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Words: 12453 in 3 pages

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ich einmal bewegte, waren wie sicher treffende Blitze.

Aber, wie die Frauen sind, trotzdem ist ihm meine Mutter untreu gewesen, nachdem ich einige Jahre auf der Welt war. Es scheint, dass sie schwach und eitel und nicht einmal besonders sch?n war, aber dass sie gerade in ihrer Schw?che und Hilflosigkeit einen grossen Zauber besass. Das Gespr?ch der Leute war, dass mein Vater, als er ihre Untreue erfuhr, sie mit seinen eignen H?nden erw?rgt habe, was allerdings nur ein Gerede gewesen sein kann, wie vieles andre, was ?ber ihn im Umlauf war. Denn weil er ein kluger Mann war und mehr wusste als die ?brigen, namentlich in der Arzneikunde und Chirurgie, glaubte man, dass er mit D?monen im Bunde stehe und mit ihrer Hilfe ?bermenschliche Dinge verrichten k?nne. So sagte man zum Beispiel, es habe ihn noch niemand mit den Augen blinzeln sehen, er bed?rfe des Schlafes nicht, ja sei wohl sogar des Todes ?berhoben, wenn ihm nicht die Geister, die er jetzt beherrschte, einmal den Hals br?chen. Wahr ist das, dass er Tage und N?chte hintereinander wachen konnte, ohne darunter zu leiden, und ich erinnere mich, wie ich ihn manchmal mit heimlichem Grauen betrachtete, ob er nicht die Augenlider bewegen w?rde, ohne dass es geschah. Weiter sagte man von meinem Vater, dass er die Leute behexen und mit dem blossen Blick seiner Augen krank machen, ja totschauen k?nne, und namentlich dass er, wen er wolle, und w?re er Papst von Rom, auf das Blutger?st unter sein Schwert zu bringen verm?chte, indem er denselben nur einmal fl?chtig mit der Spitze seines Schwertes ber?hrte. Deswegen, obschon sie seiner Hilfe in allerlei ?ffentlichen und heimlichen Sachen ben?tigten und diese auch meistens gutwillig, wenn auch gegen reichliches Entgelt, geleistet wurde, hatten sie doch Furcht vor ihm, und die Regierung h?tte sich vielleicht seiner auf irgendeine Weise entledigt, wenn sie seiner Rache sich auszusetzen gewagt h?tte. Gegen die Untergebenen in unserm kleinen Reiche, das, viele Geh?fte umfassend, weit ausserhalb der Stadt lag, war er, soweit es die Roheit der w?sten Knechte zuliess, grossm?tig und nachsichtig. Mich behandelte er sogar mit Z?rtlichkeit, wenn ich von einigen Anf?llen rasender Wut absehe, die ihn bei Gelegenheit von ein paar unbedeutenden kindlichen Vergehungen ergriff, und so grausam er mich auch in diesen F?llen behandelte, liebte ich ihn doch abg?ttisch, ja ich h?tte mir von ihm mit Freuden die Seele aus dem Leibe martern lassen. Nur manchmal ?berkam mich ein Gef?hl des Hasses von derselben St?rke, n?mlich dann, wenn mir zuf?llig, indem ich seine H?nde ansah, in den Sinn kam, dass er mit ihnen meine Mutter erw?rgt hatte.

Unser Haus lag auf der Heide, die sich bis an das Meer erstreckte; vom Hause aus konnte man es nicht sehen, wohl aber auf dem weiter nordw?rts gelegenen Richtplatze, wo es nichts als Sand gab ausser einigen uralten, verwitterten Steinen, die halb darin versunken waren. Man hielt sie f?r Grabsteine vornehmer Gerichteter; denn hier war seit undenklichen Zeiten die Richtst?tte der Republik gewesen; wahrscheinlicher ist es freilich, dass das Meer die Bl?cke angeschwemmt und ebbend auf der Heide zur?ckgelassen hatte. Wie dem auch sei, wir pflegten uns oft des Abends auf diese Steine niederzusetzen und auf das gl?nzendschwarze Geflimmer des Meeres hinzusehen, und wenn er dann seine Hand auf dem Steine neben mir ruhen liess, kam sie mir zuweilen wie eine weisse Tigerin vor, die schl?ft, weil sie satt von Blut ist, oder die sich schlafend stellt und lauert, um ein argloses Opfer zu zerfleischen. Dann dachte ich an meine Mutter, deren Bild ich deutlich vor Augen hatte und der ich selbst innen und aussen vielfach glich, und malte mir aus, wie sie sich in dem eisernen Arme des sch?nen Blutmannes gekr?mmt hatte, bis mir der Hass in die Kehle stieg und ich eine verzweifelte Lust sp?rte, mich auf ihn zu werfen und die Ader an seinem Halse aufzubeissen, damit er verblutete. Mein Vater sagte nie etwas dar?ber, obgleich er es mir ansah, und ich glaube sogar, er h?tte mir nicht gewehrt, auch wenn ich es getan h?tte. Dieser Gewaltige, der, wie man sagte, sechs M?nner mit einem Schwertschlage enthaupten konnte, dass ihre K?pfe wie Disteln abschnellten, h?tte sich von meinen schwachen H?nden umbringen lassen, so etwa wie Erwachsene stillhalten, wenn spielende Kinder mit ihren winzigen Schl?gen ?ber sie herfahren.

Mich m?chtig, ber?hmt und gelehrt zu machen, war der Ehrgeiz seines Lebens, und mit dem Gelde, das er aufh?ufte, erm?glichte er es, mir so viele Bildungsmittel zuzuf?hren, wie den strebsamsten und verm?glichsten Menschen der Zeit zug?nglich waren. Er schickte mich in andre L?nder, damit ich an hohen Schulen studierte, und liess es sich Hunderte und Tausende kosten, dass mein Herkommen und Stand verborgen blieben. Aber er dachte nicht etwa daran, mich in h?here Kasten einzuschmuggeln, nein, ich sollte nach ihm Scharfrichter werden, wie das einmal seit unvordenklichen Zeiten das Los unsers Geschlechtes war, nur sollte ich aus Schmach und Elend heraus sie alle durch meinen Geist ?bergl?nzen und beherrschen, auf den Knien sollten sie nachts mit Lebensgefahr zu mir rutschen, die mich am Tage wie einen tollen Hund von ihrer Schwelle hetzen durften. Ich freilich hatte an allen Schulen nichts gelernt als h?fliche Sitten und Herrenleben, weniger aus Faulheit als aus Torheit, die mich den Wert der Zeit nicht bedenken liess; im Innersten hoffte ich, es w?rde so in Saus und Braus in Ewigkeit weitergehen. Dem Befehle meines Vaters wagte ich aber nicht mich zu widersetzen, und es hatte auch etwas grausig Verlockendes f?r mich, einst Blutk?nig in dem einsamen Reich auf der Heide zu werden. Nur suchte ich den Augenblick, wo ich selbst das Handwerk aus?ben sollte, hinauszuschieben, worauf mein Vater auch bereitwillig einging, weil ich schlank und zierlich von Wuchs war und er meinte, ich m?sste mich noch durch viele k?rperliche ?bungen auf meinen Beruf vorbereiten.

Da kam eines Tages die Gelegenheit, die meinem Vater schicklich erschien, mich einzuf?hren; es handelte sich n?mlich darum, einen Papageien ?ffentlich mit dem Schwerte zu richten.

Herr Quarre, der kaiserliche Vogt, sass zwar bis ?ber den Hals in Schulden, achtete sich aber der Majest?t, die er vertrat, in allem gleich, war hochm?tig wie ein Pfau und dumm wie ein Pfannenstiel, wor?ber die Gassenbuben auf der Strasse Spottlieder genug zu singen wussten. Um seine Lage zu verbessern und seine Stimme im Rat zu verst?rken, trachtete er nach der Hand der Tochter des regierenden B?rgermeisters, deren lockende G?te und Holdheit sich in aller Leute Herz schmeichelte, so dass selbst die b?sen Kramverk?uferinnen auf dem Markte sie die kleine Wonne nannten, n?mlich Wunneke in jener altniederdeutschen Sprache. In ihrer ?berm?tigen Jugend lachte sie ?ber den abgeschmackten Freier, der zu allem andern ein dicker alternder Mann und trunks?chtig war, und gab sich nicht die M?he, ihre Verachtung seiner ungef?gen Person zu verbergen. Dar?ber war ihr Vater, der B?rgermeister, des Kaisers wegen in grossen ?ngsten, und wenn er auch nicht daran dachte, seine Tochter zu einer solchen l?cherlichen Verbindung zu zwingen, h?tte er die Sache doch gern aufs glimpflichste geordnet.

Nun geschah es, dass Herr Quarre den B?rgermeister besuchen wollte, ihn aber nicht zu Hause fand und in guter Zuversicht die Jungfrau Tochter bitten liess, die auch in wenigen Minuten zu erscheinen versprach. W?hrend er in einem stattlichen Empfangszimmer ihrer wartete, h?rte er im Nebenzimmer erst ein Pfeifen und Knarren, dann ein Singen, in dem er deutlich die Melodie und schliesslich auch die Textworte unterscheiden konnte; es lautete n?mlich:

Herr Quarre w?r ein Held Und h?tt auch Gott geprellt Ums Regiment der Welt, Wenn nicht das Beste fehlt': Die Gr?tze und das Geld.

Sogleich geriet Herr Quarre in einen brennenden Zorn, und als nun l?chelnden Mundes Wunneke ins Zimmer trat, ergoss er sich in w?tenden Reden und forderte tobend, dass ihm der Name des unversch?mten Rebellen genannt w?rde, der so aufreizende Lieder von sich g?be, damit eine nachdr?ckliche Strafe ?ber ihn verh?ngt w?rde. Wunneke entgegnete sanftm?tig, der Herr Vogt werde besagten Gesang auf der Strasse vernommen haben, wo man leider oft von liederlichen Leuten die gottlosesten Dinge h?ren m?sse. Herr Quarre blieb aber dabei, es sei im Nebenzimmer gewesen, und liess auch einfliessen, es sei eine helle und gewissermassen lieblich pfeifende Stimme gewesen, wobei er drohende Blicke auf das Fr?ulein schoss. Wunneke ver?nderte aber ihre unschuldige Miene nicht und sagte ruhig, im Nebenzimmer sei niemand anders gewesen als Fl?mmchen, der Papagei, der dort seinen Standort habe und allerdings, was sie nicht leugnen wolle, sowohl sprechen wie singen k?nne, so dass es, wenn auch unwahrscheinlich, doch nicht unm?glich sei, dass er den Unfug getrieben habe. Herr Quarre verlangte murrend die angebliche Bestie in Augenschein zu nehmen und wurde von Wunneke h?flich in das Nebenzimmer gef?hrt, wo auf einer goldenen Stange Fl?mmchen sass, mit einem Kettlein am Fusse daran festgebunden. Sie forderte den Vogel unter Streicheln und Liebkosen auf, zu wiederholen, was er vorher gesungen habe; aber man vernahm nur ein leises woll?stiges Knarren, das er von sich gab, indem er sein gr?ngoldiges K?pfchen langsam an der weissen M?dchenwange rieb.

Herr Quarre hielt sich nunmehr f?r gefoppt und schnaubte von dannen unter der Androhung, dass er den B?rgermeister und sein ganzes Haus wegen Majest?tsbeleidigung vor Gericht ziehen werde. Sein Zorn verdoppelte sich noch, als Herr Schmitz, der B?rgermeister, obwohl er sich verschworen hatte, alles zu tun, um den Gekr?nkten zu beg?tigen, sich mit Vorbringung fadenscheiniger Ausfl?chte entschuldigte, als der Vogt sich Wunneke selber zur Entsch?digung ausbat. Er brachte eine Klage bei dem Rat ein, und es wurde schleunig eine Sitzung anberaumt, bei der der B?rgermeister, als selbst beklagt und beteiligt, den Vorsitz Herrn Muslieb, dem zweiten B?rgermeister, abtreten musste.

Dieser war zwar dem kaiserlichen Vogte, der best?ndig die Gerechtsame der Republik schm?lern wollte, so feind, wie es ihm zukam, andrerseits aber war es ihm angenehm, dartun zu k?nnen, dass, wenn auch seine Stellung bescheidener als die des regierenden B?rgermeisters, doch sein Name nicht minder fleckenlos war, und er beschloss, die Gerechtigkeit alle Partei-, Privat- und Sonderinteressen ?berwiegen zu lassen. Er ersuchte zun?chst Herrn Quarre, das Lied vorzutragen, das die Ursache des Prozesses war, was derselbe nicht ohne Unwillen tat; s?mtliche Ratsherren konnten nicht umhin, mit strengem Kopfsch?tteln sich dahin zu erkl?ren, dass es keine geringe Keckheit und Unanst?ndigkeit sei, wenn Lieder so schandbaren Inhalts in einem obrigkeitlichen Hause in aller Fr?hlichkeit laut w?rden. Der B?rgermeister und seine Tochter beteuerten, dass keiner ausser dem Papagei das Lied h?tte singen k?nnen, und das Fr?ulein f?hrte zu seiner Entschuldigung an, dass er wahrscheinlich, am offenen Fenster stehend, das Schelmenst?ckchen geh?rt und in seiner Torheit nachgeplappert h?tte. Herr Quarre zog dies in Zweifel, da noch nicht einmal bewiesen und ?berhaupt sehr unwahrscheinlich sei, dass das dumme und eitle Tier sprechen k?nne, welcher Beweis denn nun freilich auf der Stelle geleistet wurde. Indessen war Fl?mmchen nicht zu bewegen, etwas andres zu sagen als: Guten Morgen, Wunneke! Komm mit, Wunneke! K?ss mich, Wunneke! welche Reden er s?sslich qu?kend und unter geschwindem Augenrollen mehr als n?tig wiederholte. Daraufhin erkl?rte der vorsitzende B?rgermeister den Papageien f?r wohlbef?higt, das Verbrechen, dessen er geziehen wurde, begangen zu haben, und Herr Quarre, der den Vogel nunmehr zwischen Furcht und Staunen f?r einen Zauberer ansah, neigte zu der Ansicht, dass er der T?ter sei.

Trotzdem glaubte der Rat ohne weiteren Beweis nicht zu einem Urteil schreiten zu d?rfen, und die Herren gingen dem Vogel mit Singen und Pfeifen eifrig zu Leibe; denn sie hofften ihn zur Wiederholung des Liedes zu bewegen, indem sie die Melodie und ersten Worte desselben anh?ben. ?ber diese Zur?stungen war Fl?mmchen so erschreckt, dass er nur den Schnabel auf und zu machte, ohne einen h?rbaren Laut zu ?ussern, was Herr Quarre als Berechnung und Verstellung auslegte. Die ?brigen Herren z?gerten in grosser Verlegenheit, bis das Fr?ulein den Vorschlag machte, es m?chten einige Vertrauenspersonen ausgew?hlt und beauftragt werden, Fl?mmchen w?hrend einer gewissen Zeit scharf zu beobachten; denn es sei anzunehmen, falls er das Lied wirklich einmal gewusst h?tte, dass er es wiederholen w?rde, sowie er nicht wie jetzt durch eine hohe und majest?tische Versammlung eingesch?chtert w?re. Hierauf gingen alle mit Freuden ein, und es wurden sofort drei kundige und anstellige Ratsherren mittels geheimer Abstimmung ausgew?hlt, die drei Tage und N?chte hintereinander das Gestell des Vogels umgeben und auf alle seine ?usserungen achten sollten. Da ihnen Reden sowie Gespr?ch und Gel?chter jeder Art der gr?sseren Aufmerksamkeit wegen verboten war, vertrieben sie sich die Zeit mit schweigendem W?rfeln und Kartenspielen, das nur zuweilen dadurch unterbrochen wurde, dass ein jeder die Ausrufungen des Papageien auf einem Pergamentstreifen verzeichnete. Es war aber nach Verlauf der Zeit nichts vorgefallen, was auf Fl?mmchens Kenntnis des bez?glichen Liedes schliessen liess, und man h?tte ihn freigesprochen, wenn sich nicht Herr Quarre mit ?usserster Wut dagegen gesetzt h?tte. Ein sauberes Regiment, sagte er, das sich von einem ausl?ndisch aufgeputzten Vogel ?ber das Ohr hauen lasse; er w?rde die ganze Republik zusammenstampfen wie ein ?pfelmus, wenn der ihm zugef?gte Schimpf nicht an dem Misset?ter ger?cht w?rde. Nachdem B?rgermeister und Rat eine Zeitlang in den Gesetzen nachgeschlagen und gebl?ttert hatten, erkl?rten sie einm?tig, dass sie zun?chst das Mittel der Tortur versuchen m?ssten, um ein gutwilliges Gest?ndnis zu erpressen.


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