Read Ebook: Gespräche für Freimaurer by Lessing Gotthold Ephraim
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Ebook has 591 lines and 7753 words, and 12 pages
Dieses Ausdr?cks bin ich nun so gewohnt. Nicht zwar, als ob ich Mangel an eigner Ueberzeugung h?tte: sondern weil ich nicht gern mich jemanden gerade in den Weg stellen mag.
ERNST
Du antwortest mir als einem Fremden.
FALK
Fremder oder Freund!
ERNST
Du bist aufgenommen, du weisst alles.
FALK
Andere sind auch aufgenommen und glauben zu wissen.
ERNST
K?nntest du denn aufgenommen sein, ohne zu wissen, was du weisst?
FALK
Leider!
ERNST
Wieso?
FALK
Weil viele, welche aufnehmen, es selbst nicht wissen, die wenigen aber, die es wissen, es nicht sagen k?nnen.
ERNST
Und k?nntest du denn wissen, was du weiszt, ohne aufgenommen zu sein?
FALK
Warum nicht?--Die Freim?urerei ist nichts Willk?rliches, nichts Entbehrliches, sondern etwas Notwendiges, das in dem Wesen des Menschen und der b?rgerlichen Gesellschaft gegr?ndet ist. Folglich muss man auch durch eignes Nachdenken ebensowohl darauf verfallen k?nnen, als man durch Anleitung darauf gef?hret wird.
ERNST
Die Freim?urerei w?re nichts Willk?rliches?--Hat sie nicht Worte und Zeichen und Gebr?uche, welche alle anders sein k?nnten und folglich willk?rlich sind?
FALK
Das hat sie. Aber diese Worte und diese Zeichen und Gebr?uche sind nicht die Freim?urerei.
ERNST
Die Freim?urerei w?re nichts Entbehrliches?--Wie machten es denn die Menschen, als die Freim?urerei noch nicht war?
FALK
Die Freim?urerei war immer.
ERNST
Nun, was ist sie denn, diese notwendige, diese untentbehrliche Freim?urerei?
FALK
Wie ich dir schon zu verstehen gegeben: Etwas das selbst die, die es wissen, nicht sagen k?nnen.
ERNST
Also ein Unding.
FALK
Uebereile dich nicht.
ERNST
Wovon ich einen Begriff habe, das kann ich auch mit Worten ausdr?cken.
FALK
Nicht immer; und oft wenigsten nicht so, dass andere durch Worte volkommen ebendenselben Begriff bekommen, den ich dabei habe.
ERNST
Wenn nicht vollkommen ebendenselben, doch einen etwanigen.
FALK
Der etwanige Begriff w?re hier unn?tz oder gef?hrlich. Unn?tz, wenn er nicht genug, und gef?hrlich, wenn er das geringste zu viel enthielte.
ERNST
Sonderbar! Da also selbst die Freim?urer, welche das Geheimnis ihres Ordens wissen, es nicht w?rtlich mitteilen k?nnen, wie breiten sie denn gleichwohl ihren Orden aus?
FALK
Durch Taten. Sie lassen gute M?nner und J?nglinge, die sie ihres n?hern Umgangs w?rdigen, ihre Taten vermuten, erraten, sehen, soweit sie zu sehen sind; diese finden Geschmack daran und tun ?hnliche Taten.
ERNST
Taten? Taten der Freim?urer? Ich kenne keine andere als ihre Reden und Lieder, die meistenteils sch?ner gedruckt als gedacht und gesagt sind.
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