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Words: 24221 in 10 pages

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Die Mutter

Bl?tter aus dunklen Tagen von Gutti Alsen

Im Wir Verlag ? Berlin NW 87

Dem Andenken meiner Eltern!

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1918.

Wie seltsam dies alles war am Tage, der dieser Nacht voraufging! Und wie es mir jetzt, da ich den verfallenden Stimmen nachlausche, als ein gleichgestimmter Klang erscheint! Gell, schneidend, aufr?hrend! In blanker Fr?he die Nachricht vom Ausbruch der Revolution. Tags?ber der schreiende Regensturm in den gekr?mmten Gassen der alten Seestadt. Am wundgepeitschten Abend die Auff?hrung des gewaltt?tigen St?ckes, dem die Menge zum Schluss wie in Besessenheit Beifall kreischte. Und endlich der Rausch der drei J?nglinge neben mir beim Heimweg im wehen Abendnovember!

Oft, im schleichenden Gehen der langen, unendlichen Jahre des Krieges hatte ich in Gedanke und Rede dem Wunsche Ausdruck gegeben, sie m?gen ein Ende machen, die Soldaten aller L?nder. Unpolitischer als ein halbw?chsiger Knabe, hatte ich mit diesem Anruf einer fremden Macht gespielt, wie ein geschlagenes Kind etwa, das, um straffrei zu bleiben, Kaiser zu werden bittet. Nun meiner Bitte Gew?hrung geschah, stehe ich diesem Zustand genau so ver?ngstet, genau so hilflos gegen?ber wie das Kind, dem kaiserliche Gewalt verliehen w?re.

Das also ist das Gesicht der Revolution am ersten Tage ihrer Geburt! Elf Mann, deren Namen unerforschbar blieben, hatten in vergangener Nacht die Herrschaft der Handelsstadt an sich genommen, kampflos, mit einer grossartigen Selbstverst?ndlichkeit. Die tags zuvor noch Gebieter des Volkes geheissen, waren zu Hunderten hingem?ht, wie hohe Halme von einem einzigen Sichelschlag. Durch die nassen windigen Gassen aber brodelten den ganzen Tag die St?rze der Volksmassen, oder sie stauten sich an einem Platze um irgendeinen Redner, dessen Worte am Sturm zerbrachen. J?nglinge mit brennenden Augen und grossen Geb?rden gaben Freudenschreie in den Tumult. Flieger besch?tteten die Menge in knappen Zwischenr?umen mit weissen Bl?ttern voll flammender ?berschriften. Autos mit brandroten, klatschenden Fahnen trugen in toller Fahrt halbw?chsige Burschen an irgendein geheimnisschwangeres Ziel.

Ich aber strich mit schweren Gliedern und mattem Herzschlag an den H?usern hin, die hinter dieser Emp?rung der Menschen und der Elemente d?sterten, und sah junge, blutstrotzende Offiziere erbleichen, weil ihnen l?rmende Buben in aufsehenerregender Art die Zeichen ihre Standes abrissen und mit dem Strassenschmutz mengten. Ich sah einen weisshaarigen, hohen Milit?rsmann, mit Tr?nen auf den Wangen und gespreizten Fingern um die Verg?nstigung betteln, seine Entehrung in einem Hausflur vornehmen zu d?rfen ... mit eigenen H?nden. >>Ich habe sie fast f?nfzig Jahre getragenWie, hatte ich dies denn vergessen k?nnen, dass heute die so schmerzvoll ersehnte Auff?hrung des aufw?hlenden jungen Dramas vor sich gehen sollte, das der Familie Revolution ansagt? ...>Und war es nicht das bedeutsame Zeichen einer herrlichen Zukunft, dass diese Tat am ersten Tage der Volksauflehnung geschah? Hoch, dreimal hoch der jungen Republik und allen Umst?rzen in ihrem Gefolge! In die Abfallgrube mit vermoderten Vorurteilen und mit allen Tyrannengesetzen!


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