Read Ebook: Die Jüdin von Toledo Historisches Trauerspiel in fünf Aufzügen by Grillparzer Franz
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Ebook has 572 lines and 17182 words, and 12 pages
Manrique. Ein Bote kam.
K?nig. Nun denn!
Manrique . Ein wenig sp?ter.
K?nig. Mein Weib sie ist gewohnt an Rat und Krieg, Die K?nigin teilt jedes mit dem K?nig.
Manrique. Doch d?rfte mehr noch als die Botschaft etwa Der Bote selber--
K?nig. Und wer ist's?
Manrique. Mein Sohn.
K?nig. Ah, Garceran! Lass ihn nur kommen! Bleib! Der junge Mann hat h?chlich wohl gefehlt Als er verkleidet schlich ins Fraungemach, Die Holde seines Herzens zu ersp?hn. Nu Do?a Clara, senk nur nicht das Haupt, Der Mann ist wacker, obgleich jung und rasch, Gespiele mir aus meiner Knabenzeit Und unvers?hnlich sein w?r' etwa schlimmer Als leichtgesinnt den Fehler ?bersehn. Auch denk ich, hat er reichlich abgeb?sst Seit Monden schon verbannt zur fernen Grenze. Nun geht sie doch: O Sittsamkeit Noch sittlicher als Sitte!
K?nig. Ah, mein Freund! Wie steht's bei euch? Sind alle dort so bang, Wie du, und also m?dchenhafter Scheu? Dann steht es schlimm um unsrer Reiche Schutz.
Garceran. Ein wackrer Mann, Herr, f?rchtet keinen Feind, Doch schwer dr?ckt edler Fraun gerechter Zorn.
K?nig. Gerechter Zorn, jawohl! Und glaube nicht, Dass ich mit Brauch und Schick es minder streng Und minder ernstlich halt als meine Frau. Doch hat der Zorn und alles seine Grenze. Drum noch mal Garceran, wie steht's bei euch? Macht euch der Feind, ob Frieden gleich, zu schaffen?
Garceran. Wir schlugen uns, als w?r's im Scheingefecht Mit blut'gen Wunden diesseits, Herr, und dr?ben; Der Friede glich dem Krieg so auf ein Haar, Dass nur im Treubruch aller Unterschied. Seit kurzer Zeit jedoch hielt Ruh' der Gegner.
K?nig. Ei das ist schlimm!
Garceran. Wir denken's auch, und glauben Er r?ste sich f?r einen gr?ssern Schlag. Auch heisst's, dass Schiffe t?glich Volk und Vorrat Aus Afrika nach Cadix ?berf?hren Wo heimlich sich vereint ein stattlich Heer Zu dem der neue Herrscher von Marokko, Jussuf Soll stossen mit dem dort geworbnen Volk; Dann k?me wohl der Schlag der uns bedroht.
K?nig. Nun, schlagen sie, so schlagen wir denn wieder, Wie sie ein K?nig, f?hrt der Eure euch, Und ist ein Gott, wie er denn wirklich ist, Und Recht der Ausspruch seines Munds, so hoff ich Zu siegen, weil im Recht, und weil ein Gott. Mich dauert nur des Landmanns bittre Not, Ich selbst als H?chster, ich bin da zum Schwersten. Lasst in den Kirchen sich das Volk versammeln Und flehen zu dem Herrn der Siege gibt, Die Heiligt?mer seien ausgestellt Und jeder bete, der da k?nftig streitet.
Garceran. Schon ohne Aufruf ward dein Wort erf?llt: Die Glocken t?nen weithin an den Grenzen Und in den Tempeln sammelt sich das Volk; Nur dass ihr Eifer, irrend, wie so oft, Sich gegen jene Andersgl?ub'gen wendet Die Handel und Gewinn im Land zerstreut. Schon ward ein Jude hier und da misshandelt.
K?nig. Und ihr, ihr duldet's? Nun, beim grossen Gott! Wer sich mir anvertraut, den will ich sch?tzen, Ihr Glaube k?mmert sie, mich was sie tun.
Garceran. Man nennt sie Sp?her in der Mauren Sold.
K?nig. Niemand verr?t zuletzt was er nicht weiss, Und da ich ihren Mammon stets verachtet Hab nie auch noch begehrt ich ihren Rat. Was sein wird, weiss nur ich, nicht Christ noch Jude Deshalb nun sag ich euch bei eurem Kopf--
Eine Weiberstimme . Weh uns!
K?nig. Was ist?
Garceran. Dort, Herr, ein alter Mann, Ein Jude scheint's, verfolgt von Gartenknechten, Zwei M?dchen neben ihm. Die eine, schau! Sie flieht hierher.
K?nig. Ganz recht, denn hier ist Schutz, Und Gottes Donner, wer ein Haar ihr kr?mmt, Hierher, nur hier!
Rahel. O weh, sie t?ten mich Wie dort den Vater! Ist denn nirgends Hilfe? O hohes Frauenbild, beschirme mich, Streck aus die Hand und sch?tze deine Magd, Ich will dir dienen auch, nicht J?din, Sklavin.
Rahel . Auch hier nicht Rettung, ?brall Angst und Tod. Wohin nur flieh ich?--Ah, hier steht ein Mann Mit Mondscheinaugen, strahlend Trost und K?hlung Und alles um ihn her heisst Majest?t. Du kannst mich sch?tzen, Herr, ach, und du wirst's. Ich will nicht sterben, will nicht! Nein, nein, nein!
K?nig . Lasst sie! Der Schreck beraubt sie fast der Sinne Und wie sie schaudert sch?tternd mich mit sich.
Rahel . Und alles, was ich habe, diese Spangen, Das Halsgeschmeid und dann dies teure Tuch, Der Vater hat's gekauft um vierzig Pfund, Echt indisches Geweb', ich geb es hin, Nur lasst mein Leben mir, ich will nicht sterben!
K?nig. Was hat der Mann verbrochen?
Manrique . Herr, du weisst, Verboten ist der Eintritt diesem Volk In K?nigs Garten, wenn der Hof zur Stelle.
K?nig. Nun, wenn's verboten, so erlaub ich's denn.
Esther. Er ist kein Sp?her, Herr, ein Handelsmann, Die Briefe, die er f?hrt, sie sind hebr?isch, Und nicht arabisch, nicht in Maurensprache.
K?nig. Ich glaub's, ich glaub's! Und diese?
Esther. Meine Schwester!
K?nig. So nimm sie denn und bring sie fort.
Rahel . Nein, nein! Sie fassen mich, sie f?hren mich hinaus Und t?ten mich! Hier ist mein L?segeld, Hier will ich bleiben und ein wenig schlafen. Hier ist die Sicherheit, hier ruht sich's gut.
K?nigin. Wollt Ihr nicht gehn?
K?nig. Ihr seht, ich bin gefangen!
K?nigin. Seid Ihr gefangen, bin ich frei. Ich gehe.
K?nig. Nun noch auch das! Mit ihrem Z?chtigtun Erschaffen sie, was sie entfernen m?chten. Ich sage dir, steh auf!--Gib ihr ihr Tuch Und lass sie gehn.
Rahel. O Herr, nur noch ein Weilchen-- Die Glieder sind gel?hmt--ich kann nicht schreiten.
K?nig . Und ist sie immer denn so schreckhaft?
Esther. O nicht doch! Sie war vor kurzem ?berm?tig noch Und trotzte, wollte, Herr, dich sehen.
K?nig. Mich? Sie hat es schwer bezahlt.
Esther. Auch sonst zu Hause Treibt sie nur Possen, spielt mit Mensch und Hund Und macht uns lachen, wenn wir noch so ernst.
K?nig. So wollt' ich denn, sie w?re eine Christin Und hier am Hof, wo Langeweil' genug, Ein bisschen Scherz k?m' etwa uns zustatten. He, Garceran!
Garceran. Erlauchter Herr und K?nig.
Esther Steh auf! steh auf!
Rahel . Und gib nur, was du hast, Es ist mein L?segeld.
Esther. Es sei denn also.
K?nig. Was d?nkt dir von dem allen?
Garceran. Mir, o Herr?
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