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Words: 89758 in 26 pages

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en ?berhaupt zu sehen bekamen. ?ber die schweren Bedenken, die bei der Moskauer Vertretung gegen wesentliche Punkte der Zusatzvertr?ge bestanden, konnte man im Berliner Ausw?rtigen Amt nicht im Zweifel sein.

Jedenfalls w?nschte der Staatssekret?r, dass ich meine Abreise nach Moskau nach jeder M?glichkeit beschleunigen m?chte, um mir so bald wie m?glich an Ort und Stelle ein Urteil zu bilden. Die ?ber die Verlegung des Sitzes der deutschen Vertretung zu treffende Entscheidung gab er dabei ganz in meine Hand.

So reiste ich bereits wenige Tage nach meiner Ernennung, am 26. Juli, von Berlin nach Moskau ab. Ich hatte mir vorbehalten, nach Gewinnung eines ?berblicks zur Berichterstattung und zur Ordnung meiner pers?nlichen Verh?ltnisse nach Berlin zur?ckkommen zu d?rfen.

An der Milit?rgrenze, Bahnhof Orscha, erwartete mich ein Vertreter des Volkskommissariats f?r das Ausw?rtige mit einem Extrazug und einer schwer bewaffneten lettischen Schutzwache. Die Reise auf russischem Gebiet ging glatt und rasch vonstatten. Wir h?tten bequem zwischen sieben und acht Uhr abends in Moskau sein k?nnen: Etwa hundert Kilometer vor Moskau erhielt jedoch der Zugf?hrer die Weisung, der Zug d?rfe unter keinen Umst?nden vor zehn Uhr in Moskau einlaufen. Wir fuhren dementsprechend im Schneckentempo. Kurz vor Kunzewo, etwa vierzehn Kilometer vor Moskau, erhielt der Zug Haltesignal. Dr. Riezler erschien an meinem Wagen und forderte mich auf, mit meinem Begleiter, dem der Moskauer Vertretung zugeteilten Legationsrat Grafen Bassewitz, den Zug zu verlassen. Man wolle es vermeiden, mich im Moskauer Bahnhof aussteigen zu lassen. Auf der Strasse erwartete uns Herr Radek, damals Chef der mitteleurop?ischen Sektion des Volkskommissariats f?r das Ausw?rtige, mit seinem Auto und brachte uns unbemerkt nach der Stadt hinein zu der am Djeneshnij, einer ruhigen Seitenstrasse des Arbat, gelegenen Villa Berg, in der unsere Vertretung ihren Sitz genommen hatte. Herr Radek erw?hnte, es liege zwar nichts Besonderes vor, aber meine Ankunft k?nne bekannt geworden sein, und Vorsicht k?nne nichts schaden.

Ich hatte noch am gleichen Abend und am n?chsten Vormittag Gelegenheit, meine wichtigsten Mitarbeiter kennenzulernen, mir von ihnen ?ber den Stand ihrer Gesch?fte berichten zu lassen und ihre Ansicht ?ber die Lage zu h?ren. Alle, Milit?r und Zivil, stimmten darin ?berein, dass die Bolschewikiregierung von innen und aussen schwer bedroht sei; dass es ihr an jeder Spur von gutem Willen fehle, aufrichtig mit Deutschland zusammenzugehen; dass sie zwar in der ernsten Lage, in der sie sich befinde, einen Bruch mit uns vermeiden, ja nach M?glichkeit sich unsere moralische und materielle Unterst?tzung sichern wolle, jedoch jede Deutschland zugutekommende Massnahme unter dem Anschein und dem Versprechen des Entgegenkommens durch den z?hesten passiven Widerstand vereitele; dass das offensichtliche Bestreben gewisser im Ausw?rtigen Amt einflussreicher Leute, mit der Bolschewikiregierung intim zusammenzuarbeiten und namentlich mit ihr die Zusatzvertr?ge abzuschliessen, das ganze nichtbolschewistische Russland geradezu gegen Deutschland aufpeitsche, ohne uns den geringsten greifbaren Vorteil zu bringen; dass schliesslich die deutsche Vertretung in Moskau, trotz verst?rkter Bewachung durch ein Lettenkommando, nach wie vor ernstlich bedroht und ein gedeihliches Arbeiten nicht m?glich sei. Die von Berlin in Aussicht genommene Entsendung von dreihundert Mann in Zivil wurde von den Milit?rs als ein g?nzlich unzureichender Schutz bezeichnet.

Mein erster Besuch galt dem Volkskommissar f?r das Ausw?rtige, Herrn Tschitscherin, der sein Quartier im Hotel Metropol am Theaterplatz aufgeschlagen hatte. Dem Dr?ngen meiner Berater folgend, besuchte ich ihn unangesagt; auch benutzte ich nicht das Gesandtschaftsauto, sondern ein Dogcart. Nach wenigen Minuten verlor das Pferd ein Eisen. Ich ging mit Dr. Riezler, der mich begleitete, unerkannt und unbeobachtet zu Fuss durch die gef?hrliche Stadt, die kaum einen anderen Eindruck machte als sp?ter das revolution?re Berlin.

Herr Tschitscherin, in seinem ?usseren ein verh?rmter und versch?chterter Gelehrter mit schwerm?tigen, traurigen Augen, sprach mir sofort von seinen Sorgen um Baku, das von den t?rkischen Truppen unmittelbar bedroht sei, und berief sich auf die Zusagen, die von unserer Regierung Herrn Joffe wegen des Schutzes von Baku gemacht worden seien. Ich bezweifelte auf Grund meiner Berliner Informationen, dass die T?rken einen Schlag gegen Baku beabsichtigen k?nnten, und gab die Versicherung, dass die deutsche Regierung von den mit ihrem Bundesverh?ltnis zur T?rkei vertr?glichen Mitteln Gebrauch machen werde, um die T?rken zur Zur?ckhaltung zu veranlassen. ?ber die Zusatzvertr?ge sagte Tschitscherin, dass er noch nicht im Besitz der in Berlin zwischen den beiderseitigen Delegationen vereinbarten Redaktion sei; dass nach deren Eingang die Vertr?ge von dem Rat der Volkskommissare einer eingehenden Pr?fung unterzogen werden m?ssten, bevor er Stellung nehmen k?nne. Warm wurde er, als er auf die inneren Verh?ltnisse zu sprechen kam. Die Industrieproletarier h?tten die Revolution gemacht; aber sie seien in Russland der Zahl nach eine geringe Minderheit. Deshalb h?nge das Schicksal der Revolution vom Dorfe ab, das sich bisher indolent oder gar feindlich gezeigt habe. Sie seien jetzt dabei, die >>Dorfarmen>Dorfreichen


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