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Read Ebook: Ausgewählte Fabeln by Lessing Gotthold Ephraim

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Ebook has 227 lines and 9213 words, and 5 pages

Als des ?sopus L?we mit dem Esel, der ihm durch seine f?rchterliche Stimme die Tiere sollte jagen helfen, nach dem Walde ging, rief ihm eine naseweise Kr?he von dem Baume zu: "Ein sch?ner Gesellschafter! Sch?mst du dich nicht, mit einem Esel zu gehen?"--"Wen ich brauchen kann", versetzte der L?we, "dem kann ich ja wohl meine Seite g?nnen."

So denken die Grossen alle, wenn sie einen Niedrigen ihrer Gemeinschaft w?rdigen.

Der L?we und der Hase

Ein L?we w?rdigte einen drolligen Hasen seiner n?heren Bekanntschaft. "Aber ist es denn wahr", fragte ihn einst der Hase, "dass euch L?wen ein elender kr?hender Hahn so leicht verjagen kann?"

"Allerdings ist es wahr", antwortete der L?we; "und es ist eine allgemeine Anmerkung, dass wir grossen Tiere durchg?ngig eine gewisse kleine Schwachheit an uns haben. So wirst du, zum Exempel, von dem Elefanten geh?rt haben, dass ihm das Grunzen eines Schweins Schauder und Entsetzen erwecket."

"Wahrhaftig?" unterbrach ihn der Hase. "Ja, nun begreif' ich auch, warum wir Hasen uns so entsetzlich vor den Hunden f?rchten."

Der Pelikan

F?r wohlgeratene Kinder k?nnen Eltern nicht zu viel tun. Aber wenn sich ein bl?der Vater f?r einen ausgearteten Sohn das Blut vom Herzen zapft, dann wird Liebe zur Torheit.

Ein frommer Pelikan, da er seine Jungen schmachten sah, ritzte sich mit scharfem Schnabel die Brust auf und erquickte sie mit seinem Blute. "Ich bewundere deine Z?rtlichkeit", rief ihm ein Adler zu, "und bejammere deine Blindheit. Sieh doch, wie manchen nichtsw?rdigen Kuckuck du unter deinen Jungen mit ausgebr?tet hast!"

So war es auch wirklich; denn auch ihm hatte der kalte Kuckuck seine Eier untergeschoben.--Waren es undankbare Kuckucke wert, dass ihr Leben so teuer erkauft wurde?

Der Ph?nix

Nach vielen Jahrhunderten gefiel es dem Ph?nix, sich wieder einmal sehen zu lassen. Er erschien, und alle Tiere und V?gel versammelten sich um ihn. Sie gafften, sie staunten, sie bewunderten und brachen in entz?ckendes Lob aus.

Bald aber verwandten die besten und geselligsten mitleidsvoll ihre Blicke und seufzten: "Der ungl?ckliche Ph?nix! Ihm ward das harte Los, weder Geliebte noch Freunde zu haben; denn er ist der einzige seiner Art!"

Der Rabe

Der Rabe bemerkte, dass der Adler ganze dreissig Tage ?ber seinen Eiern br?tete. "Und daher kommt es ohne Zweifel", sprach er, "dass die jungen des Adlers so scharfsichtig und stark werden. Gut! Das will ich auch tun." Und seitdem br?tet der Rabe ganze dreissig Tage ?ber seinen Eiern; aber noch hat er nichts als elende Raben ausgebr?tet.

Der Rabe und der Fuchs

Ein Rabe trug ein St?ck vergiftetes Fleisch, das der erz?rnte G?rtner f?r die Katzen seines Nachbars hingeworfen hatte, in seinen Klauen fort. Und eben wollte er es auf einer alten Eiche verzehren, als sich ein Fuchs herbeischlich und ihm zurief: "Sei mir gesegnet, Vogel des Jupiters!"

--"F?r wen siehst du mich an?" fragte der Rabe. "F?r wen ich dich ansehe?" erwiderte der Fuchs. "Bist du nicht der r?stige Adler, der t?glich von der Rechten des Zeus auf diese Eiche herabkommt, mich Armen zu speisen? Warum verstellst du dich? Sehe ich denn nicht in der siegreichen Klaue die erflehte Gabe, die mir dein Gott durch dich zu schicken noch fortf?hrt?"

Der Rabe erstaunte und freute sich innig, f?r einen Adler gehalten zu werden. Ich muss, dachte er, den Fuchs aus diesem Irrtum nicht bringen. --Grossm?tig dumm liess er ihm also seinen Raub herabfallen und flog stolz davon.

Der Fuchs fing das Fleisch lachend auf und frass es mit boshafter Freude. Doch bald verkehrte sich die Freude in ein schmerzhaftes Gef?hl; das Gift fing an zu wirken, und er verreckte.

M?chtet ihr euch nie etwas anders als Gift erloben, verdammte Schmeichler!

Der Rangstreit der Tiere

In vier Fabeln

Es entstand ein hitziger Rangstreit unter den Tieren. Ihn zu schlichten, sprach das Pferd, "lasset uns den Menschen zu Rate ziehen; er ist keiner von den streitenden Teilen und kann desto unparteiischer sein."

"Aber hat er auch den Verstand dazu?" liess sich ein Maulwurf h?ren. "Er braucht wirklich den allerfeinsten, unsere oft tief versteckten Vollkommenheiten zu erkennen."

"Das war sehr weislich erinnert!" sprach der Hamster.

"Jawohl!" rief auch der Igel. "Ich glaube es nimmermehr, dass der Mensch Scharfsichtigkeit genug besitzt."

"Schweigt ihr!" befahl das Pferd. "Wir wissen es schon: Wer sich auf die G?te seiner Sache am wenigsten zu verlassen hat, ist immer am fertigsten, die Einsicht seines Richters in Zweifel zu ziehen."

Der Mensch ward Richter.--"Noch ein Wort", rief ihm der majest?tische L?we zu, "bevor du den Ausspruch tust! Nach welcher Regel, Mensch, willst du unsern Wert bestimmen?"

"Nach welcher Regel? Nach dem Grade, ohne Zweifel", antwortete der Mensch, "in welchem ihr mir mehr oder weniger n?tzlich seid."

"Vortrefflich!" versetzte der beleidigte L?we. "Wie weit w?rde ich alsdann unter dem Esel zu stehen kommen! Du kannst unser Richter nicht sein, Mensch! Verlass die Versammlung!"

Der Mensch entfernte sich.--"Nun", sprach der h?hnische Maulwurf,-- --"siehst du, Pferd? der L?we meint es auch, dass der Mensch unser Richter nicht sein kann. Der L?we denkt wie wir."

"Aber aus besseren Gr?nden als ihr!" sagte der L?we, und warf ihnen einen ver?chtlichen Blick zu.

Der L?we fuhr weiter fort: "Der Rangstreit, wenn ich es recht ?berlege, ist ein nichtsw?rdiger Streit! Haltet mich f?r den Vornehmsten oder den Geringsten; es gilt mir gleichviel. Genug, ich kenne mich!"--Und so ging er aus der Versammlung.

Ihm folgte der weise Elefant, der k?hne Tiger, der ernsthafte B?r, der kluge Fuchs, das edle Pferd; kurz alle, die ihren Wert f?hlten oder zu f?hlen glaubten.

Die sich am letzten wegbegeben und ?ber die zerrissene Versammlung am meisten murrten, waren--der Affe und der Esel.

Der Sperling und der Strauss

"Sei auf deine Gr?sse, auf deine St?rke so stolz wie du willst", sprach der Sperling zu dem Strausse; "ich bin doch mehr ein Vogel als du. Denn du kannst nicht fliegen, ich aber fliege, obgleich nicht hoch, obgleich nur ruckweise."

Der leichte Dichter eines fr?hlichen Trinkliedes, eines kleinen verliebten Gesanges, ist mehr ein Genie, als der schwunglose Schreiber einer langen Hermanniade.

Der Strauss

"Jetzt will ich fliegen!" rief der gigantische Strauss, und das ganze Volk der V?gel stand in ernster Erwartung um ihn versammelt. "Jetzt will ich fliegen", rief er nochmals, breitete die gewaltigen Fittiche weit aus und schoss, gleich einem Schiffe mit aufgespannten Segeln, auf dem Boden dahin, ohne ihn mit einem Tritte zu verlieren.

Sehet da ein poetisches Bild jener unpoetischen K?pfe, die in den ersten Zeilen ihrer ungeheuren Oden mit stolzen Schwingen prahlen, sich ?ber Wolken und Sterne zu erheben drohen und dem Staube doch immer getreu bleiben!

Der Wolf auf dem Todbette

Der Wolf lag in den letzten Z?gen und schickte einen pr?fenden Blick auf sein vergangenes Leben zur?ck. "Ich bin freilich ein S?nder", sagte er; "aber doch, ich hoffe, keiner von den gr?ssten. Ich habe B?ses getan; aber auch viel Gutes. Einstmals, erinnere ich mich, kam mir ein bl?kendes Lamm, welches sich von der Herde verirrt hatte, so nahe, dass ich es gar leicht h?tte erw?rgen k?nnen; und ich tat ihm nichts. Zu eben dieser Zeit h?rte ich die Sp?ttereien und Schm?hungen eines Scbafes mit der bewunderungsw?rdigsten Gleichg?ltigkeit an, ob ich schon keine sch?tzenden Hunde zu f?rchten hatte."

"Und alles kann ich dir bezeugen", fiel ihm Freund Fuchs, der ihn zum Tode bereiten half, ins Wort. "Denn ich erinnere mich noch gar wohl aller Umst?nde dabei. Es war zu eben der Zeit, als du dich an dem Beine so j?mmerlich w?rgtest, das dir der gutherzige Kranich hernach aus dem Schlunde zog."

Der Wolf und der Sch?fer

Ein Sch?fer hatte durch eine grausame Seuche seine ganze Herde verloren. Das erfuhr der Wolf und kam, seine Kondolenz abzustatten.

"Sch?fer", sprach er, "ist es wahr, dass dich ein so grausames Ungl?ck betroffen? Du bist um deine ganze Herde gekommen? Die liebe, fromme, fette Herde? Du dauerst, mich, und ich m?chte blutige Tr?nen weinen."

"Habe Dank, Meister Isegrim", versetzte der Sch?fer. "Ich sehe, du hast ein sehr mitleidiges Herz."

"Das hat er auch wirklich", f?gte des Sch?fers Hylax hinzu, "so oft er unter dem Ungl?cke seines N?chsten selbst leidet."

Der hungrige Fuchs

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