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Words: 45762 in 4 pages

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Jakob von Gunten

Ein Tagebuch

von

Robert Walser

Bruno Cassirer Berlin

Man lernt hier sehr wenig, es fehlt an Lehrkr?ften, und wir Knaben vom Institut Benjamenta werden es zu nichts bringen, d. h., wir werden alle etwas sehr Kleines und Untergeordnetes im sp?teren Leben sein. Der Unterricht, den wir geniessen, besteht haupts?chlich darin, uns Geduld und Gehorsam einzupr?gen, zwei Eigenschaften, die wenig oder gar keinen Erfolg versprechen. Innere Erfolge, ja. Doch was hat man von solchen? Geben einem innere Errungenschaften zu essen? Ich m?chte gern reich sein, in Droschken fahren und Gelder verschwenden. Ich habe mit Kraus, meinem Schulkameraden, dar?ber gesprochen, doch er hat nur ver?chtlich die Achsel gezuckt und mich nicht eines einzigen Wortes gew?rdigt. Kraus besitzt Grunds?tze, er sitzt fest im Sattel, er reitet auf der Zufriedenheit, und das ist ein Gaul, den Personen, die galoppieren wollen, nicht besteigen m?gen. Seit ich hier im Institut Benjamenta bin, habe ich es bereits fertiggebracht, mir zum R?tsel zu werden. Auch mich hat eine ganz merkw?rdige, vorher nie gekannte Zufriedenheit angesteckt. Ich gehorche leidlich gut, nicht so gut wie Kraus, der es meisterlich versteht, den Befehlen Hals ?ber Kopf dienstfertig entgegenzust?rzen. In einem Punkt gleichen wir Sch?ler, Kraus, Schacht, Schilinski, Fuchs, der lange Peter, ich usw., uns alle, n?mlich in der vollkommenen Armut und Abh?ngigkeit. Klein sind wir, klein bis hinunter zur Nichtsw?rdigkeit. Wer eine Mark Taschengeld hat, wird als ein bevorzugter Prinz angesehen. Wer, wie ich, Zigaretten raucht, der erregt ob der Verschwendung, die er treibt, Besorgnis. Wir tragen Uniformen. Nun, dieses Uniformtragen erniedrigt und erhebt uns gleichzeitig. Wir sehen wie unfreie Leute aus, und das ist m?glicherweise eine Schmach, aber wir sehen auch h?bsch darin aus, und das entfernt uns von der tiefen Schande derjenigen Menschen, die in h?chsteigenen aber zerrissenen und schmutzigen Kleidern dahergehen. Mir z. B. ist das Tragen der Uniform sehr angenehm, weil ich nie recht wusste, was ich anziehen sollte. Aber auch in dieser Beziehung bin ich mir vorl?ufig noch ein R?tsel. Vielleicht steckt ein ganz, ganz gemeiner Mensch in mir. Vielleicht aber besitze ich aristokratische Adern. Ich weiss es nicht. Aber das Eine weiss ich bestimmt: Ich werde eine reizende, kugelrunde Null im sp?teren Leben sein. Ich werde als alter Mann junge, selbstbewusste, schlecht erzogene Grobiane bedienen m?ssen, oder ich werde betteln, oder ich werde zugrunde gehen.

Wir Eleven oder Z?glinge haben eigentlich sehr wenig zu tun, man gibt uns fast gar keine Aufgaben. Wir lernen die Vorschriften, die hier herrschen, auswendig. Oder wir lesen in dem Buch >>Was bezweckt Benjamenta's Knabenschule?>Wie hat sich der Knabe zu benehmen?>Jawohl, mein Herr,>So gib es her. Rasch!>Schlingel wie du erhalten keine Quittungen.>Dies hier ist Jakob, der neue Sch?ler. F?hre ihn ins Schulzimmer.>Du bist schamlos,>Was machst du f?r Dummheiten? Lass das.>Nein, in dem Zimmer zu schlafen ist mir unm?glich. Ich kann da nicht atmen. Lieber will ich auf der Strasse ?bernachten.>Ich stehe nicht vorher auf, bis Sie mir versprochen haben, dass Sie mir einen menschenw?rdigen Raum zum Schlafen anweisen wollen. Ich bitte Sie, Fr?ulein, ich flehe Sie an, tun Sie mich an einen andern Ort, meinetwegen in ein Loch, nur nicht hier hinein. Hier kann ich nicht sein. Ich will meine Mitsch?ler gewiss nicht beleidigen, und habe ich es schon getan, so tut es mir leid, aber bei drei Menschen schlafen, als vierter, und dazu noch in solch einem engen Raum? Das geht nicht. Ach, Fr?ulein.>Ich will brav sein, ich verspreche es Ihnen. Ich will allen Ihren Befehlen zuvorkommen. Sie sollen sich nie, nie ?ber mein Benehmen zu beklagen haben.>Ist das sicher? Werde ich mich nie zu beklagen haben?>Nein, gewiss nicht, gn?diges Fr?ulein,>Steh' vor allen Dingen erst vom Boden auf. Pfui. Welch ein Flehen und Flattieren. Und dann komm. Meinetwegen kannst du auch anderswo schlafen.>Gef?llt dir die Kammer?>Sie ist eng. Zu Hause gab's Vorh?nge an den Fenstern. Und Sonne schien dort in die Gem?cher. Hier ist nur eine schmale Bettstelle und ein Waschgestell. Zu Hause gab es vollst?ndig m?blierte Zimmer. Aber werden Sie nicht b?se, Fr?ulein Benjamenta. Es gef?llt mir, und ich danke Ihnen. Zu Hause war es viel feiner, freundlicher und eleganter, aber hier ist es auch ganz nett. Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen mit Vergleichen von zu Hause und mit weiss der Kuckuck was noch alles komme. Ich finde die Kammer aber sehr, sehr reizend. Zwar, das Fenster da oben in der Mauer ist kaum ein Fenster zu nennen. Und das Ganze hat entschieden etwas Ratten- oder Hundelochartiges. Aber es gef?llt mir. Und ich bin unversch?mt und undankbar, so zu sprechen, nicht wahr? Vielleicht w?re es das Beste, mir die Kammer, die ich wirklich hoch sch?tze, wieder zu nehmen und mir den strikten Befehl zu erteilen, bei den andern zu schlafen. Meine Kameraden f?hlen sich sicher beleidigt. Und Sie, Fr?ulein, sind b?se. Ich sehe es. Ich bin sehr traurig dar?ber.>Du bist ein dummer Junge, und du schweigst jetzt.>Geh' wieder hinaus. Versuche, ob es dir m?glich ist, wie ein anst?ndiger Mensch ins Zimmer einzutreten,>Herein,>Wo ist die Verbeugung? Und wie sagt man, wenn man zu mir eintritt?>Guten Tag, Herr Vorsteher.>Guten Tag, Herr Vorsteher>Lauter reden, B?sewicht,>Guten Tag, Herr Vorsteher>Man lernt hier gar nichts, und ich will nicht hier bleiben. Bitte geben Sie mir das Geld zur?ck, und dann will ich mich zum Teufel scheren. Wo sind hier die Lehrer? Ist ?berhaupt irgend ein Plan, ein Gedanke da? Nichts ist da. Und ich will fort. Niemand, wer es auch sei, wird mich hindern, diesen Ort der Finsternis und der Umnebelung zu verlassen. Dazu, um mich hier von Ihren mehr als albernen Vorschriften plagen und verdummen zu lassen, komme ich denn doch aus viel zu gutem Hause. Zwar, ich will durchaus nicht zu Vater und Mutter zur?cklaufen, niemals, aber ich will auf die Strasse gehen und mich als Sklave verkaufen. Es schadet durchaus nichts.>Einmal einbezahlte Geldbetr?ge werden nicht mehr zur?ckerstattet. Was deine t?richte Meinung betrifft, du k?nntest hier nichts lernen, so irrst du dich, denn du kannst lernen. Lerne vor allen Dingen erst deine Umgebung kennen. Deine Kameraden sind es wert, dass man wenigstens den Versuch macht, sich mit ihnen bekannt zu machen. Sprich mit ihnen. Ich rate dir, sei ruhig. H?bsch ruhig.>h?bsch ruhig>Adieu, Herr Vorsteherinnere Gem?cher


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