Read Ebook: Der Schuß von der Kanzel by Meyer Conrad Ferdinand
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Ebook has 362 lines and 17389 words, and 8 pages
Der Schuss von der Kanzel
Novelle
Conrad Ferdinand Meyer
Erstes Kapitel
Zween geistliche M?nner stiegen in der zweiten Abendstunde eines Oktobertages von dem hochgelegenen ?tikon nach dem Landungsplatze Obermeilen hinunter. Der k?rzeste Weg vom Pfarrhause, das bequem neben der Kirche auf der ersten mit Wiesen und Fruchtb?umen bedeckten Stufe des H?henzuges lag, nach der durch ein langes Gem?uer, einen sogenannten Hacken, gesch?tzten Seebucht, f?hrte sie durch leere Weinberge. Die Lese war beendigt. Zur Rechten und Linken zeigte der Weinstock nur gelbe oder zerrissene Bl?tter, und auf den das Rebgel?nde durchziehenden dunkelgr?nen Rasenstreifen bl?hte die Zeitlose. Nur aus der Ferne, wo vielleicht ein erfahrener Mann seinen Wein aussergew?hnlich lange hatte ausreifen lassen, damit der Tropfen um so kr?ftiger werde, scholl zuweilen ein vereinzeltes Winzerjauchzen her?ber.
Die beiden schritten, wie von einem Herbstgef?hle gedr?ckt, ohne Worte einer hinter dem andern. Auch bot ihnen der mit ungleichen Steinplatten und Bl?cken belegte steile Absteig eine unbequeme Treppe und wurden sie vom Winde, der aus Westen her in rauhen St?ssen ?ber den See fuhr, zuweilen hart gezaust.
Die ersten Tage der Lese waren die sch?nsten des Jahres gewesen. Eine warme F?hnluft hatte die Schneeberge und den Schweizersee auf ihre Weise idealisiert, die Reihe der einen zu einem einzigen stillen, grossen Leuchten verbunden, den andern mit dem tiefen und kr?ftigen Farbenglanze einer s?dlichen Meerbucht ?bergossen, als gel?ste sie eine bacchische Landschaft, ein St?ck Italien, ?ber die Alpen zu versetzen.
Heute aber blies ein heftiger Querwind, und die durch grelle Lichter und harte Schatten entstellten Hochgebirge traten in schroffer, fast barocker Erscheinung dem Auge viel zu nahe.
"Pfannenstiel, dein Vorhaben entbehrt der Vernunft!" sagte nun pl?tzlich der Vorangehende, ein kurzer, st?mmiger, trotz seiner Jugend fast etwas beleibter Mann, stand still und kehrte sein bl?hendes Gesicht rasch nach dem schmalen und hagern Gef?hrten um.
Dieser stolperte zur Antwort ?ber einen Stein; denn er hatte den Blick bis jetzt unverwandt auf die Turmspitze von Mythikon geheftet, die am jenseitigen Ufer ?ber einer dunkelbewaldeten Halbinsel als schlanke Nadel in den Himmel aufstach. Nachdem er seine langen Beine wieder in richtigen Gang gebracht hatte, erwiderte er in angenehmem Brusttone:
"Ich bilde mir ein, Rosenstock, der General werde mich nicht wie ein L?strygone empfangen. Er ist mein Verwandter, wenn auch in entferntem Grade, und gestern noch habe ich ihm meine Dissertation ?ber die Symbolik der Odyssee mit einer artigen Widmung zugesendet."
"Heilige Einfalt!" brummte Rosenstock, der sein kr?ftiges Kolorit dem Gewerbe seiner V?ter verdankte, die seit Menschengedenken eine in Z?rich namhafte Fleischer- und Wursterfamilie gewesen, "du kennst ihn schlecht, den da dr?ben!", und er deutete mit einer kurzen Bewegung seines runden Kinns ?ber den See nach einem Landhause von italienischer Bauart, das an der n?rdlichen Einbuchtung der eichenbestandenen Halbinsel lag. "Er ist f?r seine Verwandten nicht z?rtlich, und deine schw?rmerische Dissertation, die ?brigens alle Verst?ndigen befremdet hat, spottet er dir zuschanden." Der Pfarrer von ?tikon blies in die Luft, als formte er eine schillernde Seifenblase, dann fuhr er nach einer Weile fort:
"Glaube mir, Pfannenstielchen, du hast besser mit den beiden Narren dort dr?ben, den Wertm?llern, nichts zu schaffen. Der General ist eine Brennessel, die keiner ungestochen ber?hrt, und sein Vetter, der Pfarrer von Mythikon, das alte Kind, bringt unsern Stand in Verruf mit seiner Meute, seinem Gewehrkasten und seinem unaufh?rlichen Puffen und Knallen. Du hast ja selbst im Fr?hjahre als Vikar genug darunter zu leiden gehabt. Freilich die Rahel mit ihrem feingebogenen N?schen und ihrem roten Kirschmunde! Aber sie liebt dich nicht! Die Junkerin wird schliesslich bei einem Junker anlangen. Es heisst, sie sei mit dem Leo Kilchsperger verlobt. Doch lass dich's, h?rst du, nicht anfechten. Ein Korb ist noch lange kein consilium abeundi. Um dich zu tr?sten: Auch ich habe deren einige erhalten, und, siehe, ich lebe und gedeihe, bin auch vor kurzem in den Stand der Ehe getreten."
Der lange Kandidat warf unter seinen blonden, vom Winde verwehten Haaren hervor einen Blick der Verzweiflung auf den Kollegen und seufzte erb?rmlich. Ihm mangelte die dessen Herzmuskel bekleidende Fettschicht.
"Weg! fort von hier!" rief er dann schmerzvoll aufgeregt. "Ich gehe hier zugrunde! Der General wird mir die erledigte Feldkaplanei seiner venezianischen Kompanie nicht verweigern."
"Pfannenstiel, ich wiederhole dir, dein Vorhaben entbehrt der Vernunft! Bleibe im Lande und n?hre dich redlich."
"Du nimmst mir allen Lebensatem", klagte der Blonde. "Ich soll nicht fort und kann nicht bleiben. Wohin soll ich denn? Ins Grab?"
"Sch?me dich! Deine Knabenschuhe vertreten sollst du! Der Gedanke mit der venezianischen Feldkaplanei w?re an sich so ?bel nicht. Das heisst, wenn du ein resoluter Mensch w?rest und nicht so blaue unschuldige Kinderaugen h?ttest. Der General hat sie neulich mir angetragen. Ein so ger?umig entwickelter Brustkasten w?rde seinen Leuten imponieren, meinte er. Nat?rlich Affenpossen! Denn er weiss, dass ich ein befestigter Mensch bin und meinen Weinberg nicht verlasse."
"Warst du dr?ben?"
"Vorgestern."--Dem ?tikoner stieg ein Zorn in den Kopf. "Seit er wieder hier ist--nicht l?nger als eine Woche--, hat der alte St?refried richtig Stadt und See in Aufruhr gebracht. Er komme, vor dem n?chsten Feldzuge sein Haus zu bestellen, schrieb er von Wien. Nun er kam, und es begann ein Rollen von Karossen am linken Seeufer nach der Au zu. Die Landenberge, die Schmidte, die Reinharte, alle seine Verwandten, die den ergrauten Freigeist und Sp?tter sonst mieden wie einen Verpesteten, alle kamen und wollten ihn beerben. Er aber ist nie zu Hause, sondern f?hrt wie ein Satan auf dem See herum, blitzschnell in einer zw?lfrudrigen Galeere, die er mit seinen Leuten bemannt. Meine Pfarrkinder reissen die Augen auf, werden unruhig und munkeln von Hexerei. Nicht genug! Vom Eindunkeln an bis gegen Morgen steigen feurige Drachen und Scheine aus den Schl?ten des Auhauses auf. Der General, statt wie ein Christenmensch zu schlafen, schmiedet und schlossert zuweilen die ganze Nacht hindurch. Kunstreiche Schl?sser, wahre Prachtst?cke, hab ich von seiner Arbeit gesehn, die kein Dietrich ?ffnet, f?r Leute, sagte er mit einem boshaften Seitenblicke auf meine apostolische Armut, die Sch?tze sammeln, welche von Dieben gestohlen und von Motten gefressen werden. Nun du begreifst, die Funkengarbe spielt ihre Rolle und wird als Strasse des H?llenf?rsten durch den Schornstein viel betrachtet und reichlich besprochen. So wuchs die G?rung. Die Leute aufkl?ren ist von eitel b?sen Folgen. Ich w?hlte den k?rzeren Weg und ging hin?ber, den General als Freund zu warnen. Kreuzsapperlot, an den Abend werd ich mein Lebtag denken. Meine Warnung beseitigte er mit einem Hohnl?cheln, dann fasste er mich am Rockknopfe, und ein Diskurs bricht los, wie Sturm und Wirbelwind, sag ich dir, Pfannenstiel., Mit abgerissenen Kn?pfen und ger?dert kam ich nach Hause. Mosler hat er mir vorgesetzt, aber mit den gr?ssten Bosheiten verg?llt. Nat?rlich sprach er von seinem Testamente, denn das ist jetzt sein Steckenpferd. 'Ihr steht auch darin, Ehrw?rden!' Ich erschrecke. 'Nun, ich will Euch den Paragraphen weisen.' Er ?ffnet das Konvolut. 'Leset.' Ich lese, und was lese ich, Pfannenstiel?
"... 'Item, meinem sch?tzbaren Freunde, dem Pfarrer Rosenstock, zwei hohle Hemdkn?pfe von Messing mit einer Glasscheibe versehen, worunter auf gr?nem Grunde je drei winzige W?rfelchen liegen. Gestikuliert der Herr auf der Kanzel nun mit der Rechten, nun mit der Linken, und sch?ttelt besagte W?rfelchen auf eine ungezwungene Weise, so kann er vermittelst wiederholter schr?ger Blicke bei w?hrendem Sermone mit sich selbst ein kurzweiliges Spielchen machen. Vorgenannte Kn?pfe sind in Algier, Tunis und Tripolis bei den And?chtigen beliebt und finden ihre Anwendung in den Moscheen w?hrend der Vorlesung des Korans'...
"Nun denke dir, Pfannenstiel, das ?rgernis bei Er?ffnung des Testamentes!--Der B?sewicht liess sich dann erbitten, mir die Gabe gleich einzuh?ndigen und den Paragraphen zu streichen. Hier!" Und Rosenstock hob das niedliche Spielzeug aus seiner Brusttasche.
"Das ist ja eine ganz ruchlose Erfindung", sagte Pfannenstiel mit einem Anfluge von L?cheln, denn er kannte die Neigung des ?tikoners zum W?rfelspiele, "und du meinst, der General ist allen geistlichen Leuten aufs?ssig?"
"Allen ohne Ausnahme, seit er puncto gottloser Reden prozessiert und um eine schwere Summe geb?sst wurde!"
"Ist ihm nicht zu viel geschehen?" fragte Pfannenstiel, der sich den helvetisch reformierten Glaubensbegriff mit etwas bescheidener Mystik vers?sste und in dem keine Ader eines kirchlichen Verfolgers war.
"Durchaus nicht. Nur musste er die ganze grosse Rechnung auf einmal bezahlen. Auf seinem ganzen Lebenswege, von Jugend an hat er blasphemiert, und das wurde dann so gesammelt, das summierte sich dann so. Als er endlich in unserm letzten B?rgerkriege Rapperswyl vergeblich belagerte, ohne Menschenleben zu schonen, was die erste Pflicht eines republikanischen Heerf?hrers ist, erbitterte er die ?ffentliche Meinung gegen sich, und wir durften ihm an den Kragen. Da wurde ihm eingetr?nkt, was er alles an unserer Landeskirche gefrevelt hatte. Jetzt freilich d?rfen wir dem Feldherrn der Apostolischen Majest?t weiter nichts anhaben, sonst wird er uns zum Possen noch katholisch und das zweite ?rgernis schlimmer als das erste. Man erz?hlt sich, er tafle in Wien mit Jesuiten und Kapuzinern.--Wir geistlichen Leute sind eben, so oder so betitelt und verkleidet, in der Welt nicht zu entbehren!"
Der ?tikoner belachte seinen Scherz und blieb stehen. "Hier ist die Grenze meines Weinbergs", sagte er. Mit diesem Ausdrucke bezeichnete er seine Gemeinde. "Willst du nach dem Erz?hlten noch hin?ber zum Generale? Pfannenstiel, begehst du die Torheit?"
"Ich will es ein bisschen mit der Torheit versuchen, die Weisheit hat mir bis jetzt nur herbe Fr?chte gezeitigt", erwiderte Pfannenstiel sanftm?tig und schied von seinem gestrengen Kollegen.
Zweites Kapitel
Wenig sp?ter sass der verliebte und verzweifelnde Kandidat auf dem Querbrette eines langen und schmalen Nachens, den der junge Schiffmann Bl?uling mitten ?ber die Seebreite mit kaum aus dem Wasser gehobenem Ruder der Au zulenkte.
Schon warf das schweigsame Eichendunkel seine schwarzen Abendschatten weit auf die schauernden Gew?sser hinaus. Bl?uling, ein ernsthafter, verschlossener Mensch mit regelm?ssigen Gesichtsz?gen, tat den Mund nicht auf. Sein Nachen schoss gleichm?ssig und kr?ftig, wie ein selbst?ndiges Wesen durch die unruhige Flut. Auf und nieder war der ganze See mit gew?lbten Segeln bev?lkert; denn es war Sonnabend und die Schiffe kehrten von dem gestrigen st?dtischen Wochenmarkte heim. Drei Segel flogen heran, die eine Figur mit sich verschiebenden Endpunkten bildeten, und schlossen das Schifflein des Kandidaten in ihre Linien ein. "Nehmt mich mit in die weite Freiheit!" flehte er sie unbewusst an, aber sie entliessen ihn wieder aus ihrem wandernden Netze.
Unterdessen n?herte sich zusehends das Landhaus des Generals und entwickelte seine Fassade. Der fest, aber leicht aufstrebende Bau hatte nichts zu tun mit den landes?blichen Hochgiebeln, und es war, als h?tte er bei seiner Eigenart die Einsamkeit absichtlich aufgesucht.
"Dort ist das K?mmerlein der T?rkin", liess sich jetzt der schweigsame Bl?uling vernehmen, indem seine Rechte das Ruder fahren liess und nach der S?decke des Hauses zeigte. "Der T?rkin?" Der ganze Kandidat wurde zu einem bedenklichen Fragezeichen.
"Nun ja, der T?rkin des Wertm?llers; er hat sie aus dem Morgenlande heimgebracht, wo er f?r den Venezianer Krieg f?hrte. Ich habe sie schon oft gesehen, ein h?bsches Weibsbild mit goldenem Kopfputze und langen, offenen Haaren; gew?hnlich wenn ich vor?berfahre, legt sie die Finger an den Mund, als pfiffe sie einem Mannsvolk; aber gegenw?rtig liegt sie nicht im Fenster."
Ein langgezogener Ruf schnitt durch die L?fte, gerade ?ber die Barke hin: "Sweine-und!" scholl es vernehmlich vom Ufer her.
Der aufgebrachte Bl?uling schlug sein Ruder ins Wasser, dass zischend und spritzend ein breiter Strahl an der Seite des Fahrzeuges emporschoss.
"So wird man", z?rnte er, "seit den paar Tagen, dass der Wertm?ller wieder hier ist, ?berall auf dem See mit Namen gerufen. Es ist der verreckte Schwarze, der mit dem Sprachrohre des Generals rumort und spektakelt. Vergangenen Sonntag im L?wen zu Meilen schenkten sie ihm ein und soffen ihn unter den Tisch. Dann brachten sie ihn nachts in meinem Schiffe dem Wertm?ller zur?ck. Nun schimpft der Kaminfeger durch das Rohr nach Meilen hin?ber, aber morgen, beim Eid, sitzt er wieder unter uns im L?wen.--Nun frage ich: woher hat der Mohr das fremde Wort? Hier sagt man sich auch w?st, aber nicht so."
"Der General wird ihn so schelten", bemerkte Pfannenstiel kleinlaut.
"So ist es, Herr", stimmte der Bursche ein. "Der Wertm?ller bringt die hochdeutschen, fremdl?ndischen W?rter ins Land, der Staatsverr?ter! Aber ich lasse mir auf dem See nicht so sagen, beim Eid nicht."
Bl?uling wandte ohne weiteres seine Barke und gewann mit eiligen, kr?ftigen Ruderz?gen wieder die Seemitte.
"Was ficht Euch an, guter Freund? Ich beschw?re Euch", eiferte Pfannenstiel. "Hin?ber muss ich! Nehmt doppelte L?hnung!"
Doch das Silber verlor seine Kraft gegen die patriotische Entr?stung, und der Kandidat musste sich auf das Bitten und Flehen legen. Mit M?he erlangte er von dem beleidigten Bl?uling, dass ihn dieser, "weil Ihr es seid", sagte der Bursche, ausserhalb der Tragweite des Sprachrohres um die ganze Halbinsel herum in ihre s?dliche Bucht bef?rderte. Dort liess er den Kandidaten ans Ufer steigen und ruderte nach wenigen Minuten den sich rasch verkleinernden Nachen wieder mitten in der Bl?ue.
Drittes Kapitel
So wurde Pfannenstiel wie ein Ge?chteter unter den Eichen der Halbinsel ausgesetzt. Ein enger Pfad vertiefte sich in das Halbdunkel, und er z?gerte nicht, ihn zu betreten. Mit Diebesschritten eilte er durch das unter seinen Sohlen raschelnde Laub einer nahen Lichtung zu. Das einem b?sen Traume verwandte Gef?hl, den fremden Besitz auf so ungew?hnlichem Wege zu betreten, gab ihm Fl?gel, doch begann auch das Element des Abenteuerlichen, das in jedem Menschenherzen schlummert, seinen geheimen Reiz auf ihn auszu?ben. So wirft sich ein Badender in die Flut, die er zuerst leise schauernd mit der Zehe gepr?ft hat.
Die bald erreichte Lichtung war nur eine beschr?nkte, von oben wie durch eine Kuppel?ffnung erhellte Moosstelle. Ein darauf spielendes Eichhorn setzte ?ber den Kopf des Kandidaten weg auf einen niederhangenden Zweig, der erst ins Schwanken geriet, als das schnelle Tierchen schon einen zweiten erreicht hatte.
Wieder f?hrte der Pfad eine Weile durch das gr?ne Dunkel, bis er sich pl?tzlich wandte und der Kandidat das Landhaus in der Entfernung von wenigen Schritten vor sich erblickte.
Diese Schritte aber tat er sehr langsam. Er geh?rte zu jenen sch?chternen Leuten, f?r welche das Auftreten und das Abgehen mit Schwierigkeiten verbunden ist, und der General stand im Rufe, seinen G?sten nur dieses, nicht aber jenes zu erleichtern. So kam es, dass er hinter der ?ussersten Eiche, einem gewaltigen Stamme, unschl?ssig stehenblieb. Was er indessen aus seinem Verstecke hervor erlauschte, war ein idyllisches Bild, das ihn in keiner Weise h?tte einsch?chtern k?nnen.
Der General plauderte in der hallenartig gebauten und zur jetzigen Herbstzeit nur allzu luftigen Veranda, deren sechs hohe S?ulen ein pr?chtiges ausl?ndisches Weinlaub umwand, gem?tlich mit seinem Nachbar, dem Krachhalder, einem der Kirchen?ltesten von Mythikon, die der Kandidat w?hrend seines Vikariats allsonnt?glich im Chore hatte sitzen sehen und die ihm bekannt waren wie die zw?lf Apostel. Mit aufgest?tzten Ellenbogen ritt Wertm?ller auf einem leichten Sessel und zeigte seine scharfe Habichtsnase und das stechende Kinn im Profil, w?hrend der sch?ne, alte, schlaue Kopf des Krachhalders einen ungemein milden Ausdruck hatte.
"Wir sind wie die Blume des Feldes", f?hrte der Alte in erbaulicher Weise das Gespr?ch, "und es trifft sich, Herr Wertm?ller, dass wir beide in diesen Tagen unser Haus bestellen. Ich mache Euch kein Geheimnis daraus: Drei Pfund vergabe ich zur neuen Beschindelung unserer Kirchturmspitze."
"Ich will mich auch nicht als Lump erweisen", versetzte der General, "und werfe testamentarisch ebensoviel aus zur Vergoldung unsers Gockels, dass sich das Tier nicht sch?men muss, auf der neubeschindelten Spitze zu sitzen."
Der Krachhalder schlurfte bed?chtig aus dem vor ihm stehenden Glase, dann sprach er: "Ihr seid kein kirchlicher Mann, aber Ihr seid ein gemeinn?tziger Mann. Erfahret: Die Gemeinde erwartet etwas von Euch."
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