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Read Ebook: Fabeln und Erzählungen by Gellert Christian F Rchtegott

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Ebook has 510 lines and 35309 words, and 11 pages

Wie s?sse muss ein Kuss nicht sein! Denn Phyllis k?mmt noch einmal wieder, Scheint minder sich, als erst, zu scheun, Und l?sst sich bei dem Sch?fer nieder; Sie k?sst, und nimmt sich nicht in acht; Sie k?sst ihn, und Dam?t erwacht.

"O!" fing Dam?t halb schlafend an, "Missg?nnst du mir die sanfte Stunde?" "Dir", sprach sie, "hab ich nichts getan, Ich spielte nur mit deinem Hunde; Und ?berhaupt, es steht nicht fein, Ein Sch?fer und stets schl?frig sein.

Jedoch, was gibst du mir, Dam?t? So sollst du mich zum Scherze k?ssen." "Nun", sprach der Sch?fer, "ists zu sp?t, Du wirst an mich bezahlen m?ssen." Drauf gab die gute Sch?ferin Um einen Kuss zehn K?sse hin.

Das F?llen

Ein F?llen, das die schwere B?rde Des stolzen Reuters nie gef?hlt, Den blanken Zaum f?r eine W?rde Der zugerittnen Pferde hielt; Dies F?llen lief nach allen Pferden, Worauf es einen Mann erblickt, Und w?nschte, bald ein Ross zu werden, Das Sattel, Zaum und Reuter schm?ckt. Wie selten kennt die Ehrbegierde Das Gl?ck, das sie zu w?nschen pflegt! Das Reutzeug, die gew?nschte Zierde, Wird diesem F?llen aufgelegt. Man f?hrt es streichelnd hin und wider, Dass es den Zwang gewohnen soll; Stolz geht das F?llen auf und nieder, Und stolz gef?llt sichs selber wohl.

Es kam mit pr?chtigen Geb?rden Zur?ck in den verlassnen Stand, Und machte wiehernd allen Pferden Sein neu erhaltnes Gl?ck bekannt. Ach! sprach es zu dem n?chsten Gaule, Mich lobten alle, die mich sahn; Ein roter Zaum lief aus dem Maule Die schwarzen M?hnen stolz hinan.

Allein wie gings am andern Tage? Das F?llen kam betr?bt zur?ck, Und schwitzend sprach es: Welche Plage Ist nicht mein eingebildet Gl?ck! Zwar dient der Zaum mich auszuputzen; Doch darum ward er nicht gemacht. Er ist zu meines Reuters Nutzen Und meiner Sklaverei erdacht.

Was w?nscht man sich bei jungen Tagen? Ein Gl?ck, das in die Augen f?llt; Das Gl?ck, ein pr?chtig Amt zu tragen, Das keiner doch zu sp?t erh?lt. Man eilt vergn?gt, es zu erreichen, Und, seiner Freiheit ungetreu, Eilt man nach stolzen Ehrenzeichen, Und desto tiefrer Sklaverei.

Das Gespenst

Ein Hauswirt, wie man mir erz?hlt, Ward lange Zeit durch ein Gespenst gequ?lt. Er liess, des Geists sich zu erwehren, Sich heimlich das Verbannen lehren; Doch kraftlos blieb der Zauberspruch. Der Geist entsetzte sich vor keinen Charakteren, Und gab, in einem weissen Tuch, Ihm alle N?chte den Besuch. Ein Dichter zog in dieses Haus. Der Wirt, der bei der Nacht nicht gern allein gewesen, Bat sich des Dichters Zuspruch aus, Und liess sich seine Verse lesen. Der Dichter las ein frostig Trauerspiel, Das, wo nicht seinem Wirt, doch ihm sehr wohl gefiel.

Der Geist, den nur der Wirt, doch nicht der Dichter sah, Erschien, und h?rte zu; es fing ihn an zu schauern; Er konnt es l?nger nicht, als einen Auftritt, dauern: Denn, eh der andre kam, so war er nicht mehr da. Der Wirt, von Hoffnung eingenommen, Liess gleich die andre Nacht den Dichter wiederkommen. Der Dichter las, der Geist erschien; Doch ohne lange zu verziehn. Gut! sprach der Wirt bei sich, dich will ich bald verjagen; Kannst du die Verse nicht vertragen?

Die dritte Nacht blieb unser Wirt allein. Sobald es zw?lfe schlug, liess das Gespenst sich blicken. Johann! fing drauf der Wirt gewaltig an zu schrein, Der Dichter soll von der G?te sein, Und mir sein Trauerspiel auf eine Stunde schicken. Der Geist erschrak, und winkte mit der Hand, Der Diener sollte ja nicht gehen. Und kurz, der weisse Geist verschwand, Und liess sich niemals wieder sehen.

Ein jeder, der dies Wunder liest, Zieh sich daraus die gute Lehre, Dass kein Gedicht so elend ist, Dass nicht zu etwas n?tzlich w?re. Und wenn sich ein Gespenst vor schlechten Versen scheut! So kann uns dies zum grossen Troste dienen. Gesetzt, dass sie zu unsrer Zeit Auch legionenweis erschienen: So wird, um sich von allen zu befrein, An Versen doch kein Mangel sein.

Das Heupferd, oder der Grash?pfer

Ein Wagen Heu, den Veltens Hand Zu hoch geb?umt, und schlecht bespannt, Konnt endlich von den matten Pferden Nicht weiter fortgezogen werden. Des Fuhrmanns Macht- und Sittenspruch, Ein zehnmals wiederholter Fluch, War eben, wie der Peitsche Schlagen, Zu schwach bei diesem schweren Wagen.

Ein Heupferd, das bei der Gefahr Zuoberst auf dem Wiesbaum war, Sprang drauf herab, und sprach mit Lachen: "Ich wills dem Viehe leichter machen."

Drauf ward der Wagen fortger?ckt. "Ei", rief das Heupferd ganz entz?ckt, "Du, Fuhrmann, wirst an mich gedenken; Fahr fort! den Dank will ich dir schenken."

Das Hospital

Elmire war zur Witwe worden, Und nahm sich vor, nicht mehr zu frein. Allein sie war noch jung; was macht man ganz allein? Ich d?chte doch, sie k?nnte wieder frein. Der Witwenstand ist ein betr?bter Orden. Elmire sahs und schritt zur zweiten Wahl. Allein sie war das erste Mal Nicht gar zu wohl verwahret worden. Denn leider sind die Zeiten so betr?bt, Dass es viel b?se M?nner gibt. Elmire tat daher ein feierlich Gel?bd, Indem sie sich zur zweiten Ehe schickte: Sie wollte, wenn es ihr mit ihrem Manne gl?ckte, Ein Hospital f?r fromme M?nner baun; Denn sie war reich. Und kurz, sie liess sich wieder traun. O welche Lust erfolgt oft nach dem Leide! Das war ein Mann, ein allerliebster Mann! Fromm wie ein Kind, gef?llig wie die Freude, Und der auf nichts, als ihr Vergn?gen sann. Wie h?tte sie sich ihn denn besser w?nschen m?gen?

Sie liess geschwind den Grund zum Hospitale legen. Vier Wochen strichen hin. Nun war der Grund gelegt. Und bald wird man das erste Stockwerk sehen; Doch nein, Elmire k?mmt, und heisst, vom Zorn bewegt, Die M?urer auseinandergehen. Wie! Sollt es nicht mehr gut in ihrer Ehe stehen? Das kann nicht m?glich sein, sie sind ja kaum getraut. Nun kurz und gut, es ward nicht fortgebaut. Und ungef?hr nach einem halben Jahre Lag dieser Mann auch auf der Bahre. Der liebe Mann!

Die Frau schw?rt Stein und Bein, Ihr lebelang nicht mehr zu frein; Und doch war sie nach zweiundfunfzig Wochen Bereits das dritte Mal versprochen.

O, das war erst ein w?rdiger Gemahl! Verst?ndig, z?rtlich und verbindlich, Nicht eigensinnig, nicht empfindlich; Er bat da nur, wo jener mild befahl; Die Blicke seiner Frau erf?llt er als Befehle. Kurz, beide waren recht ein Herz und eine Seele.

Die gute Frau! Ich g?nn ihr diesen Mann. Allein sie wollte doch nicht trauen. Sie fing nicht gleich, wie ehmals, an zu bauen. Ich lobe sie darum, und h?tt es selbst getan. Der Henker mag den M?nnern trauen, Wenn man so leicht zweimal sich irren kann.

Sie fand nunmehr nach einem halben Jahre Den Gatten noch so liebenswert, Als an dem Tag, da er, gefragt vor dem Altare, Ihr durch ein seufzend Ja sein z?rtlich Herz erkl?rt.

Der Bau wird fortgesetzt. Ich seh Elmiren kommen. Wie freundlich sieht sie diesmal aus! "Ach Meister, f?rdert doch das Haus! Warum habt Ihrs denn angenommen? Ich geb Euch ja das Geld voraus. Lasst doch noch mehr Gesellen kommen!"

Ei, das geht gut! Ich kann mich nicht genug erfreun. Das muss ein rechter Ehmann sein!

Die M?urer f?rdern sich, und binnen vierzehn Tagen Sieht man das erste Stockwerk stehn. Und nun l?sst sich Elmire wieder sehn. Man siehts ihr an, sie hat etwas zu sagen, Vielleicht sah sie die M?urer m?ssig stehn; Denn leider pflegts so herzugehn. Vielleicht hat man am Bau etwas versehn? Das sollte mich doch selbst verdr?ssen. Itzt ?ffnet sie den Mund. Nun wird sichs zeigen m?ssen. "Ach", f?ngt sie heftig an zu schrein: "H?rt auf, und reisst den Plunder ein! Ich lasse keinen Stein mehr tragen. Wof?r verbaut ich denn mein Geld? F?r M?nner, die die Weiber plagen? Denn andre gibts nicht auf der Welt."

Die b?se Frau! Man sollte sie verklagen.

Das junge M?dchen

Ein junger Mensch sprach einen wackern Mann Durch einen guten Freund um seine Tochter an. Der Alte, der sein Kind noch nicht versprechen wollte, War dennoch ungemein erfreut, Und bat den Freund mit vieler H?flichkeit, Dass er bei ihm zu Tische bleiben sollte. Die Tochter, ob sich gleich der Vater sehr verstellt, Err?t die Sache bald. Was? f?ngt sie an zu schliessen, Ein fremder Herr, den man zu Tische gleich beh?lt, Was bringt doch der? Ich solls nicht wissen; Allein umsonst b?ckt er sich nicht so tief vor mir. Ist auch der gute Freund wohl meinetwegen hier?

Der Fremde hofft, es soll ihm noch gelingen, Und wagt es bei dem Glase Wein, Das Wort f?r seinen Freund noch einmal anzubringen. "Mein Herr!" fiel ihm der Vater ein, "O denken Sie doch nicht, dass ich zu hart verfahre: Mein Kind kann wirklich noch nicht frein, Sie ist zu jung, sie ist erst vierzehn Jahre."

Indem er dies noch sprach, trat Fickchen selbst herein, Und trug ein Essen auf. "Was?" fing sie an zu schrein, "Was sagten Sie, Papa? Sie haben sich versprochen. Ich sollt erst vierzehn Jahre sein? Nein, vierzehn Jahr und sieben Wochen." Liess sie der Vater denn nicht frein? Das weiss ich nicht; doch nein, ich wills nur sagen; Denn unter denen, die mich fragen, Da k?nnten wohl selbst junge M?dchen sein; Die zu beruhigen, will ichs aufrichtig sagen: Der Vater sch?mte sich und liess die Tochter frein.

Das Kartenhaus

Das Kind greift nach den bunten Karten, Ein Haus zu bauen, f?llt ihm ein. Es baut, und kann es kaum erwarten, Bis dieses Haus wird fertig sein. Nun steht der Bau. O welche Freude! Doch ach! ein ungef?hrer Stoss Ersch?ttert pl?tzlich das Geb?ude, Und alle B?nder reissen los.

Die Mutter kann im Lomberspielen, Wenn sie den letzten Satz verspielt, Kaum so viel banges Schrecken f?hlen, Als ihr best?rztes Kind itzt f?hlt.

Doch wer wird gleich den Mut verlieren? Das Kind entschliesst sich sehnsuchtsvoll, Ein neues Lustschloss aufzuf?hren, Das dem zerst?rten gleichen soll.

Die Sehnsucht muss den Schmerz besiegen, Das erste Haus steht wieder da. Wie lebhaft war des Kinds Vergn?gen, Als es sein Haus von neuem sah!

Nun will ich mich wohl besser h?ten, Damit mein Haus nicht mehr zerbricht. "Tisch!" ruft das Kind, "lass dir gebieten, Und stehe fest, und wackle nicht!"

Das Haus bleibt unersch?ttert stehen, Das Kind h?rt auf, sich zu erfreun; Es w?nscht, es wieder neu zu sehen, Und reisst es bald mit Willen ein.

Schilt nicht den Unbestand der G?ter, Du siehst dein eigen Herz nicht ein; Ver?nderlich sind die Gem?ter, So mussten auch die Dinge sein. Bei G?tern, die wir stets geniessen, Wird das Vergn?gen endlich matt; Und w?rden sie uns nicht entrissen, Wo f?nd ein neu Vergn?gen statt?

Das Kutschpferd

Ein Kutschpferd sah den Gaul den Pflug im Acker ziehn, Und wieherte mit Stolz auf ihn. "Wenn", sprach es, und fing an, die Schenkel sch?n zu heben, "Wenn kannst du dir ein solches Ansehn geben? Und wenn bewundert dich die Welt?" "Schweig", rief der Gaul, "und lass mich ruhig pfl?gen, Denn baute nicht mein Fleiss das Feld, Wo w?rdest du den Haber kriegen, Der deiner Schenkel Stolz erh?lt?"

Die ihr die Niedern so verachtet, Vornehme M?ssigg?nger, wisst, Dass selbst der Stolz, mit dem ihr sie betrachtet, Dass euer Vorzug selbst, aus dem ihr sie verachtet, Auf ihren Fleiss gegr?ndet ist. Ist der, der sich und euch durch seine Hand ern?hrt, Nichts Bessers als Verachtung wert? Gesetzt, du h?ttest bessre Sitten: So ist der Vorzug doch nicht dein. Denn stammtest du aus ihren H?tten: So h?ttest du auch ihre Sitten. Und was du bist, und mehr, das w?rden sie auch sein, Wenn sie wie du erzogen w?ren. Dich kann die Welt sehr leicht, ihn aber nicht entbehren.

Das Land der Hinkenden

Vorzeiten gabs ein kleines Land, Worin man keinen Menschen fand, Der nicht gestottert, wenn er redte, Nicht, wenn er ging, gehinket h?tte; Denn beides hielt man f?r galant. Ein Fremder sah den ?belstand; Hier, dacht er, wird man dich im Gehn bewundern m?ssen; Und ging einher mit steifen F?ssen. Er ging, ein jeder sah ihn an, Und alle lachten, die ihn sahn, Und jeder blieb vor Lachen stehen, Und schrie: Lehrt doch den Fremden gehen! Der Fremde hielts f?r seine Pflicht, Den Vorwurf von sich abzulehnen. Ihr, rief er, hinkt; ich aber nicht; Den Gang m?sst ihr euch abgew?hnen! Der L?rmen wird noch mehr vermehrt, Da man den Fremden sprechen h?rt. Er stammelt nicht; genug zur Schande! Man spottet sein im ganzen Lande.

Gewohnheit macht den Fehler sch?n, Den wir von Jugend auf gesehn. Vergebens wirds ein Kluger wagen, Und, dass wir t?richt sind, uns sagen. Wir selber halten ihn daf?r, Bloss, weil er kl?ger ist, als wir.

Das neue Ehepaar

Nach so viel bittern Hindernissen, Nach so viel ?ngstlicher Gefahr, Als jemals noch ein z?rtlich Paar Hat dulden und beweinen m?ssen, Liess endlich doch die Zeit mein Paar das Gl?ck geniessen, Das, wenns ein Lohn der Tugend ist, Sie durch Best?ndigkeit zehnfach verdienet hatten. Sie, die sich, hart bedroht, als Liebende gek?sst, Die k?ssten sich nunmehr erlaubt als Ehegatten, Nachdem sie neidscher Freunde List Und strenger Eltern Zorn liebreich bes?nftigt hatten. Wer war, nach langer Jahre M?h, Nun gl?cklicher als er und sie? Denn, was man liebt, geliebt besitzen k?nnen; In einem treuen Arm sich seines Lebens freun, Ist, Menschen, dies kein Gl?ck zu nennen: So muss gar keins auf Erden sein. Hier wett ich wohl, dass mancher heimlich spricht: Der gute Mensch versteht es nicht. Denn w?r die Lieb ein Gl?ck, was k?nnte mir denn fehlen, Da ein erlesnes Weib in meinen Armen liegt? Ist sie nicht reich und sch?n? Doch bin ich nicht vergn?gt, Ich glaub es, lieber Freund; allein sich so verm?hlen, Wie viele tun, das heisst nicht lieben, nein. Das heisst, mit weit getrennten Seelen Ein Leib in einem Hause sein.

Ein unverhofftes Gl?ck begegnet unsern beiden. Wie weinen sie vor Z?rtlichkeit! Der arme Mann soll itzt auf kurze Zeit Von seiner teuren Gattin scheiden, Weil ihn ein naher Freund in einer fernen Stadt Zum Erben eingesetzet hat.

Von heissen Lippen losgerissen, Und doch entbrannt, sich l?nger noch zu k?ssen, Sprach eines, was das andre sprach, Dem andern immer stammelnd nach, Ein Lebewohl, ein seufzend Ach.

Er stieg nunmehr ins Schiff , Und Doris blieb am Ufer stehn, Um ihrem Damon, ihrem Gl?cke, Noch lange schmachtend nachzusehn. "O Himmel!" h?rt ich sie noch an dem Ufer flehn, "Bring meinen Mann gesund zur?cke!"

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