Read Ebook: Fabeln und Erzählungen by Gellert Christian F Rchtegott
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Ebook has 510 lines and 35309 words, and 11 pages
Fabeln und Erz?hlungen
Christian F?rchtegott Gellert
Inhalt :
Alcest Amynt Calliste Chloris Cleant Cotill Damokles Dam?tas und Phyllis Das F?llen Das Gespenst Das Heupferd, oder der Grash?pfer Das Hospital Das junge M?dchen Das Kartenhaus Das Kutschpferd Das Land der Hinkenden Das neue Ehepaar Das Pferd und der Esel Das Pferd und die Bremse Das Schicksal Das Testament Das Ungl?ck der Weiber Das Verm?chtnis Der Affe Der arme Greis Der arme Schiffer Der Arme und der Reiche Der baronisierte B?rger Der Bauer und sein Sohn Der beherzte Entschluss Der betr?bte Witwer Der Bettler Der Blinde und der Lahme Der erh?rte Liebhaber Der Freier Der Freigeist Der Fuchs und die Elster Der gl?cklich gewordene Ehemann Der gl?ckliche Dichter Der Greis Der gr?ne Esel Der gute Rat Der g?tige Besuch Der Hund Der junge Drescher Der junge Gelehrte Der junge Prinz Der J?ngling Der Kandidat Der Knabe Der Kranke Der Kuckuck Der L?gner Der Maler Der Polyhistor Der Prozess Der Reisende Der Schatz Der Selbstmord Der sterbende Vater Der s?sse Traum Der Tanzb?r Der Tartarf?rst Der Tod der Fliege und der M?cke Der unsterbliche Autor Der Wuchrer Der wunderbare Traum Der z?rtliche Mann Der Zeisig Die Bauern und der Amtmann Die beiden Hunde Die beiden Knaben Die beiden M?dchen Die beiden Schwalben Die beiden W?chter Die Betschwester Die Biene und die Henne Die Ente Die Fliege Die Frau und der Geist Die Geschichte von dem Hute Die gl?ckliche Ehe Die Guttat Die junge Ente Die kranke Frau Die Missgeburt Die Nachtigall und der Kuckuck Die Nachtigall und die Lerche Die Reise Die schlauen M?dchen Die Spinne Die Verschwiegenheit Die Widersprecherin Die z?rtliche Frau Elpin Emil Epiktet Erast Herodes und Herodias Inkle und Yariko Lisette Monime Philinde Selinde Semnon und das Orakel Till
Alcest
Alcest, den mancher Kummer dr?ckte, Der, weil er sich nicht zu dem Laster schickte, Noch sich vor reichen Toren b?ckte, Bei Fleiss und Kunst sich elend sah, Stund neulich traurig auf. Freund, geht dir dies nicht nah, Dass viele Kluge darben m?ssen, Bloss weil sie mehr als andre wissen, Und, zu Betrug und List zu blind, Zu gross zu Prahlerei und Wind, Nicht knechtisch gnug zu Schmeichlern sind? O Freund, bedaure doch Alcesten, Ihn, den itzt schwere Sorgen pressten; Ihn, der von einem Buch besch?mt zum andern schlich, Und doch dem Kummer nicht entwich; Ihn, der sich laut durch manchen Trostgrund lehrte, Und doch sein Herz viel lauter seufzen h?rte; Der herzhaft zu sich selber sprach: Gott lebt, Gott herrscht und h?rt dein Ach; Er h?rt, so gross er ist, der jungen Raben Flehen; Drum ist er nicht zu gross, auch dir mit beizustehen; Und der, indem er dieses sprach, Doch noch im Herzen rief: Wie wird dirs k?nftig gehen?
Der beste Trostgrund blieb noch schwach; Denn welch bek?mmert Herz besiegt man gleich mit Gr?nden? Es f?hlt der starken Gr?nde Kraft, Und flieht zur?ck in seine Leidenschaft, Um jener Macht nicht zu empfinden. Alcest beschloss zu seinem Freund zu gehn, Den er zween Tage nicht gesehn. Er, sprach er, ist es wert, und fing schon an zu gehn, Dass ich zu ihm mit meinem Kummer eile, Und meinen Kummer mit ihm teile; In Damons Arm, wenn Damon mit mir spricht, Wird die Geduld, die sonst so schwere Pflicht, Mir lange so beschwerlich nicht.
Er eilt mit sehnsuchtsvollem Herzen, Wie nach dem Arzt ein Siecher, der sonst schleicht, In Hoffnung schneller geht, und hoffend seine Schmerzen Nicht f?hlt, noch merkt, wie sehr er keucht, Bis er des Arztes Haus erreicht.
In diesem brennenden Verlangen, Den treuen Damon zu umfangen, Tritt er ins Haus und eilt die Treppe schnell hinauf. Der Vorsaal wimmelte von Leuten, Alcest erschrickt. "Gott! was soll das bedeuten?" Er tritt herein; und seht, man bahrt den Damon auf.
Er kehrte von dem toten Freunde Nach einem letzten Kuss zur?ck. Die Sorgen, seiner Ruhe Feinde, Entwichen in dem Augenblick. Was, sprach er, will ich mich denn qu?len? Kann mich der Tod so bald entseelen, Was n?tzt mir alles Gl?ck der Welt? Um froh zu sterben, will ich leben. Der Herr, der alles Fleisch erh?lt, Wird mir, soviel ich brauche, geben. Ihm wert zu sein, der Tugend nachzustreben, Dies sei mein Kummer auf der Welt!
Amynt
Amynt, der sich in grosser Not befand, Und, wenn er nicht die H?tte meiden wollte, Die hart verpf?ndet war, zehn Taler schaffen sollte, Bat einen reichen Mann, in dessen Dienst er stand, Doch dieses Mal sein Herz vor ihm nicht zu verschliessen; Und ihm zehn Taler vorzuschiessen. Der Reiche ging des Armen Bitten ein. Denn gleich aufs erste Wort? Ach nein! Er liess ihm Zeit, erst Tr?nen zu vergiessen; Er liess ihn lange trostlos stehn, Und oft um Gottes Willen flehn, Und zweimal nach der T?re gehn. Er warf ihm erst mit manchem harten Fluche Die Armut vor, und schlug hierauf Ihm in dem dicken Rechnungsbuche Die Menge b?ser Schuldner auf, Und fuhr ihn, denn daf?r war er ein reicher Mann, Bei jeder Post gebietrisch schnaubend an. Dann fing er an sich zu entschliessen, Dem redlichen Amynt, der ihm die Handschrift gab, Auf sechs Prozent zehn Taler vorzuschiessen, Und dies Prozent zog er gleich ab. Indem dass noch der Reiche z?hlte: So trat sein Handwerksmann herein Und bat, weils ihm an Gelde fehlte, Er sollte doch so g?tig sein Und ihm den kleinen Rest bezahlen. "Ihr kriegt itzt nichts!" fuhr ihn der Schuldherr an; Allein der arme Handwerksmann Bat ihn zu wiederholten Malen, Ihm die paar Taler auszuzahlen. Der Reiche, dem der Mann zu lange stehenblieb, Fuhr endlich auf: "Geht fort, Ihr Schelm, Ihr Dieb!" "Ein Schelm? Dies w?re mir nicht lieb. Ich werde gehn und Sie verklagen; Amynt dort hats geh?rt."--Und eilends ging der Mann.
"Amynt!" fing drauf der Wuchrer an, "Wenn sie Euch vor Gerichte fragen: So k?nnt Ihr ja mir zu Gefallen sagen, Ihr h?ttet nichts geh?rt. Ich will auch dankbar sein; Und Euch, statt zehn, gleich zwanzig Taler leihn. Denn diesen Schimpf, den er von mir erlitten, Ihm auf dem Rathaus abzubitten, Dies w?rde mir ein ewger Vorwurf sein. Kurz, wollet Ihr mich nicht, als ein Zeuge, kr?nken: So will ich Euch die zwanzig Taler schenken: So kommt Ihr gleich aus aller Eurer Not."
"Herr", sprach Amynt, "ich habe seit zween Tagen F?r meine Kinder nicht satt Brot. Sie werden ?ber Hunger klagen, Sobald sie mich nur wiedersehn. Es wird mir an die Seele gehn. Die Schuldner werden mich aus meiner H?tte jagen; Allein ich wills mit Gott ertragen. Streicht Euer Geld, das Ihr mir bietet, ein, Und lernt von mir die Pflicht, gewissenhaft zu sein."
Calliste
O Leser! stelle dir mit z?rtlichem Gem?te Einmal die gr?sste Sch?nheit vor, Auf deren Stirn der Fr?hling l?chelnd bl?hte, Um deren Herz sich l?ngst ein edelm?tig Chor Entz?ckter J?nglinge bem?hte, Die stell itzt deinem Geiste dar, Und f?hl es recht, wie sch?n sie war. Die, deren Schicksal ich erz?hle, Calliste, gross durch ihren Stand, Und edler noch durch ihre Seele, Liess, weil sie sich nicht wohl befand, Und weil der Doktor ihr den Aderlass befohlen, Des K?nigs ersten Wundarzt holen.
Er, dieser so ber?hmte Mann, Der schmachtend ingeheim Callistens Reiz verehrte, Weil ihm ihr hoher Stand ein gr?sser Gl?ck verwehrte, Nahm die Gelegenheit mit tausend Freuden an. Er kam. O w?r er nie gekommen! Er nimmt den weissen Arm, und streift ihn ?ngstlich auf, Und forscht, von Lieb und Ahndung eingenommen, Mit Zittern nach der Adern Lauf, Und streift in trunkner Angst den Arm noch vielmal auf.
Callistens Freundin sieht ihn zagen, Und sagts ihr . "O", spricht sie: "Lassen Sie den Herrn nur ruhig schlagen, Und schl?g er zweimal fehl: so werd ich doch nichts sagen, Ich weiss, er meint es gut mit mir." Der Arzt sprach noch: "Das wollen wir nicht hoffen!" Und schlug, und rief: "O ungl?ckselger Schlag! Ich habe ja den Puls getroffen!" Und taumelte, bis er daniederlag.
Sie, noch f?r den besorgt , Der so gef?hrlich sie verletzt, Verbot ihm oft, sich nicht um sie zu kr?nken, Und blieb zween Tage lang bei allem Schmerz gesetzt. Doch dies war nur geringes Leiden. Die ?rzte sahn nunmehr die t?dliche Gefahr, Und wurden grausam eins, den Arm ihr abzuschneiden, Weil sonsten keine Rettung war. Und ohne sich dar?ber zu beklagen, Reicht sie den Arm, den sch?nen Arm, schon dar, Und bittet nur, den ja um Rat zu fragen, Der schuld an diesem Ungl?ck war.
So ward der Sch?nen denn das Leben F?r den Verlust des Arms gegeben? So war das Leben denn f?r so viel Schmerz der Lohn? Sieh nur den Doktor an, sein Schrecken sagt dirs schon. Er sieht den Brand, und spricht mit bangem Ton: "Sie k?nnen l?nger nicht, als noch drei Tage leben!"
O Gott, wie kurz ist diese Frist! Ihr ?rzte, helft ihr doch, wenn ihr zu helfen ist!
Auch hier blieb noch das grosse Herz gelassen. "So", sprach sie, "sterb ich denn? Wohlan! Er ist nicht schuld, Er w?rde gern f?r mich erblassen. Gott hats verh?ngt; Gott ehr ich durch Geduld, Und bin bereit, den Augenblick zu sterben" ; "Sie aber", fuhr sie fort, "setz ich hiemit zum Erben Von allen meinen G?tern ein, Sie m?chten sonst ungl?cklich sein." Sie sprachs, und schlief grossm?tig ein.
Chloris
Aus Eifersucht des Lebens satt, Warf Chloris sich betr?bt auf ihre Lagerstatt; Und ihren Buhler recht zu kr?nken, Der einen Blick nach Sylvien getan, Rief sie die Venus br?nstig an, Ihr einen leichten Tod zu schenken. Vielleicht war dies Gebet so eifrig nicht gemeint. Verliebt und jung zu sein, und um den Tod zu flehen, Wem dies nicht widersprechend scheint, Der muss die Liebe schlecht verstehen.
Doch mitten in der gr?ssten Pein Sieht Chloris ihren Freund geputzt ins Zimmer treten, Und pl?tzlich h?rt sie auf zu beten, Und w?nscht nicht mehr entseelt zu sein. Er sagt ihr tausend Schmeicheleien, Er seufzt, er fleht, er schw?rt, er k?sst. O Chloris! lass dichs nicht gereuen, Dass du noch nicht gestorben bist; Dein Damon schw?rt, dich ewig treu zu lieben, Wie k?nntest du ihn doch durch deinen Tod betr?ben!
Der meisten Sch?nen Zorn gleicht ihrer Z?rtlichkeit, Sie dauern beide kurze Zeit: Und Chloris liess sich bald vers?hnt von dem umfangen, Den sie vor kurzem noch des Hasses w?rdig fand. Sie klopft ihn auf die braunen Wangen, Und streichelt ihn mit buhlerischer Hand.
Doch schnell erstarren ihre H?nde. Wie, Venus! N?hert sich ihr Ende? Sie f?llt in sanfter Ohnmacht hin; Ein kleiner Schnabel wird aus ihrem kleinen Kinn; Zu Fl?geln werden ihre H?nde; Ihr Busen wird mit einem Kropf verbaut; Und Federn ?berziehn die Haut. Ists m?glich, dass ich dieses glaube? Ja! Chloris wird zu einer Taube.
Wie zittert ihr Geliebter nicht! Hier sieht er seine Sch?ne fliegen. Sie fliegt ihm dreimal ums Gesicht, Als wollte sie sich noch durch einen Kuss vergn?gen. Worzu sie sonst die Neigung angetrieben, Das scheint sie auch, als Taube, noch zu lieben.
Das Putzen war ihr Zeitvertreib. O seht, wie putzt sie ihren Leib! Sie rupft die Federn aus, um sich recht glatt zu machen; Sie fliegt ans Waschfass hin, tut, was sie sonst getan; F?ngt Hals und Brust zu baden an. Wie sch?n h?r ich die Taube lachen! Fragt nicht, was sie zu lachen macht! Sie hat, als Chloris, schon oft ?ber nichts gelacht.
Itzt naht sie sich dem grossen Spiegel, Vor dem sie manchen Tag in Mienen sich ge?bt, Besieht den weissen Hals, bewundert ihre Fl?gel, Und f?ngt schon an, in sich verliebt, Mit j?ngferlichem Stolz sich kostbar zu geb?rden. Ach G?tter! ruft ihr Freund betr?bt, Lasst diese Taube doch zur Chloris wieder werden.
Umsonst, spricht Venus, ist dein Flehn; Zur Taube schicket sie sich sch?n, Und niemals werd ich ihr die Menschheit wiedergeben. Sie hat geseufzt, gebuhlt, gelacht, Sich stets geputzt, und nie gedacht; Als Taube kann sie recht nach ihrer Neigung leben.
O wenn sich nur die G?ttin nicht entschliesst, Die Sch?nen alle zu verwandeln, Die ebenso, wie Chloris, handeln! Man sagt, dass sie es willens ist. Ach, G?ttin, ach! wie zahlreich wird auf Erden Alsdann das Volk der Tauben werden! Mit einer Frau wird man zu Bette gehn, Und fr?h auf seiner Brust ein T?ubchen sitzen sehn. Mich dauert im voraus manch reizendes Gesicht. O liebe Venus, tu es nicht!
Cleant
Cleant, ein lieber Advokat, Der, wie es ihm nach seinem Eid geb?hrte, Der Unterdr?ckten Sache f?hrte, Und manchen armen Schelm vom Galgen und vom Rad Durch seinen Witz losprozessierte, Half, weil man ihn um seinen Beistand bat, Die Unschuld zweener Diebe retten, Und brachte sie, weil er geschickt verfuhr, Bald von der Marter zu dem Schwur, Und durch den Schwur aus ihren Ketten. Das arme Volk! Da sieht mans nun, Wie man der Welt kann Unrecht tun! Denn w?r er nicht so treu die Sache durchgegangen: So h?tte man das arme Paar, Das seiner Tat fast ?berwiesen war, In aller Unschuld aufgehangen. Itzt waren sie nun beide frei, Und dankten ihrem Advokaten Auf ihren Knien f?r seine Treu, Und zahlten ihm, was die Geb?hren taten, Und gaben ihm, von Dankbarkeit ger?hrt, Ob er gleich nicht zu wenig liquidiert, Noch einen Beutel mit Dukaten; Und schwuren ihm bei ihrer Ehrlichkeit, Wenn bessre Zeiten kommen sollten, Dass sie f?r diesen Dienst, durch den er sie befreit, Ihn reichlicher belohnen wollten.
Allein die Nacht war vor der T?r. Sie sahn nun, dass sie nicht nach Hause kommen k?nnten; Drum gab der Advokat den redlichen Klienten Aus Dankbarkeit ein Nachtquartier, Weil sie so gut bezahlet hatten. Dies kam den Herren gut zustatten; Denn sie bedienten sich der Nacht, Und knebelten den lieben Wirt im Bette, Und stahlen das, was sie gebracht, Und suchten fleissig nach, ob er nichts weiter h?tte. Drauf gingen sie zu ihm vors Bette, Und nahmen h?flich gute Nacht.
Cotill
Cotill, der, wie es vielen geht, Nicht wusste, was er machen sollte, Und doch nicht m?ssig bleiben wollte; Denn m?ssig gehn, wenn mans nicht recht versteht, Ist schwerer, als man denken sollte; Cotill ging also vor die Stadt, Und machte sich etwas zu schaffen. Er ging, und schlug im Gehen oft ein Rad. "O", schrie man, "seht den jungen Laffen, Der den Verstand verloren hat! Er macht die H?nde gar zu F?ssen. Ihr Kinder, zischt den Narren aus!" Allein Cotill liess sich dies alles nicht verdr?ssen. Kurz, es gefiel ihm so, er ging vors Tor hinaus. Man mochte, was man wollte, sagen, Er fuhr doch fort, im Gehn sein Rad zu schlagen. "Der Teufel! Seht, das war ein rechtes Rad!" Fing endlich einer an zu fluchen. "Ich m?cht es doch bald selbst versuchen." Er sagt es kaum, als ers schon tat. "Nun", sprach er, "seh ich wohl, wieviel man Vorteil hat. Es ist ganz h?bsch um so ein Rad, Denn man erspart sich viele Schritte. Der Mann ist nicht so dumm, der es erfunden hat." Den Tag darauf kam schon der dritte, Und tat es nach. Die Zahl vermehrte sich. In kurzem sprach man schon gelinder; Man fragte stark nach dem Erfinder, Und lobt ihn endlich ?ffentlich.
Nimm alles vor, es sei so toll es will. Heiss anfangs n?rrisch wie Cotill; Dein Beifall ist drum nicht verloren. Sei nur beherzt, und spare keinen Fleiss, Ein Tor findt allemal noch einen gr?ssern Toren, Der seinen Wert zu sch?tzen weiss.
Damokles
Gaubt nicht, dass bei dem gr?ssten Gl?cke Ein W?trich jemals gl?cklich ist. Er zittert in dem Augenblicke, Da er der Hoheit Frucht geniesst. Bei aller Herrlichkeit st?rt ihn des Todes Schrecken, Und l?sst ihn nichts, als teures Elend, schmecken.
Als den Tyrannen Dionys Ein Schmeichler einstens gl?cklich pries, Und aus dem Glanz der ?usserlichen Ehre, Aus reichem ?berfluss an Volk und Gold erwies, Dass sein Tyrann unendlich gl?cklich w?re; Als dies Damokles einst getan; Fing Dionys zu diesem Schmeichler an: "So sehr mein Gl?ck dich eingenommen, So kennst du es doch unvollkommen; Doch schmecktest du es selbst, wie w?rde dichs erfreun! Willst du einmal an meiner Stelle sein?" "Von Herzen gern!" f?llt ihm Damokles ein. Ein goldner Stuhl wird schnell f?r ihn herbeigebracht. Er sitzt, und sieht auf beiden Seiten Der Hohen gr?sste Herrlichkeiten, Die Stolz und Wollust ausgedacht. Von Purpur prangen alle W?nde, Gold schm?ckt die Tafel aus, im Golde perlt der Wein. Ein Wink! so eilen zwanzig H?nde, Des hohen Winkes wert zu sein. Ein Wort! so fliegt die Menge sch?ner Knaben, Und sucht den Ruhm, dies Wort vollstreckt zu haben.
Von Wollust s?ss berauscht, von Herrlichkeit entz?ckt, Sch?tzt sich Damokles f?r begl?ckt. "O Hoheit!" ruft er aus, "k?nnt ich dich ewig schmecken!" Doch ach! was nimmt er pl?tzlich wahr? Ein scharfes Schwert an einem Pferdehaar, Das an der Decke h?ngt, erf?llt sein Herz mit Schrecken; Er sieht die drohende Gefahr Nah ?ber seinem Haupte schweben. Der Gl?ckliche f?ngt an zu beben; Er sieht nicht mehr auf seines Zimmers Pracht, Nicht auf den Wein, der aus dem Golde lacht; Er langt nicht mehr nach den schmackhaften Speisen, Er h?rt nicht mehr der S?nger sanfte Weisen. "Ach!" f?ngt er zitternd an zu schrein, "Lass mich, o Dionys, nicht l?nger gl?cklich sein!"
Dam?tas und Phyllis
Dam?tas war schon lange Zeit Der jungen Phyllis nachgegangen; Noch konnte seine Z?rtlichkeit Nicht einen Kuss von ihr erlangen. Er bat, er gab sich alle M?h; Doch seine Spr?de h?rt ihn nie. Er sprach: "Zwei B?nder geb ich dir. Auch soll kein Warten mich verdr?ssen, Versprich nur, sch?ne Phyllis, mir, Mich diesen Sommer noch zu k?ssen." Sie sieht sie an, er hofft sein Gl?ck, Sie lobt sie, und gibt sie zur?ck.
Er bot ein Lamm, noch zwei darauf, Dann zehn, dann alle seine Herden. So viel? Dies ist ein teurer Kauf. Nun wird sie doch gewonnen werden. Doch nichts nahm unsre Phyllis ein; Mit finstrer Stirne sprach sie: "Nein!"
"Wie?" rief Dam?tas ganz erhitzt, "So willst du ewig widerstreben? Gut, ich verbiete dir anitzt, Mir jemals einen Kuss zu geben." "O!" rief sie, "f?rchte nichts von mir, Ich bin dir ewig gut daf?r."
Die Spr?de lacht; der Sch?fer geht, Schleicht ungek?sst zu seinen Schafen. Am andern Morgen war Dam?t Bei seinen Herden eingeschlafen; Er schlief, und im Vor?bergehn Blieb Phyllis bei dem Sch?fer stehn.
Wie rot, spricht Phyllis, ist sein Mund! Bald d?rft ich mich zu was entschliessen. O t?te nicht sein b?ser Hund, Ich m?sste diesen Sch?fer k?ssen. Sie geht, doch da sie gehen will, So steht sie vor Verlangen still.
Sie sieht sich dreimal sch?chtern um, Und sucht die Zeugen, die sie scheute; Sie macht den Hund mit Streicheln stumm, Und lockt ihn freundlich auf die Seite; Sie sinnt, bis dass sie, ganz verzagt, Sich noch zween Schritte n?her wagt.
Hier steht nunmehr das gute Kind; Allein sie kann sich nicht entschliessen; Doch nein, itzt b?ckt sie sich geschwind, Und wagts, Dam?ten sanft zu k?ssen. Sie gibt ihm drauf noch einen Blick, Und kehrt nach ihrer Flur zur?ck.
Wie s?sse muss ein Kuss nicht sein! Denn Phyllis k?mmt noch einmal wieder, Scheint minder sich, als erst, zu scheun, Und l?sst sich bei dem Sch?fer nieder; Sie k?sst, und nimmt sich nicht in acht; Sie k?sst ihn, und Dam?t erwacht.
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