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Words: 23757 in 8 pages

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#14 in our series by Johann Wolfgang von Goethe

Wilhelm Meisters Lehrjahre--Buch 2 by Johann Wolfgang von Goethe

September, 2000

Wilhelm Meisters Lehrjahre--Buch 2

Johann Wolfgang von Goethe

Zweites Buch

Erstes Kapitel

Jeder, der mit lebhaften Kr?ften vor unsern Augen eine Absicht zu erreichen strebt, kann, wir m?gen seinen Zweck loben oder tadeln, sich unsre Teilnahme versprechen; sobald aber die Sache entschieden ist, wenden wir unser Auge sogleich von ihm weg; alles, was geendigt, was abgetan daliegt, kann unsre Aufmerksamkeit keineswegs fesseln, besonders wenn wir schon fr?he der Unternehmung einen ?beln Ausgang prophezeit haben.

Deswegen sollen unsre Leser nicht umst?ndlich mit dem Jammer und der Not unsers verungl?ckten Freundes, in die er geriet, als er seine Hoffnungen und W?nsche auf eine so unerwartete Weise zerst?rt sah, unterhalten werden. Wir ?berspringen vielmehr einige Jahre und suchen ihn erst da wieder auf, wo wir ihn in einer Art von T?tigkeit und Genuss zu finden hoffen, wenn wir vorher nur k?rzlich so viel, als zum Zusammenhang der Geschichte n?tig ist, vorgetragen haben.

Die Pest oder ein b?ses Fieber rasen in einem gesunden, vollsaftigen K?rper, den sie anfallen, schneller und heftiger, und so ward der arme Wilhelm unvermutet von einem ungl?cklichen Schicksale ?berw?ltigt, dass in einem Augenblicke sein ganzes Wesen zerr?ttet war. Wie wenn von ungef?hr unter der Zur?stung ein Feuerwerk in Brand ger?t und die k?nstlich gebohrten und gef?llten H?lsen, die, nach einem gewissen Plane geordnet und abgebrannt, pr?chtig abwechselnde Feuerbilder in die Luft zeichnen sollten, nunmehr unordentlich und gef?hrlich durcheinander zischen und sausen: so gingen auch jetzt in seinem Busen Gl?ck und Hoffnung, Wollust und Freuden, Wirkliches und Getr?umtes auf einmal scheiternd durcheinander. In solchen w?sten Augenblicken erstarrt der Freund, der zur Rettung hinzueilt, und dem, den es trifft, ist es eine Wohltat, dass ihn die Sinne verlassen.

Tage des lauten, ewig wiederkehrenden und mit Vorsatz erneuerten Schmerzens folgten darauf; doch sind auch diese f?r eine Gnade der Natur zu achten. In solchen Stunden hatte Wilhelm seine Geliebte noch nicht ganz verloren; seine Schmerzen waren unerm?det erneuerte Versuche, das Gl?ck, das ihm aus der Seele entfloh, noch festzuhalten, die M?glichkeit desselben in der Vorstellung wieder zu erhaschen, seinen auf immer abgeschiedenen Freuden ein kurzes Nachleben zu verschaffen. Wie man einen K?rper, solange die Verwesung dauert, nicht ganz tot nennen kann, solange die Kr?fte, die vergebens nach ihren alten Bestimmungen zu wirken suchen, an der Zerst?rung der Teile, die sie sonst belebten, sich abarbeiten; nur dann, wenn sich alles aneinander aufgerieben hat, wenn wir das Ganze in gleichg?ltigen Staub zerlegt sehen, dann entsteht das erb?rmliche, leere Gef?hl des Todes in uns, nur durch den Atem des Ewiglebenden zu erquicken.

In einem so neuen, ganzen, lieblichen Gem?te war viel zu zerreissen, zu zerst?ren, zu ert?ten, und die schnellheilende Kraft der Jugend gab selbst der Gewalt des Schmerzens neue Nahrung und Heftigkeit. Der Streich hatte sein ganzes Dasein an der Wurzel getroffen. Werner, aus Not sein Vertrauter, griff voll Eifer zu Feuer und Schwert, um einer verhassten Leidenschaft, dem Ungeheuer, ins innerste Leben zu dringen. Die Gelegenheit war so gl?cklich, das Zeugnis so bei der Hand, und wieviel Geschichten und Erz?hlungen wusst er nicht zu nutzen. Er trieb's mit solcher Heftigkeit und Grausamkeit Schritt vor Schritt, liess dem Freunde nicht das Labsal des mindesten augenblicklichen Betruges, vertrat ihm jeden Schlupfwinkel, in welchen er sich vor der Verzweiflung h?tte retten k?nnen, dass die Natur, die ihren Liebling nicht wollte zugrunde gehen lassen, ihn mit Krankheit anfiel, um ihm von der andern Seite Luft zu machen.


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