Read Ebook: Alaeddin und die Wunderlampe aus Tausend und eine Nacht by Moreck Curt Staeger Ferdinand Illustrator
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Ebook has 309 lines and 39145 words, and 7 pages
Illustrator: Ferdinand Staeger
Alaeddin und die Wunderlampe
Von diesem Werk erschien eine numerierte Vorzugsausgabe in 250 numerierten Exemplaren auf imitiert Japanpapier mit einer Original-Radierung, die auf echt Japan hergestellt ist
Alaeddin und die Wunderlampe
Aus Tausend und eine Nacht
mit 11 Vollbildern u. der Buchausstattung von F. Staeger. Hugo Schmidt Verlag M?nchen
Alaeddin und die Wunderlampe
Mustafa war der Name eines Schneiders, der in einer sehr reichen und grossen Hauptstadt Chinas lebte. Dieser Mustafa war sehr arm, und seine Arbeit warf kaum so viel ab, dass er, seine Frau und ein Sohn davon leben konnten.
Die Erziehung dieses Sohnes, welcher Alaeddin hiess, war sehr vernachl?ssigt worden, so dass er allerhand lasterhafte Neigungen angenommen hatte. Er war boshaft, halsstarrig und ungehorsam gegen Vater und Mutter. Kaum war er ein wenig herangewachsen, so konnten ihn seine Eltern nicht mehr im Hause zur?ckhalten. Er ging schon am fr?hen Morgen aus und tat den ganzen Tag nichts, als auf den Strassen und ?ffentlichen Pl?tzen mit kleinen Tagdieben spielen.
Als er ein Handwerk erlernen sollte, nahm ihn sein Vater in seine Bude und fing an, ihn in der Handhabung der Nadel zu unterrichten. Allein weder gute Worte noch Drohungen vermochten den flatterhaften Sinn des Sohnes zu fesseln. Kaum hatte Mustafa ihm den R?cken gekehrt, so entwischte Alaeddin und liess sich den ganzen Tag nicht wieder sehen. Der Vater z?chtigte ihn, aber Alaeddin war unverbesserlich, und Mustafa musste ihn mit grossem Bedauern zuletzt seinem liederlichen Leben ?berlassen. Dies verursachte ihm grosses Herzeleid, und der Kummer zog ihm eine hartn?ckige Krankheit zu, an der er nach einigen Monaten starb.
Alaeddins Mutter machte darauf alles zu Geld, um davon, und von dem Wenigen, was sie mit Baumwollespinnen erwarb, mit ihrem Sohne leben zu k?nnen.
Alaeddin, der jetzt nicht mehr durch die Furcht vor seinem Vater in Schranken gehalten wurde, bek?mmerte sich nicht um seine Mutter. Er suchte noch mehr als zuvor junge Leute von seinem Alter auf und spielte mit ihnen unaufh?rlich noch leidenschaftlicher als bisher. Diesen Lebenswandel setzte er bis in sein f?nfzehntes Jahr fort.
Eines Tags, als er nach seiner Gewohnheit mit einem Haufen Gassenjungen auf einem freien Platze spielte, ging ein Fremder vor?ber, der stehen blieb und ihn ansah. Dieser Fremde war ein ber?hmter Zauberer, und die Geschichtschreiber, welche uns diese Erz?hlung aufbewahrt haben, nennen ihn den afrikanischen Zauberer. Wir wollen ihn gleichfalls mit diesem Namen bezeichnen, um so mehr, da er wirklich aus Afrika stammte und erst seit zwei Tagen angekommen war.
Sei es nun, dass der afrikanische Zauberer, der sich auf Physiognomien verstand, in Alaeddins Gesicht alles bemerkte, was zur Ausf?hrung des Planes, der ihn hierhergef?hrt, notwendig war, oder mochte er einen andern Grund haben, genug, er erkundigte sich, ohne dass es jemandem auffiel, nach seiner Familie, seinem Stande und seinen Neigungen. Als er von allem, was er w?nschte, geh?rig unterrichtet war, ging er auf den jungen Menschen zu, nahm ihn einige Schritte von seinen Kameraden beiseite und fragte ihn: >>Mein Sohn, ist dein Vater nicht der Schneider Mustafa?<< - >>Ja, lieber Herr,<< antwortete Alaeddin, >>aber er ist schon lange tot.<<
Bei diesen Worten fiel der afrikanische Zauberer Alaeddin um den Hals, umarmte ihn und k?sste ihn zu wiederholten Malen mit Tr?nen in den Augen und seufzend. Alaeddin bemerkte diese Tr?nen und fragte, warum er weine. >>Ach, mein Sohn!<< rief der afrikanische Zauberer, >>wie k?nnte ich mich da enthalten! Ich bin dein Oheim und dein Vater war mein geliebter Bruder. Schon mehrere Jahre bin ich auf der Reise, und in dem Augenblick, da ich hier anlange, voll Hoffnung, ihn wiederzusehen und durch meine R?ckkehr zu erfreuen, sagst du mir, dass er tot ist!<<
Er fragte hierauf Alaeddin, indem er seinen Beutel herauszog, wo seine Mutter wohne. Alaeddin erteilte ihm sogleich Auskunft und der afrikanische Zauberer gab ihm eine Hand voll kleines Geld mit den Worten: >>Mein Sohn, gehe schnell zu deiner Mutter, gr?sse sie von mir und sage ihr, dass ich, wofern es meine Zeit erlaubt, sie morgen besuchen werde, um mir zum Trost den Ort zu sehen, wo mein lieber Bruder so lange gelebt und seine Tage beschlossen hat.<<
Sobald der afrikanische Zauberer den Neffen, den er sich soeben selbst geschaffen, verlassen hatte, lief Alaeddin voll Freude zu seiner Mutter. >>M?tterchen,<< sagte er, >>ich bitte dich, sage mir, ob ich einen Oheim habe.<< - >>Nein, mein Sohn,<< antwortete die Mutter, >>du hast keinen Oheim, weder von seiten deines seligen Vaters noch von der meinigen.<< - >>Und doch,<< fuhr Alaeddin fort, >>habe ich soeben einen Mann gesehen, der sich f?r meinen Oheim von v?terlicher Seite ausgab und versicherte, dass er der Bruder meines Vaters sei. Er hat sogar geweint und mich umarmt, als ich ihm sagte, dass mein Vater tot w?re. Zum Beweis, dass ich die Wahrheit sage, sieh, was er mir geschenkt hat. Er hat mir ?berdies aufgegeben, dich in seinem Namen zu gr?ssen und dir zu sagen, dass er dir morgen seine Aufwartung machen wird, um das Haus zu sehen, wo mein Vater gelebt hat und gestorben ist.<<
>>Mein Sohn,<< antwortete die Mutter, >>es ist wahr, dein Vater hatte einen Bruder; aber er ist schon lange tot und ich habe ihn nie sagen geh?rt, dass er noch einen andern h?tte.<<
Damit wurde das Gespr?ch ?ber den afrikanischen Zauberer abgebrochen.
Den andern Tag n?herte sich dieser zum zweitenmal Alaeddin, als er auf einem andern Platze in der Stadt mit anderen Kindern spielte. Er umarmte ihn, wie tags zuvor und dr?ckte ihm zwei Goldst?cke in die Hand mit den Worten: >>Mein Sohn, bring dies deiner Mutter, sage ihr, ich werde sie auf den Abend besuchen, und sie m?ge daf?r etwas zum Nachtessen kaufen, damit wir zusammen speisen k?nnen. Zuvor aber sage mir, wie ich das Haus finden kann.<< Alaeddin bezeichnete es ihm und der afrikanische Zauberer liess ihn gehen.
Alaeddin brachte die zwei Goldst?cke seiner Mutter. Sie ging, das Geld zu verwenden, kam mit gutem Mundvorrate zur?ck, und da es ihr an den n?tigen Tischger?ten fehlte, entlehnte sie dieselben von ihren Nachbarinnen. Sie brachte den ganzen Tag mit Vorbereitungen zu und als alles fertig war, sagte sie zu Alaeddin: >>Mein Sohn, dein Oheim weiss vielleicht unser Haus nicht, gehe ihm entgegen und f?hre ihn hierher, wenn du ihn siehst,<< als man an die T?re klopfte. Alaeddin ?ffnete und erkannte den Afrikaner, der mit mehreren Weinflaschen und Fr?chten von allerlei Gattungen hereintrat.
Nachdem der afrikanische Zauberer seinen Beitrag Alaeddin eingeh?ndigt hatte, begr?sste er die Mutter und bat sie, ihm die Stelle auf dem Sofa zu zeigen, wo sein Bruder Mustafa gew?hnlich gesessen sei. Sie zeigte ihm dieselbe. Nun warf er sich sogleich zur Erde, k?sste die Stelle und rief mit Tr?nen in den Augen: >>Armer Bruder, wie ungl?cklich bin ich, dass ich nicht zeitig genug gekommen bin, um dich vor deinem Tode noch einmal zu umarmen!<< So sehr ihn nun auch Alaeddins Mutter bat, so wollte er sich doch nicht auf diesen Platz setzen. >>Nein,<< sagte er, >>ich werde mich wohl h?ten, aber erlaube, dass ich mich gegen?ber setze, damit ich, wenn mir auch das Vergn?gen versagt ist, ihn pers?nlich als Vater einer mir so teuren Familie zu sehen, mir wenigstens einbilden kann, er sitze noch dort.<< Alaeddins Mutter drang nun nicht weiter in ihn und liess ihn Platz nehmen, wo er Lust hatte.
Als der afrikanische Zauberer sich da gesetzt hatte, wo es ihm am besten behagte, fing er ein Gespr?ch mit Alaeddins Mutter an: >>Meine liebe Schwester,<< sagte er, >>wundere dich nicht, dass du w?hrend der ganzen Zeit, da du mit meinem Bruder Mustafa verheiratet warst, mich nie gesehen hast. Es sind schon vierzig Jahre, dass ich dieses Land verlassen habe. Seitdem habe ich Reisen nach Indien, Persien, Arabien, Syrien und ?gypten gemacht, mich in den sch?nsten St?dten dieser L?nder aufgehalten und bin dann nach Afrika gegangen, wo ich einen l?ngeren Aufenthalt nahm. Da es indes dem Menschen angeboren ist, sein Heimatland, so wie seine Eltern und Jugendgespielen, auch in der weitesten Ferne nie aus dem Ged?chtnis zu verlieren, so hat auch mich ein so gewaltiges Verlangen ergriffen, mein Vaterland wieder zu sehen und meinen geliebten Bruder zu umarmen, jetzt, da ich noch Kraft und Mut zu einer so langen Reise in mir f?hle, dass ich ohne weiteren Aufschub meine Vorbereitungen traf und mich auf den Weg machte. Ich sage dir nichts von der L?nge der Zeit, die ich dazu brauchte, noch von den Hindernissen, die mir aufstiessen, noch von all den Beschwerden und M?hsalen, die ich ?berstehen musste, um hierherzukommen. Ich sage dir bloss, dass mich auf allen meinen Reisen nichts so tief gekr?nkt und geschmerzt hat, als die Nachricht von dem Tode eines Bruders, den ich immer mit echt br?derlicher Freundschaft geliebt hatte. Ich bemerkte einige Z?ge von ihm auf dem Gesicht meines Neffen, deines Sohnes, und dies machte, dass ich ihn aus all den ?brigen Kindern, bei denen er war, herausfand. Er hat dir vielleicht erz?hlt, wie sehr die traurige Nachricht vom Tode meines Bruders mich ergriff. Indes, was Gott tut, das ist wohlgetan; ich tr?ste mich, ihn in seinem Sohne wiederzufinden, der so auffallende ?hnlichkeit mit ihm hat.<<
Als der afrikanische Zauberer sah, dass Alaeddins Mutter bei der Erinnerung an ihren Mann ger?hrt wurde und aufs neue in Schmerz versank, brach er das Gespr?ch ab, wandte sich zu Alaeddin und fragte ihn um seinen Namen. - >>Ich heisse Alaeddin,<< antwortete dieser. - >>Nun gut, Alaeddin,<< fuhr der Zauberer fort, >>womit besch?ftigst du dich? Verstehst du ein Gewerbe?<<
Bei dieser Frage schlug Alaeddin die Augen nieder und geriet in Verlegenheit. Seine Mutter aber nahm das Wort und sagte: >>Alaeddin ist ein Taugenichts. Sein Vater hat, so lang er lebte, alles m?gliche getan, um ihn sein Gewerbe zu lehren; allein er konnte seinen Zweck nicht erreichen, und seit er tot ist, streicht er, trotz meinen t?glichen Ermahnungen, die ganze Zeit auf den Strassen herum und spielt mit Kindern, wie du gesehen hast, ohne zu bedenken, dass er kein Kind mehr ist; wenn du ihn deshalb nicht besch?mst und er sich diese Ermahnung nicht zunutzen macht, so gebe ich alle Hoffnung auf, dass jemals etwas aus ihm wird. Er weiss, dass sein Vater kein Verm?gen hinterlassen hat, und sieht selbst, dass ich mit meinem Baumwollespinnen den ganzen Tag ?ber kaum das Brot f?r uns beide verdienen kann. Ich bin entschlossen, ihm n?chster Tage einmal die T?re zu verschliessen und ihn fortzuschicken, dass er sich seine Unterkunft anderswo suchen kann.<<
Als Alaeddins Mutter unter vielen Tr?nen so gesprochen hatte, sagte der afrikanische Zauberer zu dem Jungen: >>Das ist nicht gut, mein Neffe, du musst darauf denken, dir selbst fortzuhelfen und einen Lebensunterhalt zu verschaffen. Es gibt ja so viele Gewerbe in der Welt; besinne dich einmal, ob nicht eines darunter ist, zu dem du mehr Neigung hast, als zu den andern. Vielleicht gef?llt dir bloss das deines Vaters nicht und du w?rdest dich besser zu einem andern anschicken; verhehle mir deine Gesinnung hier?ber nicht, ich will ja bloss dein Bestes.<< Als er sah, dass Alaeddin nichts antwortete, fuhr er fort: >>Ist es dir ?berhaupt zuwider, ein Handwerk zu erlernen und willst du ein angesehener Mann werden, so will ich f?r dich eine Bude mit kostbaren Stoffen und feinen Linnenzeugen einrichten; du kannst dann diese Sachen verkaufen, mit dem Gelde, das du daraus l?sest, den Einkauf neuer Waren bestreiten und auf diese Art ein anst?ndiges Unterkommen finden. Frage dich selbst und sage mir offen, was du denkst. Du wirst mich stets bereit finden, mein Versprechen zu halten.<<
Dieses Anerbieten schmeichelte Alaeddin sehr; ein jedes Handwerk war ihm zuwider, um so mehr, da er bemerkt hatte, dass solche Kaufl?den, wovon sein Oheim gesprochen hatte, immer h?bsch und stark besucht und die Kaufleute gut gekleidet und sehr geachtet waren. Er erkl?rte daher dem afrikanischen Zauberer, dass seine Neigung mehr nach dieser Seite gerichtet sei, als nach jeder andern, und dass er ihm zeitlebens f?r die Wohltat danken w?rde, die er ihm erweisen wolle. >>Da dieses Gewerbe dir angenehm ist,<< erwiderte der afrikanische Zauberer, >>so werde ich dich morgen mitnehmen und dich so h?bsch und reich kleiden lassen, wie es sich f?r einen der ersten Kaufleute in dieser Stadt geziemt; ?bermorgen wollen wir dann darauf denken, einen solchen Laden zu errichten, wie ich im Sinn habe.<<
Alaeddins Mutter, die bis jetzt nicht geglaubt hatte, dass der afrikanische Zauberer der Bruder ihres Mannes sei, zweifelte nach solch gl?nzenden Versprechungen nicht mehr daran. Sie dankte ihm f?r seine guten Gesinnungen, und nachdem sie Alaeddin ermahnt hatte, sich der Wohltaten, die sein Oheim ihn hoffen liess, w?rdig zu zeigen, trug sie das Abendessen auf. Die Unterhaltung w?hrend des ganzen Mahles drehte sich immer um denselben Gegenstand, bis endlich der Zauberer bemerkte, dass die Nacht schon weit vorger?ckt war. Er verabschiedete sich von Mutter und Sohn und ging nach Hause.
Am andern Morgen ermangelte der afrikanische Zauberer nicht, sich versprochenermassen bei der Witwe des Schneiders Mustafa wieder einzufinden. Er nahm Alaeddin mit sich und f?hrte ihn zu einem bedeutenden Kaufmann, der bloss ganz fertige Kleider von allen m?glichen Stoffen und f?r Leute jeden Alters und Standes verkaufte. Von diesem liess er sich mehrere zeigen, die f?r Alaeddin passten, und nachdem er die, die ihm am besten gefielen, ausgesucht und die andern, die nicht so sch?n waren, als er w?nschte, zur?ckgelegt hatte, sagte er zu Alaeddin: >>Lieber Neffe, w?hle dir unter all diesen Kleidern dasjenige aus, das dir am besten gef?llt.<< Alaeddin, ?ber die Freigebigkeit seines neuen Oheims ganz entz?ckt, w?hlte eines, und der Zauberer kaufte es ohne zu handeln.
Als Alaeddin sich von Kopf bis zu Fuss so prachtvoll gekleidet sah, dankte er seinem Oheim, und der Zauberer versprach ihm, ihn auch ferner nicht zu verlassen, sondern stets bei sich zu behalten. Wirklich f?hrte er ihn in die besuchtesten Gegenden der Stadt, wo die L?den der reichsten Kaufleute standen, und in der Strasse, wo die L?den mit den sch?nsten Stoffen und der feinsten Leinwand sich befanden, sagte er zu Alaeddin: >>Da du bald auch ein solcher Kaufmann sein wirst, wie diese hier, so ist es gut, wenn du sie besuchst, damit sie dich kennen lernen.<< Er zeigte ihm auch die sch?nsten und gr?ssten Moscheen, und f?hrte ihn in den Chan, wo die fremden Kaufleute wohnten, und an alle diejenigen Orte im Palaste des Sultans, zu denen man freien Zutritt hatte. Endlich, nachdem sie die sch?nsten Gegenden der Stadt miteinander durchstreift hatten, kamen sie in den Chan, wo der Zauberer wohnte. Es waren dort einige Kaufleute, deren Bekanntschaft er seit seiner Ankunft gemacht, und die er ausdr?cklich eingeladen hatte, um sie gut zu bewirten und ihnen seinen angeblichen Neffen vorzustellen.
Das Gastmahl endigte erst am sp?ten Abend. Alaeddin wollte sich von seinem Oheim verabschieden, um nach Hause zur?ckzukehren; aber der afrikanische Zauberer wollte ihn nicht allein gehen lassen und geleitete ihn selbst zu seiner Mutter zur?ck. Als diese ihren Sohn in so sch?nen Kleidern erblickte, war sie ausser sich vor Freude und wollte nicht aufh?ren, Segnungen ?ber das Haupt des Zauberers herabzurufen, der f?r ihren Sohn so viel Geld ausgegeben. >>Grossm?tiger Schwager,<< sagte sie zu ihm, >>ich weiss nicht, wie ich dir f?r deine Freigebigkeit danken soll; aber das weiss ich, dass mein Sohn die Wohltaten, die du ihm erweisest, nicht verdient. Ich f?r meine Person,<< f?gte sie hinzu, >>danke dir von ganzem Herzen und w?nsche dir ein recht langes Leben, um Zeuge von der Dankbarkeit meines Sohnes zu sein, der sie nicht besser an den Tag legen kann, als wenn er sich von deinen guten Ratschl?gen leiten l?sst.<<
>>Alaeddin ist ein guter Junge,<< erwiderte der afrikanische Zauberer; >>er h?rt auf mich und ich glaube, wir k?nnen etwas T?chtiges aus ihm machen. Es tut mir nur leid, dass ich mein Versprechen nicht schon morgen halten kann. Es ist n?mlich Freitag, wo alle L?den verschlossen sind, und man gar nicht daran denken kann, einen zu mieten und mit Waren zu versehen; denn die Kaufleute sinnen an diesem Tage nur auf Vergn?gungen aller Art. Somit werden wir die Sache auf Samstag verschieben m?ssen. ?brigens werde ich ihn morgen wieder mitnehmen und in die G?rten spazieren f?hren, wo sich die sch?ne Welt gew?hnlich einfindet. Er hat vielleicht noch keinen Begriff von den Vergn?gungen, die man dort geniesst; bisher war er immer nur mit Kindern beisammen, jetzt muss er auch erwachsene Menschen sehen.<< Der afrikanische Zauberer verabschiedete sich endlich von Mutter und Sohn und ging. Alaeddin freute sich im voraus sehr auf den Spaziergang. In der Tat war er noch nie vor die Tore gekommen und hatte noch nie die Umgebung gesehen, die sch?n und anmutig war.
Am andern Morgen stand Alaeddin in aller Fr?he auf. Der afrikanische Zauberer bewillkommte ihn aufs freundlichste. >>Wohlan, mein lieber Junge,<< sagte er mit l?chelnder Miene zu ihm, >>heute werde ich dir sch?ne Sachen zeigen.<< Er f?hrte ihn zu einem Tore hinaus, an grossen und sch?nen H?usern, an pr?chtigen Pal?sten vor?ber, von denen jeder einen sehr sch?nen Garten hatte. Bei jedem Palaste, an dem sie vorbeikamen, fragte er Alaeddin, ob er ihm gefiele, und Alaeddin, der ihm gew?hnlich zuvorkam, sagte, sobald er wieder einen andern sah: >>Ach! lieber Oheim, dieser ist noch viel sch?ner als alle bisherigen.<< Indes gingen sie immer weiter, und der listige Zauberer, der dies nur tat, um den Plan, den er im Kopfe hatte, ausf?hren zu k?nnen, nahm Gelegenheit, in einen dieser G?rten zu treten. Er setzte sich neben ein grosses Becken, in das durch einen bronzenen L?wenrachen kristallhelles Wasser sprudelte, und er stellte sich erm?det, damit Alaeddin ebenfalls ausruhen sollte. >>Lieber Neffe,<< sagte er zu ihm, >>du wirst ebenso m?de sein, wie ich; lass uns hier ein wenig ausruhen, um neue Kr?fte zu sammeln.<<
Als sie sich gesetzt hatten, zog der afrikanische Zauberer Kuchen und Fr?chte hervor, die er als Mundvorrat mitgenommen hatte, und breitete sie auf dem Rande des Beckens aus. Er teilte einen Kuchen mit Alaeddin und liess ihn Fr?chte w?hlen. W?hrend dieses kleinen Mahles ermahnte er seinen angeblichen Neffen, sich von dem Umgange mit Kindern loszumachen, dagegen sich an kluge und verst?ndige M?nner anzuschliessen, dieselben anzuh?ren und von ihren Unterhaltungen Nutzen zu ziehen. >>Bald,<< sagte er, >>wirst du ein Mann sein, wie sie, und du kannst dich nicht fr?h genug daran gew?hnen, nach ihrem Beispiele verst?ndige Reden zu f?hren.<< Als sie die kleine Mahlzeit vollendet hatten, setzten sie ihren Spaziergang durch die G?rten fort, die bloss durch schmale Gr?ben getrennt waren. Unvermerkt f?hrte der afrikanische Zauberer Alaeddin ziemlich weit ?ber die G?rten hinaus und durchwandelte mit ihm die Ebene, die ihn allm?hlich in die N?he der Berge leitete.
Alaeddin, der in seinem Leben nie einen so weiten Weg gemacht hatte, f?hlte sich durch diesen Marsch sehr erm?det und sagte: >>Wohin gehen wir denn, lieber Oheim? Wir haben die G?rten schon weit hinter uns und ich sehe nichts mehr als Berge. Wenn wir noch l?nger so fortgehen, so weiss ich nicht, ob ich noch Kr?fte genug haben werde, um in die Stadt zur?ckzukehren.<< - >>Nur den Mut nicht verloren,<< antwortete der falsche Oheim; >>ich will dir noch einen andern Garten zeigen, der alle, die du bis jetzt gesehen hast, weit ?bertrifft; er ist nur ein paar Schritte von da, und wenn wir einmal dort sind, so wirst du selbst sagen, dass es dir sehr leid gewesen w?re, wenn du ihn nicht gesehen h?ttest.<< Alaeddin liess sich ?berreden, und der Zauberer f?hrte ihn noch sehr weit, indem er ihn mit verschiedenen anmutigen Geschichten unterhielt, um ihm den Weg weniger langweilig und die Erm?dung ertr?glicher zu machen.
Endlich gelangten sie zwischen zwei Berge von mittelm?ssiger H?he, die sich ziemlich gleich und nur durch ein schmales Tal getrennt waren. Dies war die merkw?rdige Stelle, wohin der afrikanische Zauberer Alaeddin hatte bringen wollen, um einen grossen Plan mit ihm auszuf?hren, weshalb er von dem ?ussersten Ende Afrikas bis nach China gereist war. >>Wir sind jetzt an Ort und Stelle,<< sagte er zu Alaeddin; >>ich werde dir hier ausserordentliche Dinge zeigen, die allen ?brigen Sterblichen unbekannt sind. W?hrend ich jetzt mit dem Stahl Feuer schlage, h?ufe du hier trockenes Reisig zusammen, damit wir ein Feuer anmachen.<<
Als das Reisig aufloderte, warf der afrikanische Zauberer R?ucherwerk hinein. Dicker Rauch stieg empor, den er bald auf diese, bald auf jene Seite wendete, indem er allerlei Zauberworte sprach, von denen Alaeddin nichts verstand.
In diesem Augenblick erbebte die Erde ein wenig, ?ffnete sich vor dem Zauberer und Alaeddin, und liess einen Stein hervorscheinen, mit einem in der Mitte versiegelten bronzenen Ringe, um ihn daran heraufzuheben. Alaeddin erschrak und wollte die Flucht ergreifen. Allein er war zu dieser geheimnisvollen Handlung notwendig, darum hielt ihn der Zauberer zur?ck, zankte ihn t?chtig aus und gab ihm eine so derbe Ohrfeige, dass er zu Boden fiel. Zitternd rief er: >>Mein Oheim, was habe ich denn getan, dass du mich so grausam schl?gst?<< >>Ich bin dein Oheim, der jetzt Vaterstelle an dir vertritt, und du darfst mir in nichts widersprechen. Aber,<< sagte der Zauberer, >>f?rchte dich nicht, mein Sohn; ich verlange nur, dass du mir gehorchst, wofern du dich der grossen Vorteile, die ich dir zudenke, w?rdig machen und sie nutzen willst.<< Diese sch?nen Versprechungen des Zauberers beruhigten den ?ngstlichen und erz?rnten Alaeddin ein wenig. >>Du hast gesehen,<< fuhr der Zauberer fort, >>was ich durch die Kraft meines Rauchwerks und die Worte, die ich sprach, bewirkt habe. Vernimm jetzt, dass unter diesem Steine ein Schatz verborgen liegt, der f?r dich bestimmt ist und dich dereinst reicher machen wird, als die gr?ssten K?nige der Welt. Dies ist so gewiss wahr, dass keinem Menschen auf der ganzen Welt ausser dir erlaubt ist, diesen Stein anzur?hren oder wegzuheben, um hinein zu gelangen. Ja ich selbst darf ihn nicht ber?hren oder auch nur einen Fuss in dieses Schatzgew?lbe setzen, wenn es ge?ffnet sein wird. Deshalb musst du genau ausf?hren, was ich dir sage.<<
Alaeddin, immer noch voll Verwunderung, vergass alles, was vorgefallen war. >>Nun gut, lieber Oheim,<< sagte er, >>was soll ich tun? Befiehl nur, ich bin bereit zu gehorchen.<< - >>Komm her,<< sagte der afrikanische Zauberer, >>fasse diesen Ring an und hebe den Stein in die H?he.<< - >>Aber Oheim,<< erwiderte Alaeddin, >>ich bin zu schwach, um ihn zu heben: du musst mir helfen.<< - >>Nein,<< versetzte der afrikanische Zauberer, >>du bedarfst meiner Hilfe nicht; du musst ihn allein aufheben. Sprich nur den Namen deines Vaters und deines Grossvaters, wenn du den Ring in die Hand nimmst.<< Alaeddin tat, wie der Zauberer gesagt hatte, hob den Stein mit Leichtigkeit auf und legte ihn beiseite.
Als der Stein weggenommen war, sah er eine drei bis vier Fuss tiefe H?hle mit einer kleinen T?re und Stufen. >>Mein Sohn,<< sprach jetzt der Zauberer, >>habe genau acht auf das, was ich dir nunmehr sagen werde. Steig in diese H?hle hinab und wenn du auf der letzten Stufe bist, so wirst du eine offene T?re finden, die dich in einen grossen gew?lbten Ort f?hren wird, welcher in drei grosse aneinander stossende S?le abgeteilt ist. In jedem derselben wirst du rechts und links vier bronzene Vasen voll Gold und Silber stehen sehen; aber h?te dich wohl, sie anzur?hren. Ehe du in den ersten Saal trittst, hebe dein Kleid in die H?he und schliesse es eng um den Leib. Wenn du drinnen bist, so gehe, ohne dich aufzuhalten, nach dem zweiten und von da in den dritten. Vor allen Dingen h?te dich wohl, den W?nden zu nahe zu kommen oder sie auch nur mit dem Kleide zu ber?hren; denn im Fall du sie ber?hrtest, w?rdest du auf der Stelle sterben. Am Ende des dritten Saales ist eine T?re, die dich in einen mit sch?nen und reich beladenen Obstb?umen bepflanzten Garten f?hren wird. Gehe nur immer geradeaus, und quer durch den Garten wird dich ein Weg zu einer Treppe von f?nfzig Stufen f?hren, auf denen du zu einer Terrasse emporsteigen kannst. Sobald du oben auf der Terrasse bist, wirst du eine Nische vor dir sehen, und in der Nische eine brennende Lampe. Diese Lampe nimm, l?sche sie aus, wirf den Docht samt der brennbaren Fl?ssigkeit auf den Boden, stecke sie dann vorn in den Busen und bringe sie mir. Gel?stet es dich nach den Fr?chten des Gartens, so kannst du davon pfl?cken, so viel du willst; dies ist dir nicht verboten.<<
So sprechend, zog der afrikanische Zauberer einen Ring von seinem Finger und steckte ihn an einen Finger Alaeddins. Dies, sagte er zu ihm, sei ein Verwahrungsmittel gegen alles Ungl?ck, das ihm begegnen k?nnte, wofern er nur seine Vorschriften genau befolgte. >>So gehe denn, mein Sohn,<< f?gte er hinzu, >>steige dreist hinab; dann haben wir beide f?r unser ganzes Leben Geld in Menge.<<
Alaeddin h?pfte leichtf?ssig in die H?hle hinein und stieg die Stufen hinab. Er fand die drei S?le, die ihm der afrikanische Zauberer beschrieben hatte. Ohne zu verweilen ging er durch den Garten, stieg die Terrasse hinan, nahm die brennende Lampe aus der Nische, warf den Docht und die Fl?ssigkeit zu Boden, steckte sie in seinen Busen und ging die Terrasse wieder hinab. Im Garten verweilte er beim Anschauen der Fr?chte. Da gab es weisse, hellleuchtende und wie Kristall durchsichtige; rote, teils dunkel, teils hell; gr?ne, blaue, violette, gelbliche, und so von allen m?glichen Farben. Die weissen waren Perlen, die hellleuchtenden und durchsichtigen Diamanten, die dunkelroten Rubine, die hellroten Ballassrubine, die gr?nen Smaragde, die blauen T?rkise, die violetten Amethyste, die gelblichen Saphire. Und diese Fr?chte waren alle so gross und vollkommen, dass man auf der ganzen Welt nichts ?hnliches gesehen hat. Alaeddin, der ihren Wert nicht kannte, wurde vom Anblick dieser Fr?chte, die nicht nach seinem Geschmack waren, schlecht erbaut; Feigen, Trauben und andere edle Obstarten, die in China gew?hnlich sind, w?ren ihm lieber gewesen. Er war noch nicht in jenem Alter, wo man sich auf dergleichen versteht, und so bildete er sich ein, diese Fr?chte seien bloss gef?rbtes Glas und h?tten keinen andern Wert. Gleichwohl machte ihm die Mannigfaltigkeit der sch?nen Farben und die ausserordentliche Gr?sse und Sch?nheit der Fr?chte Lust, von jeglicher Sorte einige zu pfl?cken. Er nahm daher von jeder Farbe etliche, f?llte damit seine beiden Taschen und zwei ganz neue Beutel, die der Zauberer ihm zugleich mit dem Kleide gekauft hatte; und da die beiden Beutel in seinen Taschen, die schon ganz voll waren, keinen Platz mehr hatten, so band er sie auf jeder Seite an seinen G?rtel. Einige von den Fr?chten h?llte er auch in die Falten seines G?rtels, der von dickem Seidenstoff und doppelt gef?ttert war, und befestigte sie so, dass sie nicht herabfallen konnten; auch vergass er nicht, etliche in den Busen zwischen Kleid und Hemd zu stecken.
Nachdem er sich so, ohne es zu wissen, mit Reicht?mern beladen hatte, trat Alaeddin schnell seinen R?ckzug durch die drei S?le an; stieg da wieder hinauf, wo er herabgestiegen war, und zeigte sich am Eingang der H?hle, wo der Afrikaner ihn mit Ungeduld erwartete. Sobald ihn Alaeddin erblickte, rief er ihm zu: >>Lieber Oheim, ich bitte dich, reich mir die Hand und hilf mir heraus.<< - >>Mein Sohn,<< antwortete der afrikanische Zauberer, >>gib mir zuvor die Lampe, sie k?nnte dir hinderlich sein.<< - >>Verzeih, lieber Oheim,<< sagte Alaeddin, >>sie hindert mich nicht; ich werde sie dir geben, sobald ich oben bin.<< Der afrikanische Zauberer bestand darauf, dass Alaeddin ihm die Lampe einh?ndigen sollte, ehe er ihn aus der H?hle herausz?ge, und Alaeddin, der die Lampe mit all den Fr?chten, die er zu sich gesteckt, verpackt hatte, weigerte sich durchaus, sie ihm zu geben, bevor er aus der H?hle w?re. Da geriet der afrikanische Zauberer vor ?rger ?ber die Widerspenstigkeit des jungen Menschen in schreckliche Wut, warf etwas von seinem Rauchwerk in das Feuer, das er sorgf?ltig unterhalten hatte, und kaum hatte er zwei Zauberworte gesprochen, als der Stein, welcher als Deckel zur Eingangs?ffnung der H?hle diente, sich von selbst wieder, nebst der Erde dar?ber, an seine Stelle r?ckte, so dass alles wieder in denselben Stand kam, wie vor der Ankunft des arabischen Zauberers und Alaeddins.
Der afrikanische Zauberer war in der Tat kein Bruder des Schneiders Mustafa, wof?r er sich ausgegeben hatte, und somit auch nicht Alaeddins Oheim. Er war wirklich aus Afrika geb?rtig, und nachdem er sich etwa vierzig Jahre lang mit Zaubereien, mit der Punktierkunst, mit R?ucheropfern und der Lekt?re von Zauberb?chern besch?ftigt hatte, war er endlich auf die Entdeckung gekommen, dass es eine Wunderlampe in der Welt gebe, deren Besitz ihn m?chtiger als alle K?nige der Erde machen w?rde. Aber obschon die Lampe sich ganz gewiss an dem bewussten Orte befand, so war es ihm doch nicht gestattet, sie selbst zu holen oder pers?nlich in das unterirdische Gew?lbe einzutreten. Es musste ein anderer hinabsteigen und sie ihm einh?ndigen. Deshalb hatte er sich an Alaeddin gewandt, den er f?r einen gef?gigen jungen Burschen und f?r sehr geeignet hielt, ihm den Dienst zu leisten; dabei war er fest entschlossen, sobald er die Lampe in H?nden haben w?rde, die letzte schon erw?hnte R?ucherung zu tun, die Zauberworte auszusprechen, und so den armen Alaeddin seinem Geize und seiner Bosheit aufzuopfern, um an ihm keinen Zeugen zu haben.
Als der afrikanische Zauberer seine grossen und sch?nen Hoffnungen auf immer gescheitert sah, blieb ihm nichts anderes ?brig, als nach Afrika zur?ckzukehren.
Allem Anscheine nach war Alaeddin verloren. Aber derselbe, der ihn auf immer zu verderben glaubte, hatte nicht bedacht, dass er ihm einen Ring an den Finger gesteckt hatte, der zu seiner Rettung dienen konnte. Wirklich wurde Alaeddin durch diesen Ring, dessen Kr?fte er nicht kannte, gerettet.
Alaeddin, der nach so vielen Liebkosungen und Geschenken auf diese Bosheit seines angeblichen Oheims keineswegs gefasst war, befand sich in einer Best?rzung, die sich nicht beschreiben l?sst. Als er sich so lebendig begraben sah, rief er tausendmal seinen Oheim und erkl?rte, dass er ihm die Lampe ja gerne geben wolle; allein sein Rufen war vergeblich. Endlich stieg er wieder die Treppe der H?hle hinab, um in den Garten und ins helle Tageslicht zu gelangen. Aber die Mauer, die sich ihm durch Zauber ge?ffnet, hatte sich indes durch einen neuen Zauber wieder geschlossen. Er tappte vorw?rts, ohne eine T?re zu finden. Nun fing er aufs neue an zu schreien und zu weinen, und setzte sich endlich auf die Stufen der H?hle, ohne Hoffnung, jemals das Tageslicht wieder zu sehen, sondern mit der traurigen Gewissheit, aus dieser Finsternis in jene eines nahen Todes versetzt zu werden.
Zwei Tage blieb Alaeddin in diesem Zustande, ohne zu essen und zu trinken. Endlich am dritten, da er seinen Tod als unvermeidlich betrachtete, hob er die gefalteten H?nde empor und rief mit v?lliger Ergebung in den Willen Gottes aus: >>Es gibt keine Kraft und keine Macht, als bei Gott, dem Allerh?chsten und Gr?ssten!<< W?hrend er so die H?nde gefaltet hatte, rieb er, ohne daran zu denken, an dem Ring, den ihm der Zauberer an den Finger gesteckt hatte, und dessen Kraft er noch nicht kannte. Alsbald stieg vor ihm ein Geist von ungeheurer Gr?sse und f?rchterlichem Ansehen, der mit seinem Kopf das oberste Gew?lbe ber?hrte, wie aus der Erde hervor und sprach folgende Worte zu Alaeddin: >>Was willst du? Ich bin bereit, dir zu gehorchen als dein Sklave und als Sklave aller derer, die den Ring am Finger haben, sowohl ich, als die andern Sklaven des Rings.<<
Zu jeder andern Zeit und bei jeder andern Gelegenheit w?re Alaeddin, der an solche Erscheinungen nicht gew?hnt war, bei dem Anblick einer so ausserordentlichen Gestalt von Schrecken ergriffen worden. Jetzt aber, da er einzig und allein mit der Gefahr besch?ftigt war, in der er schwebte, antwortete er ohne Stocken: >>Wer du auch sein magst, hilf mir aus diesem Orte, wofern es in deiner Macht steht.<< Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als die Erde sich ?ffnete und er sich ausserhalb der H?hle befand, an der Stelle, wohin ihn der Zauberer gef?hrt hatte.
Erst nach und nach gew?hnte er sich an das Tageslicht, und als er um sich blickte, war er sehr ?berrascht, keine ?ffnung in der Erde zu sehen; es war ihm unbegreiflich, auf welche Art er so auf einmal aus ihrem Schosse hervorgekommen war. Nur an dem Flecke, wo das Reisig verbrannt worden war, erkannte er die Stelle wieder, unter der sich die H?hle befand. Als er sich hierauf gegen die Stadt hinwandte, erblickte er sie inmitten der G?rten und erkannte auch den Weg. Diesen wandelte er zur?ck und dankte Gott, dass er sich noch einmal auf der Welt sah, nachdem er bereits die Hoffnung aufgegeben hatte, wieder dahin zur?ckzukommen. So gelangte er zur Stadt und schleppte sich mit vieler M?he bis in seine Wohnung. Als er ins Zimmer seiner Mutter trat, fiel er aus Freude ?ber das Wiedersehen, verbunden mit der von dreit?gigem Fasten herr?hrenden Schw?che, in eine Ohnmacht, die einige Zeit dauerte. Seine Mutter, die ihn bereits als verloren oder als tot beweint hatte, liess es jetzt an keiner Pflege und an keinem Mittel fehlen, ihn wieder zum Leben zu bringen. Endlich erholte er sich und seine ersten Worte waren: >>Liebe Mutter, vor allen Dingen bitte ich dich, gib mir zu essen; ich habe seit drei Tagen nichts ?ber den Mund gebracht.<< Seine Mutter brachte ihm, was sie gerade hatte, setzte es ihm vor und sagte: >>Lieber Sohn, ?bereile dich ja nicht, denn es k?nnte dir schaden; iss ganz langsam und nach deiner Bequemlichkeit, und nimm dich wohl in acht, so heisshungrig du auch bist. Ich w?nsche nicht einmal, dass du mit mir sprechen sollst. Du hast immer noch Zeit, mir deine Schicksale zu erz?hlen, wenn du wieder hergestellt bist. Nach der grossen Betr?bnis bin ich getr?stet, dass ich dich nur wiedersehe.<<
Alaeddin folgte dem Rat seiner Mutter, ass langsam und ruhig, und trank ebenso. Als er fertig war fing er an, seiner Mutter zu erz?hlen, was ihm seit Freitag geschehen war, erz?hlte ausf?hrlich, was er auf seinem Hin- und R?ckwege in den drei grossen S?len, im Garten und auf der Terrasse gesehen, und wie er dort die Wunderlampe geholt habe. Zugleich zog er sie aus seinem Busen und zeigte sie seiner Mutter samt den durchsichtigen und buntfarbigen Fr?chten. Auch gab er ihr die zwei vollen Beutel, aus denen sie sich aber wenig machte. Gleichwohl waren diese Fr?chte Edelsteine, deren sonnenheller Glanz beim Schein der Lampe, welche das Zimmer erhellte, auf ihren grossen Wert h?tte aufmerksam machen sollen; allein Alaeddins Mutter verstand sich auf dergleichen Sachen ebensowenig wie ihr Sohn; weshalb Alaeddin sie hinter eines der Polster des Sofas schob, auf dem er sass.
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