hi sich wieder auf die Bank hingesetzt und blies nun grosse Wolken aus seiner Pfeife; dabei starrte er auf den Boden und sagte kein Wort. Derweilen schaute das Heidi vergn?glich um sich, entdeckte den Geissenstall, der an die H?tte angebaut war, und guckte hinein. Es war nichts drin. Das Kind setzte seine Untersuchungen fort und kam hinter die H?tte zu den alten Tannen. Da blies der Wind durch die ?ste so stark, dass es sauste und brauste oben in den Wipfeln. Heidi blieb stehen und h?rte zu. Als es ein wenig stiller wurde, ging das Kind um die kommende Ecke der H?tte herum und kam vorn wieder zum Grossvater zur?ck. Als es diesen noch in derselben Stellung erblickte, wie es ihn verlassen hatte, stellte es sich vor ihn hin, legte die H?nde auf den R?cken und betrachtete ihn. Der Grossvater schaute auf. "Was willst du jetzt tun?", fragte er, als das Kind immer noch unbeweglich vor ihm stand.

"Ich will sehen, was du drinnen hast, in der H?tte", sagte Heidi.

"So komm!", und der Grossvater stand auf und ging voran in die H?tte hinein.

"Nimm dort dein B?ndel Kleider noch mit", befahl er im Hereintreten.

"Das brauch ich nicht mehr", erkl?rte Heidi.

Der Alte kehrte sich um und schaute durchdringend auf das Kind, dessen schwarze Augen gl?hten in Erwartung der Dinge, die da drinnen sein konnten. "Es kann ihm nicht an Verstand fehlen", sagte er halblaut. "Warum brauchst du's nicht mehr?", setzte er laut hinzu.

"Ich will am liebsten gehen wie die Geissen, die haben ganz leichte Beinchen."

"So, das kannst du, aber hol das Zeug", befahl der Grossvater, "es kommt in den Kasten." Heidi gehorchte. Jetzt machte der Alte die T?r auf und Heidi trat hinter ihm her in einen ziemlich grossen Raum ein, es war der Umfang der ganzen H?tte. Da stand ein Tisch und ein Stuhl daran; in einer Ecke war des Grossvaters Schlaflager, in einer anderen hing der grosse Kessel ?ber dem Herd; auf der anderen Seite war eine grosse T?r in der Wand, die machte der Grossvater auf, es war der Schrank. Da hingen seine Kleider drin und auf einem Gestell lagen ein paar Hemden, Str?mpfe und T?cher und auf einem anderen einige Teller und Tassen und Gl?ser und auf dem obersten ein rundes Brot und ger?uchertes Fleisch und K?se, denn in dem Kasten war alles enthalten, was der Alm-?hi besass und zu seinem Lebensunterhalt gebrauchte. Wie er nun den Schrank aufgemacht hatte, kam das Heidi schnell heran und stiess sein Zeug hinein, so weit hinter des Grossvaters Kleider als m?glich, damit es nicht so leicht wieder zu finden sei. Nun sah es sich aufmerksam um in dem Raum und sagte dann: "Wo muss ich schlafen, Grossvater?"

"Wo du willst", gab dieser zur Antwort.

Das war dem Heidi eben recht. Nun fuhr es in alle Winkel hinein und schaute jedes Pl?tzchen aus, wo am sch?nsten zu schlafen w?re. In der Ecke vor?ber des Grossvaters Lagerst?tte war eine kleine Leiter aufgerichtet; Heidi kletterte hinauf und langte auf dem Heuboden an. Da lag ein frischer, duftender Heuhaufen oben, und durch eine runde Luke sah man weit ins Tal hinab.

"Hier will ich schlafen", rief Heidi hinunter, "hier ist's sch?n! Komm und sieh einmal, wie sch?n es hier ist, Grossvater!"

"Weiss schon", t?nte es von unten herauf.

"Ich mache jetzt das Bett!", rief das Kind wieder, indem es oben gesch?ftig hin und her fuhr; "aber du musst heraufkommen und mir ein Leintuch mitbringen, denn auf ein Bett kommt auch ein Leintuch, und darauf liegt man."

"So, so", sagte unten der Grossvater, und nach einer Weile ging er an den Schrank und kramte ein wenig darin herum; dann zog er unter seinen Hemden ein langes, grobes Tuch hervor, das musste so etwas sein wie ein Leintuch. Er kam damit die Leiter herauf. Da war auf dem Heuboden ein ganz artiges Bettlein zugerichtet; oben, wo der Kopf liegen musste, war das Heu hoch aufgeschichtet, und das Gesicht kam so zu liegen, dass es gerade auf das offene, runde Loch traf.

"Das ist recht gemacht", sagte der Grossvater, "jetzt wird das Tuch kommen, aber wart noch"--damit nahm er einen guten Wisch Heu von dem Haufen und machte das Lager doppelt so dick, damit der harte Boden nicht durchgef?hlt werden konnte--; "so, jetzt komm her damit." Heidi hatte das Leintuch schnell zuhanden genommen, konnte es aber fast nicht tragen, so schwer war's; aber das war sehr gut, denn durch das feste Zeug konnten die spitzen Heuhalme nicht durchstechen. Jetzt breiteten die beiden miteinander das Tuch ?ber das Heu, und wo es zu breit und zu lang war, stopfte Heidi die Enden eilfertig unter das Lager. Nun sah es recht gut und reinlich aus, und Heidi stellte sich davor und betrachtete es nachdenklich.

"Wir haben noch etwas vergessen, Grossvater", sagte es dann.

"Was denn?", fragte er.

"Eine Decke; denn wenn man ins Bett geht, kriecht man zwischen das Leintuch und die Decke hinein."

"So, meinst du? Wenn ich aber keine habe?", sagte der Alte.

"Oh, dann ist's gleich, Grossvater", beruhigte Heidi, "dann nimmt man wieder Heu zur Decke", und eilfertig wollte es gleich wieder an den Heustock gehen, aber der Grossvater wehrte es ihm.

"Wart einen Augenblick", sagte er, stieg die Leiter hinab und ging an sein Lager hin. Dann kam er wieder und legte einen grossen, schweren, leinenen Sack auf den Boden.

"Ist das nicht besser als Heu?", fragte er. Heidi zog aus Leibeskr?ften an dem Sacke hin und her, um ihn auseinander zu legen, aber die kleinen H?nde konnten das schwere Zeug nicht bew?ltigen. Der Grossvater half, und wie es nun ausgebreitet auf dem Bette lag, da sah alles sehr gut und haltbar aus, und Heidi stand staunend vor seinem neuen Lager und sagte: "Das ist eine pr?chtige Decke und das ganze Bett! Jetzt wollt ich, es w?re schon Nacht, so k?nnte ich hineinliegen."

"Ich meine, wir k?nnten erst einmal etwas essen", sagte der Grossvater, "oder was meinst du?" Heidi hatte ?ber dem Eifer des Bettens alles andere vergessen; nun ihm aber der Gedanke ans Essen kam, stieg ein grosser Hunger in ihm auf, denn es hatte auch heute noch gar nichts bekommen als fr?h am Morgen sein St?ck Brot und ein paar Schlucke d?nnen Kaffees, und nachher hatte es die lange Reise gemacht. So sagte Heidi ganz zustimmend: "Ja, ich mein es auch."

"So geh hinunter, wenn wir denn einig sind", sagte der Alte und folgte dem Kind auf dem Fuss nach. Dann ging er zum Kessel hin, schob den grossen weg und drehte den kleinen heran, der an der Kette hing, setzte sich auf den h?lzernen Dreifuss mit dem runden Sitz davor hin und blies ein helles Feuer an. Im Kessel fing es an zu sieden, und unten hielt der Alte an einer langen Eisengabel ein grosses St?ck K?se ?ber das Feuer und drehte es hin und her, bis es auf allen Seiten goldgelb war. Heidi hatte mit gespannter Aufmerksamkeit zugesehen; jetzt musste ihm etwas Neues in den Sinn gekommen sein; auf einmal sprang es weg und an den Schrank und von da hin und her. Jetzt kam der Grossvater mit einem Topf und dem K?sebraten an der Gabel zum Tisch heran; da lag schon das runde Brot darauf und zwei Teller und zwei Messer, alles sch?n geordnet, denn das Heidi hatte alles im Schrank gut wahrgenommen und wusste, dass man das alles nun gleich zum Essen brauchen werde.

"So, das ist recht, dass du selbst etwas ausdenkst", sagte der Grossvater und legte den Braten auf das Brot als Unterlage; "aber es fehlt noch etwas auf dem Tisch."

Heidi sah, wie einladend es aus dem Topf hervordampfte, und sprang schnell wieder an den Schrank. Da stand aber nur ein einziges Sch?sselchen. Heidi war nicht lang in Verlegenheit, dort hinten standen zwei Gl?ser; augenblicklich kam das Kind zur?ck und stellte Sch?sselchen und Glas auf den Tisch.

"Recht so; du weisst dir zu helfen; aber wo willst du sitzen?" Auf dem einzigen Stuhl sass der Grossvater selbst. Heidi schoss pfeilschnell zum Herd hin, brachte den kleinen Dreifuss zur?ck und setzte sich drauf.

"Einen Sitz hast du wenigstens, das ist wahr, nur ein wenig weit unten", sagte der Grossvater; "aber von meinem Stuhl w?rst auch zu kurz, auf den Tisch zu langen; jetzt musst aber einmal etwas haben, so komm!" Damit stand er auf, f?llte das Sch?sselchen mit Milch, stellte es auf den Stuhl und r?ckte den ganz nah an den Dreifuss hin, so dass das Heidi nun einen Tisch vor sich hatte. Der Grossvater legte ein grosses St?ck Brot und ein St?ck von dem goldenen K?se darauf und sagte: "Jetzt iss!" Er selbst setzte sich nun auf die Ecke des Tisches und begann sein Mittagsmahl. Heidi ergriff sein Sch?sselchen und trank und trank ohne Aufenthalt, denn der ganze Durst seiner langen Reise war ihm wieder aufgestiegen. Jetzt tat es einen langen Atemzug--denn im Eifer des Trinkens hatte es lange den Atem nicht holen k?nnen--und stellte sein Sch?sselchen hin.

"Gef?llt dir die Milch?", fragte der Grossvater.

"Ich habe noch gar nie so gute Milch getrunken", antwortete Heidi.

"So musst du mehr haben", und der Grossvater f?llte das Sch?sselchen noch einmal bis oben hin und stellte es vor das Kind, das vergn?glich in sein Brot biss, nachdem es von dem weichen K?se darauf gestrichen, denn der war, so gebraten, weich wie Butter, und das schmeckte ganz kr?ftig zusammen, und zwischendurch trank es seine Milch und sah sehr vergn?glich aus. Als nun das Essen zu Ende war, ging der Grossvater in den Geissenstall hinaus und hatte da allerhand in Ordnung zu bringen, und Heidi sah ihm aufmerksam zu, wie er erst mit dem Besen s?uberte, dann frische Streu legte, dass die Tierchen darauf schlafen konnten; wie er dann nach dem Sch?pfchen ging nebenan und hier runde St?cke zurechtschnitt und an einem Brett herumhackte und L?cher hineinbohrte und dann die runden St?cke hineinsteckte und aufstellte; da war es auf einmal ein Stuhl, wie der vom Grossvater, nur viel h?her, und Heidi staunte das Werk an, sprachlos vor Verwunderung.

"Was ist das, Heidi?", fragte der Grossvater.

"Das ist mein Stuhl, weil er so hoch ist; auf einmal war er fertig", sagte das Kind, noch in tiefem Erstaunen und Bewunderung.

"Es weiss, was es sieht, es hat die Augen am rechten Ort", bemerkte der Grossvater vor sich hin, als er nun um die H?tte herumging und hier einen Nagel einschlug und dort einen und dann an der T?r etwas zu befestigen hatte und so mit Hammer und N?geln und Holzst?cken von einem Ort zum anderen wanderte und immer etwas ausbesserte oder wegschlug, je nach dem Bed?rfnis. Heidi ging Schritt f?r Schritt hinter ihm her und schaute ihm unverwandt mit der gr?ssten Aufmerksamkeit zu, und alles, was da vorging, war ihm sehr kurzweilig anzusehen.

So kam der Abend heran. Es fing st?rker an zu rauschen in den alten Tannen, ein m?chtiger Wind fuhr daher und sauste und brauste durch die dichten Wipfel. Das t?nte dem Heidi so sch?n in die Ohren und ins Herz hinein, dass es ganz fr?hlich dar?ber wurde und h?pfte und sprang unter den Tannen umher, als h?tte es eine unerh?rte Freude erlebt. Der Grossvater stand unter der Schopft?r und schaute dem Kind zu. Jetzt ert?nte ein schriller Pfiff. Heidi hielt an in seinen Spr?ngen, der Grossvater trat heraus. Von oben herunter kam es gesprungen, Geiss um Geiss, wie eine Jagd, und mittendrin der Peter. Mit einem Freudenruf schoss Heidi mitten in das Rudel hinein und begr?sste die alten Freunde von heute Morgen einen um den anderen. Bei der H?tte angekommen, stand alles still, und aus der Herde heraus kamen zwei sch?ne, schlanke Geissen, eine weisse und eine braune, auf den Grossvater zu und leckten seine H?nde, denn er hielt ein wenig Salz darin, wie er jeden Abend zum Empfang seiner zwei Tierlein tat. Der Peter verschwand mit seiner Schar. Heidi streichelte z?rtlich die eine und dann die andere von den Geissen und sprang um sie herum, um sie von der anderen Seite auch zu streicheln, und war ganz Gl?ck und Freude ?ber die Tierchen. "Sind sie unser, Grossvater? Sind sie beide unser? Kommen sie in den Stall? Bleiben sie immer bei uns?", so fragte Heidi hintereinander in seinem Vergn?gen, und der Grossvater konnte kaum sein stetiges "Ja, ja!" zwischen die eine und die andere Frage hineinbringen. Als die Geissen ihr Salz aufgeleckt hatten, sagte der Alte: "Geh und hol dein Sch?sselchen heraus und das Brot."

Heidi gehorchte und kam gleich wieder. Nun melkte der Grossvater gleich von der Weissen das Sch?sselchen voll und schnitt ein St?ck Brot ab und sagte: "Nun iss und dann geh hinauf und schlaf! Die Base Dete hat noch ein B?ndelchen abgelegt f?r dich, da seien Hemdlein und so etwas darin, das liegt unten im Kasten, wenn du's brauchst; ich muss nun mit den Geissen hinein, so schlaf wohl!"

"Gut Nacht, Grossvater! Gut Nacht--wie heissen sie, Grossvater, wie heissen sie?", rief das Kind und lief dem verschwindenden Alten und den Geissen nach.

"Die Weisse heisst Schw?nli und die Braune B?rli", gab der Grossvater zur?ck.

"Gut Nacht, Schw?nli, gut Nacht, B?rli!", rief nun Heidi noch mit Macht, denn eben verschwanden beide in den Stall hinein. Nun setzte sich Heidi noch auf die Bank und ass sein Brot und trank seine Milch; aber der starke Wind wehte es fast von seinem Sitz herunter; so machte es schnell fertig, ging dann hinein und stieg zu seinem Bett hinauf, in dem es auch gleich nachher so fest und herrlich schlief, als nur einer im sch?nsten F?rstenbett schlafen konnte. Nicht lange nachher, noch eh es v?llig dunkel war, legte auch der Grossvater sich auf sein Lager, denn am Morgen war er immer schon mit der Sonne wieder draussen, und die kam sehr fr?h ?ber die Berge hereingestiegen in dieser Sommerszeit. In der Nacht kam der Wind so gewaltig, dass bei seinen St?ssen die ganze H?tte erzitterte und es in allen Balken krachte; durch den Schornstein heulte und ?chzte es wie Jammerstimmen, und in den alten Tannen draussen tobte es mit solcher Wut, dass hier und da ein Ast niederkrachte. Mitten in der Nacht stand der Grossvater auf und sagte halblaut vor sich hin: "Es wird sich wohl f?rchten." Er stieg die Leiter hinauf und trat an Heidis Lager heran. Der Mond draussen stand einmal hell leuchtend am Himmel, dann fuhren wieder die jagenden Wolken dar?ber hin und alles wurde dunkel. Jetzt kam der Mondschein eben leuchtend durch die runde ?ffnung herein und fiel gerade auf Heidis Lager. Es hatte sich feuerrote Backen erschlafen unter seiner schweren Decke, und ruhig und friedlich lag es auf seinem runden ?rmchen und tr?umte von etwas Erfreulichem, denn sein Gesichtchen sah ganz wohlgemut aus. Der Grossvater schaute so lange auf das friedlich schlafende Kind, bis der Mond wieder hinter die Wolken trat und es dunkel wurde, dann kehrte er auf sein Lager zur?ck.

Auf der Weide

Heidi erwachte am fr?hen Morgen an einem lauten Pfiff, und als es die Augen aufschlug, kam ein goldener Schein durch das runde Loch hereingeflossen auf sein Lager und auf das Heu daneben, dass alles golden leuchtete ringsherum. Heidi schaute erstaunt um sich und wusste durchaus nicht, wo es war. Aber nun h?rte es draussen des Grossvaters tiefe Stimme, und jetzt kam ihm alles in den Sinn: Woher es gekommen war und dass es nun auf der Alm beim Grossvater sei, nicht mehr bei der alten Ursel, die fast nichts mehr h?rte und meistens fror, so dass sie immer am K?chenfenster oder am Stubenofen gesessen hatte, wo dann auch Heidi hatte verweilen m?ssen oder doch ganz in der N?he, damit die Alte sehen konnte, wo es war, weil sie es nicht h?ren konnte. Da war es dem Heidi manchmal zu eng drinnen, und es w?re lieber hinausgelaufen. So war es sehr froh, als es in der neuen Behausung erwachte und sich erinnerte, wie viel Neues es gestern gesehen hatte und was es heute wieder alles sehen k?nnte, vor allem das Schw?nli und das B?rli. Heidi sprang eilig aus seinem Bett und hatte in wenig Minuten alles wieder angelegt, was es gestern getragen hatte, denn es war sehr wenig. Nun stieg es die Leiter hinunter und sprang vor die H?tte hinaus. Da stand schon der Geissenpeter mit seiner Schar, und der Grossvater brachte eben Schw?nli und B?rli aus dem Stall herbei, dass sie sich der Gesellschaft anschlossen. Heidi lief ihm entgegen, um ihm und den Geissen guten Tag zu sagen.

"Willst mit auf die Weide?", fragte der Grossvater. Das war dem Heidi eben recht, es h?pfte hoch auf vor Freude.

"Aber erst waschen und sauber sein, sonst lacht einen die Sonne aus, wenn sie so sch?n gl?nzt da droben und sieht, dass du schwarz bist; sieh, dort ist's f?r dich gerichtet." Der Grossvater zeigte auf einen grossen Zuber voll Wasser, der vor der T?r in der Sonne stand. Heidi sprang hin und patschte und rieb, bis es ganz gl?nzend war. Unterdessen ging der Grossvater in die H?tte hinein und rief dem Peter zu: "Komm hierher, Geissengeneral, und bring deinen Habersack mit." Verwundert folgte Peter dem Ruf und streckte sein S?cklein hin, in dem er sein mageres Mittagessen bei sich trug.

"Mach auf", befahl der Alte und steckte nun ein grosses St?ck Brot und ein ebenso grosses St?ck K?se hinein. Der Peter machte vor Erstaunen seine runden Augen so weit auf als nur m?glich, denn die beiden St?cke waren wohl doppelt so gross wie die zwei, die er als eignes Mittagsmahl drinnen hatte.

"So, nun kommt noch das Sch?sselchen hinein", fuhr der ?hi fort, "denn das Kind kann nicht trinken wie du, nur so von der Geiss weg, es kennt das nicht. Du melkst ihm zwei Sch?sselchen voll zu Mittag, denn das Kind geht mit dir und bleibt bei dir, bis du wieder herunterkommst; gib Acht, dass es nicht ?ber die Felsen hinunterf?llt, h?rst du?"--

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