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Words: 76987 in 20 pages

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Wenn dann Direktor Hugo Weinschenk, versp?tet wie immer, denn er war mit Gesch?ften ?berh?uft, den Saal betrat und, mit balancierenden F?usten sich ungew?hnlich lebhaft in der Taille seines Gehrockes wiegend, zu seinem Platze schritt, wobei seine Unterlippe unter dem schmalen Schnurrbart mit keckem Ausdruck hinabhing, so verstummte das Gespr?ch, so lagerte sich eine peinliche, schw?le Stille ?ber der Tafel, bis der Senator allen aus der Verlegenheit half, indem er ganz leichthin und als handle es sich um irgendein Gesch?ft, sich bei dem Direktor nach dem Stande der Angelegenheit erkundigte. Und Hugo Weinschenk antwortete, die Sachen st?nden sehr gut, sie st?nden, wie das nicht anders m?glich sei, vortrefflich ... worauf er leicht und fr?hlich von etwas anderem sprach. Er war viel aufger?umter als fr?her, liess seine Augen mit einer gewissen wilden Unbefangenheit umherschweifen und fragte viele Male, ohne Antwort zu erhalten, nach dem Befinden von Gerda Buddenbrooks Geige. ?berhaupt plauderte er viel und munter, und unangenehm war nur der Umstand, dass er in seinem Freimut nicht immer gen?gend nach seinen Worten sah und vor ?berm?ssig guter Laune hie und da Geschichten vorbrachte, die nicht ganz am Platze waren. Eine Anekdote zum Beispiel, die er erz?hlte, handelte von einer Amme, welche die Gesundheit des ihr anvertrauten Kindes dadurch beeintr?chtigt hatte, dass sie an Bl?hungen litt; in einer Weise, die er ohne Zweifel f?r humoristisch hielt, ahmte er den Hausarzt nach, der gerufen hatte: >>Wer stinkt hier so! Wer ist es, der hier so stinkt!>Thomasich bitte dich ... ich verstehe nichts. Was soll ich von der Sache halten!>Ja, meine liebe Mutter ... Was l?sst sich da sagen! Dass alles ganz in Ordnung ist, muss man leider bezweifeln. Aber dass Weinschenk in dem Umfange schuldig ist, wie gewisse Leute es wollen, halte ich ebenfalls f?r unwahrscheinlich. Es gibt im Gesch?ftsleben moderneren Stiles etwas, was man Usance nennt ... Eine Usance, verstehst du, das ist ein Man?ver, das nicht ganz einwandfrei ist, sich nicht ganz mit dem geschriebenen Gesetze vertr?gt und f?r den Laienverstand schon unredlich aussieht, das aber dennoch nach stillschweigender ?bereinkunft in der Gesch?ftswelt gang und g?be ist. Die Grenzlinie zwischen Usance und Schlimmerem ist sehr schwer zu ziehen ... Einerlei ... Wenn Weinschenk sich vergangen hat, so hat er es h?chstwahrscheinlich nicht ?rger getrieben als viele seiner Kollegen, die ungestraft davongekommen sind. Aber ... f?r einen g?nstigen Ausgang des Prozesses stehe ich deshalb durchaus nicht. Vielleicht w?rde er in einer grossen Stadt freigesprochen werden; aber hier, wo alles auf Cliquenwesen und pers?nliche Motive hinausl?uft ... Das h?tte er bei der Wahl seines Verteidigers besser bedenken sollen. Wir haben hier in der Stadt keinen hervorragenden Anwalt, keinen eminenten Kopf mit ?berlegenem und ?berzeugendem Rednertalent, der mit allen Hunden gehetzt und in den bedenklichsten Sachen versiert w?re. Daf?r aber h?ngen unsere Herren Juristen untereinander zusammen, sie sind einander verbunden durch gemeinsame Interessen, durch Mittagessen, wom?glich durch Verwandtschaft, und haben aufeinander R?cksicht zu nehmen. Meiner Ansicht nach w?re es klug gewesen, wenn Weinschenk einen hier ans?ssigen Advokaten genommen h?tte. Aber was hat er getan? Er hat es f?r n?tig befunden -- ich sage f?r n?tig befunden, und das gibt zuletzt ?ber sein gutes Gewissen zu denken --, sich einen Verteidiger aus Berlin zu verschreiben, den Doktor Breslauer, einen rechten Teufelsbraten, einen geriebenen Redner, einen raffinierten Rechtsvirtuosen, dem der Ruhm vorangeht, soundso vielen betr?gerischen Bankerottiers am Zuchthause vorbeigeholfen zu haben. Der wird nun ohne Zweifel die Sache gegen ein sehr grosses Honorar mit ebenso grosser Schlauheit f?hren ... Aber ob das von Nutzen sein wird? Ich sehe es kommen, dass unsere wackeren Rechtsgelehrten sich mit H?nden und F?ssen dagegen str?uben werden, sich von dem fremden Herrn imponieren zu lassen, und dass der Gerichtshof f?r Doktor Hagenstr?ms Plaidoyer ein sehr viel willigeres Ohr haben wird ... Und die Zeugen? Was sein eigenes Gesch?ftspersonal betrifft, so glaube ich nicht, dass es ihm besonders liebevoll zur Seite stehen wird. Das, was wir Wohlwollenden -- und, ich glaube, auch er selbst -- seine rauhe Aussenseite nennen, hat ihm nicht viel Freunde gemacht ... Kurz, Mutter, mir ahnt Arges. Es w?re ja schlimm f?r Erika, wenn es ein Ungl?ck g?be, aber am wehesten sollte es mir um Tony tun. Siehst du, sie hat ja recht, wenn sie sagt, dass Hagenstr?m die Sache mit Genugtuung in die Hand genommen hat. Sie geht uns alle an, und ein schm?hlicher Ausgang w?rde uns insgesamt betreffen, denn Weinschenk geh?rt einmal zur Familie und sitzt an unserem Tische. Was mich angeht, ich komme dar?ber hinweg. Ich weiss, wie ich mich zu benehmen habe. Ich muss in der ?ffentlichkeit der Sache ganz fremd gegen?berstehen, darf nicht die Verhandlungen besuchen -- obgleich Breslauer mich interessieren w?rde -- und darf mich, schon um mich vor dem Vorwurf irgendwelcher Beeinflussungsgel?ste zu wahren, ?berhaupt um nichts bek?mmern. Aber Tony? Ich mag nicht ausdenken, wie traurig eine Verurteilung f?r sie w?re. Man muss h?ren, wie aus ihren lauten Protesten gegen Verleumdung und neidische Intrigen die Angst herausklingt ... die Angst, nach allem Malheur, das sie erduldet, auch dieser letzten, ehrenvollen Position, des w?rdigen Hausstandes ihrer Tochter noch verlustig zu gehen. Ach, pass auf, sie wird immer lauter Weinschenks Unschuld beteuern, je mehr sie zu Zweifeln daran gedr?ngt werden wird ... Aber er kann ja auch unschuldig sein, gewiss, ganz unschuldig sein ... Wir m?ssen es abwarten, Mutter, und ihn und Tony und Erika taktvoll behandeln. Aber mir ahnt nichts Gutes ...>Mein Gott, du fieberst ja, Mutter!>Alles kann doch ganz gem?tlich vonstatten gehen.>Zu Jesu Ehren ... Und dann mein lieber seliger Jean ...>Wirklich? Das m?chten wir denn doch f?rs erste noch bezweifeln


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