Read Ebook: Aberglauben Sitten und Gebräuche des sächsischen Obererzgebirges: Ein Beitrag zur Kenntnis des Volksglaubens und Volkslebens im Königreich Sachsen by Spiess Moritz
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Ebook has 311 lines and 49477 words, and 7 pages
+ 279. Wenn eins der Brautleute auf dem Wege zur Kirche oder in der Kirche sich umsieht, so l?st sich die Ehe bald wieder , oder die betreffende Person lebt nicht mehr lange , oder die zu hoffenden Kinder bekommen, wenn es die Braut thut, schiefe H?lse , vgl. 483. -- 280. Wenn eines der Brautleute auf dem Wege zur Kirche den Trauring verliert, so wird die Ehe ungl?cklich , vgl. 261, 397 u. 513.
? 29 . + 281. Man erz?hle die Tr?ume nicht n?chtern, denn ist es ein guter Traum, so geht er dann nicht in Erf?llung, w?hrend dagegen der schlechte seine Kraft beh?lt , vgl. 25 u. 397. -- Oder: hat man einen unheilvollen Traum gehabt, so darf man ihn vor Mittag Niemandem erz?hlen, dann wird seine Erf?llung abgewendet , vgl. +Wuttke+ ? 97.
Die Tr?ume w?hrend der Zw?lfn?chte sind bereits ? 6 ~h.~ erw?hnt, sowie auch das Tr?umen in der Andreasnacht ? 16 ~a.
B.~ Wahrsagungskunst.
? 30 . Das +einfache+ Loos, welches nur bejahend oder verneinend antwortet.
? 31 Enth?llungen der Zukunft mit speciellerem Inhalt.
? 32 . Hierbei sucht man durch gewisse den Schein des Geheimnissvollen und Magischen an sich tragende Mittel und Wege die Zukunft zu enth?llen. -- Die folgenden Anf?hrungen machen auf Vollst?ndigkeit um so weniger Anspruch, als gerade derartige Dinge von den sogenannten Wissenden m?glichst verborgen gehalten werden.
+ 318. Am Weihnachtsabend oder am Sylvester sieht man in die Esse; erblickt man dort einen Sarg, so stirbt im folgenden Jahre Jemand aus der Familie , vgl. 530.
An das Gebiet der Zauberei streift die Wahrsagerei, zu deren Ausf?hrung man sich auf das geheimnissvolle Gebiet der +Kreuzwege+ begiebt, deren Bedeutung wohl aus dem unheimlichen Gef?hl der Rathlosigkeit stammt, welches den der Gegend unkundigen Wanderer, besonders in der Nacht, an einem Kreuzwege bef?llt . Dort halten Abends die Hexen ihre Sitzungen , man tritt also damit unter den Einfluss dieser Dienerinnen des Teufels, ?hnlich wie bei dem Horchen an einem Astloch, vgl. 163.
Zu den Zauberwahrsagereien geh?ren auch alle, die mit +Erbsachen+ -- vom Vater und Grossvater ererbt -- vorgenommen werden. Es liegt diesem Aberglauben der ?cht deutsche Sinn zu Grunde, dass solch ein Erbst?ck Liebe und Interesse f?r das Haus habe, gleichsam Tr?ger oder Organ der das Haus sch?tzenden Ahnengeister sei. Der Erbschl?ssel vertritt das Recht des Hausbesitzes, der Erbzaun den Besitz des ganzen Geh?ftes. Daher das erfolgreichere Bleigiessen durch einen Erbschl?ssel und das R?tteln eines Erbzaunes am Andreasabend, vgl. 162, 303, 305 ~a~, 326, 430 u. 442.
Der Wahrsagereien durch +klopfende Tische+ und durch vermeintliche +Somnambulen+ gedenken wir nur beil?ufig. Jene spielten namentlich 1853 und folgende Jahre eine nicht unwichtige Rolle auch im Gebirge und diese tauchen von Zeit zu Zeit mit mehr oder weniger Zulauf je nach ihrer Geschicklichkeit hie und da auf.
Zweites Kapitel.
Die ?bernat?rliche Einwirkung auf das eigene und auf das fremde Geschick, die Zauberei.
? 33 . Die Zauberei ist nicht allezeit gleich wirksam, sondern hat ihre besonderen +Zeiten+. Die verh?ngnissvollen Schicksalszeiten, wie die Zw?lfn?chte, Ostern, Walpurgis, Johannis, Andreas u. s. w. sind auch zum Zaubern die geeignetsten. Der Mondwechsel kommt auch hier in Betracht und von den Tageszeiten ist die Morgen- oder Abendd?mmerung , am Johannistage die Mittagsstunde, sonst aber allgemein die Mitternachtsstunde , die eigentliche Geisterstunde, die wichtigste.
Die Zauberei ist nicht ?berall gleich wirksam, sondern hat oft auch ihre besonderen +Orte+, namentlich die Kreuzwege und die Kirchh?fe oder sie weiht sich ihre Orte durch besondere Zauberk?nste.
Die meisten Zaubereien m?ssen +schweigend+ geschehen und auch da, wo Worte n?thig sind, wie bei Besprechungen und dergl., sollen sie mit leisem Murmeln gesprochen werden.
Auch die +Zahlen+ sind zu beachten. Die geeignetsten sind drei, sieben, neun, ?berhaupt alle ungeraden Zahlen.
Endlich gilt die +linke+ Seite, sowohl an dem Menschen selbst, wie ausser ihm, f?r zauberkr?ftiger, als die rechte.
? 34 . Die +Zaubermittel+ theilen sich in vier Klassen . Man zaubert durch gesprochene oder vielmehr gemurmelte Worte , durch niedergeschriebene Formeln, durch gewisse Th?tigkeiten oder Handlungen und durch sogenannte Zauberdinge.
Die Anweisung zum Zaubern muss man sich entweder durch m?ndliche Belehrung seitens der ,,Wissenden" zu verschaffen suchen oder man kann sich aus den mehr oder minder geheim gehaltenen +Zauberschriften+ unterrichten. Das N?here ?ber diese Literatur s. bei +Wuttke+, ? 108.
? 35 . Die Zauberei durch Worte, durch sogenannte Beschw?rungsformeln, geschieht in leisem, murmelndem Ton . Die Formeln sind oft gereimt und nicht selten mit christlichen Redensarten verziert.
? 36 . Geschriebene Zauberformeln, Amulette sch?tzen gegen feindliche M?chte. Man schreibt sie entweder auf den bedrohten Gegenstand oder h?ngt sie diesem oder sich selbst um, nachdem man dieselben auf einen Zettel geschrieben.
? 37 . Zu der Zauberei durch gewisse Th?tigkeiten der Sinneswerkzeuge oder durch Handlungen rechnen wir den sogenannten ,,+b?sen Blick+" mit verderblicher, das +Anhauchen+ und +Anspucken+ mit heilsamer Wirkung; ferner geh?rt das dreimalige +Herumgehen+ oder +Herumreiten+ um einen Gegenstand dazu.
Oft kommt auch das +Stehlen+ als eine den Zauber mit bedingende Handlung vor, indem manche Dinge nur dann den Zauber aus?ben, wenn sie gestohlen sind. Das ist der Gegensatz zu dem Aberglauben, der sich auf Erbsachen gr?ndet und zu der Sitte, nichts ganz umsonst weg zu geben .
Andererseits wird wieder vorgeschrieben, dass gewisse Dinge zauberkr?ftig sind, wenn man dieselben +erbettelt+ oder ohne abzuhandeln +gekauft+ hat.
Den Handlungen sind auch beizuz?hlen die als ,,+Sympathie+" bezeichneten Zaubermittel, wobei die Krankheit auf einen anderen Gegenstand ?ber- und abgeleitet wird, dieser also in die ,,Mitleidenheit" gezogen wird.
Spuren von +Opfern+, die ebenfalls unter den Begriff einer Handlung fallen, finden sich vereinzelt.
+ 330. Wenn man Aepfel oder Birnen sch?ttelt, l?sst man einen Apfel oder eine Birne h?ngen, damit der Baum wieder trage , vgl. 465. -- Dieser Gebrauch beruht wohl auf einem dem Wodan geweihten Dank.
? 38 . Zauberdinge sind Gegenst?nde, mit denen man ?bernat?rliche Wirkungen hervorzubringen meint. Sie haben diese Bedeutung meist noch aus dem deutschen Heidenthum, hie und da im Laufe der Zeit mit christlichen Elementen durchsetzt. Die wenigsten derselben haben an und f?r sich eine Zauberkraft, sondern erst unter gewissen ?rtlichen und zeitlichen Bedingungen, vgl. ? 33. Wir theilen diese Zauberdinge, ?hnlich wie die Schicksalszeichen in Natur- und Kunstprodukte, sowie in vom menschlichen K?rper oder aus dem Kreis der kirchlich-religi?sen Gegenst?nde genommene Mittel.
~A.~ Naturerscheinungen und Naturprodukte.
~a.~ Das +Wasser+ am Gr?ndonnerstag, Charfreitag und zu Ostern, vgl. 89 ff. u. 498.
~c.~ Der +Regen+. 332. Mairegen bef?rdert das Wachsthum der Kinder, wenn sie mit unbedecktem Kopfe sich demselben aussetzen , vgl. 453.
~g.~ Die +Tanne+ . Beim Wintersonnenwendefest verwendete man namentlich die immergr?nen Zweige der Tanne, daher noch unsere Christb?ume. Vgl. auch 95, 155, 573 u. +Rochholz+, Weihnachten, Aufsatz in der illustrirten Zeitung, 1860 Nr. 912.
~h.~ +Hollunderzweige+ und +Weidenruthen+ sch?tzen am Walpurgis vor Hexen, vgl. 133. Die Weide galt den alten Deutschen ebenfalls als ein geweihter Baum . +Haselstrauch+, vgl. ? 23 ~o~.
~m.~ +Hirse+, vgl. ? 23 ~q~. -- ~n.~ +Kornbl?the.+ 338. Wenn man das Korn zum erstenmal im Jahre bl?hen sieht, soll man die Bl?the von drei Aehren und zwar im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes essen, so sticht Einem keine Otter und man nimmt ?berhaupt keinen Schaden , 398, 436 u. 445.
~o.~ +Frischer Rasen+, vgl. 137. -- ~p.~ +Nusskern+, +Safran+, +Weihrauch+, +Salz+, +Kreide+ u. s. w. sind dem Vieh heilsam und bef?rdern den Milchertrag, namentlich an Weihnachten und wenn die Thiere Junge bekommen haben, vgl. 16, 76 u. 96.
~r.~ Der +Rabe+, vgl. ? 22 f. u. 116. -- ~s.~ Die +Kr?te+, von den Hexen zu Gifttr?nken verwendet, galt wohl auch als Maske des Teufels, vgl. 115, 351 u. 354. -- ~t.~ +Eier+, vgl. 110, 141, 143 u. 487.
~B.~ Kunstprodukte.
~a.~ Der +Schl?ssel+. + 340. Ein Schl?ssel, ?ber den man Walpurgis das Vieh hinwegtreibt, sch?tzt gegen Behexung desselben .
~C.~ Der menschliche K?rper und seine Theile.
Einen besonderen Kreis von Zaubermitteln bilden Theile des menschlichen K?rpers, wie Blut, N?gel, Haare u. s. w., namentlich auch von Hingerichteten. Ebenso kn?pft sich mancherlei Aberglaube an Leichen an und was mit ihnen in Zusammenhang steht, vgl. 101 u. 114.
~D.~ Christlich-kirchliche Dinge.
~A.~ Die Bosheits-Zauberei.
? 39 . Der Zweck dieser Zauberei ist zun?chst Anstiften des B?sen aus Lust am B?sen und sie beruht in ihrem letzten Grunde auf der Ansicht eines B?ndnisses mit dem Teufel.
Auf solchem B?ndniss mit dem Satan beruht die vermeintliche Macht der +Hexen+.
Die gew?hnlichste und einfachste Weise des Behexens bei Menschen und Vieh ist das ,,+Beschreien+."
Die Hexen richten auch sonst, wie und wo sie k?nnen, Schaden an. Doch fehlt es auch anderer Seits nicht an Schutzmitteln dagegen.
Eine besondere Art des Behexens ist das sogenannte +Alpdr?cken+:
+ 364. Wenn man den Alp zum Kaffee f?r den andern Morgen einladet, so geht er fort , vgl. 440 u. ? 47. -- Aehnlich bei +Wuttke+, ? 193, der noch hinzuf?gt: ,,er kommt dann, um das Versprochene zu empfangen, meist in der Gestalt eines Bettlers oder eines Bettelweibes."
Auf dem Glauben an ein Satansb?ndniss beruht auch das Gerede von dem +Drachen+, den manche Leute haben sollen und der ihnen Geld und andere Gegenst?nde zutr?gt, die er anders wo geraubt hat.
+ 365. Der Teufel f?hrt bei solchen Leuten von Zeit zu Zeit in Gestalt eines Drachen zur Feueresse herein. Man muss ihm dann eine Sch?ssel Hirsebrei auf den Oberboden setzen. Er verzehrt den Brei und legt statt dessen Geld in die Sch?ssel . Ein solches Geldst?ck, welches der Drache gebracht hat, kommt stets wieder, wenn es ausgegeben worden ist. Thut es dagegen der Empf?nger in ein Glas, das er mit einem Deckel, auf den er einen Kreis mit Kreide beschreibt und innerhalb desselben die Kreide liegen l?sst, verwahrt hat, so muss es bleiben , vgl. 444 u. ? 47.
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